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Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: »KilHarrmooi Ausverkauft 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Freier Kartenverkauf 1971/72 Phantasie hat, hört unschwer heraus, was Meister Strauss seinen Till erleben läßt: wie er das Geschirr der Marktweiber von den Hufen seines Pferdes zer schlagen läßt, wie er in Priesterverkleidung vor dem Volke spricht, wie er sich verliebt, schmachtet und einen Korb erhält, wie er sich in „gelahrte" Disputatio nen einläßt und brave Wissenschaftler mit einem Gassenhauer zum Narren hält. Aber damit haben Tills Streiche ein Ende gefunden. Vor Gericht gebracht, wird er nach viermaliger Befragung zum Tode verurteilt (Posaunen und Hörner). Und schon wird Till am Galgen aufgeknüpft (das zerflatternde Klarinettenmotiv deu tet die letzten kläglichen Seufzer Tills an). Das Nachspiel, das den volkslied haften Ton des Beginns wieder aufnimmt, vermittelt die trostreiche Gewißheit, daß der närrische Geist Till Eulenspiegels unsterblich ist und in den Erzählungen des Volkes weiterleben wird. Freitag, den 31. Dezember 1971, und Sonnabend, den 1. Januar 1972, jeweils 19 Uhr, Kongreßsaal 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Ernst Märzendorfer, Österreich Werke von Johann und Josef Strauß Richard Strauss mied in seiner frühen Schaffensperiode zunächst die Opernkomposition, mit der er sich später Weltgeltung verschaffte, und widmete sich mit großer Hingabe — in der Nachfolge Franz Liszts, doch bald über diesen hinauswachsend - der sinfonischen Dichtung. Straussens sinfonischen Dichtungen liegen stets „konkrete Programme" zugrunde: „Aus Italien", „Don Juan", „Macbeth", „Tod und Verklärung", „Till Eulenspiegel", „Also sprach Zarathustra", „Don Quichote", „Ein Heldenleben", „Sinfonia domestica", „Eine Alpensinfonie". Einen künstlerischen Höhepunkt innerhalb dieser an sich höchst ungleichwertigen Werkreihe erreichte der Komponist mit der genialen sinfonischen Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche (nach alter Schelmen weise in Rondoform) op. 28, die 1895 in Köln uraufgeführt wurde, wohl Straussens liebenswürdigstes, heiterstes und amüsantestes Stück. Mit Recht sind der geistreiche Humor, der prickelnde Witz, die Ironie, aber auch die Gefühls kraft dieser Musik so berühmt. Einmalig ist die Art, wie der Komponist alle Nuancen der großen Orchesterpalette in diesem musikalischen „Schelmenstück" ausnützt. Fryderyk Chopin, der große polnische Klaviermeister, vollendete das Klavierkonzert e-Moll op. 11, ebenso wie das f-Moll-Konzert op. 21, im Jahre 1830. Da das e-Moll-Konzert op. 11 1833 als erstes veröffentlicht wurde, trägt es allgemein die irreführende Bezeichnung 1. Klavierkonzert, obwohl es nach dem f-Moll-Konzert entstanden ist. Das am 11. Oktober 1830 in Warschau mit dem Komponisten als Solisten uraufgeführte Werk ist dem damals hochgeschätzten deutschen Klaviervirtuosen und Pädagogen Friedrich Kalk brenner gewidmet. Diese Widmung erklärt auch die betont virtuose Anlage des klar und übersichtlich geformten Konzerts. Ein längeres Orchestervorspiel stellt das thematische Material des ersten, in Sonatenform angelegten Satzes vor (Allegro maestoso). Zwei Themen mit elegant-sentimentalem Charakter bieten Chopin Gelegenheit zu ornamentaler, figurativer, phantasievoll-virtuoser Arbeit. Das Klavier bemächtigt sich bald der führenden Rolle, während das Orchester fortan - wie überhaupt in den Konzerten Chopins — nur noch untergeordnet in Erscheinung tritt. Der ganze Reichtum der schöpferischen Phantasie Chopins entfaltet sich im Klavierpart. Ein zauberhaftes Klangbild stellt der zweite Satz, eine Romanze, dar mit typi schem Nocturne-Charakter. Der Komponist schrieb über diesen Satz, daß seine Stimmung „romanzenhaft, ruhig und melancholisch" sei, daß er „den teuren Anblick des Fleckens Erde vor uns erstehen lassen soll, wo tausend liebe Erinnerungen sind ... So ein Hinträumen von einer herrlichen Stunde im Früh ling, beim Mondenschein." Dem Rondofinale (Vivace) gibt der Rhythmus des feurigen polnischen Volks tanzes Krakowiak sein sprühendes Gepräge. Virtuose Passagen und Läufe des Solisten führen am Schluß des Konzerts zu einem wahren brillanten Feuer werk, zu tänzerischer Entfesselung — konsequenter Gipfelpunkt eines aus gären der, jugendlicher Leidenschaftlichkeit heraus geborenen Werkes, das die erste Schaffensphase des polnischen Meisters beschloß. Mittwoch, den 23., und Donnerstag, den 24. Februar 1972, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Jean Bernard Pommier, Frankreich, Klavier Werke von Mussorgski, Liszt und Mozart Die beiden wichtigsten Motive des Werkes sind Tills gemächliche „Schelmen weis", vom Horn angestimmt, die in allerlei Verwandlungen — je nach den Er lebnissen des „Helden" — refrainartig wiederkehrt, und ein prägnantes, nie überhörbares Klarinettenmotiv, die „Pointe" zu jedem Abenteuer Tills. Und wer Programmblätt^r der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1971/72 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: veb polydruck Werk 3 Pirna - 111-25-12 1,5 ItG 009-109-71