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Dresdner Journal : 09.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188909092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-09
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 09.09.1889
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210 M»«GH^<SAe »«r 0r0»ä«> , U »a N., k*l äo» X-U»«rt. 6«ot«ods» > tt.; »v»»«rb»ld ä«« ä«ut»«b«v Lsiob« ^itt kost- lwä 8t»wp,I>a»obI»a lü»«a. L»LL»S1xo»x»^dkIlr«»» Tür So» L»aw vü»«r 2«ils Ltsiser Lotinit X) k5 Dotor „lÄL^osLvät" Li« 2*U« »0 kk. v« k»d«Uo>- rutä LÄ«nw»t» «otsxr. itat»oU»K. Lr»«L»1»v», AS^llob mit ä«r So»»- w»ä k««rt»D« k«M»pr»ob-^»»«bIu«i Kr. LLVt. Montag, den 9. Septemder, abends. 188S Dres-nerÄumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, ssrofeffor der (Literatur- und Kunstgeschichte. V» »»vLrt», vo»»1»«»»Lr ä— vr«L« 7oai»»I», LEdMU - IsrU» ret« - LolPitU - Un»U1«< ». H.! L ko-tse, >«U» Vl«, »«»»v,- kr»U ». L«ck. ZtoiXL » 0o.,- r«^I»r a»r»t«: s. ILM«-, A«sVoiS»» N»»«v»r> <7. i8Ättl«i«r, N»U« ». /. L^ct » O'o. L»r»«»r«d»rr SVMLl. Lrvoäitio» ä«, vr«ä»«r 7o«r»»I». vrooa««, LviLForetr»»«« »0. r«k»»xr««b-A»»obIiu«, Ur. LL0». Amtlicher Teil. Dresden, 9. September. Se. Durchlaucht der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich LIV. ist heute Bormlttag von hier wieder abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberkammerherr Gras vitzthum von Eckftaedt da- ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehene Großkreuz des Rothen Adler-Orden» annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Kammerherren vonWuthenau und HanS Graf von Wallwitz den von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihnen verliehenen Krooenorden 2. Klosse anuehmen und tragen. Dresden, 5. September. Se. Königliche Majestät haben dem in den Ruhestand getretenen Untersteuer- einnehmer Karl Julius Krahmer in Königsbrück das AlbrechtSkr uz Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 30 August. Se. Majestät der König haben dem Bezüksschullehrer Heinrich Gottlieb Würfsel in Chemnitz das AlbrechtSkr.uz Allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Nachrichten. London, S. September. (W. T. B.) Nach der gestrigen Versammlung im Hydepark besuchte Tillett, der Präsident deS Zentralkomitees der Streikenden,denLortmayor unversuchte denselben, den Dockdirrktoren vorzuschlagen, daß die neuen Bedingungen am I. Oktober anstatt am 1. Januar in Kraft treten sollten. In seiner Erwiderung hob der Lordmayor hervor, daß dieser Zeitraum für die Direktoren ungenügend sei, versprach je doch, den Direktoren vorzuschlagen, die Jnkraft- tretung der neuen Bedingungen früher als Ja nuar zu veranlassen. Der Lordmayor übermittelte sofort Tillett» Vorschlag dem Hauptdirrktor der Dockgrsellschaften, welcher versprach, ihn der Di rektion vorzulegen. Dresden, 9. September. Die Lage im Osten. Erst kürzlich wurde an dieser Stelle auf das ge spannte Verhältnis hingewiesen, welches sich nach der Thronentsagung König Milans zwischen Serbien und Bulgarien herauLgebildet hat. Es wurde damals schon gesagt, daß dieses feindselige Verhältnis in erster Linie den Umtrieben des Panslawismus zuzuschreiben sei. Die Agenten JgnatieffS und HitrowoS benutzten, nach dem ihnen durch den Entschluß deS serbischen Königs am 6. März d. I. die „Bahn" frei gemacht war, jede sich bietende Gelegenheit, um die bulgarische und ser bische, ebenso ober auch die türkische und die rumä nische Presse mit ersuudenen