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Dresdner Nachrichten : 10.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189403106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-03
- Tag 1894-03-10
-
Monat
1894-03
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.03.1894
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„»»«»«IN,. b»»I I »«»«, <7ouäitvr. 39. ÄalMüttq «ufl. 5K.000 Stück. Ovltü »I I . Kürdon- u»ä I^nil- H» I» II»»rI>aN»-Li^«tti«?. Dresden, 1894. koNttli llvkU»kor»ut. ä1t»»rk1.8»vitnu>»e1. Istllül«: U»ri«„tr»,« IS <Li»x»i>,: 4Mou», sv (lute «« kl»» vsmeilLttuwatr, L1»6»ntrü»,I« v. LL R. I«rr«»-8»v>»» v. 4L 51 imitirt k> InvNirci-hv SriäietmL« S0 ?1. so. SlLSVLLrvll jecker Trt aus cke,, beckouten>l8k«'n til.l->k>ltll u äe-i ln- uuck Tuc-Iccucke«, emi'tolilou i» wi> Iitucltigar .Vu!-«itt>l kllll Kxl. Hulljoloriiiitv», R«u»»rkt >1. tllv. Herrou-tjaiclerolx -U i >s--.a««>eliti5t I4»pl Kn«KIan«Ii Itiulivr '/!u^r!u,vi.i"r Ur-»- 1 iruu» tttizlua».« s-. Uoisoodousstrosso 38. «wövdst äow SoorMlotr Liui'Uollld bi»l-»n-lV«»>ikvt<«n» In» I. «u^Iäiitl. 8t«n«. 8poi»Iii:N: »»<> U.,.»«» cür U»»tur»n uni zurlxie». ««««««»««««»»iS »««««««»««»«»««, V»pet«»> I, MritrÄiM« 0. 4NS4lt«eI>« l'mpksült III xroErli^tsi- ^Nrinnkl kilii^t 4. n. RLSkkd, 20 Aru'lvilkIrrtkE 20, Ltko )l»rL!tirvtIivU8tr»88v (3 ttu.bun). Nr. SS. Kpttliel: Kammerattentat in Rom. Hosnachrichte». LandtagSverliaiidtnnge», Weiße, jtzregiitming. Siadtnermductensitzluig. vcrhaildtungeii. Tagesge>chichte. Krcisausschußiitzung. „Talisman". Wvhlihäiigteiiscviirert. Gerichts-' Sönnalieiis, IS. Mär;. auaesehc» werden muß. Daß es de» Ä i» Nr»» Schrecken u»d Furcht zu vert i.'i»ic die Persönlichkeit des Staatsma Politisches. Wie vor wenige» Monaten Frankreich, sicht jetzt ganz Italic» unter dem Eindrücke eines gegen sein Parlament gerichteten Baniben. Attentats, das ohneZweifel aiiarlbistischen Ursprungs ist und als ein Racheakt tiir die energische Unterdrückung des siziliaiiischc» Aufstandes "" ' en Anaränslcn nicht gelingen wird, verbreiten, dafür bürgt in erster ^ Isniannes. den das Bcrtrancn der Mchrlieit seines Balles an die Spitze des ilalieniichrn Staates ge rusril bat. Als Var zwei Monaten nach dein Sinne des Kabincts Givlitti der italienische Staat vor einer schweren Krisis stand, da richteten sich die Augen alter Patrioten aus der Apvenninen-Halbinsel auf Francesco Crispi als den einzigen Netter in der Nvth. Ter sünsundsiebzigjährige Staatsmann hat in kurzer Zeit das Ber traue», das in ihn von allen Seiten gelegt winde, gerechtfertigt. Schneller als erwartet wurde, hat er die dringlichste Ausgabe, die er zu losen hatte, bewältigt. Mit eiserner Mailst hat er die grosse Umsturzbcwegung aus Sizilien, die auch bereits einzelne Provinzen des Festlandes in Flammen zu sehen drohte, zu Boden geschlagen. Die große Mehrheit der Kammer hat die außergewöhnlichen Maß regeln gebilligt, die Crwpi zur Erreichung dieses Zieles ergriffen und deren Nvthwendigkeit er i» einer großen, von glühender Balerlairdsliebe beseelten Nede bewiesen hatte. Mit überzeugender Kraft hat er an der Hand amtlich sestgcstellter Einzelheiten den gefährlichen Eharakter der sozialistisch anarchistischen