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Dresdner Journal : 28.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-28
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 28.07.1882
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W17» Fieltag. de» 28 Jule 188S. ltt»oookw«ot»preln Im «„Uekio »sie»,: 1U>rIlck; .... 18 Uur^. ^^LtlrUcti: 4 Llurlr 00 ?k. Limolo» !iu»>io«ru: 10 ?k La««rL«1d äe» Ueuttekeo ksicdsi tritt?oit- ouä 3tewp«I»i»(:t»I»b lüoou. loseratenprel»«: k°ür «l«o Nuum eioor xkipulteue» ?«titr«I» SO kk. „^injseiunät" 6>s 2«il« SO kk. 8«i 1»d«Ueu- uoü Nösrusutt tO H ^ukoctrlu^. DreMrrIouriml. Lroedelncn r T^Ulie^ mit Xuinulims <j«r 8o»n- un6 keiortu^o kür üsii kol^euävu lr^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1o»er«tea»oll»div» «»«Wirt«: ^r. LranUstrttrr, CowwisiiouLr 6e» DreoUner ^ournul«; L»md»rg ->«rIiu -Vi,o - l,«tp»ig N«„I Nr«,I»u xr»»^fnrt ». n ; //aa«k»>etrin ^vA/rr, 8«rI>ll-Vi«ll N»m8vr^- kr»^- l.«ipri8 krrvtturt ». Il Hünedev: /»«</. L«rlia: /irakiUr«<ko»>^, Lrsmev /. Lck/utt«,- »r»,i»Q: /, ÄanAem'» Lurrai« ^abat/«),' 7r»vleksrt , » - ^akArr'soke önckkaoliluox; üdrIU»: tr. .t/g/l,«',- L»uoov»r: ü'c/>ü«krr, ?»ri» 8«rU»- rr»vkt^rr » H. Stuttgart Daubc et 6!o., SL-udurg: ^1U. Äe»»er. N»r»n»xek»rr LSvi«! k!ipk6ition 6e» l)re,6 v^r ^ourn»I», Dr««tso, 2vin8«r»tr»»»« tio. SO. Nichtamtlicher Theil. UederNcht: Telegraphische Nachrichten. Aeitungsschau. Tagesgeschichte. Zur ägyptischen Krage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Mittwoch, 26. Juli, Abend». (Tel. d Boh.) „Pesti Naplo" erfährt auS verläß licher Quelle, daß die bisherigen Erhebungen in der TiSza-ESzlarer Astaire absolut kein Resultat ergeben haben. ES ist nicht einmal constatirt, daß Esther Solymoffy ermordet wurde, geschweige denn, daß die Mörder eruirt wären. Wäre nicht der Jncidenzfall mit dem Leichenfund aufgetaucht, so wäre die Untersuchung längst abgeschlossen. DaS Hevrser Comitat hat eine Remonstration an daü Abgeordnetenhaus gegen den Erlaß deS Ministers deS Innern betreffs Confisration anti semitischer Schriften beschlossen. Die Petition bezeichnet den Erlaß als gravaminal, weil laut dem Preßgrsrtz eine Beschlagnahme von Druck- schriftrn nur auf Grund eines Gerichtsbeschlusses, nicht aber auf Grund einer Ministrrialverord- nung oder durch administrative Behörden erfolgen könne. Paris, Mittwoch, 26. Juli, AbendS. (W.T. B.) In der heutigen Sitzung der Drputirten- kammer erwiderte der Ainanzministrr L6on Say in Beantwortung einer Anfrage deS Deputirtea Allain Targ6, eine Convertirung der öffentlichen Schuld sei in diesem Jahre unmöglich, vielleicht auch noch im nächsten Jahre. Der Minister wieS zugleich darauf hin, daß die allgemeine Lage deS Marktes die Aufnahme einer Anleihe nicht ange- zrigt erscheinen lasse. (Vergl. unsere Pariser Cor- respondenz unter „TageSgeschichte".). Die Commission der Deputirtenkammer zur Lorbrrathung der Creditforderung von SH Mil lionen für die Expedition nach Aegypten hat die selbe mit 6 gegen 5 Stimmen abgelehnt, obwohl der Ministerpräsident de Kreycinet in der heute Vormittag abgehaltenrn Sitzung der Commission die Nothwenbigkeit einer Cooperation zum Schutze des SuezcanalS betont hatte. DaS „Sidcle" sagt, der Ministerpräsident de Kreycinet werde in der Kammer die Ler- traurnSfrage stellen, und Ferry wie die übrigen Miniüer beabsichtigten, in die Debatte rinzu- greifen. Das Blatt bemerkt weiter, dir öffentliche Meinung mißbillige entschieden die gegen da» Ca- binrt ringelritrten Jntriguen und betrachte eine Auflösung der Kammer alS unvermeidlich, wenn daS Cabinet gestürzt würde. Paris, Kreitag, 27. Juli, Mittags. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Der ConsrilSpräfident de Frey einet tholte dem heutigen Ministerratde mit, daß die Pforte sich bereit erklärt habe, unter den in der identischen Note ausgestellten Bedingungen un verzüglich Truppen nach Aegypten zu senden. Bei sonach veränderter Lage der Dinge glaubt man in Drputirtenkreisen, die Berathung der ägyptischen Crrditvorlage durch die Kammer werde heute nicht stattfinben. Rom, Mittwoch, 26. Juli, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Agencia Stefani" mel- Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Mr. Timsen der Spekulant. »»man von Lonrad Fifcher-Sollsteiu. (Fortsetzung.) Franziska scheint erwachen zu wollen. Um ihre herabgesenkten Augenlider entsteht jetzt ein leise» Vibriren, wie ein belebender Hauch gleitet e» über ihre gerötheten Wangen, ein tieft» Aufathmen schleicht durch dl« beiden Perlenschnüre ihrer Zähne; dir Hand, welche in ihrem Schooße ruht, zuckt; die blonden Locken, welche sich auf ihrem schneeigen Nacken fest- geklammert und über die Schultern hinabstreben, wer den mutrr. Aber der mohnumkränzte Gott läßt sie nicht lo» — sie will ja nimmermehr aussehen, au- dem Schooße der Mutter, und nun legen sich die Locken wieder aus den sammetnen, weichen Nacken schlafen. Franz saß im Bette aufgerichtet, den Ellenbogen auf ven Rand de» Bette» gestützt — eine recht unbe queme Stellung für seine Wunde — und blickte ihr in da» von dem gedämpften Lichte matt beleuchtete Angesicht, stundenlang, die ganze Nacht hindurch, er konnte sich nicht satt sehen an diesem von einem süßen Traum verklärten Antlitze und wünschte, die Nacht möge rin Menschenalter überdauern und ewig währen. Er hörte die träumerischen Worte von ihren Lippen — Franz, Franz — sie rief ihm diese Worte det: Der englische und der französische Botschafter schlugen heute nach einander dem Minister det Aeußern, Mancini, vor, Italien solle sich den von England und Frankreich zum Schutze deS Suez- caualS getroffenen Maßregeln anschließen. Man cini dankte für die freundschaftlichen Gesinnungen, dir Italien ebenso erwidere. Die Regierung könne sich aber erst au-sprechea, wenn sie die Ansichten der übrigen Couferenzbevollmächtigten kenne, denen heute seilen deS englischen und französischen Ver treter» Vorschläge gemacht werden sollten. London, Mittwoch, 26. Juli, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Unterhauses erklärte auf eine Anfrage Norwood'S der Pre- mier Gladstone, die in Aussicht genommenen Schritte zum Schutze de» SuezcanalS bezweckten einzig und allein, die Sicherheit und den freien Verkehr auf demselben zu garantirrn. Eine Ein mischung in die Verwaltung oder in die commer- zirllen und politischen Verhältnisse de» Canal» werde dadurch nicht bezweckt. Da» Hau» setzte sodann die Berathung der Creditforderung fort und vertagte dieselbe schließlich auf morgen. Ge legentlich derselben erwiderte der Staat»secretär de» Krieg», Childer» , auf eine bezügliche An regung de» Lord» Campbell, e» sei unbegründet, daß englische Soldaten den Palast Ramleh ge plündert hätten. London, Donnerstag, 27. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) General Wolseley reist am 1. August rl» Marseille nach Alexandrien ab. Konstantinopel, Mittwoch, 26. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Vor der heutigen Sitzung der Conferrnz fand eine Unterredung de» Minister» de» Auswärtigen mit drm englischen Botschafter» Lord Dufferin, Statt. E» heißt, Lord Dufferia werde auf der Conferrnz brantragrn, der Sultan solle eine Proklamation erlassen und Arabi al» Rebellen erklären. Mukhtar Pascha ist zum Vorsitzenden der Com mission ernannt worden, welche die Vorbereitungen für die eventuelle Sendung von Truppen nach Aegypten zu treffen hat. DaS Gerücht von einem Aufstande in Smyrna wird für unbegründet erklärt. Der Gouverneur DanaS ordnete dir Brrhaftung mrhrrrrr Schritt an, wrlchr auS Argypten dorthin grkommen warrn. Konstantinoprl, DonnrrStag, 27. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der gestrigen Sitzung der Confereuz erklärten die türkischen Vertreter, die Pforte sei bereit, unter den in der identischen Note vom 15. Juli angegebenen Modalitäten un verzüglich Truppen nach Aegypten zu senden. Dir Pforte stellt keine Gegenbedingungen und spricht lediglich Wünscht au» bezüglich der Be- Handlung einzelner Einzelfragen. Die erste Truppenabthrilung geht schon in den nächsten Tagen ab. Alexandrien, Mittwoch, 26. Juli, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein ägyptisches Schiff ist heute früh nach Abukir abgegangen, um dir dor tige Garnison aufzunrhmen, welche erklärte, dem Khedive treu bleiben zu wollen. Die englische und eingeborne Polizei in Alexandrien find be müht, mit Hilfe eingeborner Arbeiter die voller Trümmer liegenden Straßen wirderhrrzustellrn. Die Zahl der wieder ausgemachten Läden und Restaurant» nimmt zu. Dre»den, 27. Juli. Die ägyptische Berwickelung beginnt abermals in ein neues wichtiges Stadium zu treten, in welchem gleichsam zu, es ergriff ihn ein Beben dabei, sein Herz raste! — Dann traf ihn wieder der fürchterliche Zweifel von ihren Lippen — daS wäre nicht Franz? — Er bebte zurück und rief den Himmel an, sie nie erwachen zu lassen. Eme tieft, entsetzliche Qual kommt jetzt über ihn. O, wenn eS doch anders wäre, wenn ich doch nicht Franz v. Leuteritz sem müßteI — Ja daran hatte er nicht gedacht, al» er da» Lied de» Dankee lernte. ES ist ihm auf ein Mal zu enge im Zimmer, er meint sich irgend wohin flüchten zu müssen, aber wohin flüchten, wohin vor ihrem Zauber? — In die Hölle, wenn eS sein muß, oh, er ist ja in der Hölle. Franz v. Leuteritz hebt sich jetzt leise empor, hastig und still gleitet er au» dem Bette und kleidet sich an; — sie merkt eS nicht, sie schläft immer noch, schläft fest und süß; dann geht er vorsichtig an» Fenster und öffnet diese» geräuschlos. Die frische, rosenduftige Morgenluft weht ihm in» Gesicht; die Gardinen neben ihm athmen auf, blähen sich und wollen sich die würzige Morgenluft in den Falten sangen. Mit beiden Händen umfaßt er jetzt da» Fenster« kreuz und schwingt sich hinau» in den Garten. Was fragt er danach, ob der Sprung seine Wunde erschüt tert, oder ihm den Tod bringt. Jetzt horcht er zurück in» Zimmer hinein, ob sie erwacht sei; aber e» bleibt stille, der Traum gab sie immer noch nicht frei, noch immer nicht hebt sie da» Gesicht au» dem Schooße der Mutter. Der Morgen dämmert. Ein matter Frühroth- schein Nammert sich an die kleinen weihen Wolken wir, inmitten einer anscheinenden Verwirrung, Zweierlei in bestimmteren Umrissen hervortreten zu sehen glauben: ersten» ein Wachsen der Ansprüche Englands in Aegypten und zweiten», infolge der englischen Präten sionen, eine