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Wichenttich crsä'einen deck Rummten. PrSnumeralionS- PreiS 22^ Sgr. Tbtr.) vierteliährlich, 3 Tille. sür das ganze Iahe, ohne Er- hihung, in allen Theilen der PremHschcn Monarchie; Magazin für die Man »rännmeen^ ans »ieft« Deiblatt der Atlg. Pr. Slaat«- Zcimng in Berlin in der Expedition (Mohren-Straße Nr. 34); in der Provinz io ivic im Auslands bei L'c« Wohllöbl. Post-Aemtern. § rtcrür u r d c s Auslandes. 28. Berlin, Montag k»«n 6. März 1837. England. Geschichte der Münnertrachtcn in England. VS gewährt eine augenebme Unlerhalning, alle Jahr zur glänzend ste» Zeil der Londoner Season in Regent-Street auf und ad zu spa ziere» und auf die Veränderungen zu achten, die jedes neue Jahr in dem Anzug und Auszug der eleganten Spaziergänger berbcisübrt. Wenn die Mode-Gecken oo» beute und die Stutzer von vor bunderl Jahren einander begegnen könnten, was würden sie wohl gegenseitig für Augen machen! Jene Elegants von ehedem, die aus der Bühne des Lebens figurirtcn. voll stattlicher Toilette, voll zierlicher Mienen, in aller Pracku der ausgekrämplc» Dreimaster, der langflulendcn Verrücken, der reich- gesticklcn Staatsrocke, ter Spitzen-Manschetten, der Kavalier-Degen, der Puder-Wolken, der Spanische» Hosen, — wie würden sie mitleidig die Achseln zucke» über die nichtssagende», schmal zugestutztcn, glalt- rückigen, in lange» PantalonS einherschlollernden Dandies, die Einem heutzutage über den Weg lausen. Seil dec Regierung Karl'« i. Hal sich unstreitig Manches in un seren National-Gewohnheiten und Trachten geändert aber doch Nicht- so ganz und gar, wie der Anzug und überhaupt die äußere Erscheinung eines Englischen Gentleman. Versetze» wir «nS nm nicht volle zwei Jahrhunderte zurück, so befinden wir uns in der Zeit Ban Dyk s, des Malers der Englischen Königs-Familie; es war dies zugleich die Zeit des grüßten Aufwandes, des grüßten Glanzes und Geschmacks in der Kleidung. Ein galanter Hof-Kavalier trug sich damals, wenn nur die IliRiw^ os Nxiiisü Gn^tumo recht berichtet, wie folgt: „Ein WammS von Seide, Atlas oder Sanum, mit weite» vor» aufgcschlitzien Aermel»; auf die Schulter» herab fiel ei» Kragen vom feinsten reichgesiicklen Spitzcngcwcbc mit Säumen -> !.> Ba» Dvt; darüber ein kurzes Spa nisches Mäntelchen, nachlässig über eine Schulter geworfen. Die Bein kleider lang, mit Borten oder Stickereien; Stiefel mit überaus weiten Schäften, woran Quasten und Troddeln vom allcrfewstcn Gespinnfie hingen. Ein breitsiügeligcr Flämischer Biberbut, mit reiche» Bändern und prächtigen Federn geschmückt, saß keck auf einer Seile des Kopses; um die rechte Schuller war das breite kostbare Degengcbenk wie eine Schärpe geworfen, und daran hing zur linke» Seile das Spanische Nappier. An die Slelle dieses seidenen oder sammelnen Anzuges trat i» jenen unruhigen Zeiten öftere das feste Wamme von Büffelleder. reich mit Schnüren besetzt, zuweilen wohl gar mit Gold oder Silber gestickt, um die Hüsten mit eine; breiten seidenen Binde gegürtet. Zu diesem Kostüm gebürte das Spanische Mäntelchen nicht Zuweilen wurde das Büffel-Wamms obnc Aermel als Ucberkleid über dem Sciden- Wamms getragen. Unter dem Kinn stand der spitze Zwickelvart, aus den Lippe» ein kleiner auswärts gedrehter Schnauzbari; das Haar fiel lang im Nacken herunter