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die die Besucher der ersten Aufführung des National festspiels: „Deutschlands 19. Jahrhundert!" gestern Abend im neuen Schützenhaus.Saale oerleben konnten. Den Aufführungen selbst ließ der Vorstand des Kgl. Sachs. Militärvereins, Herr Hermann Sperling, einen Willkommen gruß und ein Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Friedrich August vorausgehen. Was alsdann den Anwesenden ge boten wurde, war über alles Erwarten großartig. Farben prächtige, glänzende, bald ernste und ergreifende, bald durch köstlichen Humor zu Heiterkeit hinreißende Bilder feffelten immer aufs neue das Auge. Die Wirkung und der Eindruck der Bilder waren in Verbindung mit dem einleitenden, poesie- vollen, sehr gut gesprochenen Texte und der den jeweiligen Stoffen trefflich angepaßten hübschen und gleichfalls gut illustrierenden Musik ganz vorzüglich, das bewies der stür mische Beifall. Die streng geschichtliche Folge der Bilder ist so ^echt geeignet, uns zu zeigen, wie reich bewegt, wie bunt und -kämpfereich die Geschichte des 19. Jahrhunderts für Deutsch land und die einzelnen deutschen Staaten war. Aus tiefster Schmach und Erniedrigung mußte sich unser Volk unter heißem Ringen, unter entsagungsvoller Arbeit und mit hin gebender Vaterlandsliebe zu langersehnter Einheit, zu stolzer, sieghafter nationaler Freiheit, zu glänzendem wirtschaftlichen Aufschwünge emporkämpfen. Die Fülle des Geschehenen, welche sich in so mannigfaltig gearteten, abwechselungsreichen Bildern widerspiegelt, wird dem Zuschauer durch die Plastik der Darstellung, welche vor akademischen Erörterungen den Vorzug lebendiger Faßlichkeit, greifbarer Deutlichkeit hat, so recht ergreifend vor Augen geführt Er erkennt, wie künstlerisch einheitlich im Grunde alles nationale Leben und Streben im vorigen Jahrhundert war und wie sich das alles im Zusammenhangs mit der Entwickelung eines einzigen Mannes, mit dem Leben Kaiser Wilhelms I., des Siegreichen, der so großes für uns Deutsche getan hat, „von der Wiege bis zum Grabe" abspielt. Dieser sympathische Fürst, den die höchsten Tugenden eines bedeutenden und hervorragenden Monarchen, der sich ganz in den Dienst des Vaterlandes stellt, zieren, wird einst im Volksempfinden, im Volksleben der Deutschen eine ganz außerordentliche Stellung einnehmen. Ja, er tut es schon jetzt. „Kaiser Weibbart" ist allen Nationalempfindenden warm ans Herz gewachsen. Er und „Kaiser Rotbart" sind zwei bedeutende Pole in Deutschlands Entwickelung, im völkischen „Leben und Weben". Was im zartesten Gebilde deutschen Empfindens, deut'chnationalen geistigen Lebens, im Märchen, in der Sage, der eine seinem Volke verheißen hat, das hat der andere durch die Wahr haftigkeit seines Wesens, den Ernst seines Strebens und die Einsicht in den historischen und politischen Zusammenhang der Dinge mit Hilfe einzigartiger Paladine und unter dem hingebungsvollen, begeisterten Mitwirken des ganzen, sich nach einem neuen Ideale sehnenden Volkes zustande gebracht. Und so erscheint es sehr sinnig, wenn der Festspieldichter sein Nationalspiel mit dem Bilde „Wach' auf, Germania!" beginnen läßt. Barbarossa sitzt in seiner Kyffhäusergrotte, starr, bewegungslos, vor ihm die schlummernde, trauernde Germania und der verzweifelte Germane der Römerzeit, wohl Hermann, der Cherusker, der „Befreier". Und jetzt in einer zweiten Gestaltung, nach einer Verwandlung — fast jedes Bild erscheint in doppelter, veränderter Auflage — erhebt sich der gewaltige Kaiser-Recke und verkündet macht voll, daß die Zeit des Harrens, der Schmach für Deutsch, land vorüber ist. Damit beginnt die Reihe dec historischen Bilder, deren erstes das rührende, ergreifende Genrebild: „Königin Luise auf der Flucht" ist Wie die Kanonen an der Wiege des kleinen Prinzen Wilhelm von Preußen don nerten und seine Kindheit erfüllt war von Pulverdampf und kriegerischem Streit der Männer, so blieb es auch sein ganzes Leben, das ganze Jahrhundert hindurch. Das 19. Jahr hundert ist ein kriegerisches. Und so überwiegen denn auch im Nationalfestspiel die militä-ischen Bilder, die kriegerischen Geschehnisse. Von der Leipziger Völkerschlacht und Waterloo E Dichter auf die Schlachtfelder von Düppel und Königsgrätz und von da zu „All-Deutschland in Waffen", nach den großen Kämpfen und Ereignissen des deutsch-fran zösischen Krieges von 1870/71, nach Sedan, Paris und zu dem Kleinkriege mit den Franktireurs. Die Bilder sind ge schickt gestellt und gruppiert, der historische Charakter der Uniformen ist gewahrt und an Porträttreue sucht man zu leisten, was zu leisten möglich ist. Einige Figuren sind so gar von überraschender Aehnlichkeit, so: Fürst Otto v. Bis marck, Kaiser Friedrich, Prinz bezw. König Georg von Sachsen, Königin Luise, Kaiser Napoleon Hl von Frankreich; nicht übel waren auch Generalfeldmarschall Graf Moltke, Prinz bezw Kronprinz und König Albert von Sachsen, Theodor Körner u. a. Erfrischend wirkt es, daß neben so vielem Ergreifenden und Aufregenden auch der Humor von Zeit zu Zeit zu seinem Rechte kommt. So wurde es mit einer schallenden Lachsalve begrüßt, als bei dem fidelen In termezzo zwischen Papa Wrangel und dem naseweisen Schuster jungen die Musik mit dem bekannten Marsch einsetzt: „Was denkste denn, was denkste denn, du Berliner Pflanze!' oder als der vierbeinige Komiker der Quartierszene vor Paris dem Damoklesschwert, das sein Schlächter schmunzelnd über ihm zückt, mit vergnügtem Meckern entwischt und unter ge« cor i. len. W Kit rt aus Gebler, l3, kplatz. N suche - - kraße. M 25—30 bei -> n. ließen cht. dss. Bl. M Nr. 22. 