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Jährlich 16 Hefte (einschließlich 4 Spezialnummern). Abonnementspreis pro Halbjahr (inkl. der Beiblätter): für Deutschland u. Österreich-Ungarn JL 8,—, für alle übrigen Länder: a) bei direktem Bezug unter Streifband^ 10,50 (inkl. Porto), b) bei Bezug durch, die Buchhandlungen oder Postämter JL 9,—. V, Seite Jl 60,— t x /< Seite Jl 30,—, l /n Seite Jl 12,—, l / Bt Seite Jl 4,50. Bei Jahreaaufträgen (16 Einschaltungen) 25 •/. Rabatt. Insertionspreise: l /i Seite Jl 120,—, x /, Seite Jl 40,—, x /, Seite Jl 18,—, X / M Seite Jl 9,— f Illustriertes Fachjournal für die Voll-, Jaumwoll-, Seiden-, feinen-, ?anf- und Jute-3ndustrie sowie für den Textilmaschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: Leipzig, Brommestraße 9, Ecke Johanuis-Allee. Chefredakteur und Eigentümer: Theodor Martin. Fernsprech-Anschluß: No. 1058. Telegramm- Adresse: Textilmartin Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. .V 7. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Leipzig, XXV. Jahrgang. Quellenangabe gestattet. RedaktionsschluB: 31. Juli 1910. paserinöustrie unö technische Hochschule. (Originalbeitrag von Professor E. Ffuhl, Wirkt. Staatsrat, Higa.*) [Nachdruck verboten.] Der Warschauer „Kurjer Polski“ hatte in Beantwortung einer seinerzeit an ihn gestell ten Frage über die Beteiligung von Russisch- Polen an der Pariser Weltausstellung vom Ingenieur Rosset eine Antwort erhalten, in der es, indirekt zustimmend, unter anderem folgendermaßen hieß: „Mir scheint es, daß die Ausstellung der letzte Akt jenes Kampfes sein wird, den der englische Maschinenbau mit dem deutschen führt. Den ersten Akt dieses Kampfes haben wir auf der Ausstellung von Philadelphia gesehen. Die Ausstellung von Chicago hatte für die Geschichte der Industrie keine Bedeutung Dieser Kampf zwischen der deutschen und eng lischen Industrie erscheint mir als der Kampf der'Wissenschaft mit der Unwissenheit, des lichten Fortschrittes mit der blinden Routine, des gebildeten Ingenieurs mit dem einfachen Handwerker, der in der Abendschule etwas von der Wissenschaft auf geschnappt hat. Was mich betrifft, so bin ich von dem Siege der deutschen Industrie, dem Siege der Wissenschaft, vollkommen überzeugt.“ So schrieb vor Jahren schon das Aus land in voller Bewunderung der deutschen Fortschritte auf dem Gebiete der konstruk tiven Industrie. Inzwischen haben sich jene Ausführungen von Jahr zu Jahr mehr be stätigt. Überall verdrängen deutsche Kraft- Maschinen die engljschen und amerikanischen, überall tritt das Übergewicht Deutschlands, eine Folge der hohen wissenschaftlichen poly technischen Ausbildung seiner Hochschul ingenieure immer mehr hervor, immer neue Gebiete erobert sich die deutsche Industrie. *) Der Verfasser, deutscher Reichsangehöriger, hat sich nach langjähriger Praxis und Lehrtätigkeit an der Rigaer techn. Hochschule wegen vorgerückten Alters in den Ruhestand begeben. Er folgt mit obenstehender Arbeit einer aus der Praxis an ihn ergangenen Auf forderung und steht der angeregten Frage durchaus objektiv gegenüber. Die Redaktion. Nur in einer Richtung scheint der Fort schritt in Deutschland langsamer voran zu gehen, nämlich in dem Bau von Maschinen für die Faserindustrie, insbesondere der Textilindustrie. — In dieser Industrie ist der Fabrikant immer noch genötigt, einen Teil seiner Fabrikationsmaschinen aus dem Auslande zu beziehen. Auch ist es für den Fachmann nicht zweifelhaft, daß Verbesse rungen dieser Fabrikationsmaschinen möglich sind, daß solche -aber — aus Mangel an ge schulten, systematisch vorbereiteten, in jenen Industrien tätigen Hochschulingenieuren — nur sprungweise, zum Teil zufällig auftreten, daß sie sich aber oft, da die für die Ver arbeitung der Faserstoffe maßgebenden Ge setze nicht genügend berücksichtigt wurden, als unbrauchbar herausstellen. Der Bau von Maschinen der Papierfabrikation dagegen hat die englische Konkurrenz überflügelt. — Um so befremdender muß es erscheinen, daß die technischen Hochschulen nur vereinzelt, wie z. B. Darmstadt, diesem speziellen Industrie zweig Berücksichtigung schenken. Das Ge samtgebiet der Faserindustrie jedoch findet man in den Lehrplänen der Hoch schulen überhaupt kaum in angemessener Weise vertreten, Der Grund dafür, daß trotz dieses Mangels jene Industrien in Deutschland einen enormen Aufschwung erlangt haben und konkurrenz fähig gegenüber dem Auslande geblieben sind, ist mit in dem Umstande zu suchen, daß letzteres inbezug auf die Qualität der tätigen technischen Kräfte nicht besser als Deutsch land gestellt ist. Ehe wir nun hierauf näher eingehen, sollen die erwähnten Faserstoffindustrien in Ver gleich gebracht werden mit der Metallver arbeitung und dem Maschinenbau, die in Deutschland anerkanntermaßen im höchsten Grade entwickelt sind. Betrachtet man die in einem Industrie zweige tätige Arbeiterzahl als ein Kriterium für die Bedeutung, welche demselben in dem wirtschaftlichen Leben einer Nation zukommt, so ergibt sich folgendes: In Anlehnung an das statistische Jahr buch des deutschen Reiches stellt sich z. Z. dieZahl der Arbeiter für die Metallverarbeitung auf rund 450 000 für den Maschinenbau „ „ 750 000 In beiden Industrien also auf rund 1 200 000 Dagegen ist die z. Zt. in der Faserindustrie beschäftigte Arbeiterzahl anzunehmen: A) In der Textilindustrie allein zu: 751 000 Pers. Hierzu kommen noch die in der Be kleidungsindustrie und derWäsche- rei beschäftigten Arbeiter mit za. 286 000 „ Außerdem wären noch zu berück sichtigen die für die Textilindustrie tätigenNebenindustrien,wieSpulen- fabrikation, Kratzenfabriken, Ge schirrfabriken usw., für welche spezielle statistische Zahlen fehlen, deren Arbeiterzahl aber doch wohl mit mindestens 31 000 „ angenommen werden kann. B) DiePapierindustrie beschäftigt in 484 Papierfabriken, 471 Pappen fabriken, 23 Mühlen, 621 Schlei fereien, 68 Zellulosefabriken und 24 Strohstoffabriken bei 1012 Langsiebmaschinen, 696 Rundsieb maschinen und 74 Bütten rund 142 000 , In der Faserindustrie sind alsp mindestens 1 210 000 Pers, beschäftigt. Hiernach steht dieFaserindustrie derMetall- verarbeitung und dem Maschinenbau keines wegs nach, sondern übertrifft sie noch in Be zug auf die Arbeiterzahl. Es muß außerdem erwähnt werden, daß nur diejenigen Industrien berücksichtigt sind, die sich speziell mit der Verarbeitung der Faserstoffe und der Erzeugung einiger Hilfs fabrikate für diese befassen. Nicht berück sichtigt sind jene Maschinenbauanstalten, die 25