Nachrichten zu über schwemmen, welche darauf berechnet waren, Mißtrauen und Unfrieden zwischen den beiden Nachbarstaaten zu säen. So warte noch vor kurzem von ser bischen Rüstungen und Truppenaufmärschen, von bulgarischen Gcwehrankäufrn, von der Übernahme höherer Kommandostellen in der bulgarischen Armee Feuilleton. Zwei Brüder. S7 Erzlhlung von Sophie Junghan». (Fortschuag.) Auch Felix erschrak, als er seinen alten Bekannten so wiedersah. Aus den tief in ihren fast schwarzen Höhlen liegenden, jetzt blutunterlaufenen Augen, ober auch besonders au« dem Untergesicht mit den mächtigen eckigen Kiefern, und dem Munde, dem die gelben, zer bröckelnden Neste von ein paar ganz besonders mäch tigen Vordrrzähnen immer ein bösartige», raubtier- hafte» Aussehen gegeben hatten — au» dem allen sprach jetzt ein Ausdruck von Wildheit, der mit Grauen erfüllen konnte. Dazu war ter Mann unrasiert, schmutzig, rernachlässigt in seinem Äußeren in einem Grad«, welcher angesichts de» GefängniSreglement» zum Verwundern war. Und jene Augen richteten sich nun langsam auf Felix Leupoldt und glühten ihn an . . . Felix hätte denken können, der Alte beabsichtige, ihm im nächsten Augenblicke mit den Zähnen an die Kehle zu fahr.n, wenn er nicht gewußt hätte, daß eS roch eine andere Gemütsverfassung gebe, deren Ausdruck in manchen Fällen mit der des wildesten Blutdurstes genau zu sammentreffen mag, nämlich — den Zustand der hoff nungslosen Verzweiflung! Der Aufseher hatte sich in den Vorraum der Zelle zurückgezogen und die Thür angelehnt; die beiden anderen waren so ziemlich ungestört. Und nun durch österreichische Osfiziere und von allerhand ähn lichen Dingen nur zu dem Zwecke berichtet, die beiderseitigen Regierungen in Belgrad und Sofia auf einander zu Hetzen. Wie gut dieser Zweck erreicht wurde, geht daraus hervor, daß die bulgarische Re gierung eS sür Mig fand, den Sultan auf die dem Fürstentum Bulgarien, al» einem Teile de» türkischen Reiches, von seilen Serbiens drohende Gefahr auf- merksam zu machen. Die Antwort der Pforte auf die von der Sofiaer Regierung in Konstantinopel er hobenen Vorstellunaen ist bereits erfolgt. Ihr Ton und Inhalt läßt hoffen, daß die obwaltenden bedenk lichen Mißverständn sse zwischen Serbien und Bul- garien eine Klärung erfahren und daß die Be ziehungen der beiden Staaten zu einander sich zu besseren und friedlicheren gestalten werden. Dem „H. Corresp." geht darüber von seinem Buda-Pester Berichterstatter eine bemerkenswerte Zuschrift zu, in der eS heißt: Die Pforte hat der serbischen Regierung mitge teilt, d^ß ein Angriff auf das unter der Su^eränetät der Türkei stehende Bulgarien einem Angriff auf türkisches Gebiet gleich geachtet würde. Die serbische Negierung hat in Sofia Versicherungen ihrer aller- friedfertigsten Gesinnung abgegeben, und das bulga rische Ministerium hat sich für beruhigt ertlärt. Diese zwei Ereignisse olle:jüngsten Datums werden schwer lich ohne jeden ursächlichen Zusammenhang stehen, Lhatsache ist jedoch, daß dir seit Moraten anhaltende serbisch-bulgarische Preßfehde zu einer augenblicklichen Ruhepause gelangt ist. Der freundnachbarliche Zeit- ungSkri-g wird wahrscheinlich — mau könnte fragen: auf wie large? — eingestellt werden, wenn auch die einberufenen serbischen Aufgebote noch einige Wochen lang bei den Fahnen behalten werden, und die bulga rischen Truppenübungen und die Ergänzungen der Waffen- und Munitionsbestände ncch einige Zeit fort dauern. Hatten die Panslawisten beabsichtigt, Heuer