Bewegung, die in seiner Heimat!, mit unheimlicher Gewalt emvorgelodert war. dargethan. Ueberraschend war besonders der Umfang, den die revolutionäre Organisation angenommen hatte, und die Be- theiligung, die das Ausland daran gehabt hat. Tic Geheimbünde, deren Leiter auf den Umsturz abzielten, umfaßten beinahe Mitglieder. Um zn zeigen, welchen Eharakter die Be wegirng der Arbeitervereine hatte, verlas der Ministerpräsident eine in einer sizilianischen Gemeinde veröffentlichte Proklamation, in der es heißt: „Arbeiter! Söhne der Besvcr! Schlaft ihr noch? Ziehen wir zum Gesängniß, nur die Gcsangeuen zu befreien! Tod dem König! Tod den Beamten! Nieder niit den Taren! Brand der Mairie und dem Civilkalino!" Nach Frankreich führten nach cschi Fü> mi . . Erisvi's Eirthüllnngcn die Drähte der Verschwörung In einer in Marseille abgehaltcnc» Versammlung der Führer der Revolution war verkündigt worden, daß ein neuer Garibaldi der Anarchie sich nach Palermo begeben werde. Man rechnete ferner daraus, daß in diesen! Jahre ein Krieg mit Hilfe Rußlands ansbrechen werde. Zum Dank dafür sollte den Russen ein Hasen abgetreten werden. Die Roth der Bevölkerung war für die Leiter der Verschwörung nur ein bequemer Vorwand, um ans den Stur^dcr bestehenden Staatsordnung hinzuarbeiten. Tie Lehren des Sozialismus ver einigten sich mit den Bestrebungen des Anarchismus, und beide wären auch zu ihrem Ziele gelangt, wenn nicht Crispi mit rettender Hand das Staatsruder ergriffen hatte. Die schweren wirthschaftlichen Mißstände, die auf Sizilien bestehen, bat Crispi nicht in Abrede gestellt; er bat vielmehr die Hilfsbedüntigkeit der von harten Steuern und Ungerechtigkeiten aller Art schwer bedruckten sizilianischen Bewohnerschaft rückhaltlos anerkannt und es als eine dringliche Pflicht der Regierung be zeichnet. den unteren Bolksklasscn Siziliens ein menschenwürdiges Dasein zu schaffen. Uni dies zu erreichen, bedarf es einer uin- CriSpi will den Bedürfnissen der sein zu schaffen. Uni dies fassenden Rcwrmacsehgebung. Arbeiterklasse durch soziale Gesetze, die für ganz Italien Geltung haben sollen, Rechnung tragen. Die Regierung bezweckt u. Ä behufs Hilfeleistung für Sizilien Latifundien anznkauscn und sie unter die Bauern zu vertheilen. Um die Ungerechtigkeit zu beseitige», die in der Gemcindevenvaltung vorzugsweise im Stcnerwesen be gannen werden, soll die Schaffung einer Behörde beantragt werden, welche mit der angemessenen Vcrtheilung der Steuern bcaustragt werden soll. Wenn dieses Nettungswerk gelingen soll, muß sich freilich auch die italienische Deputirtenkannncr zu jener Höhe des Pflichtgefühls und des Patriotismus ausschwingcn, das Crispi von Neuem innerhalb der zwei Monate seines gegenwärtigen Regiments bekundet hat. Der bewährte italienische Staatsmann kann allein die Arbeit nicht vollbringen: er ist ans Schritt und Tritt auf die Mitwirkung des Parlaments angewiesen. Die Kammer muß end- sich den Kampf um Kirchthumsinteressen und der Cliaucnwirth- schaff ein Ende machen und den „Gottesfriedcn" innehalten, den Crispi bei Antritt seines Amtes gefordert hat. uni die Rettung Italiens vollbringen zn könne». Sie muß dem Bestreben des Leiters der italienischen Politik nacheifer», in