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Nummer 280 — 24. Jahrgang Smal wöch. Bezugspreis: für Dezbr. 8.— -K einschb Bestellgeld. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petilzeile 30^, Stellengesuche 20 H Die Petitreklamezeile. 8g Milli meter breil. 1 -^t Offertengebühren für Selbstabholer SO bei Uebersendung durch di« Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L. Sonntags-Nr. IS GeschüsNicher Teil: Io4efFohmann.Dresden. SückMe Sonnabend, 5. gm stalle höherer G M'l: auf Lieferuna iow-eE,lllli u. Leistung o. S ba.v-a: ruf übermilk Au e eu u antworkung llupeiiaoa, o ^.V?in:..cr 1925 "g: ee« '-'erpstchlung -i o .'Inzeitenaufträgen Für undeutl u stern« "eh-nen wir keine Ler« -wueie u m Rückporto nicht ver'ebene Manu nui,e werd nicht auikewohrt. Epreckitunae o Re'ak:-on 5 !>,? p Uhr nackmiiiags. Hauplschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Tressen. wrschiift fteU«, Truck und «erlag, Snroiua- L»chdrucker-i GmbH.. Dresden-A. I«. Holbeii-i - ^ <0. Kcnmik 32722. P -slscheckto -to Dresden I<7S Bauttonlo: Bofsengr S: Frtvsckie, Tr, n Für christliche Politik urr- Kultur Redaktion der Ldchslsche« Volkezeniing Dresden-ruht, lv, Holbeinslrobe SK. gernnn 3272 und 3W3S. Ms zilin Aeiißeklieii MWn London, 4. Dezernber. Nach Berichten aus Jeru salem hat sich die Lage in Damaskus auf das äußer st e zugespitzt. Die Drusen greifen die fran zösischen Truppen an der ganzen Front mit aller Macht an. Sie haben den größten Teil ihrer Truppen auf Riak geworfen und hoffen, dadurch die Franzosen zu zwingen, ihre Hauptquartiere in Jzzet und ln Hauron aufzugebeu. Die meisten Eisenbahnbriicken, die nach Homs und Riak führen, sind zerstört worden und die Verbindung zwischen diesen beiden Städten und Damaskus ist völlig unter brochen. Nach einem noch nicht bestätigten Gerücht haben die Drusen Homs eingenommen. Kairo, 4. Dezember. Nach eiuer Meldung aus Beirut ist de Iouoenel heute in Damaskus angekommen, wo er die fran zösische Garnison in erhöhter Alarmbereitschaft vorfand. Die syrischen Freiheitskämpfer sollen alle Vorbereitungen zu einem En t scheid u ngs kam p se getroffen haben. Paris, 4. Dezember. Aus Beirut wird gemeldet, datz dl« Garnison von Damaskus gestern alarmiert wurde. Man erwartete einen Nachtangriff der Drusen, «n der Stadtgrenze stehen Tanks und Maschinengewehrabteilungen zur Abwehr bereit. Die Drusen wollen einen entscheidenden Schlag führen, bevor die Friedensoerhandlungen mtt d« Iouoenel beginnen. London, 4. Dezember. De Iouoenels Abweisung der Syrier in Kairo, die von ihm eine weitgehende Antonoinie gefordert hatten, hat in Syrien die Empörung gegen die fran zösische Fremdherrschaft bedeutend verschärft. Bon den Verhandlungen, die de Jouvenel zur Beruhigung der Lage in Nord arabien angekündigt hat, wird für die syrisch« Freiheitsbewe gung nichts mehr erwartet. Sultan El Atrasch hasst, selbst bei einem Fehlschlagen des vorbereiteten Entscheidungskampfes vor Damaskus die Franzosen durch einen Guerillakrieg llber den Winter hinaus hinzuhalten, um dann im Frühjahr mit starken Kräften aus allen Teilen Arabiens die Franzosen entschei. dend zu treffen. Für ihn kommt es nicht mehr allein aus die Antonomle seines eigenen Gebietes, sonder» aus die Unab hängigkeit ganz Syriens an. Beim Betreten syrischen Bodens in Beirut erklärte De Iou- venel. der Friede sei nur für diejenigen da. die ihn wünschten. Für alle anderen gebe cs nur de» von ihnen gewünschten Krieg. Durch dieses Programm habe Frankreich in Europa den Sieg davon getragen. Tie MW -er neuen WiMen Ale« Madrid, 4. Dezember. Die neue Regierung hat gestern ihren ersten Ministerrat abgehalten, wobei völlige Uebercinstim- mung in den politischen Richtlinien festgestellt werden konnte. Es wurde beschlossen, die bisherig« Politik beizubehalten und den finanziellen