schon einen abermaligen Zusammenstoß zwiscken Ser bien und Bulgarien herbeizuführeu, so sind ihre Pläne allerdings durch da» Eingreifen der Pforte ge stört worden. ES wäre indessen eitle Selbsttäuschung, wollte man über diesen Erfolg der Friedenspolitik vor den Ge fahren, welche im Hintergründe lauern, die Augen verschließen. Einen „moralischen* Erfolg haben die Panslawisten au» ihrer serbisch-bulgarischen Hetzcam pagne „dennoch aufzuweisen". Da» Verhältnis zwischen der Bevölkerung Serbiens und Bulgariens ist gründlich vergiftet, und damit ist für die Zukunft der Same auSge- streut, neue Reibungen, Wirrnisse und Zusammenstöße herbeizuführcn. Vielleicht haben auch die Veranstalter dieser Hetzen vorläufig nicht mehr gewollt, und sie können sich mit ihrem Erfolg zufrieden geben. Mau darf diesen „Erfolg* ganz und gar nicht unterschätzen, ein Rückblick auf die Geschichte der serbisch-bulgarischen Beziehungen in der Zeit unmittelbar vor und seit dem letzten Kriege zeigt vielmehr, daß die jüngste Verhetzung der beiden Nachbarländchen ein wahres Messtcrstück von Wühlarbeit genannt zu werden verdient. ES muß zunächst festgestellt werden, daß das ser- bsche Volk, und noch ganz besonders die radikale Par ei, dem letzten Kriege gegen Bulgarien entschieden abgeneigt war, diesen als Bruderkrieg betrachtet und verdammt hat. Die durch Bulgarien vollzogene Ein verleibung OstrumelienS hat mit den serbischen Em pfindungen und Wünschen ganz gut harmoniert, nicht wegen der „slowischln Gemeinsamkeit*, denn thatsäch- lich ist von brüderlichen Gefühlen zwischen den slawi schen Völkern roch wenig verspürt worden, sondern weil die Einverleibung einer türkischen Provinz durch Bulgarien al» Vorbild hätte dienen soll.n für die Einverleibung NovibazarS und AltserbienS in da» Königreich Serbien. Milans bewaffnete» Eintreten reichte Felix zunächst dem Gefangenen zum Gruß die Hand hin. Das war bisher noch kaum jemals geschehen, viel leicht auS dem einfachen Grunde, weil die Hände deS Herrn Humser gewöhnlich nicht sehr sauber waren und zudem die besondere Art seiner Beschäftigungen sür Felix gerade, welcher dieselben vor anderen kannte, die Sache noch weniger einladend machte. Humser, achtlos der meisten äußeren Dinge, wie er war, hatte mechanisch die Hand gegeben. Da mochte er erst bei der Berührung durch das Ungewohnte der selben aufmerksam werden und nun stutzte er und man werkte, wie er von dcm, wa- eben vor sich gegangen war, jetzt erst No iz nahm. Und zugleich mochte er begreifen, wie e» fern Besucher gemeint hatte, und wa» Felix mit diesem einfachen Zeichen dc» guten Willen» alle» sagen wollte. Er nickte ihm langsam zu, mit den hoffnungslosen Augen, au» welchen der Blick der Qual aber nicht wich, und sagte heiser: „Da- wußte ich, Herr Felix, daß Sie nicht so rasch verdammen, wie alle die anderen.* „Sagen Sie mir, Humser,* begann Felix nach kurzer Pause erschüttert, „wie hat dieser Verdacht gegen Sie nur auskommrn können?* „Ich weiß r» nichts stöhnte dcr Alte. „Ich weiß von gar nicht». Es ist noch nie ein Mensch so au» den Wolken gefallen gewesen, w e ich, al» rch begriff, wo hinaus man mit den Fragen eigentlich wollte.