wirksamere Unterstützung der Türkei durch die Ostmächte. Für die nach dem Sprich wort: „Der Appetit kommt im Essen", sich steigern den Forderungen England», spricht der gestern bereit- telegraphisch signallsirte Artikel der .Time»" über da» Vorgehen Englands in Aegypten, den wir hier wiederholen. Wenn England allein auf eigene Ver antwortung die Aufgabe übernehme, Aegypten von der Anarchie zu befreien, so werde eS sich das Recht er werben, in Zukunft eine controltrende Gewalt über daS Land, welcher eS gerettet, auSzuüben und werde dieses Recht geltend machen. Wenn England sich auf einen Krieg zur Herstellung der Ordnung in Aegypten einlasse, müßten die formellen Verbindlichkeiten der Diplomatie, welche übernommen wurden, als die Situation eine ganz andere war, al» aufgehoben an gesehen werden. Die Herstellung einer starken und wirksamen Regierung in Aegypten unter dem Protektorate von Großbritannien würde die ägyptische Frage in der besten und nachhaltigsten Weise lösen. Auf die in diesem Artikel zu Tage tretende bri tische Ueberhebung wird man anderwärt» die Antwort nicht schuldig bleiben, um so mehr, als man bisher bereit- mit der Ablehnung der Handlungsweise Eng lands nicht gezögert hat. BemerkenSwerth ist die Mißbilligung, welche die, ohne die türkischen Ent schließungen abzuwarten, in Scene gesetzte englische Einzelactton seilen der officiösen russischen Presse findet „Die Türkei", sagt eine Eorrespvndenz der „St. Petersburger Zeitung ", „Hal es noch immer in ihrer Hand, vereint mit England oder den beiden Westmächten emzuschreiten; sie kann ihre Souveränelät wahren trotz der Besetzung Alexandrien- durch die Engländer, sie kann mit den Großmächten cooperiren, um Arabi unschädlich zu machen, und sie kann den Muhamedanern gegenüber ganz gut die These ver treten, daß sie eben alS suzeräne Macht einschreite, um die Actron der Christen zu verhindern und die großen Stätten deS Islams vor christlicher Invasion zu be wahren." — Ebenso weist eine, an diese Stimme der russischen Presse anknüpfende Aeuherung der „Wiener Abendpost" auf einen in den österreichisch - unga rischen politischen Kreisen eintretenden Umichwung zu Gunsten der Türkei hin. DaS halbamtliche Blatt sagt angesichts der Bereitwilligkeit der Pforte, in Aegypten einzuschreit-n, Folgendes: „Die hohe Wichtig keit eines acuven Einschreiten- der Pforte m Aegypten liegt auf der Hand; eS kann dadurch ein Krieg, der bereits ,m Entstehen »st, noch hintangehalten werden." — Nicht minder bemerkendwerth ist ein in dem Wiener „Fremdenblatt" enthaltener Artikel, den wir seinem vollen Wortlaute nach wredergeben. Da- genannte, dem k. au-wärllgen Am!« nahe stehende Blatt spricht sich über die in Aussicht genommene Intervention der Pforte, wie folgt, auS: „Die Eröffnungen der türkischen Bevollmächtigten haben, wie unS auS Konstantinopel berichtet w.rd, in den dortigen Botschafterkreisen einen günstigen Eindruck gemacht. Man glaubt sich der Ueberzeugung hingeben zu dürfen, daß man eS nicht mit einem dilatorischen Schachzuge zu thun hibe, son dern daß die Pforte ernstlich zur Theilnahme an der Intervention entschlossen sei. Es wäre gewiß nur zu wünschen, daß sich diese Auffassung als berechtigt er wiese. Andererseits ist jedoch auch zu hoffen, daß, wenn die Türkei wirklich den Willen bekundet, bei der Wiederherstellung der Ordnung in Aegypten actlv mit zuwirken, man ihr von Seiten der Mächte die Aus führung diese» Entschlusses möglichst erleichtert, und