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MdmfferDWblaü Fernsprecher Wilsdruff 7K. 6 fÜk UNd ^MgkgMd Postscheckkonto Dresden 264S Erschein! ILgUch ml! «llsnabm« der Som» und Festing« nachmMogs r llhr für den folg«!»«» Tng. Dezngeprel« b«i Leldstabholung monatlich M!^ durch unsere AuskLqer zugetrngen in »er Stadt monatlich Ml., auf dem Lau»« Ml., durch die Post bezogen vierteljährlich M!. mit Zustellungsgrbühr. Alle postanffalten und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeti Bestellungen entgegen. Im Fall« höherer Sewali, Krieg »der sonstiger BetrtebUstürungen hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung »der Kürzung de« Bezugspreise«. Erscheint seit Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat« zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. W«rl«-er »«d Drucker: Arthur Zfch««ke i» Wilsdruff. Berautwortlicher Schriftleiter: Her««»« Lässig, für de« Jaserate«teil: Arthur Zschunke, Heide i« Wilsdruff. Inserst»nch>ret« Ml. für dk « gespaltene Korpuszelle »»er deren Raunz, Rellamen, die r spaltlge Korposzeft« ML B«l Wiederholung und Iahresaufirag entsprechender Preisnachlaß. Belmmtmachungen Im «msttchen Lest snur »»» B«hörd«n) dl- r gespaltene Korpuszelle Ml. Aachloeisungs-Gebühr «> pfg. Anzelgenonnahm« »is pormlstag« 10 llhr. Für dl« Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir leine Garant!«. Zeder Rabatt« anspruch erlischt, Venn »er Betrag durch Klage eingcz»^en werden muß oder der Auftraggeber la Kottlurs g«rA. Nr. 154 Mittwoch den 5. Juli 1922. WmsrWerdiedeutscheM Gegen Herabsetzung der Reparationen. Kerne Anleihe vor Besserung der deutschen Finanzen. Paris, 2. Juli. Auf einem Festmahle des republikanischen Ausschusses für Handel, Industrie und Landwirtschaft hielt Poincars eine Rede über die innere und äußere Politik der fran-, zösischen Regierung. Er sagte u. a., in Frankreich sei im August 1914 niemand so mit Blindheit geschlagen gewesen, daß er den deutschen Angriff entschuldigt und die dauernd friedlichen Ab sichten der französischen Regierung in Zweifel gezogen hätte. Man hätte solche Männer gesteinigt. Einmütig sei das Volk bis 1917 geblieben. Dann sei eine Zeit des Schwankens gekommen. In der gegenwärtigen Zeit lägen die Phantome des Jahres 1917 erneut auf der Lauer. Die heutigen Defaitisten möchten das kaiserliche Deutschland von der Kriegsschuld befreien und die Grundlagen erschüttern, auf denen die siegreichen Nationen die Friedensverträge von Versailles, St. Germain und Trianon aufgebaut hätten. Zu gleicher Zeit lieferten sie aber auch Waffen den Ausländern, die die Franzosen als ein militaristisches, von Imperialismus erfülltes Volk bezeichneten. Diese gehässige Pro paganda, die sehr häufig von Deutschland oder von bolschewisti scher Seite inspiriert werde, werde bald zusammenbrechen, aber die französische Regierung könne keine Beamten dulden, die sich an derartigen Bestrebungen beteiligen. Ueber die Reparationsfrage sagte Poincars u. a.: Deutsch land arbeite emsig an der Wiederaufrichtung seiner Industrie und seiner Handelskraft. Man dürfe sich zu keiner Erleichterung hergeben, die es den Deutschen gestatten würde, sich auf Kosten ihrer Gläubiger zu bereichern. Die französischen Forderungen seien schon genügend herabgesetzt worden. Frankreich habe seine Reparationen bisher an Stelle Deutschlands bezahlt und hier für 90 Milliarden vorgeschossen. Werde ein Zusammenbruch Frankreichs für den Handel der gesamten Welt nicht große Folgen haben? Bilde man sich ein, daß dann der wirtschaftliche Wieder aufbau Europas erleichtert worden sei? Frankreich verfolge