und war vielleicht bei Manche» sckon ge pudert. Dieses Kostüm der Ban Dyksche» Zeit entartete unlcr de» Hof» leulen Karl's II. Da« Wamms wurde immer kürzer, dabei ließ man es vor» offen, und zwischen de» beiden Wammkstügeln über dem Bein kleidergurt blähte sich ein reiches kostbares Jabot hervor. Die Aermel des Wammses weit und bauschig, die Beinkleider desgleichen, beide mit Bändern und Stickereien übeimäßig verziert. Man trug Kniebändcr mit lang bernnlerhäugenden Spitzen und Tressen. Der breite Spitzen kragen und der hoch aufgestülpte Fetrrhut behielten am längste» den alten chevalcreskc» Charakter bei. Dann kam die Zeit, wo die Franzö sischen Moden vom Hose Ludwigs XIV. über die Meerenge drangen und im KünigS-Palast zu White-Hall herrschend wurden. Den Höf lingen, den knechtischk» Schmeichlern und Affen de« großen Monarchen verdanke» wir da« garstigste, abscheulichste, abgeschmackteste Modenstück aller Zeiten: die Perrücke. Der König von Frankreich halte als Jüngling außerordentlich schönes Haar, das ihm in lange» wallenden Locken über die Schuller» herabfloß. Da welleifcrlen alle Hosleuie, ihren Respekt vor der Person ihres jungen König» dadurch zu beweisen, daß sie ihr Haar trugen wie er, sic mochten'« haben oder nicht; so kam der falsche Lockenköps aus, der sich durch alle Grade bi« zum Ungethüm der Allonge-Perrücke ent wickelte. Als nun der große König zu Jahren gekommen war, wußte er die ehrfurchtvolle Aufmerksamkeit seiner Getreuen ans« höchste zu be lohnen, indem Er Höchstselbst eine Perrücke anssctzte. Und es dauerte nicht lange, so luden auch in England alle Gcnilemen die ehrwürdige Last auf ihre Häupter und Schullern. Aber nicht bloß die Kopse, auch die Beine wurden hon Frankreich au« lyrannisirt. Die Kunkelbose» kamen ans, und die laugen Strümpfe, die über dem Knie ungeheuer weit waren und mit Bändern an die Hosen befestigt wurden. Anno Ibü» beschreibt uns Holmes die Figur eines Gentleman wie folgt: „Ein kurzes Lcibwamme und kurze Knnkelhosen, wovon der Besatz di« aufs Knie herabhängt und darüdcr mit dem Kniebandc befestigt wird; die Hofen sind an den Seilen bis zur Lasche hinaus und an den Schenkeln vorn mil Bändern gestickt; auch der Lcibgurl ist mil Stickereien besetzt, und da« Jabot steht darüber hervor." Gegen Ende der Regierung Karl'« II. ging eine neue Veränderung mit dem Wamms vor; es wurde nämlich mit de» Schüßen bis zu den Lenden hinab verlängert; dagegen wurde» die Aermel kürzer und reichten nur bis zum Ellenbogen, wo sie zugcbundru wurde»; darunter hervor kam nun der seine Hemde-Aermcl, in Falten ausgebauscht, bebändert und gestickl Hierdurch war nun da« Wamms schon zu einem Mittelding zwischen Jacke und Rock geworden, und schon im Jahre IK7» finden wir in einem Gardtroben-Berzeichniß König Karl'« II. immer die drei Stücke als jusammengchürig angeführt, au« denen sich unsere heutige Männertrachl herausgedildet hat: Obcr- wamm«, Lcibwamms und Hose, da« ist: Rock, Weste und Pantalon. Auch Halstücher fing man damals bereit« zu trage» a». Während der Regierung Wilhelm'« von Oräiiie» und Mariens kam wenig Neues in den Klcidertrachlen auf, nur daß die Strümpfe an dem Schenkel noch weiter hinaus rückte». Die Perrücke» wuchsen mit Macht, und die Stutzer, so wird uns berichtet, kämmten sich die Per- rücke öffentlich vor allen