der gegenwärtigen schweren .Krisis alle Parteirücksichten außer Acht zu lauen und nur das gemeinsame nationale Wohl im Auge behalte» Als Crispi die Regierung übernahm, hat er sich über die Parteien gestellt. Tic meisten seiner Mitarbeiter wählte er aus den Reihen seiner bis herigen Gegner. Ebensowenig berücksichtigte er den Regionalismus. der sonst m Italien eine so verhängnisvolle Rolle spielt. Der Sizilianer bot die Portefeuilles Pirmontescn und Tvskanern an: außer ihm und dem Juslizministcr giebt es im ganicn Kabinet keine Südländer. In edler Begeisterung hat Crispi in seiner letzten großen Rede noch einmal einen lebhaften Appell an die Opfer- willigkeit und die Vaterlandsliebe der Volksvertretung gerichtet. Er faßte sein Glaubensbekcnntniß in folgenden Mahnruf znsaiinucn : „Fch bitte Sic. mir in meinen, Programme zu folgen, schließen wir uns eng an den König, das Wahrzeichen der Einheit an: er sei unser Hort. Ich sage dies heute, wie ich es 1864 gesagt habe: mir die Monarchie bezeichnet die Einheit und die Zukunft des " ' de " Vaterlandes. In diesem Glauben, welcher der Glaubendes Vater landes ist. müssen wir die äußeren Feinde bekämpfen und die wir angcstrebt haben und ohne wel könnten/ rcn vermeide», die inneren und talien zu jener Größe erheben, che wir nicht bestehen Nach der Niederwerfung des Aufstandes und der vollständigen Wiederherstellung der Ordnung tritt zunächst der finanzielle Theil des Rcttungöwerkes in den Vordergrund. Dem gegenwärtigen Kabinet liegt in erster Linie die schwierige Aufgabe ob, den Kredit des Landes wieder herzustellen, vor Allem also mit der Dcsizit- und Anleibewirthschaff aufzuränmcu. Gegenüber einem Defizit von 177 Millionen Lire ist nicht länger init dem von den früheren Kabinetten anfgcstellten Programm: „Weitgehende Ersparnisse, keine neuen Anleihen, aber auch keine neuen Steuern!" auszu kommen. Soll das tief gesunkene Vertrauen zur Solidität ber Italienischen Finanzgebahrung und zur wirthschaftlichen Lebens ' " " iSsähigkclt dcS von der Natur so reich bedachten Lai und Leistungsfähigkeit dcS von der Natur so reich bedachten Landes wicdcrhcrgestcllt werden, so darf man es bei einer bloßen Ber- niinderuiig dcS Defizits nicht bewenden lassen. Die völlige, unver zügliche Beseitigung dcffclben ist die unerläßliche Bedingung einer wtrklichen finanziellen und wirtbschastlichcn Gesundung. In cnt- das Kabinet Crispi frei und offen erklärt, daß ohne »cne Abgaben, ohne ein wesentlich schärferes Anziehen der >L>euec»branbe an eine Beteiligung der finanziellen Schwierigteien. von denen Italien, will es seine Großniachtfielliing behaupten, ohne Verzug sich be freien »»iß. nicht zu denken ist. llm das Gleichgewicht im Etat zu erreichen, wird Crispi neue Steuern in Höhe von etwa lOff Millionen Lire verlangen. Ter Rest soll durch Ettpgrnisse aufgebracht werden. Beide Maßnahmen sind »„bedingt nothwendig. wenn der nationale Kredit Italiens, der die Voraussetzung seines politischen Ansehens in Europa bildet, wiederheracslcüt werden toll; sic müiscn beschlossen werden ohne jede Rücksicht ans die lliipopnlarität. die ihnen anhaffct, und ohne Rücksicht auf eine Entfremdung bei der Wählerschaft. Besicht die Vertretung des italienischen