nicht lediglich egoistische Zwecke. Es wolle nicht unter der Bürde einer ungerechten Last zusammenbrechen. Es wolle Frankreich bleiben, d. h. ein Land, das im Kriege beruhigt zu sein imstande war, und im Frieden einer der besten Arbeiter für die mensch liche Zivilisation und den menschlichen Fortschritt sein wolle. Wenn wir an Stelle eines Vertrages, den wir für unbe friedigt halten, einen anderen setzen, müssen wir uns mit allen Alliierten, ja sogar mit den feindlichen Nationen verständigen. Aber die eventuellen „Sanktionen" könnten die Frage auch nicht vollkommen lösen. Wir haben sofort Geld nötig. Wir sind ge zwungen, die Reparationen in natura, also die Sachlieferungen, zu entwickeln und die deutschen Arbeiter nutzbar zu verwenden. PoincarS sprach alsdann von der internationalen Anleihe, die in Wirklichkeit eine deutsche Anleihe sei, die auf dem aus wärtigen Markt begeben werde. Die jetzige französische Regie rung sei Anhängerin davon, aber man müsse den richtigen Augen blick wählen. Die Bankiers, gestützt auf ihre Regierungen, hätten bei der Reparationskommission und bei Frankreich angefragt, ob sie nicht den Plan einer Anleihe studieren könnten. Dem habe Frankreich zugestimmt, aber er, PoincarS, habe die Initiative nicht ergriffen, weil er den Augenblick nicht für günstig gehalten habe. Er sei der Ansicht, daß man verfrüht gehandelt habe. Bevor man eine Anleihe ins Auge fasse, müßten die deutschen Finanzen sich gebessert haben. In diesem Augenblick stünden sie aber sehr schlecht. Deutschland sei ein fleißiges Land, das sich gewiß wieder erheben werde. Aber jetzt schon eine Anleihe auf zulegen, das heiße, mit dem Ende beginnen. Angesichts der schlechten Lage Deutschlands hätten die Bankiers den Gedanken einer Herabsetzung der Schuld ins Auge gefaßt. Das haben wir, erklärte Poincars, nicht annehmen können. (Lebhafter Beifall.) Wenn die Bankiers wüßten, daß man nach dieser Richtung stark bleibe, dann würden sie die Lehre daraus ziehen; er glaube nicht, daß die Frage geschlossen sei. Frankreich wolle leben. Es wünsche den Ruin von niemand. Es könne aber nicht dulden, daß Deutschland sich auf seine Kosten bereichere. Wenn man die Welt wieder aufrichten wolle, müßten zuerst die Kriegsruinen auf französischem Boden wiederhergestellt werden. Lasse man Frankreich im Elend, dann bringe man Europa eine tödliche Wunde bei. Um Europa zu retten, müßte man damit beginnen, die Wiedererhebung Frankreichs sicherzustellen. Nachdem Senator Hubert für die interparlamentarische Gruppe der verwüsteten Gebiete gesprochen und erklärt hatte, Deutschland müsse Sachlieferungen und Geldzahlungen leisten, wurde eine Vertrauenstagesordnung angenommen. Sie MM res GsmtirwMer. Die vier Ausschüsse. Berlin. Wie die Telegraphenunivn erfährt, hat das Garantiekomitee nunmehr vier Ausschüsse gebildet. Der erste Ausschuß beschäftigt sich mit den Reichseinnahmen, in ihm führt den Vorsitz ein Engländer, neben ihm ein Franzose und ein Amerikaner. Der zweite Ausschuß hat die Kontrolle über die Reichsausgaben, in ihm hat Belgien den Vorsitz. Der dritte Ausschuß ist derjenige, der die Kapitalflucht aus Deutschland und die Rückführung des bereits aus Deutschland geflüchteten Kapitals behandelt. In ihm führt den Vorsitz der Präsident des Garantiekomitees, der Franzose Monclair. Im vierten Aus schuß, der sich mit statistischen Arbeiten beschäftigt, führt wieder ein Franzose den Vorsitz. Die Arbeiten des vierten Ausschusses sind rein technischer Natur, die sich glatt abwickeln in unmittel barem Zusammengehen mit dem zuständigen Reichsami. In den übrigen drei Ausschüssen