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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110928011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-28
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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MMer Tag Malt s 14 692 (Nachtanschluh) Tel.-Änschl.t 14 693 I 14 834 r-i.-ÄnW.s»^ Handelszeitung Ämtsvlatt -es Rates und -es Votizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen Preis »r Inserat« au, Lripzta und Umgebung di« lspaltige Petttzeile Ä Pf , die Reklame zeil« l Mk. von au,wärt, 30 Pf^ Reklamen 120 Mk.' Inserate von Behörden im amt lichen Teil die Petitzeile SO Pf Geschäft»»«,eigen mit Platzvorschristen im Preise erhöht Rabatt nach Taris. Beilagegebühr Gesamt- auslag« 5 Mk. p Tausend eikl. Postgebühr. Teilbeilag« Höher. Festerteilt« Aufträge können nicht zurülk- aezogen weiden. Für da, Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Iohauni,g,sse 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Ezpeditionen des In- und Auslandes. Druck und Verlag »»» Fischer L Kürst«, Inhaber: Paul Kürsteu. Redaktion und Geschäft,stell«: Iohannisgass« 8. Haupt-Filial« Dresden: Eeeftratz« 4, 1 (Telephon 4621). Nr. 2SS. vannerstsg, üen 28. September lSll. los. Ishrysng. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 16 Leiten. Dss Wichtigste. * In der gestrigen Sitzung des Rates und der Stadtverordneten von Leipzig wurden Ober bürgermeister Dr. Dittrich und Bürgermeister Roth auf Lebenszeit, und zum 3. Bürger meister Stadtrat Dr. Weber gewählt. (S. Stadtverordnetensitzungsbericht.) * Ein italienisches Geschwader hat heute auf der Fahrt nach Tripolis Malta passiert. (S. den bes. Art.) * Der türkische Ministerrat beschloss, für den Fall der Landung italienischer Truppen in Tripolis äußersten Wider st and zu leisten. lS. den bes. Art.) * Die Spanier haben alle Stellungen am Ued Kert in Marokko geräumt. * Die zwischenstaatliche Vereinigung des Ma schinenpersonals in Amerika hat eine Resolution an genommen, derzufolge ein Ausstand auf den Harriman-Linien erklärt werden soll, wenn die Forderungen des Personals nicht bewilligt werden. * In Südmexiko sind schwere Unruhen unter Len Indianern ausgebrochen. * Die Gelsenkirchener Bergwerks- Gesellschaft erhöht ihr Aktienkapital um 24 auf 180 Millionen Mark. lS. Handelsztg.) Der Ssnüel mit Ävlomrn. England, besonders das England, soweit es noch freihändlerisch ist, tut sich viel zugute auf das Prinzip der „offenen Tür", das es stets in seinen Kolonien verfolgt hat und noch verfolgt. Das Prinzip war und ist für England bequem: seine Kolonien sind über die ganze Erde ver teilt; die Engländer dort, ganz abgesehen vom englischen Patriotismus, kaufen natürlich eng lische Ware vom englischen Exporteur, wegen der Gleichheit der Lebensgewohnheiten und -ansprüche, der Gleichheit der Sprache, der Maße und Gewichte, des Geldes. Trotz der „offenen Tür" ist bekanntermaßen auf diese Weise die deutsche Konkurrenz sehr erschwert und viele deutsche Exporteure ziehen es deshalb noch immer vor, durch englische Exporthäuser nach den englischen Kolonien zu exportieren. Von den großen, selbständigen Kolonien Englands ist ja das Prinzip der „offenen Tür" längst durchbrochen: England genießt in all diesen Kolonien — Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika— Vorzugstarife von 20—30»/o unter dem allgemeinen Tarif. 