Problemen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Paris, 4. Dezember. Havas meldet aus Madrid: General Primo de Rivera erklärte, auch für das neue Kabinett sei die Verfassung unantastbar. Ihr Programm werde un verzüglich verösentlicht werden zugleich mit einem Erlaß, in dem den Männern, die seit 1923 das nationale Leben in Gang ge halten haben, der Dank zum Ausdruck gebracht wird. Der Grundsatz, daß Militärpersonen sich jeder politischen Betätigung zu enthalten haben, werde durch ein Dekret unverzüglich in Kraft gesetzt werden. Die von Militärpersonen besetzten Posten werden alsbald Zivilpersonen übergeben werden. Eine Stellvertretung -es Ministerpräsidenten werde geschissen werden. Versammlungs- und Pressefreiheit unterliegen weiter hin den gleichen Beschränkungen wie zur Zeit -es Direktoriums. Madrid. 4. Dezember. General Primo de Rivera und der stellvertretende Ministerpräsident leGeten gestten omn König den Eid aus die Verfassung. M AleriWSlE in Mil« veRai-t-tt in .'mrlamentari'chen Kreisen, das; Luther, wenn bis zu seiner Rückkehr nichts Positives bezüglich der Neubildung der Regierung erreicht sei, die Absicht habe, die durch den Austritt der deutschnationalen Minister frei gewordenen Posten einfach mit Beamten zu be sehen. Naturgemäß regt sich gegen einen solchen Plan eine scharfe Opposition. 'Man macht geltend, das; es ge rade jetzt notwendig sei, eine feste politische und Parla- mnntaruche Dusis zu schaffen, das; wir uns mit einem llebergangskabinett te IS Beamter teils Parlamentarier nicht begnügen könnten. Man verweist des ferneren auch auf die früheren »ach die'er Richtung hin gemachten und stets 'chlacichlaaenen Versuche. Gerade die in nächster Zeit der dent'chen Volksvertretung in Auswirkung von Locarno harrenden innen- und außenpolitischen Ausgaben bedingen, wenn sie ersprießlich gelöst werden sollen, eine geflossene und ausreichende parlamentarische Mehrheit Es ist daher kaum anz»nehmen, daß Luther mit diewn Ab'ichten Er'olg hat. Er könnte sie auch nur dann dnrch- sübren, wenn er der Unterstützung der Deutichnationaien s'cher wäre, falls es zu einem Parlamentarischen Kamvf käme. Aber einmal wird Luther es keineswegs dazu kommen lassen können und dürfen, die Sozialdemokraten, die soeben die Außenpoltitk seiner Regierung mit unter stützt haben, in schroffe Oppisition zn drängen, und anderer seits hat Luther ja selbst erklärt, daß die künftige Politik von denjenigen Parteien geführt werden müsse, welche Locarno ermöglicht haben. So ergibt sich eine gegenwärtig noch recht unerfreu- kich aussehende Situation. Die Aussichten für die Schaf fung einer großen Koalition sind jedenfalls augenblicklich bis auf den Nullpunkt gesunken. Es gibt natürlich noch eine Reihe von parlamentarischen Möglichkeiten, welche diese Krisis beenden könnten, aber immer wieder erheben sich einmal die Schwierigkeiten der zu schmalen Nntcr- snndamentieruug solcher politischer und parlamentarischer Konstruktionen und zum anderen die Gegensätzlichkeiten, die hüben und drüben bezüglich der Lösungsmöglichkeitcn der heutigen schwierigen Verhältnisse im Einklang mit den wirtschaftlichen und finanziellen Kräften des Reiches be stehen. Was sich nach der Abstimmung llber Locarno zicm- k'ch einfach ansah, wird, wenn es nun an die praktische Ausführung geht, sich schwieriger -u meistern erweisen als vieles andere zuvor. MM M MM« Im Preutzischen Abgeordnetenhaus hat Uber diese Frage der Zentruinsabgeorünete Dr. Hetz sich unter anderem wie folgt geäußert: In den letzten Wochen hat das große Problem der Struk tur unseres Staatswesens in der Oefsentlichkeit ein große Nolle gespielt. Ich möchte keine Unklarheit darüber lassen, daß das Zentrum durchaus föderalistisch eingestellt ist, und datz cs glaubt, daß die Bismarcksche Struktur des deutschen Staatswesens auch für die Zukunft bleiben mutz. Es ist