sind in den vergangenen Tagen jedenfalls Besprechungen grundsätzlicher Art erfolgt. Bis jetzt haben sich die Verhandlungen in durchaus loyaker Weise ab gewickelt. Paris. Ueber die Arbeiten des Garantieausschusses, der sich in Berlin aufhält, verbreitet das Journal des Debats eine Nachricht, in der gesagt wird, trotz der großen Verschwiegen heit, mit der die Arbeiten des Garantieausschusses von der Reparationskommission behandelt würden, glaube man zu wissen, daß für verschiedene Fragen die Grundlage einer Ver ständigung gefunden sei. Was die finanzielle Kontrolle anbe- treffe, würden die Forderungen der Alliierten befriedigt, ohne daß die deutsche Souveränität dadurch geschmälert würde. Die Veröffentlichungen der Statistiken für Ein- und Ausfuhr seien sichergestellt, jedoch mache das Problem der Kapitalflucht Schwierigkeiten, da die von der deutschen Regierung vorge schlagenen Maßnahmen sehr unbefriedigend erschienen. Die Frage der Autonomie der Reichsbank sei noch nicht endgültig geregelt, aber sie scheine keinen ernsten Schwierigkeiten zu be gegnen. Wenn die Arbeiten im gleichen Tempo fortschreiten würden, sei es möglich, daß das Garantiekomitee schon Ende der nächsten Woche seinen Bericht erstatten könne. * Ein «wer Hilsemf der RkichrregierW? Paris, 3. Juli. Der Berliner Berichterstatter des Pariser Journal meldet aus sicherer Quelle, daß die deutsche Regierung die Absicht habe, das Garanliekomitee einzuladen, dringend bei den Alliierten vorstellig zu werden, um den deutschen Finanzen zu Hilfe zu kommen. Die deutsche Regierung sei nicht in der Lage, den Kurssturz der Mark zu verhindern, daher sei die Zahlung der nächsten fälligen Rate an die Reparationskom mission unmöglich geworden. Deutschland werde immer ge nötigt sein, Getreide im Ausland zu kaufen, bevor es an die Leistungen für die Reparationskommission gehen könne. Zuerst müsse es die eigene Bevölkerung ernähren, um eine Katastrophe zu vermeiden. Paris, 3. Juli. Ueber die Möglichkeit, heute eine inter nationale Anleihe zur Regelung der Reparativnsfrage zu er langen, schreibt das Echo de Paris, diese Frage hätten die Bankiers verneint trotz der offenkundigen Polemik, die sie nach Beendigung ihrer Arbeit veröffentlicht hätten. Morgan habe einen französischen Plan nicht angenommen, der von 50 Milli arden Goldmark gesprochen habe, obwohl nur 25 Milliarden hier von hätten durch eine Anleihe gedeckt werden sollen, während der Rest in der Reparationsforderung durch Sachlieferungen und eine geringe Geldjahreszahlung hätten gedeckt werden sollen. Als man Morgan aufgefordert habe, seine Gedanken zu ent wickeln, habe er einen unausführbaren und unannehmbaren Plan improvisiert: dreißig Iahreszahlungen ohne Zinsen, be ginnend mit 2 Milliarden und endigend mit 4 Milliarden. Die Reparationskommission hätte nach 20 Jahren zu bestimmen, aber sür den Beginn schon hätte der Plan die Herabsetzung des Zahlungsplans ohne Ausgleich durch die interalliierten Schulden und den Verzicht auf die Sanktionen ins Auge gefaßt. 81. Jahrgasg UmWe des SAWWs der Re-Mik i« Mchrm. Das Amnestiegesetz gleichfalls angenommen. Berlin, 3. Juli. In der heutigen Sitzung des Reichs rates wurde der Gesetzentwurf zum Schutze der Republik mit 48 gegen 18 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten außer Bayern, die Provinzen Ostpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Nieder- und Oberschlesien, Schleswig-Holstein und Hessen-Nassau. Das Amnestiegesetz wurde mit 55 gegen 11 Stimmen gleichfalls angenommen. Dagegen stimmten Bayern und Bremen. Die erforderliche Mehrheit ist also bei beiden