2n den englischen Kronkolonien, mit Indien an der Spitze, ist die „offene Tür" mehr oder weniger illusorisch. In den meisten ist die englische Finanz, durch Anleihen usw., so überwiegend, daß sie nicht selten in der Lage ist, vorzuschreiben, daß die Aufträge nach England vergeben werden. Das gilt vor allen Dingen von allen öffentlichen Arbeiten. Es erhebt sich jedesmal ein großes Geschrei, wenn z. B. die indischen Staats bahnen ein paar Lokomotiven oder Radreifen in Deutschland bestellen. Dasselbe gilt von Aegypten und dem Sudan, Ost- uno West- Afrika. Wenn also in den englischen Kolonien — den Kronkolonien und Indien — die Tür pro forma offen ist, so ist sie doch tatsächlich dem deutschen Unternehmen im allgemeinen Handel nur ein ganz klein wenig offen, und gänzlich geschlossen, was große öffentliche Arbeiten anbetrifft. Von Deutschland und dem anderen Ausland nimmt man nur, was man absolut muß, also einige Spezialitäten. Aber die englische koloniale Handelspolitik ist immer noch außerordentlich großmütig, wenn man sie mit der französischen vergleicht. Wo die französische Handelspolitik hinkommt, ist kein Platz mehr für den Handel anderer Länder. Sie ist durchaus exklusiv, da die fran zösische Industrie und Unternehmung mit denen Deutschlands und Englands nicht konkurrieren kann. Was man gesetzlich nicht erreichen kann, wird durch Schikane vollbracht. Das weiß man auch in England ganz genau, nur sagt man davon nichts in der politischen Presse; die finan zielle und wirtschaftliche Presse ist dagegen ehr lich genug, ihre sehr ernstlichen Besorgnisse für den englischen Handel in Marokko — der etwa gleich hoch wie der französische ist, etwa Mill. Pfd. Sterl. (30 Mill. Mark) Einfuhr 1909 — auszusprechcn. Der Londoner „Economist" veröffentlichte kürzlich eine sehr interessante Zusammenstellung des Handels Englands mit den Kolonien einiger Länder. Die Ausfuhr nach den englischen Be sitzungen belief sich 1910 auf 132,3 Mill. Pjd. Sterl. (über lu, Milliarden Mark), in den Kolonien Frankreichs, Deutschlands, Hollands, Portugals und Spaniens zusammen 10,5 Mill. Psd. Sterl. (etwa 200 Mill. Mark), oder, auf die einzelnen Kolonialländer verteilt: nach den holländischen Kolonien über 4 Mill. Pfd. Sterl., nach den portugiesischen über 30« Mill., nach den französischen 2,7 Mill., nach den spanischen 1'/-, Mill., nach den deutschen über OrMill. Pfd. Sterl. Seit 1909 hat der englische Export nach deutschen Kolonien fast um 71 Pro zent zugenommen. Die Hauptausfuhrgüter sind Vaumwollwaren (Java 3,4 Mill. Pfd. Sterl.) und Kohle (nach den Kanarischen Inseln über 1 Mill. Pfd. Sterl.). Das richtige Verhältnis erhält man indessen erst, wenn man Größe und Einwohnerzahl der Kolonien der einzelnen Mächte berücksichtigt, nämlich: Englische Besitzungen 11,2 Mill. Quadratmeilen (englisch) mit 360 Mill. Einwohner, Französische Besitzungen 3,0 Mill. Quadratmeilen (englisch) mit 46 Mill. Einwohner, Deutsche Besitzungen 1.V Mill. Quadratmcilen (englisch) mit 12.8 Mill. Einwohner, Holländische Besitzungen 0,8 Mill. Quadratmeilen (englisch) mit 38 Mill. Einwohner, Portugiesische BejitzungenO,8Mill.Quadratmeilen (englisch) mit 9,6 Mill. Einwohner. Spanische Besitzungen 0,08 Mill. Quadratmeilen (englisch) mit 0,7 Mill. Einwohner. Daraus erhellt, daß die portugiesischen, hol ländischen und spanischen Kolonien mit weit geringeren Einwohnerzahlen das Doppelte und Dreifache der englischen Ausfuhr nach den fran zösischen Kolonien aufnehmen. Wie weit die Monopolisierung der Einfuhr in die französischen Kolonien durch französische Produkte geht, zeigen die folgenden Zahlen: Die Einfuhr in Algier 1909 betrug 18,2 