* „Sie haben aber doch grwiß auf alle Fragen, die Ihnen vorgelrat wurden, offrn und ehrlich geantwor tet also begreif ich nicht — * „Offen und ehrlich", rief der alte Mann dazwischen, „nein, Herr Felix, da» konnten sie nicht verlangen. sür da» Recht de» Sultan» gegenüber Bulgarien bat den Gefühlen der Serben geradezu einen Faustschlag in» Gesicht versetzt. Der jetzt an der Spitze seiner in großer Mehrheit befindlichen Partei stehende, damals rn der Verbannung gewesene Pasitsch hat offen Partei ergriffen gegen seinen König urzd sein Vater land sür Bulgarien. Vielleicht daß ein Sieg MilauS in dieser Volksstimmung einen Umschwung herbeige- führt haben würde. Aber der serbische Exkönig wurde schmählich geschlagen. Nur wenige Serben hatten damals und vielleicht auch heute noch eine Ahnung davon, wie schwer ihre Niederlage war und noch weniger Serben wollten und wollen heute noch zuge- stehen, daß der österreichisch ungarische Gesandte Graf Khevenhüller durch sein Einschreiten Serbien vom Untergänge gerettet hat. Alles, worin sich der ser bische Bolksgeist damals erschöpfte, waren Verdamm ungen des Feldzuge- gegen Bulgarien und Flüche auf den Urheber deS Krieges, auf Milan. Wohl hat dieser nach der Verschwörung gegen den Fürsten Alexander herzlichere Beziehungen mit Bulgarien angeknüpft, doch niiwalS hat ihm das serbische Volk die Nieder lage bei Slivnitza verziehen. Die Wirkungen diese» Krieges gehören mit zu den wesentlichen Ursachen de» freiwilligen Rücktritt» de» ersten König» von Serbien. Erwägt man nun, daß nach dem serbischen Thron wechsel just die Radikalen, also die entschiedensten Bul- garensreunde, das RegierungShrst in die Hände nah men, muß eS als eine Meisterinbeit erscheinen, daß es gelungen ist, die bisherige Stimmung in Serbien zu Bulgarien in ihr Gegenteil zu verwandeln und die beiden Nachbarländer gegenseitig mit Mißtrauen und Haß zu erfüllen. Daß Serbien ein wenig nach der russischen Seite hinüberschwenken werde, war schon al» Rückschlag gegen Milans vergangene Politik wahr scheinlich. Daß e» sich als Werkzeug des Panslawis mus gegen Österreich-Ungarn werde gebrauchen lassen, das v ar, trotz der vorherrschenden Gleichgiltigkeit der serbischen Bauern und Popen, die doch daS Gros der radikalen Mehrheit bilden, gegen die auswärtige Poli tik immerhin denkbar. Mußte es doch den radikalen Führern schon um des grvßserbischen, nach Bosnien und zeitweilig auch etwas nach Südungarn ausgreifen den Gedankens willen um daS Schlagwort von der „österreichischen Bedrückung" zu thun sein. Aber geradezu unmöglich schien e», die serbischen Radikalen al» russi sche Sturmböcke gegen Bulgarien zu mißbrauchen. Und dennoch ist diese» scheinbar Unmögliche gelungen, wenn auch die werlihätige Ausübung diese» Mißbrauche» zur Stunde noch zurückgehalten wird. Serbien hat sich in vollen Zorn wider Bulgarien hiueinhetzrn lassen. Die Abberufung de» serbischen Gesandten Tanitsch au» Sofia, der die trefflichsten Be ziehungen zum bulgarischen Ministerium und insbeson dere zum Fürsten Ferdinand zu pflegen verstand, ließ sich zum mindesten noch au» dem Umstande erklären, daß Danitsch vom ehemaligen Ministerium Garaschania ernannt worden war und als dessen treuer Anhänger galt, oder vielleicht daß Platz sür einen amtsbcdürftigen Radikalen geschaffen w.rden sollte. Allein e» ist auch gelungen, den Serbe» ernstliche Besorgnisse vor einem Angriffskriege der Bulgaren im Frühherbste, d. h. in der Jahreszeit der entscheidend n Wendungen in der neuesten Entwickelungsgeschichte Bulgariens einzuflößen und sie zur Einberufung der Aufgebote in einem Um fange, der einer Mobilisierung gleichkommt, zu ver- leiten. Diese militärischen Maßregeln konnten natür lich den Bulgaren nicht al» gänzlich harmlos erscheinen, und sie bereiteten sich zur Abwehr eines serbischen Angriffes