Suche löschen...
Dresdner Journal : 17.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-17
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 17.07.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Seiu-Nret«: Für Dresden vierteljährlich: 4 Mark 50 Pf., bei den -aiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich 3 Mark; außer halb de« Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr.-Anschluß: Nr 1295 Dresdner Journal. S»kL»dt«»»,««edttzre»: Fllr den Raum einer gespal tenen Zelle kleiner Schrift R> Pf Unter „Elnaefaudt" die Zeile 50 M. »ei Tabellen- und Zifferusatz entsprechender Aufschlag Herau-geder: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dre«den, Znnngerstr. 20. Ferospr. ^Anschluß: Nr 1LAL 163 18S7 Sonnabend, den 17. Juli, abends. Amtlicher Teil. Wekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der schmal spurigen Nebeneisenbahn Cranzahl-Ober- wiesenthal betreffend. Das Finanzministerium hat beschlossen, die schmal spurige Nebeneisenbahn von Eranzahl nach Ober wiesenthal am 20. Juli 1897 dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An dieser Bahn befinden sich außer der Anschluß' Haltestelle Eranzahl und dem Endbahnhofe Oberwiesen thal die Haltestellen für Personen- und Güterverkehr Neudorf im Erzgebirge, Vierenstraße, Kretscham- Rothensehma, Hammerunterwiesenthal und Unterwiesenthal, sowie die Haltepunkte für Per sonenverkehr Unter-Neudorf und Niederschlag. Die Leitung des Betriebes auf der genannten neuen Bahnlinie erfolgt durch die Generaldirektion der Staats eisenbahnen, welche auch die Tarife und die Fahrpläne bekannt machen wird; dagegen verbleibt die Erledig ung der Bauangelcgenheiten und die Regelung der Besitzvelhältnisse im Bereiche der neuen Bahnstrecke zunächst noch dem Kommissar für Staatseisenbahnbau Finanzrath Klinger in Dresden. Dresden, am 15. Juli 1897. Finanzministerium. von Watzdorf. Strobelt. Wekcrnntrnachung, die Eröffnung des Betriebes auf der schmal spurigen Nebeneisenbahn § ran za hl-Oberwiesenthal betreffend. Mit Bezug auf die Bekanntmachung des König lichen Finanzministeriums vom 15. Juli e., die Er öffnung des Betriebes für den öffentlichen Verkehr auf der Bahnlinie Eranzahl-Oberwiesenthal am 20. Juli dieses Jahres betreffend, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß der Betrieb nach den Vorschriften der im 18. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes sür das Königreich Sachsen vom Jahre 1892 bekannt gemachten „Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands" stattfinden wird. Für die Beförderung sind die für die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen giltigen Reglements rc. sowie die sür die neue Linie veröffentlichten „Besonderen Bestimmungen und Tarife" maßgebend. Die Tarife für die Personen- und Gepäckbeförderung werden auf den Verkehrsstellen auSgehängt; die Tarife für den Güter- rc. und Viehtransport sind in den bei den Güterverkehrs-Stellen zu erlangenden „Besonderen Bestimmungen und Tarifen sür die Bahnlinie Eran zahl-Oberwiesenthal" enthalten. Die darin auf genommenen zusätzlichen Bestimmungen zur Verkehrs ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands sind gemäß I (2) der Eingangsbestimmungen zur Verkehrs- ordnung genehmigt worden. Die Züge verkehren nach dem im Inseratenteile dieses Blattes abgedruckten Fahrplan. Im Bereiche der neuen Linien werden die Verkehrs zeiten der Züge außerdem durch besondere Plakate bekannt gemacht. Dresden, am 15. Juli 1897. Königl. Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen Hoffmann. Eraeunnngea, Versetzungen re. im öffentlicher» Dienste. I« Geschäftsbereiche »e« Miniftertu»« »er Fm««ze«. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Müller, zeither Postsckretär, al- Ober-Postdirektion-sekretär in Dre-den; Krankemann, Irmscher undBrüstel, zeither PoftanwSrter, al« Postassistenten im Bezirke der Kaiser! Lberpostdirektion zu Chemnitz; Hau-dorf, zeither PoftanwSrter, als Postassiftenl im Bezirke der Kaiserl. Oberpostdirektion zu Leipzig; Zimmer mann, zeither Postanwärter, al« Postassistcnt im Bezirke der Kaiser!. Oberpostdirektion zu Chemnitz Der ehemalige Waldarbeiter Schönherr ist zum Wald wärter aus Neustädter Revier ernannt worden. Im Geschästsberriche des evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt; davon sind zu besetzen: A) nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 1896: — ; 8) im regelmäßigen ve sehung-vcrsahren: da-Psarramt zu Ziegenhain mitPlanitz (Meißen) — Kl. V (A), vorbehältlich einer Binculation. — Collator: für diesmal das er angelisch-lutherische Landes- consistorium. Dagegen wurden angestellt, bez besördert: Ludwig Ferdinand Paul Sorge, Predigtamtikandidat, al- hilss- geistlicher in WittgenSdors (Chemnitz II); Gottlieb Paul Selt mann, Psarrer in Jonsdorf, als Pfarrer in Thammenhain (Grimma); Oswald Hugo Sachse, Hllfsgeistlicher rn Zschopau, al»Pfarrerin Dittersbach (Dippoldiswalde); Otto MaxJohanres Schmidt, Predigtamtskandidat, als Hllfsgeistlicher in der Schloßparochie in Chemnitz (Ephoralort) Nichtamtlicher Teil. Zur inurrru Lage. Die Erklärung eiueS der nationallkberalcn Partei des preußischen Abgeordnetenbau es angehörenden Mit gliedes, des Abg. Schoof, Laß er für die Novelle des Vereinsgesetzes in der Fassung des Herre: Hauses stimmen werde, wird selbstverständlich in der Presse lebhaft besprochen. Die Thatsache selbst, daß nämlich zu der Kundgebung aus den Kreisen der westfälisch- rheinischen Industrie nun auch eine gleiche aus hannoverschen landwirtschaftlichen Kreisen hlnzutritt, bleibt bestehen. Die in Geestemünde e: scheinende „Nordsee-Zeitung" berichtet nämlich folgendes: In einer auf Sonntag von nationalliberaler Seite ein- brrufencn Versammlung in Hamelwörden referierte Hr. Land tagsabgeordneter Schoof über das Bereinsgesetz, besonders über den Entwurf des Herrenhauses. Nachlem eine längere Debatte stattgesunden, wurde mit allen gegen vier Stimmen folgende Refolution gefaßt, welche vom Borfitzenden vorgeschlagen war: „Tie aus heute vou ^auouut- liberaler Seite nach hier berufene Versammlung der Wähler des Kreises Kehdingen hält es sür dringend notwendig, die Macht- und Abwrhrmittel des Staates gegen die anarchistischen und sozialdemokratischen Bestrebungen noch vor den nächsten Wahlen zu verstärken, namentlich in Rücksicht aus die ver- sührerischen Wahlagitationen der Hamburger Sozialdemokratie in unseren ländlichen Kreisen, welche schon zu blutigen Reibe reien mit unseren Wählern geführt haben. Die Versammlung spricht deshalb die zuversichtliche Erwartung aus, daß das Abgeordnetenhaus und namentlich die national- liberalen Parteifreunde zur Verhinderung solchen Treibens dem vom Herrenhause zutreffend abge faßten Bercinsgcsetzenlwurf seine Zustimmung er teilen wird. Wir fühlen uns zu dieser Erklärung um so mehr gedrängt, als in Hamburg ähnliche Bestimmungen bereits bestehen und zur Zeit vom Reichstag in dieser Richtung keine Abhilfe zu erwarten ist." Natürlich ist der „Nationalzeituvg" und ihrem An hänge dieser Vorgang höchst unangenehm. Tas Blatt hofft, daß Hr. Schoof die „KonsequeWen" seines Ver haltens ziehen und aus der nationalliberalen Fraktion des Abgeordnetenhauses ausscheiden werde. Ganz mit Recht wird hierzu von freisinniger Seite be merkt, ob es denn nicht vielmehr die Ausgabe der nationalliberalen Fraktion sel, ihrerseits die erforderliche „Konsequenzen" zu ziehen? Sollte sich etwa die „Nationalzeitung" ihrer Macht über de Fraktiou der Nationalliberalen schon nicht mehr ganz sicher fühlen? Lebhaft besprochen und von der demokratischen Presse geradezu bejubelt wird auch eine Rede, die der Wiesbadener AmtSgerichtSrat vr. Reinhold, welcher demnächst an der Universität Berlin eine außerordentliche Professur für Volkswirtschaftslehre antreten soll, bei einem Abschiedsfeste an die ver sammelten Freunde und Kollegen gehalten