Mill. Pfd. Sterl.; davon siel auf Frankreich 15,6, auf England nur etwa '/« Mill. Pfd. Sterl. Noch krasser ist das Beispiel Mada gaskars: Gesamteinfuhr 1910: 1,3 Mill. Pfd. Sterl., davon aus Frankreich 1,1 Mill. Pid. Sterl., aus England ganze 32 000 Pfd. Sterl. Die Lehre, meint der „Economist", ist klar und deutlich: Frankreich monopolisiert den Handel seiner Kolonien mit allen Mitteln. So wird's auch in Marokko gehen. Die Poli tiker hier sind ganz derselben Meinung, schweigen aber. Denn — die Wahrheit könnte Deutsch land nützen. Und das Ziel der englichen Poli tik zurzeit ist, Deutschland zu schaden. Marokko. Neben der gefahrdrohenden Lage, die aus dem Vorgehen Italiens in der Tripolisanaelegenheit plötzlich entstanden ist. tritt das Interesse für das uns näher liegende Marokko vollständig zurück. Ueber den Eindruck der letzten Verhandlungen zwischen Kiderlen und Cambon liegen aus Paris folgende Meldungen vor: L. 0. Paris, 27. September. lE. D.) Der „Matin" schreibt heute zu den Marokkoverhand lungen: Der Vertrag kann so gut als beendet ange sehen werden. In der Verhandlung zwischen beiden diplomatischen Vertretern am Montag abend Haden die Diplomaten noch einmal das Projekt der Errichtung eines französischen Protektorats in Marokko besprochen. Dieses Protektorats projekt besteht, wie wir erfahren, aus fünfzehn Artikeln. Herr von Kiderlen- Wächter hat mit unserem Vertreter jeden einzelnen Punkt genau durchgesprochen und sich bis auf drei Artikel mit ihm geinigt. Einer von diesen drei noch nicht zuaestandenen Punkten betrifft die Aufhebung der Konsulargerichtsbarkeit in Marokko. Herr von KiderlenWächter will keine Aenderung dieser drei Artikel eintreten lasten. Bevor er jedoch Herrn Lambon eine defini tive Gestaltung der strittigen Punkte zugehen läßt, wird er noch einmal mit dem Reichskanzler Herrn von Bethmann Hollweg konferieren. In offiziellen französischen Kreisen legt man jedoch diesen kleinen redaktionellen Aenderungen wenig Wert bei und glaubt, daß im Prinzip der deutsch-fran zösische Marokkoakkord bereits geschlossen ist. Der „Eaulois" knüpft heute seine Marokko betrachtung an die Explosionskata st rophe der ^Libertö" an: Wir wollen nicht hoffen, so führt das Blatt aus, daß die deutsche Regierung aus unserer nationalen Trauer und dem Augenblick innerster Erregung für Marokko irgendwelchen Nutzen herausschlagen will und von uns Rechte fordert, die wir später doch nicht erfüllen können. Ein solches Verhalten Deutschlands wäre wirklich bedauernswert. Die ganze ranzösische Presse hält den deutsch französischen Akkord bereits für geschloffen, nur das „Journal" ist noch pessimistisch und glaubt, daß man ohnehin von einer Beendigung der Verhand lungen noch nicht sprechen kann, da Deutschland auf eine gemischte Gerichtsbarkeit in Marokko besteht, während Frankreich nur ein französisches Gericht dort zulasten kann. Aus Berlin erhalten wir folgende Drahtnach richten.- Berlin. 27. Sept. (Pr.-Tel.) Der französische Botschafter Cambon hat nunmehr den von Deutsch land revidierten Vertragsentwurf in Händen. Er stattete am Mittwochmittag dem Staatssekretär von Kiderlen-Wächter einen längeren Be such ab, und hierbei wurden ihm die deutschen redaktionellen Aenderungen übergeben. — Nach einer Berliner Nachrichtenstelle sollen Ende dieser Woche in deutschen Kolonialkrcisen Vesprechunge n über die Kongokompensationen stattsinden. Die „Korrespondenz" behauptet, die Kolonial kreise würden ihre Zufriedenheit mit der Er werbung zum Ausdruck bringen. 