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Dienstag. 45. 11. Juni 1861. Erscheint . P"tS Dienstags undWM s Kartal .MWet^errh-Ieüung. .-D. Amts- und Anzkige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Aemter vnd Stadträthc zu Dippoldiswalde, /ranensteiu und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Earl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgesjchichte. Dippoldiswalde. Einige schwere Gewitter, die in den Nachmittagsstunden des vergangenen Freitag bei unS vorüberzogen und einen gar fruchtbaren Regen brachten, haben in Glashütte, weit mehr aber noch in Oberjohnsbach, Schaden angerichtet, wo der Regen wolkenbruchartig gewesen sein soll. Dort, wie um Glashütte herum, wurden die Fluren theilweise überschwemmt, die Prießnitz wuchs so, daß sie auch in der Stadt aus den Ufern trat, Dämme und Mauern zerriß, selbst Gebäude in Gefahr brachte. Der Schaden, den die Commnn Glashütte hat, kann leicht einige hundert Thaler betragen. — Um einem vielseitig ausgesprochenen Wunsche zu genügen, sicher brennende und giftfreie Zünd hölzchen zu haben, ist seit Kurzem von den Herren Fischer und Wolf in Aussig eine Fabrik für Zündhölz chen ohne Phosphor errichtet worden. Obwohl dies Fabrikat nur an einer gewissen Fläche zündet, so zeichnet sich dasselbe gegen die bisher gewöhnlichen besonders dadurch aus, daß dasselbe Schutz gegen Vergiftung und Feuersgefahr durch Selbstentzündung oder Unvor sichtigkeit bietet, welche Vorzüge auch durch ein Attest des Präsidenten der polytechnischen Gesellschaft in Leipzig, Hrn. I)v. Hirzel, besonders bevorwortet sind. (Diese Zündhölzchen aus genannter Fabrik sind in Dippoldis walde bei den Herren L. Schmidt und Lincke zu haben.) ZedtliH b. Borna, den 6. Juni. Auch in hiesigem Orte sind die gefürchteten Masern mit aller Macht aufgetreten und leider in sehr drohender Weise. Von den hiesigen 120 Schülern liegen bereits 104 an dieser Krankheit, ein hoffnungsvolles Mädchen von 13 Jahren erlag derselben und mehrere sind in großer Gefahr an der Bräune und dem sog. weißen Friesel. Selbst Erwachsene sind nicht verschont geblieben. In einem Gute liegen nicht mehr denn 9 Personen; auch eine Wöchnerin leidet sammt ihrem Säuglinge an dieser Krankheit, welche bei der großen Wärme einen immer drohenderen Charakter anzunehmen scheint. Es ist ein wahrhaft trauriger Anblick, wenn man fast in allen Häusern die Fenster ängstlich verhangen oder mit Laden versetzt sieht. Im nahen Dorfe Wyhra wurde eine junge Frau von dieser Krankheit betroffen, in Folge deren leider auch der Tod eintrat. So wären aus anderen Orten noch mehrere derartige Todesfälle zu berichten. Berlin. Am 5. Juni fand durch den König der feierliche Schluß des Landtages statt. Der König dankte in seiner Abschiedsrede unter anderm für die endliche Annahme der Grundsteuervorlagen und für die Bewilligungen für das Militärweseu (jährl. 40 Mil lionen Thlr.). Am Schlüße der Rede entblößte er sein Haupt und sprach mit feierlicher Gemessenheit: „Ge denken Sie meines Wahlspruches: Königthum von Gottes Gnaden, Festhalten an Gesetz und Verfassung, Treue des Volkes und des stegbewußten Heeres, Gerechtig keit, Wahrheit, Vertrauen, Gottesfurcht! Folgen Sle stets mit mir diesem Wahlspruch, dann können wir sine glückliche und hoffnungsreiche Zukunft für unser theures Vaterland erwarten." Italien. Graf Cavour ist am vorigen Donner stag, den 6. Juni, gestorben. Es ist dies ein verhäng- nißvoller Tod für das junge Königreich Italien. Noch in den letzten Augenblicken seines HinscheidenS sprach er seinen unerschütterlichen Glauben an die Zukunft Italiens aus. In allen Kreisen der Bevölkerung findet dieser Todesfall die aufrichtigste Theilnahme; die Stadt Turin trauert und alle Läden sind geschloffen. — Rieasoli, der vom König mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt wnrde, ist eben falls erkrankt. — Auch Garibaldi ist auf Caprera schwer er krankt, und endlich ist auch am 6. Juni der Papst einige Mal von Schüttelfrösten befallen worden, denen ein leichtes Fieber folgte. Vermischtes. In Paris ist ein in einem Kloster bei Florenz gefun dener Beichtstuhl ausgestellt, welcher eine Feder enthält, bei deren Druck ein Teufel in Mannsgröße mit Hörnern, großen herausstehenden Augen, heraushängender Zunge nnd Negerhaar herausspringt, von einem Gerassel und unterir dischem Getöse begleitet; wenn der Beichtvater ein Geheimniß herausbringen wollte und Widerstand fand, wurde der Teufel beschworen nud dann machte sich die Sache. Dieser Beicht stuhl soll auch in England ausgestellt werden. Keine Provinz im österreichischem Kaiserstaate dürfte so gesegnet an Klöstern sein, wie Oberösterreich. Es bestehen daselbst 16 Männer - und 25 Frauenklöster, zusammen also 41 Klöster, eine Anzahl, die selbst zur Zeit der Josephi- nischen Klöster nicht vorhanden war. Vor zehn Jahren zählte Oberösterreich 20 Klöster; dieselben wurden also inner halb eines Decenniums um 21 vermehrt, wovon die meisten der neueri Zeit des Concordats ihren Ursprung verdanken. Das Institut der Omnibuslinien ist in Paris jetzt so entwickelt, daß z. B. durchschnittlich hundert Omnibus in jeder Tagesstunde die Vorstadt St.-Honor6 passiren. An Bord des Great Eastern, der am 1. Mai nach Neuyork abging, befanden sich österreichische, französische.