vor. Wie das immer in solchen Fällen zu geschehen pflegt, behoup.ete jeder Teil, auch der schuldige, er wäre die leibhaftige Friedfertigkeit und der andere sinne Böses, und so flogen die gegenseitigen Beschuldigungen zwischen Belgrad und Da hätr' ich wohl vor den wildfremden Menschen, die doch nichts davon verstanden, alle meine Ermittelungen prel'^^ WH«'' die Ideen, denen ich auf der Spur war, alle», wa» habe, damfl dann, wenn sie mich auf die Seite geschafft hätten, an ¬ dere mit meinen Federn aufputzen konnten. Ich glaube — * cr hob den Kopf und fitzt sah er seinen Besucher mit einem fast blöden Ausdruck an — „darauf war eS bei der ganzen Geschichte überhaupt nur abgesehen " Felix erschrak. „Der Eifer für Ihre Forschungen führt Sie irre, Humser", sagte er fitzt vorsichtig. „Die Herren haben au» ganz anderen Gründen, als denen, welche Sie onnehmen, für Ihre Arbeiten Interesse gezeigt.* „So, meinen Sie?* sagte Humser mit der Gleich- giltigküt eine» Mannes, der eine fixe Idee hat, gegen alle», wa» dieser Nahrung giedt. „Warum hätten Sie mich dann aber bi» aufs Tüpfelchen auSgefragt über «ein Verfahren bei der Tötung und beim Aus- stopfen der kleineren Nager? ... Alle» wollten sie wissen, sogar die Zusammensetzung meincS Präparate» zur Erhaltung der Bälge. Ha, ha ... dachten sie, ich würde so dumm sein, meine schöne Entdeckung preiSzugebeu? Die» Präparat ist mein Geheimnis, Herr Felix. Ihnen wollte ich es mitteilen, ehe ich sterbe; Sie sind ein Mann, der etwas versteht und zu würdigen weiß, wa» andere verstehen. Aber niemand ander» soll e» mir au» den Zähnen ziehen durch allerhand Finessen, nein, da können sie mich lange eivgesperrt halten, so mürbe machen sie mich nicht!* Frl'x war eine Weile sprachlos. Endlich sagte er Sofia unausgesetzt hin und her. Unter solche» Verhältnissen kann der schwächste Funke einen Braud entzünden. Die Pforte hat nun diese« durch uner wartet kräftige» Eingreifen verhütet, aber in den Ge mütern der Bulgaren, weil sie zu laut an ihr Ab- hängigkeittverhältni» erinnert werden, und der Serben, weil ihnen ihre Ohnmacht gar so augenscheinlich zu Gemüte gesührt wird, ist so viel gegenseitige Miß stimmung zurückgebliebeu, daß ein künftige» Auseinonder- hetzen der beiden Stämme gar nicht schwer fallen dürfte' UrberdieS ist zu befürchten, daß die bevorstehenden serbischen Skupschtinawahlen aus der tiefsten Volks schicht heraus Elemente an die Oberfläche bringen könnten, die ihrer Unbildung halber jeder Berechnung spotten und nur um so leichter den panslawistischen Bethörern auf den Leim gehen werden. Nicht um viele» erfreulicher al» im Norden ist eS im Süden der Balkanhaldinsel bestellt. Ganz vortreff lich sind dem PanslaweSmuS die Vorarbeiten zu einem künftigen großen Kriege im Osten der asiatischen Tür kei gelungen. Der Ausstand in Kreta wild durch da» Krästeaufgebot, zu welchem sich der Sultan Dank der Haltung der Friedensmächte aufgeschwungcn hat, be wältigt weiden. Aber in den Seelen der Besiegten, so wie jener, welchen die sicher gewähnte Beute entgangen ist, wird grimmige Erbitterung Zurückbleiben. E» ist zwar nicht gelungen, in Armenien einen Brand zu entzün- den, aber es ist nur zu wohl gelungen, Gladstone und seine Knappen zu neuem Eifir sür den Zaren zu er hitzen. ihnen tie Existenz einer armenischen Frage vor- zuspegeln und sie vorzubereiten, daß sie durch eine neue Greuelagitation der englischen Regierung hin dernd in den Aim fallen, wenn diese ihrer vertrags mäßigen Pflicht zur Verteidigung