9. orüentttche evnngeljsch-lutlrerilche Lmiüeslynöüe. (:) Dresden, 27. September. Der heutigen fünften ordentlichen Sitzung wohnten wiederum der Präsident des Landesmedizinal- kollegiums Dr. Böhme und mehrere Kommissare des Kirchenregiments bei. Nach dem einleitenden Gebet des Oberhosprcdigers Dr. Dibelius referierte Ober- konsistorialrat Superintendent Dr. Benz-Dresden ijber die Beratungen des Ausschusses für den Er laß Nr. 6, betr. den Zustand der evangelisch lutherischen Landeskirche, und zwar über Ab schnitt ll, geistliches Amt und kirchliche Neben ämter. und Abschnitt Hl, äußere Verhältnisse der Kirchgemeinden. Leider blieben die Aus führungen des Referenten fast gänzlich unverständ lich, da er fortgesetzt in entgegengesetzter Richtung zur Preßtribüne sprach. Der Bericht weist u. a. darauf hin. daß unter den 1258 Parochien der Landeskirche rund 80 noch weniger als 5t)0 Seelen zählen und erkennt dankbar an, daß die finanzielle Lage der Geistlichen auch gebessert worden ist. Hierdurch sei vielfach die Amtsfrcudig- keit erhöht worden. Ende 1910 waren 1504 ständige geistliche Stellen einschließlich der Militär- und An- jtaltsgeistlichen besetzt. Die Zahl der Hilfsgeistlichen- Stell-m belief sich Ende 1910 a cf 38. Auf eine geist liche Kraft kamen Ende 1910 ^988 Seelen. Die Ver mehrung der geistlichen Kräfte hat in dem Berichts jahre mit der Zunahme der Bevölkerung nicht Schritt gehalten. In den größeren Städten ist das Miß verhältnis verstärkt worden. Das Diensteinlommen der Geistlichen schwankte im Berichtszeiträume zwischen 24l>0 bis 9000 .//. Ende 1910 umfaßte die Landes kirche 1258 Parochien. Gottesdienstliche Stätten be standen Ende 1910 1746 in Sachsen. In der Debatte sprach zunächst Pfarrer John- Langenau, der auf die gestrigen Verhandlungen zurückgriff und sich für ein freundliches Verhältnis zur landcskirchlichen Gemeinschaft aussprach. Pfarrer Dr. Schrieb er man n-Lcuchch verbreitete sich über die Tätigkeit der Geistlichen, die leider nicht genügend anerkannt werde. Vielleicht wäre es an gebracht, amtshauptmannschastliche und andere amt liche Schreiben in Zukunft nicht mehr so abzuschicken, daß sie gerade Sonntags vor der Prediat eintreffen. Schuldirektor Philipp-Dresden wünscht, daß die guten Benetzungen zwilchen den Geistlichen und Lehrern wieder hergestellt würden (Bravo!>. Wenn in dem amtlichen Bericht gesagt worden sei, daß das früher herrschende freundliche Verhältnis zwischen Pfarre und Schulhaus infolge einer höchst bedauer lichen Agitation in der Lehrerwelt getrübt worden sei, so müsse er dies als eine einseitige Berichterstat tung bezeichnen. «Oho!» Die Agitation der Lehrer schaft habe erst nach der scharfen Stellungnahme der Geistlichen gegen die Zwickauer Thesen eingesetzt. Seitens der Geistlichen fei bezüglich der Zwickauer Thesen sogar von „unheilvollen Plänen" gesprochen worden. Pfarrer Reichel-Dresden sprach sich gegen die U eberbürd ung der Geistlichen aus, die durch die zu große Seelenzahl in den einzelnen Parochien hervorgerufen werde. Er beantragt, das Kirchen regiment zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß die zurzeit gültige Seelcnzahl von tiOllO für eine Parochic in Zukunft nicht mehr überschritten werde. Diakonus 0. Ludwig-Potschappel wendet sich gleichfalls gegen die Agitation in Lehrerlreisen, gegen die auch den Geistlichen eine Eegenagitation gestattet sein müsse. Nach seiner Meinung würde es auch angebracht sein, daß man in Zukunft auch die Diakonen zur Berichterstattung über ihre Bezirke mit zulasten sollte. Kaufmann