auf ihr zur Stunde freilich nur theilweises Eutgegen- da droben und läßt sich von diesen am Horizont emportragen. Die Rosen öffnen ihre Kelche, e» ist die geheim- nißvollr Zeit, wo die Thauperlen sich in sie senken. Die Glockenblume erwacht und sieht hinüber, wo die Sonne aufgehen will; in den Hecken zirpt und zwit schert e» in leiser verworrener, abgebrochener Weise, al» halte auch sie ein Traum gefangen, die muntern Bewohner der Lüfte. Kleine Fliegen tänzeln au» ihrem Verstecke auf und neidisch sieht ihnen die Kröte nach, die langsam und griesgrämig über den Garten weg kriecht, um sich vor dem jungen Tage in der Grotte zu verbergen. E» wird Heller. Die Thauperlen glitzern schon und die Schwalben durchsegeln in kurzen Kreisen die Morgenluft, noch wagen sie sich nicht zu weit hinweg von ihrem Neste; der braune Mönch, der Nachifalter, die Motten haben sich versäumt und gaukeln der Mauer entlang, heim; der Regenwurm zwischen den Reseden bohrt sich nochmal» hervor, bi» er da» erste Morgen roth am Hrmmel flammen sieh», und husch verschwindet er wieder in der Erde. Franz schreitet nach der Gartenmauer; hier summen ihm schon Bienen entgegen, al« wollten sie in Eile dahingehen, wo er hergeflüchtet kommt. Die Gartenmauer stößt hinaus auf die Straße, er kann hinübersehen; ein kecker Sprung und er ist au» dem Zauberbannt diese» Hause», ist die Qual lo», die ihn hier ersticken mug, dann einen kurzen Laus in» Hotel Felsenburg, von da nach der Bahn, sie ist nicht weit von dort entfernt, und dann mag ihn da» Dampfroß hintragen, wohin e» immer will, nur fort von hier, nur fort! kommen nicht durch Aufwerfung kleinlicher Bedenken antwortet. Wer nicht mit Gambetta auf dem Stand punkte steht, daß Aegypten der Herrschaft der Türken und de» Muhamedani-mu» überhaupt entrissen werden müsse, der wird in der Theilnahme de» Sultan» an der Action in Aegypten, zumal an eine alleinige Intervention der Türkei nicht wohl mehr zu denken ist, da» richtigste Mittel zur Herbeiführung einer alle Interessen befriedigenden Lösung erblicken. Wenn wir einzelne Wendungen in den Reden Gladstonr'S und Granville'» richtig deuten, verkennt auch die englische Regierung keineswegs den großen Werth, welchen eine Mitwirkung der Türke, für England haben würde. Beide Minister gaben ihrer Genugthuung über die Theilnahme der Pforte an der Conferrnz Ausdruck, und Beide bemerkte» mit Bedauern, daß man nicht wisse, ob die Pforte zur Entsendung von Truppen nach Aegypten entschlossen sei. Wa» der Mitwirkung der Pforte an den Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ordnung in Aegypten eine so große Bedeutung leihen würde, da» wäre weniger die physische Macht, welche sie mit in die Wagschale werfen würde, als der gewaltige moralische Eindruck, den die Cooperation der Pforte mit den Westmächten aus die ganze muhayre- dan»sche Welt hervorbringen würde. Schon die ent schiedene offene Parteinahme deS Sultans für den Khedive und gegen Arabi Bey würde diesem viele seiner Anhänger entziehen. Um »ce viel größer ober müßte die Wirkung sein, wenn die türkischen Truppen Seite an Seite mit den Engländern und den Fran zosen in Aegypten erschienen, um dem Terrorismus deS rebellischen Usurpators ein Ende zu machen. Da mit schwände die B<sorgniß, daß der Krieg in Aegyp ten einen fanatischen AuSbruch deS Muhamedaniemus gegen dre Christen »m Orient Hervorrufen könnte. Möglich, daß Arabi Bey versuchen wird, den Glaubenskrieg selbst gegen den Sultan