eine vollkommen falsche Einstellung von der Sozialdemokratie, das; sie dieses Problem nur unter dem Gesichtswinkel der Sparsamkeit erfaßt. Es liegen keinerlei Anhaltspunkte dafür vor. daß die deutschen Einzel- staaten ihre Eigenart ausgeben und in die Form von Rcichs- provinzen aufgehen wollen. Ueberall ist man verstimmt über die Beschränkungen, die das staatliche Eigenleben und mit ihm auch das Eigenleben der Gemeinde erfuhren hat. Es ist falsch, zu sagen, daß der Föderalismus nur noch in Süddeutschland eine Stühe hätte, aber wenn das richtig iväre, dann würde es m. E. genügen, den Gedanken der Unitarisierung unter allen Umstän den abzulehnen, denn das erste Erfordernis für den inneren Zu sammenhalt im Deutschen Reiche ist das Verständnis seiner großen Stämme mit der Form dieses Reiches. Aber auch in Preußen besteht keinerlei Mehrheit für eine Unitarisierung. Krankt der Staat, so verkümmern die Gemeinde». Die Länder aber haben den Willen zum Leben, also muß man ihnen auch die stcuerpolitische Bewegungsfreiheit lassen. Datz bei den Verpflichtungen, die uns aus dem verlorenen Kriege erwachsen sind, auch auf dem Gebiete der Steuerorganisation nicht alles beim alten bleiben konnte, ist selbstverständlich. Die Dinge sind aber allmählich in ein Fahrivasser geraten, das für die Länder und damit auch für das Reich selbst nicht mehr erträglich ist. Wenn man Erz berge r immer wieder für diese Dinge ver antwortlich machen will, so darf man nicht übersehen, daß er seine Neuerungen lediglich als die große Klammer um das am Rande des Zerfalles stehende R-nch gedacht l>at. Erzberger war kein Unitarist, sondern allenfalls Zentralist. Uebrigens haben unter seinen Nachfolgern ja auch ganz rechts stehende Finanz- minister keinerlei Aendevungen der Dinge in Angriff genommen. Erzberger gehörte zu den am meisten mißverstandenen Männern seiner Zeit. Zu den großen Eigenschaften dieses bedeutenden Menschen gehörte auch, daß er einen als falsch erkannten Weg u verlassen wußte. Als man ihn 1021 erschlug, stand er aber elbst noch in vollem Ringen mit seinem eigenen Werk. Aber die Hauptsache ist. datz wir Lebenden wissen, ivas wir wollen nnd das Zentrum wünscht eine grundsätzliche Aenderung aus der tiefen Sorge für Reich. Länder und Gemeinden gleichermaßen. Wie wir dem Frieden näherkamen Unter jenen drei großen Bitten, um deren Erfüllung der Papst im sog. Anno Santo täglich fleht, befindet sich an aller- erster Stelle jene, datz ein wahrer Friede ausrichnger Ver söhnung an die Stelle des bisl>er!gen Scheinfriedens trete. Es ist ja heute endlich in aller Welt bekannt, unter welchen An strengungen Nom ivährend des Weltkrieges versucht hat, die Streitenden zum Frieden zu bewcgen. Leider ohne Erfolg. Mer nicht allein ivährend des Krieges, sondern i» eben dcm'e!beu Matze ist der Papst nach 1918 tätig gewesen, um die MeIH den der Gewalt und Unterdrückung gänzlich zn beseitigen. Diese Bemühungen waren äußerst beschwerlich. Es galt, mit einer Nation zu verhandeln, die in endlosem Siegcstauinel sich ais Beherrscherin ganz Europas dünkte, die fast keine gleichberech tigte Nation mehr neben sich zu kennen schien. Ganz allmäh lich nur konnte darum das BemUlM des Mit!Kons gegenA«! Frankreich Erfolg haben. In jahrelanger Arbeit erst wurde möglich, daß da» Ungestüm unsere« schlimmsten Feindes gcbro- chen wurde. Man feiert heute so laut da? Ergebnis von Locarno, Als ob das alles von selbst gekommen sei. Ais ob nicht stille geheime Kräfte ständig hätten «n Le.kt sein .nässen, um dos starre Frankreich aus der Haßsphär« zu erlösen. Wer denk: iu diesem Sinne an di« so mühevollen Anstrengungen des Perplles? Damit diese Bemühungen klar verstanden werden, empfeh len wir. zu eiuem Werke zu greifen, wie es Ritter von Lama soeben in Lieferungen veröffentlicht,'> uns zn rlsec klaren stfkrersch/eova-itg z,rästyem den