7^ SS I. !d/d. Bl. siss! SN ge ich durch em Ma- mch un- ehm im h außer- 8- »S- Wochenblat Amts-Blatt 71 Sonnabend, dm 4. November 1905 Nr. 132. 57. Jahrgang Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzuoeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum s2 H. kokalpr. io Reklame 20 H. Lei Wiederholungen Rabatt. Alle annoncen-Lrpeditionen nehmen Inserate'entgegen. -es siönigl. ümtsgerlclitr und -es Sta-tratdes 2« pulrnits. Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Grtschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-V, ung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswald«, Ghorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben (Inh.: I. W. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2SL. Verantwortlicher Redakteur Dits vorn in Pulsnitz. Erscheint Dienstag, Donners- to, und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags- blatt u. Humor. Wochenblatt Abonnement. Monatl. so H., vierteljährlich (.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8SO2 j.2S. Li- und Umgegend 2 für Pulsnitz kelegpamm -Messe: Wochenblatt Pulsnitz kernsln eeliep 2 4 No. ,8. S vc Kon KurSV erfcl H ren. Neber den Nachlaß des am 4. Oktober 1905 in Großröhrsdorf verstorbenen Färbermeisters Friedrich Ldwin Schurig, ehemaligen alleinigen Inhabers der Firma F. M. Schurig in Großröhrsdorf, wird heute am 2. November 1905, vormittags 11 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Ortsrichter Alwin Wagner in Großröhrsdorf wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 2. Dezember M05 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigeraus schusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichnenden Gegenstände — auf Den 29. November 1905, vormittags V^12 Ubr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 13. Dezember 1905, vormittags Vi12 Ukr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Alle Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache im Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig find, wird aufgegeben, nichts an den Ge- meinfchuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache ab gesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 2. Dezember 1905 Anzeige zu machen. K ö nigLiches Arntsge vicht zu u k s u i tz. Wekanntnrcrchung, Stadtverordnetenwahlliste betreffend Für die diesjährige Stadtverordneten-Ergänzungswahl in Gemäßheit Z"üO der revidierten Städteordnung ist die Liste der stimmberechtigten, sowie wähl baren Bürger aufgestellt worden und liegt vom 27. Oktober bis ff. November fy05 in hiesiger Ratskanzlei zur Einsicht der Beteiligten aus. Bis Ende des siebenden Tages, vom 27. Oktober 1905 an gerechnet, steht es jedem Beteiligten frei, gegen die Richtigkeit der Wahlliste beim Stadtrat Ein spruch zu erheben, über welchen vor Schluß der Liste Entschließung gefaßt und den Einsprechenden eröffnet werden wird. Nach Ablauf des 11. November 1905 wird die Wahlliste geschlossen und es wird den zu diesem Zeitpunkte noch nicht erledigten Einsprüchen für die be vorstehende Wahl keine weitere Folge gegeben (Z 52 Absatz 1 der revidierten Städteordnung). Bürger, welche in die geschloffene Wahlliste nicht eingetragen sind, können an der Wahl nicht teilnehmen (Z 52 Absatz 2 der revidierten Städteordnung). Pulsnitz, den 25. Oktober 1905. Dev Stuötvut. vr. Michael, Bürgermeister. Neueste Kreigniste. Im gesamten Bezirk des Verbandes der sächsisch thüringischen Webereien stehen seit gestern 34238 Stühle mit 18 500 Arbeitern still. Der Zeutralausschuß der Reichsbank ist für heute Vormittag zu einer Sitzung einberufen. Auf der Tagesordnung steht eine Erhöhung des Diskont satzes. Der deutsche Kreuzer „Lübeck" soll einer Londoner Meldung aus Petersburg zufolge die russische Kaiserin nach Deutschland bringen. Der Zar unterzeichnete einen Ilkas, der eine Am nestie verfügt. Aus Kattowitz wird gemeldet: jeder Eisenbahnver kehr nach Rußland stockt. In Rußland ist die Zeitungszensur aufgehoben worden. Trepow, der Gouverneur von Moskau, ist von seinem Amte zurückgetreten. In vielen russischen Städten dauern die Ruhestörungen fort. Eine Funkspruchverbindung von Memel nach Peter- Hof, durch den Kreuzer „Lübeck und sieben Tor pedobooten ist hergestellt. Das Torpedoboot 7" ankert vor Peterhof, der Kreuzer „Lü beck" und das Torpedoboot „8 120" führen Funkspruchapparate. . , Der Güterverkehr auf der Staatsbahn m Böhmen ist emgestellt worden Oertliche «ud sächsische Angelegenheiten. Noch einmal frisch erwach' Erinnerung! Steigt wieder auf, ihr wunderbaren Zeiten l Laß ich euch so vorüber an mir gleiten. Wie Wird daS Herz von Neuem froh und jung! Wie schwellt eS stolz, gedenkt eS jener Stunden, Da Reich und Kaiser wieder wir gefunden. Rackwitz. Stunden von großer patriotischer Erhebung waren es, zmann.