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jsMufferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtskauntmttnns^nü rat- zu Wil-druff. d°- F°rs.r-N,°m!- Tharaud, und d°- Fin°»z°ml-N°ff°n bchördttch^ Stad,, Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lO Rpfg. Alle Postanstalten und Post- boten, unsere Austräger u. — Geschäftsstelle, nehmen zu lederzeit Bestellungen ent- W0MeNMlM fUk Wilsdruff U. UMflegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger —' " > ' Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegi. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 u wenn drr Betrag durch «tage erugezagen^werdeu muh Uder der Au,u°Aeb-rN°ju°"Kou^ Nr. 38 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 14. Februar 1935 Der Riese der Lust zerstört. Das größte Luftschiff der Welt vernichtet. Die „Macon' bei den amerikanischen Flottenmanövern an der kalifornischen Küste verunglückt. — Zwei Mann getötet. Aus Amerika kommt eine Schreckensbotschaft. Während eines Erknndungsslugcs ereignete sich auf dem Luftschiff „Macon", das an den Flottenmanövern im Stillen Ozean teilnahm, eine Explosion, die die „Macon" manövrierunfähig machte. Das Luftschiff, das noch längere Zeit von dem starken Sturm hin- und her getrieben wurde, mußte aufs Wasser nieder gehen, prallte bei dem stürmischen und unsichtigen Wetter mit größter Heftigkeit auf das Wasser aus und versank. Die Besatzung konnte in den mitgeführten Gummircttungsbooten die in der Nähe der Unfallstelle befindlichen Schlachtschiffe erreichen. Die 83 Mann starke Besatzung bis aus zwei Mann wurde gerettet. — Die „Mace-n war das größte Luftschiff der Welt. Zu dem Unglück erfahren wir noch folgende Einzel heiten: Die Katastrophe, von der das Schiff betroffen wurde, ereignete sich zwischen San Franzi s.ko und Los Angeles, ungefähr zehn Meilen von der Küste entfernt. Das Luftschiff „Macon". (Wagenborg-Bildmaterndienst.) SOG.-Rufe aus der Lust. In San Franzisko wurden von der dortigen Funk station mehrere Funksprüche des Luftschiffes aus genommen. In der ersten Botschaft heißt es: „Wir haben einen schweren Verlust gehabt, und das Luftschiff fällt. Wir werden es beim Berühren der Wasserober fläche verlassen.' Eine bei der Funkstation in San Diego ein gegangene drahtlose Mitteilung hatte folgenden Wort laut: „Wir werden das Luftschiff verlassen, sobald wir ungefähr 30 Kilometer von Point Sur entfernt auf die See niedergegangen sind.' Kriegsschiffe eilen zur Hilfe. Sofort nach Bekanntwerden des Unglücks eilte eine große Anzahl amerikanischer Kriegsschiffe zur Unfallstelle. Die Bergung der Besatzungsmitglieder wurde dadurch erleichtert, daß das Schlachtschiff „Penn sylvania" nur vier Seemeilen vom Unglücksort ent fernt war. Von diesem Schiff aus wurden Raketcnsignale be merkt, die das Luftschiff abschoß. Inzwischen waren auch die Kreuzer „Richmond', „Concor d" und „Cincinnati" an der Unglücksstelle angekommen. Diese drei Schiffe nahmen 81 Mann der Besatzung an Bord. Auch die Schlachtschiffe „Tennessy" und „Memphis" beteiligten sich an den Rettungs- arbeiten. Die Bergung gestaltete sich infolge dichten Nebels sehr schwer. Die Schiffe wurden durch Leuchtraketen geleitet. Darüber funkte der Oberkommandierende der amerikanischen Flotte folgendes: „Die Besatzung gab das Luftschiff nach schwerer Havarie auf. Wir stehen den Ver unglückten bei und tun alles Menschenmögliche. Unmittelbar vorher hatte der Kreuzer „Pennsyl vania" an sämtliche Handelsschiffe, die sich zur Verfügung gestellt hatten, einen Funkspruch gesandt, in dem für die angebotene Hilfe gedankt wurde. Diesesei aber nicht notwendig. Zwei Besahungsmitglieder getötet. Zwei Mm n n der Besatzung sind bei der Katastrophe ums Leben gekommen. Als sich das Luftschiff während des raschen Niedergehens noch etwa 125 Fuß über dem Meeresspiegel befand, sprang der Matroke Dailey, der offenbar völlig die Nerven verloren hatte, oder sich vielleicht auch bei dem unsichtigen Wetter in der Entfernung von der Wasseroberfläche verschätzt hatte, über Bord. Mit glieder der Besatzung sahen noch, wie der Unglückliche mit dem Rücken auf das Wasser aufschlug, dann ver- sank er in den Fluten. Er dürfte sich bei dem Sturz das Rückgrat gebrochen haben und auf der Stelle tot gewesen sein. Das zweite Opfer ist der Matrose Quiba, der zum letztenmal von den übrigen Besatzungsmitgliedern am Heck des Luftschiffs gesehen wurde, als die Gaszelle Nr. 1 mit explosionsartigem Knall platzte. Vermutlich wurde er dabei schwer verletzt und war nicht mehr imstande, sich in Sicherheit zu bringen. Leuchtturmwärter als Augenzeuge. Interessant ist der Bericht des Leuchtturm wärters von Point Sur. Dieser berichtet folgendes: „In rasender Fahr: überflog das