Gesetzentwürfen vorhanden. Werfall ms Mixmiliis Hude». Harden mit Totschlägern bearbeitet. Berlin, 3. Juli. Gegen 8 Uhr abends wurde Maxi milian Harden in der Nähe seiner Wohnung im Grunewald von zwei Männern überfallen und mit Totschlägern bearbeitet. Harden trug fünf Kopfverletzungen davon und wurde bewußt los in seine Wohnung gebracht. Ein vermutlicher Täter wurde verhaftet. Zu Emeiierms der NeginWOrUW» durch die A. S. P. Berlin, 3. Juli. Nachdem bereits am Sonnabend der Parteivorstand der U. S. P. in Berlin zusammengetreten war, um sich mit der Frage zu befassen, ob bei der gegenwärtigen politischen Lage ein Eintritt der Ü. S. P. D. in die Regierung möglich sei, beschäftigte sich am Sonntag eine von der Partei einberufene Reichskonferenz mit dieser Frage. Auf dieser Kon ferenz referierte der Abg. Dr. Kurt Rosenfeld über diese Mög lichkeiten und verlangte, daß für den Fall des Eintritts der U. S. P. in die Regierung zur Bedingung nicht nur die heutigen Forderungen des A. D. G. B. und der anderen Spitzenorgani- sativnen gemacht wurden, sondern daß auch die Erfüllung des Bielefelder Abkommens und der bekannten zehn Punkte des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes zur Grundbedingung für den Eintritt der Partei in die Regierung gemacht würde. Nach längerer Beratung beschloß schließlich die Konferenz, den Punkt des Leipziger Programms, der die Regierungskoalition mit bürgerlichen Parteien verwirft, aufzugeben. Die Partei ist also entschlossen, in die Regierung einzutreten und damit die Koalition nach links zu erweitern. Wie verlautet, will sich die U. S. P. D. für die Beteiligung an der Regierung und der Regierungskoalition mit zwei Ministern ohne Portefeuille be gnügen. Ihre Bestrebungen gehen indessen dahin, auch einen Ressortminister zu stellen. Ueber die Frage, welches Ressort für die U. S. P. in Frage kommt, ist bis zur Stunde noch nicht verhandelt worden. Am Montag mittag haben, wie gemeldet wird, die Ver handlungen zwischen den Fraktionsvorständen über den Eintritt der U. S. P. D. in die Regierung begonnen. Die Personal frage steht einstweilen noch im Hintergrund. Man sucht zunächst sich prinzipiell zu verständigen. Die S. P. D. wird, sobald die Verhandlungen an einem bestimmten Punkt angelangt sind, an die bürgerlichen Regierungsparteien mit dem Verlangen herantreten, die Regierungsbasis durch Aufnahme der U. S. P. D. zu verbreitern. Nels-rsch Im KrieWwzek MWelsM. Leipzig, 3. Juli. Heute mittag gegen 1 Uhr wurde im Kriegsbeschuldigtenprozeß gegen den praktischen Arzt Dr. Michel sohn vor dem Reichsgericht das Urteil verkündet. Da für die Anschuldigungen der französischen Regierung durch die Ver handlung in keiner Beziehung ein Beweis erbracht werden konnte, wurde der Angeklagte freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens trägt die Reichskasse. Haushalishilfe. Erfindungen einer praktischen Wiener Hausfrau. . Wien, im Juni. Die Begründerin der Fachkurse für Volkspflege, Frau Ilse Arlt, bat im Hause Heaelaasie 12 eine Ausstellung veranstaltet, in der sie allerlei Sparbehelfe für den Haus halt vorführte. Man kann nur bedauern, daß diese Aus stellung nur von den Wienerinnen besucht werden konnte. Man steht ja solchen Bestrebungen jetzt etwas skeptisch gegenüber: in der Hitze der Kriegszeit ist uns so viel Er satz und dergleichen mit Engelszungen vorgepredigt worden, und wie wenig hat sich davon bewährt! Aber leider ist die böse Zeit, da man nach aller dieser Hilfe ausschaute, noch lauge nicht vorüber, und die meisten Hausfrauen sind heute daraunanaewiesen. ibren Hausbalt ohne Hiliskrait zu ver-