Leute,i so unbefangen, wie «in heutiger Elegant an seinem Schnurrbarte kräuselt. Die breiten Hutränder wurden all- mälig in mancherlei Formen aufgclrämpt; am Hz,le flatterte noch immer Feder und Baud. Der ehrliche Sir Roger von Ecvcrlev") Hal uns aus jener Zeit eine,, Diskurs hinterlassen, worin er die allmalige Ver änderung der Trachten an den Portrail« seiner Vorfahren beschreibt. Darunter schildert er Eine»: ,,Ein scidenglattcr Gentteman, in einem Wamms mit kleine» Knöpfe», mit Stickereien und Schärpe» darum und daran, mit kleine» Sliesclchcn an den Füßen; der war im Stande, einen Schuldschein über sei» halbe« Vermöge» zu unterschreiben, und er hätte seine Handschuhe dabei nicht auSgezogen, lind vor einer Lady setzte er seinen Hut nicht auf, wenn auch ganz England darüber hätte zu Grunde gehen müssen." Im 8z>cr.t«tnr beschreibt der alte Stutzer Sir Roger sich selbst, wie er sich „ausgerichlet hat in Schuhen mit hoben Absätzen und mit Riste» von glänzend polirtem Wichslcder." Im Juni I7i)S bcnierkt der l'.atlrr, daß Schuhe mit rochen Absätze» ein wesentliche» Stück seven, wenn Einer als ein recht geschniegelter Kerl «übergeben wolle. Damals kamen bei den Damen kirschrolhe Hanbe» auf, worüber Will Sprightly in büchster Ertasc erklärte, da« wäre der kühnste Streich, den die Weiber seil hundert Jahren ersonnen hüllen; und dabei drohle er, nächste»« in Wbilc's Kaffeehaus mil einem Anzüge tiiijttsteigcn, daß ganz London darüber außer sich geralben sollte, mit einem große» kirschrolhe,, Dreimaster über der Perrücke. Ucberhaupl balle die Mode während der ersten Hülsle de« vorigen Jahrhunderts die allersellsamsicn Laune» und gewährte den satirischen Tages-Schriftsteller» einen reichen und woblbenutzlen Stoff. Beson dere die Landjunker kamen schlecht weg, wenn sie mit ihren rochen Röcken, ihren Schottischen Monmouth-Hüten u. s w. sich unter ihren eleganten Londoner Brüdern sehen ließen, und noch beute liest sich im Patio» die Beschreibung eines Squire vom Lande höchst ergötzlich, der sich im Park mit Karosse, Trachten und Manieren ganz von seiner eigenen Erfindung sehe» ließ. Mit dem Regierungs-Antritte Georgs III. kam einmal auch eine Deutsche Mode aus, große brcitkrämpige Hüte, die man „Hi-ronliuttoo' nannte. Da lesen wir: „Planche trugen ihre Hüte mit der Krampe vorn offen, wie eine Wafferrinne am Kirchendach; bei Manchen lief er vorn spjtz zu. wie die Schnauze von einem Windhunde, und die Ecken stachen ihnen über der Nase weit in die Luft hinaus." Die Patrone bei den Wettrennen trugen damals auch eine eigene Art Hüte, mit einem schmale» Saum von Goldband, wie man es noch auf alten Ge mälden von Stubbs oder Gilpin siebt. Anno I77V machten die Hüte ä l» I>iv»rn»m Furore; sic waren ganz klein und niedrig, die Klappen nach einwärts aufgeschlagen und mit Schlinge» und Knöpfen am Deckel oben befestigt; die Ecke, die man nach vorn trug, war rinnen- oder schauselsörmig und' mit Drath ausgesteift. Anno 1775 kamen Hüle mit Goldborten in Mode, und während der Kriegszeit sab man viele Leine damit cinhergrben, um sich «in miliiairischcs, repulirliche» Anslbe» zu geben und vor der Soldaten- und Matrosenpreffe sicher zu seyn. -) Sir Roger von Coverte» gehörte bekanntlich zu den trefflich gezeichne ten Charakteren, unter deren Ramen Addison in seinem 8prcu>r»r amtrak-