Schneider-Zittau bittet das Kirchen regiment, in Zukunft auch der Wohnungsjrage der Geistlichen sein Augenmerk zuzuwenden, Geh. Kirchenral Superintendent Dr. Hoffmann Chemnitz konstatiert, daß in seiner Parochie die Diakonen nicht mundtot gemacht, sondern daß ihre Berichte gleichfalls mit verwendet würden. Weiter sprechen noch zu dem Berichte die Syno- dalmitglieder Pfarrer Pü sch inann-Hainichen, Ober amtsrichter Caring-Annabcrg, Oberkirchenrat Rosenkranz-Bautzen, Pfarrer Siebenhaar-Brei tenbrunn usw. Realschuldirektor Bauer-Meerane wünscht, daß den an der Landesuniversität Leipzig studierenden jungen Theologen auch das wahre Brot des Lebens ohne kritische Bemerkungen dargeboten werden möchte. Geh. Kirchenrat Professor Dr. Heinrici-Leipzig verbrertet sich über die Grundzüge des theologischen Studiums und über den humanistiichen Gymnasial unterricht. Auch der Pfarrer müsse heutzutage als Kulturträger auitreten. Er hoffe, daß aus unseren humanistischen Gymnasien diejenigen Männer her vorgehen, die in der Lage seien, die Probleme, mit denen die theologische Wissenschaft sich zu beschäftigen habe, als Persönlichkeiten und als Seelsorger zu verarbeiten und zur Kenntnis ihrer Gemeinden zu bringen. Zum Schluffe äußerte sich der Redner in längeren mit lebhaftem Bravo aufgenommencn Ausführungen über die Aneignung der Bibelkennt nis. Pfarrer Mroiak-Gröditz spricht im Intereste der wendischen Christen, denen man ihre Mutter sprache für die Kirche lasten solle. Pfarrer Müller-Leipzig bittet, daß die Univer- sitätsprofefioreii in Zukunft ihre Reserve gegenüber den kirchlichen Versammlungen etwas mehr aufgeben möchten. Herr Kirchenrat Professor si>. Ihmels-Leipzig bemerkt hierzu, daß bis jetzt zu diesen Versamm lungen keine Einladungen an die theologische Fakultät gelangt seien, doch solle ein Besuch dieser Versamm lungen erwogen werden. Dann besprach er den Unterschied zwischen Dogma und Religion. Durch die dogmatizche Arbeit werde der Heilsglauben zur Kenntnis gebracht und es würde verhängnisvoll sein, die wissenschaftliche Arbeit an den jungen Theologen sofort banausisch auf die Praxis zuzutchneiden. Er müsse die Sympathien für diese Auffassung erbitten. Religion könne nur durch Verkündigung fortgepflanzt werden und man müsse die Scheu überwinden, von dem wirklichen Christentum zu iprechen. Amtsgerichtsrat Dr. Iauck-Riesa bespricht noch mals im Anschluß an die Ausführungen des Syno dalmitgliedes Philipp das gegenwärtige Verhältnis der Kirche zur Schule und dankt diesem Redner für seine Worte. Oberhofprediger Dr. Dibelius weist im Anschluß nn den amtlichen Bericht darauf hin, daß in rund 80 Parochien weniger als 500 Seelen zu versorgen seien. Es liege die Gefahr einer Veriandung nahe, wenn ein Geistlicher eine zu kleine Gemeinde habe. Es sei deshalb eine Verschmelzung dieser kleinen Gemeinden wünschenswert. Im weiteren Verlaufe der Debatte sprachen noch die Synodalmitglieder Pfarrer Gräfc-Arnsfcld. Hofrat Dr. Löbner-Leipzig Superintendent Neu mann-Glauchau, Superintendent Hempel-Dip poldiswalde und Geh. Hofrat Opitz-Treuen, die sämtlich Wünsche über die Anstellungsverhältnisse der Geistlichen äußerten. Pfarrer Gräfe-Arnsfeld und Superintendent F rotscher äußerten Wünsche zur finanziellen Lage der Geistlichen, ebenso Pfarrer Fraustadt-Schrebitz, der gleichzeitig den Dank des Sächsischen Pzarrer- vereins für die im Berichte enthaltenen anerkennen den Worte zum Ausdruck brachte. Er wünschte, daß das in Aussicht stehende Psarrebeioldungsgcsetz mög lichst noch während der