hat. Die Rede unterscheidet sich in ihren hetzerischen, gegen die Regierung gerichteten Wendungen kaum irgend wie von einem Leitartikel der „Vossischen Zeitung" oder des „Berliner Tageblatts". So findet sich neben den allbekannten freisinnigen Phrasenworten in der Rede auch die folgende charakteristische Beurteilung der Sozialdemokratie: „ES ist immer wieder die alte elende Polizeifurcht vor den harmlosesten Er scheinungen. Man würde die Sozialdemokratie in demselben Augenblicke los sein, wo man sie völlig ignorierte. Diese impotente Bewegung, die im Volke nichts hinter sich hat, würde an ihrer eigenen Langweiligkeit sterben." Seine Generalverurteilung aller bisherigen Regierungspolitik faßt dann der zu künftige Professor in den Sätzen zusammen: „Der unheilvolle und totale Mißgriff der bisherigen Politik ist die Verkennung der gar nicht zu übertreibenden Naturmirkung der Freiheit. 0) Die Freiheit ist die Lösung des Problems." Daß das „Berliner Tageblatt" ganz außer sich ist vor Freude über diese herrlichen Auslassungen der „charaktervollen Mannes" versteht sich von selbst. Wenn aber ein Blatt von dem Range der „Kölnischen Zeitung" sich nicht scheut, die Rede zu bezeichnen als „eine bedeutsame Kundgebung an die leitenden Kreise, die der Stimmung der Nation einen machtvollen Aus druck verleihe", und als „das Wort eines Patrioten, das zur Selbstbesinnung einlade", so zeigt diese That sache besser als alles andere, welchen Kurs die „führenden" Leute der Nationalliberalen gegen wärtig steuern. Tie Kluft, die sich — wenigstens in Preußen — zwischen den Nationalliberalen und den konservativen Ordnungsparteicn aufgethan hat, wird mit einem geradezu unverständlichen Eiser von Blättern, wie der „Köln. Ztg." und der „National zeitung", tagtäglich erweitert. Wie die „Kreuzzeitung" heute zu berichten weiß, ist gestern in einer zu Perleberg ab gehaltenen Versammlung von Vertrauensmännern der konservativen Parteien und des Bundes der Landwirte des Kreises Westprignitz Ritter schaftsdirektor v. Salbern Plattenburg als Kandidat für die Reichstagsersatzwahl vorgeschlagrn worden. Diese Nachricht, deren Richtigkeit nicht bezweifelt zu werden braucht, ist mit großer Freude zu begrüßen. Tenn sie beweist daß in einem Falle, der den Anlaß zu ernstlichen Zerwürfnissen zwischen zwei staatS erhaltenden Parteigebilden zu geben drohte, rechtzeitig die Beteiligten sich besonnen haben, wem ihre Zer würfnisse zu gute kommen mußten. Der Jubel der demokratischen und reformerischen Presse über den bevorstehenden Krieg zwischen Konservativen und Bund der Landwirte wies aus die Notwendigkeit einer Einigung hin. Und wie in dem Westprignitzer Kreise wird auch in allen übrigen Fällen sicherlich das gute Einvernehmen der beiden politischen Korporationen aufrechtzuerhalten sein. Besonders erfreulich ist es, daß auch in unserem engeren Vaterlande Sachsen für die bevorstehenden Landtagswahlen das Zusammenwirken der Ordnungs parteien mit dem Bunde der Landwirte als ge sichert gelten kann und damit denjenigen daS Spiel verdorben werden wird, welche gehofft hatten, den Bund und die Ordnungsparteien miteinander ent zweien und aus einem solchen Zerwürfnisse für ihre eigenen Parteiunternehmungen Vorteile ziehen zu können. ümift und Wissenschaft. Refidenztheater. — Am 15 und 16. Juli: „Hotel -um Freihafen" Schwank in drei Akten von Georges Feydeau. Übersetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno Jacobson Der französische Koch, der sich anmaß, mit Hilfe seiner Kunst in Saucen, ein wohlpräpariertes Stück Bockleder zu einer schmackhaften, ja köstlichen Zwischenschüssel zu ver wandeln, hat verzweifelt viel Nachfolger auf geistigem, namentlich auf theatralischem Gebiete gehabt und hat sie noch immer Eine dramatische Neuigkeit, die aus lauter un möglichen Gestalten, Situationen und Konflikten besteht, auf den Vorzug neuer Erfindung verzichtet — man müßte denn die eigentümliche sprachliche