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für Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und F reita Abonnementspreis vierteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mül (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 M ark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. -Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amishauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Nr. 9«. Fmwg, dm 2ö. Nodcmlm I88V. Bekanntmachung. Das Ergebniß der für die hiesige Bezirksversammlung stattgehabten städtischen und ländlichen Abgcordneten-Wahlen ist folgendes: Gewählt wurden: , als städtische Abgeordnete: 1 ., Herr Stadtrath Rechtsanwalt Franke in Meißen. 2 ., - Bürgermeister Piltz in Lommatzsch, an Stelle des Herrn Kaufmann Klitzsch das. IT., als ländliche Abgeordnete: 1 ., Herr Gem.-Vorst. Stelzner in Gröbern, an Stelle des Herrn Gem.-Vorst. Zschoche in Zadel, 2 ., - - Welde in Zaschendorf, ----- -- Zschetzsche in Niederfähre. 3 ., - - Donath in Sönitz (Wiederwahl). 4 ., - » Lehmann in Lindigt, an Stelle des Herrn Gutsbes. Klopfer in Schänitz. 5 ., - Rittergutspachter Gießmann in Niederjahna, an Stelle des Herrn Gutsbes. Kühne in Großkagen. 6 ., - Gem--Äorst. Henker in Kesselsdorf, an Stelle des Herrn Amtslandrichter Gießmann in Röhrsdorf. 7 ., « - Goltzsch in Bodenbach (Wiederwahl). 8 ., - - Blümich in Jessen b/L. an Stelle des Herrn Gutsbes. Lempe in Domselwitz. Meißen, am 22. November 1880. Königliche Amtshmlptmmmschaft. von Boffe. Die Kirche uud die Volkszählung. Die große Staatshandlung der Volkszählung, welche am 1. De- cember im ganzen deutschen Reiche vor sich gehen soll, bedarf zu ihrem Gelingen vor allen der Gewissenhaftigkeit jedes Gliedes unserer großen Volksgemeinschaft. Die Kirche ist berufen, das Gewissen des Volks zu wecken und zu schärfen, und sollte daher bemüht sein, auch diesem öffentlichen Werke ihre Weihe zu geben und bei dieser Gelegenheit ihren innigen Zusammenhang mit dem Staate bekunden. Der Staat ist die gesetzliche Ordnung, welche die Bedingung der menschlichen Freiheit ist, er ist auch Schutz und Schirm des religiösen Zusammen lebens der Menschen und sucht den Interessen der Kirche auch durch die Volkszählung gerecht zu werden. Die deutsche Zählung vom 1. December 1880 wird auch die Religionsbekenntnisse ermcktcln und mithin eine Hauptquelle zur Feststellung der äußern Verhältnisse der verschiedenen Kirchen sein; noch wichtiger aber ist es, daß sie den Geistlichen einen Einblick in die sociale Lage ihrer Gemeinden eröffnet. In England pflegen intelligente Geistliche die Volkszählung zu The men weihevoller Kanzelreden zu machen. Es findet in England eine solche Zählung nur nach Ablauf eines Jahrzehnts statt. Hieran an knüpfend, erinnerte ein ehrwürdiger Geistlicher in Ashburi feine Pa- -rochianen an den Flug der Zeit überhaupt und an die großen Ver änderungen, die sich in einem so kurzen Zeiträume in dem Leben der Menschen vollzogen. „Wie viele sind geboren und gestorben, gediehen und verdorben von den Bewohnern dieses Kirchspiels in den letzten 10 Jahren? Unsere Häuser wurden zum Theil durch Feuer zerstört, unsere Felder durch Mißwuchs, unser Vieh durch die Pest heimgesucht, unsere Fabriken litten durch die Baumwollennoth, und viele Menschen, durch so viel Unglück schwer geschädigt, verließen das Dorf, um im fernen Lande ein neues Heim zu bauen, verlornes Glück wiederzusinden. Welchen Einfluß solcher Wechsel der Dinge auf unsere kleine Gemeinde hatte, das wissen und fühlen wir; dasselbe wiederholt sich auch in vielen anderen Gemeinden, wogegen wieder andere durch besondere Glücksumstände gesegnet wurden. Welches ist nun das richtige Fant aller dieser Veränderungen? Niemand kennt es, bis nicht eine neue Volkszählung darüber sicheren uud klaren Aufschluß gicbt. Sehen wir ihm mit Zuversicht und Gottvertraueu entgegen! Noch jede Volks zählung hat uns den steigenden Wohlstand unseres theucrn Vaterlan des verkündet. Denn obgleich dasselbe, vom Meer umspült, sich nicht vergrößern kann und die Ackerflächen eher ab- als zunehmen, so ist doch die Bevölkerung in Großbritannien von 16 Mill. Seelen im Jahre 1801 auf 29,374,384 im Jahre 1861 angewachsen. Ist diese ansehnliche Vermehrung der Menschen selbst schon ein Zeuguiß der Vermehrung des Wohlstandes, so ist auch die Vermehrung der Zahl der Häuser, der Eisenbahnen, der Schiffe Beweis dafür, daß wir nicht rückwärts, sondern vorwärts gegangen sind. Der Census ist also eben so sehr das Maß unseres Fortschritts im Allgemeinen und Besonder«, Mie der Spiegel unserer Zustände. Lasset uns dafür sorgen, daß die ses Maß so genau wie möglich werde und der Allmächtige gebe, daß der nächste Census