Volkes nicht denienigen opferwilligen Patriotismus, der zur Zustimmung zn diesen Maßnahmen erforderlich ist, dann wird Crispi nichts Anderes übrig bleiben, als die Entscheidung der Nation anzuruseii. die ihm hoffentlich das Vertrauen, das sie in der gegenwärtigen Nothlage i» ihn gesetzt und das er bis jetzt glänzender Weise gerechtfertigt hat, nicht entziehen wird. in Feruschreibs und Acrus-rech-Berichte vom 9. März. Berli n R eichSkag. Zur Beratlning steht der Etat der Reichseiseubaluien. Die Kommission hat be'chlossen, die Einnahmen um !! Millionen Mt. höher anzusetzen. Million im Per'onen , 2' ü Millionen im Güterverkehr. — Minister Thielen: Die Ein- nahmkiischätzung sei im Etat genau nach den früheren Grundlagen erfolgt. Die Kommission habe eine höhere Veranschlagung ber Einnahmen im Hinblick auf die Erträgnisse des laufenden Jahres für angebracht gehalten. Aber auch diese beruhten im Wesentlichen nur aut Schätzung^ außerdem müsse gerade bei Jahren mit großem Fremdenverkehr aui Schwankungen gerechnet werden, ferner sei der Verkehr im laufenden Jahre durch beionderc Moinrnte günstig be einslußt worden, so der Personenverkehr durch die Kaisermanöver. der Güterverkehr durch große Transporte von Futtermitteln und Viel! im Ziiiaiinneiihange mit der Fnttcrnoth und durch Transporte belgischer Kohlen nach Süddentschtand. Er bitte daher, cS bei der Veramchlagnng im Erat zn belassen. — Abg. Hammacher iiat. lib.,: An den Beschlüssen der .Kommission sei die Regierung selbst schuld, denn über die Verkchrsverhältniffe der Rcichscisenbahnen erhalte das Haus i' ' floaten dicEinirä.. ^ . > im Etat veranschlagt. — Nachdem noch Abg. Lingens erklärt hat. das Centn»» stehe auf dein Boden der Ausführungen des Vor redners, wird der Einnahinenansatz der Kvnnnisiivn giitgehriße». — Bei den Ausgaben empfiehlt Abg. LingcnS (Ccntra Fortschroircn in den Bestrebun --- . --- ruhe zu verscha" sei schon cingetre den Eisciibahnbeamten vermehrte Sonntags- ° t erheblicher Fortschritt auf diesen! Gebiete Abg. Haminackcr findet die Forderung für Enienening "der Betriebsmittel zn gering. — Minister Thielen erwidert, daß dafür in diesem Etat eine nm io erheblichere Snnime für Erneuerung des Oberbaues ansgeworfen sei. — Der Etat der Reicliscisenbahnen wird angenommen, ebenso der Etat des Reichs- schatzanttcs und des Reichstags. — Vom Marincetat stehen noch zur Berathung die Forderungen für drei Schiffsnenbaitten „Ersatz Preußen", „Ersatz Leipzig" und „Ersatz Falke", durchweg erste Rate. — Referent Abg. Dr. Lieber zCentr.) tritt dem gegen die Kom mission laut gewordenen Vorwurf entgegen, daß dieselbe beim Marineetat bcwilligungslnstiger gewesen sei, als bei allen anderen Etats. Hier bandle es sich nicht nm Erweiterungen, sondern um Ersatzbautcn. Diese Forderungen bewegten sich auch durchaus in dem vom Reichstag stets bewilligten Rahmen: daß eine gewisse Anzahl Panzer nothwendig sei. das habe der Reichstag stets aner kannt. — Staatssekretär Holtmann: Die Mariuevenvaltung hat in diesem Etat große Entsagung und viel Selbstbcschränkinig geübt. Es stehen uns für das nächsteEtatsjadr hiernach nur I4MMill. Mark zur Verfügung, so wenig wie. mit einer einzigen Aus nahme, in keinen! Jahre, seit