Anlage de« Notars Hrn. Mathieu, der fließend spricht, wenn die Sonne scheint, stottert, sobald schlecht Wetter wird, und bei Gewitter völlig verstummt, für neu ansprechen wollen — aber durch die unbedenklichste Lebendigkeit, die vorwärtsdrängende, jede Besinnung aus- fchlicßende, eine komische Szene über die andere ausspielende Sicherheit der theatralischen Arbeit, die wilde Hetzjagd lolllustiger Einfälle die gewünschte Wirkung erzielt, ist Feydeaus „Hotel zum Freihafen". Die Sauce thut es wieder einmal allein Die Maßstäbe der inneren Wahrheit, bcr Wahrscheinlichkeit sind noch weiter weggeworfen, als in Fernands „Ehekontrakt", der des Effekts gilt allein Das Motiv spottet aller Bedenken, der Held, Hr Eelestin Pinglct, Bauunternehmer, gehört zu den Leuten, die, wie das arabische Sprichwort sagt, sich zu verbessern glauben, wenn sie den Drachen mit der Schlange ver tauschen. Das heißt, Hr Pinglet sucht seiner Aantippe zu entrinnen und bandelt mit seines Nächsten Haus frau, da diese jung und hübsch ist, ohne Bedenken an Das Abenteuer jedoch im „Hotel zum Freihafen" in Paris bekommt ihm so schlecht als möglich; ein Ehampagner- katzenjammer der schlimmsten Sone hindert alle kühnen Unternehmungen, eine Verlegenheit, eine drohende Erkenn ung um die andere thut sich auf, die schließliche Verhaft ung durch den Polizeikommissar des Distrikts, der eine Razzia in dem verrufenen Hotel abhält, ist das Resultat seines Ausfluges und verleidet auch seiner Partnerin, Madame Marcelle Paillardin, zunächst die freie Lebens auffassung. Aber dem tiefen donnernden Fall des zweiten folgt der glorreiche Sieg des dritten Aktes, Monsieur Eelestin Pinglet auf schwanker Leiter wieder in sein trautes Heim gelangt, zerstreut mit unglaublicher Behendigkeit alle sich heranwälzenden Wolken, vereitelt, von Himmel und Erde und dem Ungeschick des Polizeikommissars unterstützt, der so dumm als kurzsichtig ist, jede Entdeckung, geht rein wie ein schneeweißes Lamm aus der ganzen Geschichte hervor und kann die sünftausendfünshundert Francs, die ihn der Spaß gekostet hat, wohl für die glorreiche Posi tion verschmerzen, die er nunmehr einnimmt Man sieht, daß, wer in dieser dramatischen Küche schmausen will, sich nicht allzuviel um die Bestandteile des Gerichts bekümmern darf Für den Gast, Hrn Richard Alexander, ist die Nolle des abenteuerlustigen Pinglet wie geschaffen. Die Selbstgefälligkeit, der trockene Humor, die lebemännische Leichtigkeit, die kecke Zuversicht und die um Hilfsmittel oder Ausreden nie verlegene Gewandtheit des Viveurs von Profession ergeben eine Gesamtwirkung, der nicht zu widerstehen ist Ganz meisterhaft behandelt der Künstler den blitzschnellen Wechsel der Masken des biedern franzö sischen Philisters und des wohlersahrcnen Taugenichts, vor züglich sein bei Seite sprechen; die Wiedergabe der ganzen Gestalt entfesselte mit allem Recht Lach- und Beifallsstürme Unterstützt wurde der Hauptdarsteller durch die große Lebendigkeit des Zusammenspiels, durch die runden Figuren, die namentlich die Herren Friese (Mathieu), I)r Manning (Polizeikommiffar Boucard), Martini (Architekt Paillardin), Burmester (Maxime), die Damen Flora Garnow (Madame Parllardm), Minna Hänsel (Angelique Pinglet) und Trude Lobe (Victoire) hinstellten. Daß diese Figuren alle einen gewissen Grundton aus deutschen Schwänken mitbrachten und den spezifisch franzö sischen des Stückes im Vergleich mit dem Gast, dem gerade dieser Ton so höchst geläufig ist, etwas fallen ließen, macht nicht zu viel aus. Die Luft, die in diesem Schwank vor herrscht, könnte auch über den Hundekehlensee und die Zehlendorfer Rieselfelder geweht haben und brauchte keineswegs über die Briquetcrie und Longchamps nach Pafsy zu kommen Ad Stern Witterung des Juni 1897. Das freundliche Frühlingswetter der letzten Tage des Mai bildete die Einleitung für den Juni und erhielt sich während der ganzen Dauer dieses Monats, sodaß das heitere