Dauer der gegenwärtigen Synode vorgelegt werden möchte. Der Antrag ces Psarrers Reichel wurde hierauf einstimmig wieder ang.noinmen. dann vertagte sich die Synode auf morgen vormittag 10 Uhr. Tages ordnung: Weiterberatung über dir Abschnitte >1 und Ol des Berichtes über den Zustand der evangelisch lutherischen Landeskirche. Tripolis. Die italienische Regierung fährt fort, sich über ihre Absichten und Maßnahmen in Stillschweigen zu bullen. Um so entschiedener ist die Haltung der Türkei, sie denkt vorläufig nicht daran, Italien .Eon- Zessionen zu machen. Rian kann sich bei diese: Lage der Dinge nicht verhehlen, daß die Situation sehr ernzi ist. Auf das Interview, das der türkische Bcstschcn.er in Paris Rifaat Pascha einem Vertreter des „T-emps" gewährt hatte, antwortet der italieuisibe Botschafter in Paris Tittonc im „Malin". Er erklärt, daß sich Rifaat Pascha, mit dem er schon seit dem Jahre 1909 in freundschaftlichen Beziehungen stände, sich in seinen Angaben dem „Temp-s" Ver treter gegenüber manche Unrichtigkeiten hat zu Schulden kommen lassen. Es sei durchaus nicht seine Absicht, irgendwelche Feindseligkeiten zmii.hen ihm und dem türkischen Vertreter herbcizu Vh'nn, doch müsse er im Interesse seines Landes die von Rifaat Pascha angegebenen Unrichtigkeiten rich tigst eilen. Die Italiener werden in Tripolis, so führt Tittoni aus. von den türkischen Beamten in jeder Beziehung benachteiligt. Schon seit dem Jahre 1908 arbeitet die Türkei daran, die Han- delsinteresscn der Italiener in Tripolis auf jede Art und Weise zu unterbinden. Diese seine Behaupt'.»»' gen habe er nicht etwa von anderen gehört oder ans Berichten kennen gelernt, sondern er selbst habe iicb von den Quälereien, denen die italienischen Untertanen in Tripolis ausgesetzt sind, über zeugt. Er bedauere sehr, daß Rifaat Pascha sich in seinem allzu großen Patriotismus zu den im „Temps" veröffentlichten Unrichtigkeiten Hot hin reißen lasten. Man ist allgemein auf die Ent gegnung Rifaat Paschas auf diese Ausführungen Tittoiris gespannt und verhehlt sich nicht, daß dieser Vorwurf des italienischen Botschafters leicht zu ernsteren Komplikationen führen könnte. Kein Kriegsschiff vor Tripolis. Rom, 27. Septenibcr. (Eig. Drahtmeld.) Wie ver Sxezialkorrespondcnt des „Giornalc d'Ilalia" in Tripolis meldet, ist bis jetzt weder ein türkisches noch ein italienisches Kriegsschiff in den Gewässern von Tripolis angckommen. Auch die Nachricbten, d'e von ernsten Zwischenfällen dort zu melden wüßten, entbehren jeder Begründung. Türkische Kriegsvorbcrcitungen in Tripolis. Ich G. Nom, 27. Sevtembcr. (Meldung der „Preß- Centrale".) Wie aus Tripolis gemeldet wird, haben die dort lebenden Türken alle Schießwaffen aufgekauft, so daß es selbst für hohe Preise nicht möglich ist, einen Revolver oder ein Gewehr zu er halten. — Die Türkei sott nur 5000 Mann regulärer Truppen in Tripolis zur Verfügung haben, doch hat sie einen Vorrat von 50 000 Mausergewehren, die im Notfälle an freiwillige Korps verteilt werden. Die Rache der Türkei. Konstantinopeler Blättermeldungen zufolge sott die Türkei entschloßen sein, im Falle eines Ver lustes von Tripolis sofort ein Geschwader nach Kreta zu schicken und diese Insel zu besetzen. Auch wird die Pforte dann Griechenland in einen Krieg verwickeln, um so eine Entschädigung für den Verlust von Tripolis zu erhalten. Italienische Begeisterung. Die Vorbereitungen für die Tripolisexpeditlon nehmen in Turin einen begeisterten Verlauf. Die
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