wieder des Vaterlandes Grüße und des Vaterlan des wachsendes Glück abspiegele. Das Schiff unseres Volkes trägt jetzt schon eine Ladung von unermeßlichem Wcrthe; es wird von einem mächtigen und complicirten Mechanismus vorwärts getrieben; der Kraft- Verbrauch hierfür ist ungeheuer, aber es steuert noch immer seinen Cours ruhig und friedlich unter dem Schutze des Himmels, und .seine Steuermänner sind sich ihrer schweren Verantwortlichkeit wohl bewußt. Möge es auch fernerhin so sein!" — Möge es auch im deutschen Reiche fernerhin so sein, und Kirche, Schule, Behörden und Volk bei der bevorstehenden großen Staatsaction treulich zusammen wirken! l Mögen recht viele deutsche Geistliche am Sonntag vor der Zählung, den 28. Nov., in ähnlicher Weise wie jener englische Prediger ihre Gemeinde auf den deutschen Zählungstag vorbereiten. Tagesgeschichte. Die Vorarbeiten für das bürgerliche Gesetzbuch für das deut sche Reich sind soweit vorgerückt, daß man den ersten Entwurf desselben nebst den Motiven in etwa vier bis fünf Mouateu vollenden zu können hofft. Diese Vorarbeiten sind bereits größtentheils gedruckt, aber nicht für die Oeffenllichkeit bestimmt. Erst der zwecke Entwurf, welcher von der im nächst n Frühjahr zusammcntretcnden Gesetzgebuugskommissivn ausgearbcitet werden soll, wiro der öffentlichen Beurtheilung übergeben werden. An den Reichstag aber wiro das neue bürgerliche Gesetzbuch schwerlich vor Ablauf von vier Jahren gelangen. Im Laufe dieser Woche werden das Staatsministerium und der Bundesrath sich nacheinander mit dem Sozialistengesetz zu beschäf tigen haben. Sontag, den 28. d. Mts., läuft die einjährige Frist auf Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes über Berlin uud Umgegend ab, und zweifellos wird die preußische Negierung die abermalige Verlängerung auf die gleiche Zeitdauer beantragen. Un möglich wäre es nicht, daß in den Ausführungsbestimmungen zu dem hiesigen kleinen Belagerungszustände diesmal eine Aendcrung eintritt. Das Verbot des Waffentragens Hal sich als nicht nöthig erwiesen, und und dafür, daß die Negierungen unter dem gleichen Eindrücke stehen, spricht die Thatsache, daß in Hamburg unter sonst gleichen Beschrän kungen das Verbot des Waffenlragcns nicht ausgesprochen worden ist. Das Jahr 1879 war, wie ein Bericht über die Bergwerksin dustrie und Becgverwaltung Preußens bemerkt, für die Montanin dustrie in Preußen ein höchst bedeutsames, indem sich im Laufe dessel ben die Umgestaltung der Wirthschaftspolitik und Zollgesetzgebung des deutschen Reiches vollzog und am Schluß der zweiten Hälfte desselben eine erhebliche Besserung der seit 6 Jahren die Industrie in bisher nie dagewesenem Umfange niederdrückenden schlechte» Konjunktur eintrat. Im Monat November 1879 trat in Folge großer Aufträge an die Eisenhüttenwerke aller Art ein erheblicher Aufschwung der Eisenindu strie ein, von dessen günstigen Einfluß zunächst der Steinkohlenberg bau, sowie der Eisenerzbergbau, in zweiter Linie aber auch alle mon tanistischen und sonstigen Industriezweige vortheilhaft belebt wurden. Diese günstige Ksnjunktnr überdauerte das Ende des Jahres 1879; der Steinkohlenbergbau wies gegen 1878 eine Mehrförderung von 43,489,604 Ctr. auf, die Eisenerzjördernng zeigte eine Vermehrung von 3,944,368 Ctr. zum Werthe von 227,035 M. Im Ganzen kamen im Jahre 1879 52,229,353 Ctr. fossile Brennmaterialien mehr auf den Markt als I878. Die „Vvß'fche Zeitung" meldet, daß von leitender Stelle Hof predig er Stocker bedeutet worden sei, sein Beruf als Hofprediger lasse sich nicht mit dem eines christlich-sozialen Agitators vereinigen. Darauf hin hätte sich Stöcker entschieden, seine Stelle als Hofprediger aufzugeben, da er die christlich-soziale Agitation als die Ausgabe seines Lebens betrachte. Etwas ganz Neues ist in Preußen ins Leben getreten: einVolks- wirth schaftsra th, gebildet aus den Vertretern des Handels und der Industrie, der Laudwmhschaft uud des Handwerkes. Er soll sich mit der Zeit zu einem Bolkswirlhschafls - Senat für das Deutsche Reich erweitern und neben Landtag und Reichstag mit seinem Gutachten gehört werden. Die Regierung hat großen Einfluß auf feine Zu sammensetzung. Die Regierungen von Oesterreich, Deutschland und Frankreich haben eine dringliche Mahnung an Pen Fürsten von Bulgarien gerichtet, die Donausestungeu in'Uebereinsummnng mit dem Stipula tionen des Berliner Vertrags schleifen zu lassen. Dit „St. James Gazette", welche dies mittheilt, sieht in dem Umstande, daß sich Frank- reich den beiden deutschen Kaiserreichen »»geschlossen hat, einen neuen Beweis für das Bestreben der Republik, bei der Regelung der orien talischen Frage mit Oesterreich und Deutschland zu kooperiren. ES