zu entfachen; aber die Besorgnisse, die hieran geknüpft w»rden, scheinen uns sehr über trieben. Wie groß auch immer die Macht und der Einfluß Arabi'S sein mag, die Zahl der Mufame- daner, welche in dem Sultan das Oberhaupt der Gläubigen erblicken, ist selbst in Aegypten viel zu groß, als daß, falls der Sultan nur mit Entschieden- hett auftritt, von einer ernstlichen Gefährdung der großherrlichen Autorität die Red« sein könnte. Wo rauf e» jetzt vor Allem ankommt, daS fft, daß die Pforte klar und bestimmt gegen Arabi Parte, ergreift; geschieht da», so kann noch sehr viel Unheil vermieden werden. Wie traurig und im höchsten Grade be- dauernSwerth sich die Zustände in Aegypten selbst ge staltet haben, so ist doch die allgemeine internationale Situation nicht gerade unbefriedigend zu nennen. Die Gefahr einer europäischen Conflagration ist nicht vor handen. Alle Großmächte empfinden nach wie vor ein große» FriedenSbedürfniß, und dieser Friedenswunsch wirkt al» Friedensbürgschaft. DaS Verhalten, welches von allen Mächten gegenüber der unvermeidlich ge wordenen Action in Aegypten beobachtet wird, zeigt deutlich, daß zwischen denselben keine großen Gegen sätze vorhanden sind, die nur im Wege kriegerischer Gewalt ausgetragen werden können. Von keiner Sette wird ein Widerspruch gegen da- Vorgehen der Westmächte erhoben. Wohl hätten diefelben e» lieber gesehen, wenn ihnen zu ihrer Inter vention von Europa ein Mandat ertheilt wor den wäre; aber sowohl in London al» auch ,n Paris hat man die Gründe begreiflich gefunden, welche die übr gen Mächte zu einer reservirten Haltung be stimmten. Was sollte beispielsweise Oesterreich- Ungarn veranlassen, sich in prononclrter Weise in der ägyptischen Frage zu engagiren? Politische Inter« essen wie England und Frankreich haben wir in Aegypten nicht zu vertreten. Unsere Interessen da selbst sind vorwiegend wirthschaftlicher Natur. Wir Und doch, was e» nur ist, wie ihm ein unsagbares Weh den Abschied verbittern wollte; eS drängte ihn, nur noch ein Mal in ihr Antlitz sehen zu können, nur ein Mal noch! — Sie wird noch schlafen, gewiß wird sie schlafen; sie schläft ja so süß und so fest, wie die Unschuld schläft. Er konnte dem Verlangen nicht widerstehen und schlich sich jetzt von der Mauer hinweg. Sein Herz drängte rhn Rosen zu pflücken, wenigstens eine nur, um sie ihr in den Schooß zu legen. Diese Roie mag sie sür ihn um Verzeihung bitten, wenn er sich vor ihr geflüchtet hat. Er suchte eine Rose an den Gesträuchen, die schönste unter ihnen wollte er für sie erwählen, und al» ob sie'» wüßten, die thaufeuchlen Blumen, für wen er sie brechen will, drängten sie sich nach seiner Hand und jede schien die schönste zu sein, jede. Er pflückte nicht eine nur, sondern viele, bi- er einen Slrauß hatte, dann ichlich er von den duftenden Kindern FloraS hin weg, horchte ins off-ne Fenster hinem — sie schlief immer noch still und sanft. Mit unsagbarer Anstrengung kletterte er in» Zimmer zurück, dort schlich er leise auf dem Teppich zu ihr hin; t, unken hing sein Auge momentelang an ihrem süßen Weien und dann legte er mit fast beben der Hanv eine Rose in ihren Scbooß. Eine Thau perle tüste sich vom Kelche dieser Rose los, roll-e ihr auf'» Klerd, wie eine Thräne au» seinem Auge. (Fortsitzung folgt.) Richard Wagner'» „Parfifal". Nach 6 jähriger Pause haben sich am 26. Juli die Pforten d«» Bühnenfestspielhause» in Bayreuth wieder
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