den siebziger Jahren. Wir haben augeiibticklich reinen Tisch, könnten wir nur eine Million in das neue Jahr hinübernehincn. Bewilligen Sie in diesem Jahr keine Neubauten, so würden wir daher in größte Verlegenheiten kommen. Auch fordern wir diesmal uur Ersatzbautc». Sic können, um dos 'v nicht um Wenn auch »outg verbraucht »nb. aber Forder ungen für die zn ersetzenden Schiffe werden nicht mehr erhoben werden. Sic bleiben zwar in der Liste, aber sic werden nur im Falle eines Krieges für sekundäre Zwecke verwendet werden. ES ist schon erwähnt, daß dir Ersatzschiffe von einem anderen Tvv werden als die alten: das ist aber uur eine Folge der Entwickelung der Technik. Wir müssen wohl oder Übel uns diese Technik zu nutze machen, das trügt natürlich dazu bei, die Kosten zu erhöhen. Auch die artilleristische Ausrüstung ist heutzutage viel kostspieliger, ebenso die Beschaffung von Maschinen. Die Gescnnmttosten müssen also viel höher sein als vor 2V Jahren. Man kann ja sagen, wir sollen uns mit kleineren Schiffen begnüge», aber da wir so wie so in der Minderzahl der Schiffe gegenüber uuseren Feinden sein werden, müssen wir wenigstens darauf halten, daß die Schiffe, die wir haben, den Gegnern gewachsen sind. — Alm. Richter ffrcis.l: Tie Finanzlage, wegen der wir schon im Borsäure die Ersatzbauten ab- lehuten, hat sich seitdem noch verschlechtert. Man spricht von bloßem Ersatz, aber die neuen Schiffe sollen doch ganz außer ordentlich viel leistungssähiger gebaut werden als die alten. Nach den uns initgctheilten Schiffslisten besitzt die russische Ostseeflottc und auch die französische Flotte nicht mehr Schiffe mit Zellcnein theilung wie wir. aber seit 1887 haben wir schon eine ganze Reihe Ersatzschiffe gebaut, darunter vier Panzer, mit denen wir noch gar keine Erfahrung gemacht haben. Mit den noch im Bau befind lichen mittleren zwei Schiffen kommen wir auf 22. die durchaus für die Zwecke unserer Flotte reichen. Beschäftigung für unsere Werfte liefern doch nicht nur unsere Neubauten, sondern auch die Reparaturen. Vielleicht schon im nächsten Jahre werden weitere fünf Ersatzbautcn mit lüO Millionen Kosten gefordert werden. Wir erblicken in alledem nur Pläne, die auf eine Hochseeflotte ab- zielen. Wie bedenklich gerade der Bau solcher Pauzcrkolosse ist, zeigt der Fall der „Brandenburg". Wie leicht kann cS mi Kriege Vorkommen, daß solche Kolosse nnlenkbar werden, und nun die Ftnanzlaae! Wir bewilligen nie solche Summen und in Preußen schaffen Sie nicht einmal Raun, für die Unterbringung der pergamesischen Alterthümer. — Referent Dr. Lieber: Aba. Richter hat hier Ver gleiche gezogen mit de» Flotten fremder Staaten. Darauf kann ich nicht antworten, well unS das betreffende Material in der Kommission vertraulich mitgetheilt wurde. — Abg. Jebscr (nat - lib.