der asiatischen Türkei gegebenenfalls nachzukommen Miene machen sollte. In Montenegro schließlich braucht der Panslawismus nichts mehr vorzubere ten. Montenegro ist stets und bis auf den letzten Knopf bereit. Die Montenegriner sind früh genug in türkische» Gebiet und zeitweilig auch in die Herzegowina eingefallen und nicht ihre Saumseligkeit trägt daran die Schuld, daß sie noch jede» Mal mit blutigen Köpfen hrimgesandt wurden. So ist d.r Panslawismus in rastloser Arbeit begriffen zur Unterwühlung de» ganzen Orient». Freilich auch die Friedensmächte schlafen nicht. Sie sind tüchtig aus der Wacht und haben jede-mal rasch die Zauber formel bei der Hand, um den kriegerischen Spuk dort unten gehörig zu bannen. Lagesgeschichte. Dresden, 8. September. Der Trinkspruch, wel chen Se. Majestät der König am gestrigen Tage bei dem Paradediner im königlichen Residenzschlosse auf da» Wohl Sr. Majestät de» Kaisers au»zubringen ge ruhten, hat folgenden Wortlaut: „Ew. Majestät! Es sind 7 Jahre verflossen, seit daS XU. Corps zum letzten Biale da» Glück hatte, Ihren ruhm reichen Großvater, Unseren unvergeßlichen Kaiser Wilhelm in seiner Mitte zu sehen. Damals begrüßten Wir in Ihm den siegreichen Führer au» vergangenen Zeiten: heute habe« Wir die Freude, den Feldherrn der Zukunft, den Führer de» deutschen Volke« in Gefahr, in Unserer Mitte zu sehen. Nehmen Ew Majestät die Versicherung entgegen: Wie Wir Alten in schweren und guten Togen zu Ihrem vercivigten Großvater, Unserm ruhmreichen Kaiser, treu gestanden haben, so werden Wir und die Jüngeren diese« Corp», sowie Alle, die Uns Nachkommen, freudig dem Rufe Ew. Majestät fol gen, wenn e» die Gefahr des Vaterlandes erfordert. Meine Kameraden de« XII. Corp«, Ich fordere Sie auf, Ihre Gläser zu leeren auf daS Wohl Sr. Majestät de« Deutschen Sassers Wilhelm II. Er lebe hoch! hoch! hoch!" eindringlich: „Wissen Eie denn eigentlich genau, wessen man Sie anklagt, Humser?* „Ich soll meine Herrschaft mit Gift vergeben haben*, äioworrne ver Mann ohne Zögern. »Sagen Sie selbst, Hcrr Leupoldt: wer kann denn so etw^§ ernstlich von mir glauben? So lange sie mip nichts in Weg legten — und daS thaten sie nicht, weder da« Fräulein, noch die jüngere Gnädige — habe ich meinen Dienst immet noch ganz gerne ver sehen, wenn ich auch manchmal die Schelle oben, die nur meist dazwischen kam, wenn mein Absud gerade im Kochen war, zum Teufel gewünscht habe. Warum hätte sie mir zu lange leben sollen? im Gegenteil: ich hatte wohl zuweilen gedacht, wie fatal e« fei, wenn ich nach ihrem Tode fort wüßte, da mir der Kamin unten in meiner Stube mit dem großen Rauchfang so gelegen war. Mau fürchtet sich überhaupt davor, eine Sammlung, wie die meinige, herumzuschleppen: e» kann da manche» zu Schaden kommen. Ach Gott, ach Gott, wie mögen sie dazwischen gehaust haben!* Er fuhr sich mit beiden Händen nach dem Kopf. „Die herrlichen, seltenen Exemplare. Die Sachen waren meine einzige Freude, ich habe ja all' mein Leblag, was egentlich Plaisier hieß bei anderen Leuten, nicht gekannt, ich bin immer herumgestoßen worden und war ein UnglückSvogel, bi» ich zur alten Gnädigen kam und wenigstens Ruhe krregte. Und nun ist olle» hin —* Er versank in Schweigen und saß da, den Kovf und die mächtigen Schullern herabhängea lassend, da» Bild eine» geistig völlig zerschlagenen Menschen. „Ich mag auch nicht mehr leben, sie können jetzt mit mir machen, wa» sie wollen. Käme ich auch wieder
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