Hauvkaitz/s,; Le» Pi.'pstrs als religiöses Haupt einer Kirche, uird denen als Inlsg.ber nnllücher souveräner Macht kommt. Diese Unterscheidung tritt geradezu handgreiflich im vierten -Hefte des genannten Werkes zutage, das u. a. „Frankreichs Rückkehr tn den Vatikan" und „Deutschland bis zum Tode Papst Bene dikts X V." behandelt. Der so elend zusainmengebrochene Feldzug des Er-Kar r lers Michaelis und seines Bundesgenossen, des Berliner Hrs- predigers Dr. Döhring hat mit Recht die Aufmerksamkeit einer iveitesten Oefsentlichkeit auf diese Publikation gezogen, und ihee Zuverlässigkeit dargetan. Frankreich führt wieder einmal, wenigstens scheint ce- uns so. Slber ehe es je wieder eine wahrhaft führende Rolle übertragen erhält, müßte es erst bescheiden werde». Sein überhebender Stolz müßte gebrochen werden. Ihm allmählich diese Gesinnung beizubringen, scheint das hervorragende Bestre ben des letztverstorbenen Papstes gewesen zu sein. Im Kapitel ..Für Völkerfrieden gegen Völkerhaß" tritt uns der abgrundtief« Gegensatz deutlich vor Augen. Aber nicht polternder Eifer spricht, sondern väterlicher Ernst, der bis zu den allerletzten Folgeruu-ien geht und das Bekenntnis zu ihnen fordert. Erst dann Hai« man das Recht, sich Christ zu nennen. Hier nun tritt der Poli tiker vollkommen in den Hintergrund, der den Willen des Ge-z- ners dem eigenen zn nähern sucht; es spricht der Papst, sprich! Christus in seinem Stellvertreter, daher das kategorische: ihr müßt! Es sind die Menschen, zn denen ec spricht. Und da ne beim erfolgen wir bereits das Wirken ans poli tischem Boden. Hier steht der Papst den Erponent.cn de? Staa tes gegenüber, eines Staates ohne Gott, einer gegebenen Tat sache, die nur durch allmähliche Wiedergewinnung der Mw'chen für Gott gewandelt werden kann. Aber cs muß sofort p. handelt werden, damit man wieder gemeinsamen Bode» entdeckt, ja es mutz erst das stoffliche Werkzeug gegenseitigen Verk hv?. die diplomatische Vertretung geschaffen werden. So versehen wir Schritt um Schritt, wie die vatikanische Politik sich jeden noch so geringen Vorteil zunutze macht, um bei aller Klagen und ge botenen Zurückhaltung die Entfernung vom Gegner zn verein« gern, bis die schroff ablehnende Haltung El«nenceaus »nt der Entsendung Ionnarts zum Valikan endet. Wieviel damit ge wonnen war. bewiesen die Dinge unter der Regierung Herrlots, der venneinte, die Gesetze der politischen Logik durch die der Loge ersetzen zu können. Um das zn erreiche», was die römnche Kurie tatsächlich erreicht hat, bedurfte es natürlich manch n En! gegenkommens, manch freundlichen Wortes und Komplimentes, zumal bei einer Nation wie Frankreich, die als verhäticheites Kind behandelt sein will und damals noch im Taumel des Sie- gerrausches befangen war. Schließlich ist eine Tüte Karamellen ei» diplomatisches Mittel wie jedes andere. Mit der vollzogenen Annäherung lies Rom aber Gefahr, in die Fenerl-nie des sran- zösisch-deutschen Gegensatzes zu geraten und in deren Wirkungen hinein gezogen zu werden. Wie dieser Gefahr erfolgreich begegnet wurde, zeigt das mit Absicht daneben gestellte Kapitel -der vati kanischen Politik gegenüber Deutschland bis zum Tode P'vst Benedikts XV. Wir sehen die großen positiven Ziele, denen ' Nom hier znstrcbte, um die der Kirche durch die Weimarer Rrr- fassung vcnmhrte Freiheit auszunützen. ei» neues, drin Reuen c:ttsprccl>endes Rechtsverhältnis vorerst im Konkordate mit Bayern henusteNen und oamtt den Weg g-, solchen Abmachungen mit dem Reiche selbst zu erö'snei:. Und in dieser Pol'tllr gegen über dein Reiche tritt die Selbständigkeit der politischen Z'cle Remis hervor, denn wahrend Frankreich durch Förderung beziv. *) „Papst und Kurie in ihrer Politik nach dem Weltkriege", 10 Lieferungen zu je 17» Mark. Verlag der Marti uns» B >i ch h a i! d i u :: g in I !! ^ r: i s' e u. : pavernl