«: «eine Freunde würden für die Position stimmen, da cs sich Vier nur um Ersatz handle und weil die Schiffe auf der StaatS- werft gebaut werden sollen, die anderenfalls Arbeiter oiitlasfc» müßte. — Abg. Böckel «Rei t: In einem Moment, wo noch die Deckung der Kosten der Mititärvorlagc in Frage itebk und auch ans den Handelsverträge» mit wachsenden Einnabmeaiisiällen zn rechnen sei. könnten seine Freunde' Mittel für die Marine nick» bewilligen, um so weniger, als unsere Kolonial-dluigabeu durch uiiserc Regierung infolge der Verträge mit England so verringert worden seien, daß wir einer so starken Marine nickii vedürien. — Abg. v. Kardorff Reicbsp « vlaidirt nir die Bewilligung im Jn- teres'c eines ansreicbende» Küstenschutzes. — Abg. Bachem «Cciitr.i: Wir stimmen für diese Position, weil es sich nicht nm Erwciternngs . wildern nm iiothweiidüze Ersatzbaute» handell. Nachdem nun ein mal der gegenwärtige ^tand der Flotte vorhanden ist, dürfen wir nicht von demselben berabgehen. Was den Kollegen Böckel und dessen Hinweis ans die schlechte Finanzlage betrifft, so ist zu be dauern, daß er nicht schon bei der Militürvorlage seine Sparsam keit cnideckte. Im Neblige» halten wir unseren Standpnntl fest, keine Vermehrung der Hochseeflotte zu bewilligen, auch wenn die Finanzlage sich bester» sollte. - Abg. v. Leipziger erklärt Namens der Konservativen, daß sie fast einstimmig stir die Position stimmen werden. Tie Forderung „Ersatz Preupen" wird in namentlicher Abstimmung mit lllt gegen stk stimmen angenommen. — Bei „Eriatz Leipzig" hält Abg. Richter seinen Antrag ans namentliche Abstimmung aufrecht, da die alte Korvette Leipzig nur fünf, der Ersatz aber I.', Millionen kosten solle. Tic erste Rate stir „Eriatz Leipzig" wird mit I >7 gegen 05 Stimmen abgelehnt. Bei der Förderung für „Ersatz Falke" wird Auszählung nöthig, bei der sich die Beschlußnistälngkest des Hauses hcrausstellt. Darauf wird die Sitzung auf heute Abend 0 Uhr vertagt. Berlin. Der Redakteur des ,,Kladderadatsch" Polstorff erklärt, daß er zn der Veröstcittlichung seines Briefes in der „Frantr. Ztg." keine Emlächiigmig crtheitt habe. Ter Brief sei vor nnge »abr ffiiif Wochen an einen Herrn Dr. Reiche in Leipzig geschrieben worden, der ihn gebeten batte, ihm und seinen Freunden Aus tlärung zn gebe» über die Angriffe gegen Anstenrcuiid und Ge nossen im „Kladderadat'ch". — Ter Borsitzende des Vereins der Berliner Presse, Ernst Wiehert, erläßt gteickstalls eine Erklärung in der Angelegenbeit. worin er mittheitt, daß der Reicliskanzler mit ihm über die Sache gesprochen, und ihn ermächtigt habe, eine Mittheilung im „Kladderadatsch", die sich offenbar aus Herrn v. Holstein bezog, richtigznstetten. Es sei unrichtig, daß die Re daktion dem Herrn Reichskanzler habe antworten lasten, sie sei leider besser insttuirk als er selbst. — Die Ungsttigteiiserllärmig der Wahl des Abg. p. Potenz erfolgte wegen des Verbotes der Verbreitung von Stimmzetteln und Flngblätlern durch die Ainrs- hauptiiiaiiiischaft. Die Wahl war in der gestrigen Sitzung der Wahipristungstoninlission mit Ttimiiieiigleichbeit mir dcanffandet worden: beute fand eine ndennalige Abstimmung statt, welche zur Ungilligkcits Erklärung führt. Die „Kr-ruzzig." erklärt das Ber fahren der Kommission für eine Vergewaltigung. - „ Zclwrer's Fainilieiiblatt" wird am l. Avril »nt der „Gartenlaube" ver schmolzen. — Die Budgetkvmmissivn setzte die Einnalmien aus der Zuckerstener um 5 Millronen höher ein, als seitens der Regierung veranschlagt. Die Kommission hat ferner die Stelle eines Unter- staatsjckretärs im Reichsschatzamt, zn welcher Direktor Aschcnbom ausmehcn