Luftschiff meinen Leuchtturm. Es schien ein Spielball des starken Windes zu sein. Im Regen verschwand das Luftschiff dann in den Wolken.' Die Frau des Leuchtturmwärters ergänzte diesen Bericht durch folgende Aussage: „Wir erblickten die „Macon" in sehr niedriger Höhe. Plötzlich beobachteten wir, daß verschiedene Gegenstände auf das Wasser nieder- geworfen wurden. Das Schiff verschwand dann in den Wolken, tauchte aber unmittelbar darauf wieder auf und neigte sich stark dem Wasser zu." Lustfahrtfachleute halten es für möglich, daß diese ab geworfenen Gegenstände B a l l a st gewesen sind. Wahr scheinlich wurden im letzten Verzweiflungskampf Schiffsgegenstände über Bord geworfen. Zum Bericht des Leuchtturmwärters erhalten wir noch folgende Ergänzung: Er erzählt: „Nachdem das Luftschiff zuerst in den Wolken ver schwunden war, tauchte es wieder ans. Plötzlich beobachtete ich, daß der Wind den oberen Teil der Hinteren Dämp fungsflosse abriß. Das abgerissene Stück flog ins Ruder und scheint sich im Höhenstcuer verwickelt zu haben. Die ,Macon' erhob die Nase und schwenkte im weiten Zirkel südwärts. Die abgeworfenen Gegenstände müssen Bomben gewesen sein, da sie explodierten als sie das Wasser berührten." Es wird angenommen, daß man an Bord im An gesicht der Katastrophe die Explosivstoffe über Bord geworfen hat, um sie vor dem Aufprall auf das Wasser loszuwerden. Oer Bericht des Kommandanten. — Was war die Ursache? über die Ursache der Katastrophe herrscht noch keine einwandfreie Klarheit. Es scheint jedoch, als ob die Drei Luftschiffunglücke mitgemacht — dreimal gerettet. Der Kommandant des verunglückten Riesenluftschiffes „Macon". Kapitän Wiley. MggLiMkü'WlMLklldMLI Explosion der Gaszellen das Unglück herbei geführt hat. In diesem Sinne äußerte sich auch der ge rettete Luftschiffkommandant, Comman der Wiley, der folgende Darstellung über den Unter gang des Kreuzers gab: „Wir befanden uns auf der Höhe von Point Sur, machten ungefähr 63 Knoten Fahrt und befanden uns in einer Höhe von 1250 Fuß. Das Wetter war st ürmifch und der Wind sehr böig. Ungefähr um 17.18 Uhr erhielt ich auf der Brück- Meldung von einem .schweren Unfall achtern. Ich dachte, das Höhenruder sei fortgerissen, denn plötzlich bockte das Schiff heftig und ging mit dem Bug ununterbrochen auf und nieder. Ich befahl, sofort sämtlichen an Bord befindlichen Wasser ballast sowie sonstige überflüssigen schweren Gegenstände über Bord zu werfen. Wir entledigten uns schließlich sogar der Brennstoffvorräte. Die nächste Schreckens meldung erhielt ich wieder von achtern. Ein Mann der Besatzung kam atemlos über die Brücke gelaufen und berichtete, daß die Gaszelle Nr. 1 auf- gerissen und völlig unbrauchbar, geworden war. Das Heck des Riesenschiffes begann nun heftig und wie im Schüttee-rost befindlich, zuzittern. Schließlich erhielt ich die dritte Alarmmcldung: Gaszelle Nr. 2 war ebenfalls zerrissen und un brauchbar aeworden. Ich versuchte das Schiff zu Der Schauplatz des „Macon"-Unglücks. Unsere Karte gibt den Ort an, wo das größte Kriegsluftschiff der Welt, die „Macon", verunglückt ist. Wagcnborg-Bildmaterndienst den in der Nähe befindlichen Kreuzern und Schlachtschiffen zu dirigieren, konnte aber die Wasseroberfläche nicht sehen. Ich gab nun kurzerhand 808-Signale ab und er teilte den Befehl, in die Boote zu gehen. überhaupt erst kurz vor dem Niedergehen auf das Wasser sah ich das Meer unter mir. Das Luftschiff schlug mit dem Heck zuerst auf die Wasseroberfläche. In zwischen waren die Gummirettungsboote aufgeblasen worden, und die Mannschaft hatte sich mit Ncttungs - gttrteln versehen. Der Alarm war so rechtzeitig ge geben worden, daß keine Panik entstehen konnte. Kurze Zeit darauf wurden wir von den schnell aufdampfcndcn Kreuzern an Bord genommen. Ungefähr 100 Meter von dem Wrack entfernt blickte ich mich noch einmal um. Das stolze Luftschiff sank mit großer Schnelligkeit und war nach wenigen Minuten völlig in den Fluten ver schwunden." Commander Wiley erklärte dann weiter, daß er sich erst nach Anhörung der Berichte seiner Untergebenen ein genaues Urteil über die Ursache der Katastrophe bilden könne. Er vermutet jedoch, daß das Unglück aus eine Explosion zurückzuführen sei. Eine ähnliche Auf fassung herrscht auch iu den sachverständigen Kreisen der amerikanischen Marine. Der amerikanische Prä sident des Hauskomitees zur Untersuchung der Luftfahrt, Sirovitsch, hat unverzüglich eine Kommission zur Unter suchung der „Macon"-Katastrophe eingesetzt. Einstellung des Luftschiffbaues in Amerika ner Untergang des Luftschiffes „Macon' hat in den Vereinigten Staaten tiefste Erschütterung hcrvorgerufcn und die Zweifel an der Brauchbarkeit der starre» Luft schiffe wieder einmal verstärkt,