ist. mit 12 gegen 11 Stimmen bewilligt. Berlin. In der Philbarmonie fand heute eine Trauerfeicr für Hans v. Bülow, den langjährigen Leiter der Philhannonischen Concerte statt, bei welcher der Schauspieler Kainz die Gedächiniß- rede hielt. — Kaufmann Moses Hirschtritt wurde heute wegen be trügerischen Bankerotts zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus ber- urtheilt. Kiel. Der Marinezahlmeisteraipirant Compart wurde wegen Untcrschlagizilg zu einem Jahr Festung und Degradation in die 2. Klasse des SvldatenstandeS vernrthellt. Compart ist infolge Sclbstmordvmnchs erblinde!. Cottbus. Die internationale Ausstellung für Gewerbe. Nahrungsmittel und Biehernährung ist soeben hier feierlich eröffnet worden. Die Ausstellung ist sehr gut besticht. Gera. Der Landtag verlangte einen Gcst'tzcntwms gegen die Jesuiteniiiederlassuiigc'n. Tie Regierung ist damit einver standen. falls der Reichstag den Jesuitcnaiitrag aninimiit. W i c n. Das Abgeordnetenhaus nahm das Handelspiovstoriuin mit Rußland an. Paris. Wie verlautet, wird dehnis genauer Feststellung der Grenzen aller europäischen Kolonice» zwischen dem Senegal und Kongo eine Konferenz znsammentrelen. damit ölmlickie Zwstchcn fälle wie diejenigen von Wnrina und Samos in Zukunst vermieden werden. Rom. Tie Kamincr genehmigte mit großer Mehrbeit die ErmächligunL zur Verfolgung de Felice's wegen Vmchwörnng gegen die «sicherbest des Staates imd Aufreizung zum Bürger kriege. Sic ermächtigte die Regierung, de Fcliec in der Hast zu belassen. Rom. Seitens der Onästur wird die gestern gemeldete Dar stellung des Bombenattentates ani der Piazza di Monte Citorio für unrichtig erklärt. Nach den übereinstimmenden Auslagen der vernommenen Zeugen sc! die Hotzichachtel an dein Knnmiergcbäude nicdcraelegt. aber Niemandem übergeben wurden. Weitere Per Haftungen haben nicht statigestindeii. Die Bombe bestand ans einer Pettvleiimkassette. wctcbe sich in bei Holzscliachtel befand. Ter Erbtosioiisstoff ist noch nicht iestgestelli. doch bestand derselbe jedenfalls nicht nur aus Pulver. Rom. Von den beim Bombeiiatteittat Verletzten hat sich das Befinden zweier derselben verichlimmert. Venedig. Hier wurde am Jlido ein elegantes deutsches Paar erschossen aufgefundcn. Ter Mann trug einen großen Geld betrag und Visitenkarten, lautend ain den Name» Tr. Wicho. Berlin, bei sich. Der Grund des Selbstmords scheint unglückliche Liebe zu sein. Haag. Infolge der Annahme eines Amendements zum Wahl- aesetzentwurf zog der Minister deS Innern demelben zurück. Wahr scheinlich wird die Kammer aufgelöst. London. Die Besserung Gladstones macht gute Fortschritte. Petersburg. Der Kaiser und die Kaiserin, sowie der Großfürst-Thronfolger wohnten dem Balle beim deutschen Bot schafter bei. * Calcutta. (Reuter-Meldung.) Berichten von Eingebo renen zufolge ist die cstrafexpedstion gegen den'Abor-Stamm nach zweitägigem Kampfe zum Rückzuge gezwungen Wochen. Eine Ab theilung von 30 Mann unter Führung eines britischen Offiziers wurde uiedergeinctzclt. Verstärkungen sind abgcgange». Die Berliner Börse >var sehr stU hei ziemlich fester Tendenz, da die besseren Pariser Meldungen den Italiener-Cour»
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