Witterungsbild, ausgezeichnet durch große Wärme und Mangel an Regen, den Gegensatz zu dem des Mai bildete Nach den, durch das städtische statistische Amt ver öffentlichten meteorologischen Aufzeichnungen wurde eine mittlere Monatswärme von 19 62'*), die höchste seit fünfzig Jahren, erreicht Wenngleich diese Temperatur, bedingt durch die Lage des Beobachtungsortes (Bismarck platz), dem Mittel aus den letzten fünf Jahren zufolge um 0.5' zu hoch erachtet werden muß gegenüber vrn an der früheren frei gelegenen Station im Norden der Stadt gewonnenen, so bleibt doch immerhin, auch nach Abzug dieses Wertes, eine mittlere Junitemperatur von 19.1' als eine besonders hohe, den normalen Wert von 16 6' um 2 5" überragende, und nur während fünfzig Jahren in den Jahren 1889, 1868, 1866, 1861 und 1858 bi« zu 0 2 " übertroffene, bestehen. Die äußersten Grenzen der Wärme, welche für diesen Monat durchschnittlich in 7.0» und 29.6" erreicht werden, laaen diesmal bei 9 1' (den 21) und 30 7° (den 30) Als außergewöhn- *) Grade nach Cclsiu-. 5" O — 1" 1t. Auf dem Gebiete der Arbeiterverficheruufl marschiert Deutschland unbestrittenermaßen an der Spitze aller Nationen. Keine Nation der Erde hat für die Notfälle des Lebens, in welche die Arbeiter schaft geraten kann, so gut gesorgt wie die deutsche. DaS ist nur auf der Grundlage der ZwangSver- sicherung möglich gewesen. Diese Zwang-Versicherung hat freilich den deutschen Arbeitgebern Lasten auf gebürdet, die ihnen den Konkurrenzkampf mit den ausländischen Arbeitgebern in nicht geringem Maße erschweren. Hierin sind auch, wie die „Hamburger Nachrichten" auSführcn, die Gründe zu suchen, au- denen die an sich gewiß wünschenswerte Erweiterung der den Arbeitern zufallenden Vorteile nur ganz all mählich vor sich gehen kann. Die Erweiterung, sagt das Blatt, ist mindestens so lange nicht angängig, al- die anderen Staaten Deutschland nicht an nähernd gleich gekommen sind. ES ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmcn, daß die Macht der Thalsachen die anderen Nationen aus den von Deutschland betretenen Weg bringen und vorwärts treiben wird. Man wird aber nicht darüber im Unklaren bleiben dürfen, daß dies so langsam als möglich geschehen wird Österreich-Ungarn ist Deutschland noch am weiiesten gefolgt und doch fehlt ihm das umfassendste Werk, die JnvaliditätS- und Altersversicherung In anderen Kulturstaaten, in Italien, Frankreich, England, sind die verschiedensten Ansätze zur Nacheiferung Deutschlands gemacht, die Erfolge aber sind bisher recht winzig gewesen Die au-ländischen Arbeitgeber wollen eben solange als möglich den Borsprung, der ihnen an der Berjchiedenheit der Fürsorge für die Arbeiter erwächst, au»- nutze» Hierzu sind ihnen alle Mittel recht England schießt natürlich in der Auswahl dieser Mittel den Vogel ab Wie mag der frühere Präsident des Reich--VeisicherungSamte« vr. Bödiker, der jüngst in London Besprechungen mit Mit gliedern der englischen Regierung und de» Unterhauses gehabt hat, wohl im Innern gelacht haben, als er über ein angebliche« .Fiasko" der deutschenArbeitervrrsicherung besragt wurde! ObHr. I)r Bödiker oder irgendein andererBeamtcran der Spitze der über die Arbeiterversicherung die Aussicht sührenden Behörden steht, darauf kommt nicht allzuviel an. Ein Werk, wie die deutsche Zwangs - Arbeiterversichcrung pflegt nicht so leicht Fiar ko zu machen. Wenn jetzt schon über L Mill Menschen gegen die Notfälle des Lebens gesichert sind, und zwar nicht aus dem Boden der Gnade, wie ihn die Armenpflege kennt, sondern des öffentlichen Rechts, und wenn diese Zahl sich in der nächsten Zukunft noch gewaltig steigern wird, so gehört eben englische Heuchelei dazu, um überhaupt den Gedanken an ein Fiasko öfftntiich zum Ausdruck zu bringen. Tie Engländer thun sich viel aus ihre Fabrikgesetzgebung zu gute und die deutsche Sozial demokratie thut so, al- wenn sie dieselbe bewunderte; mit all' dieser Gesetzgebung hat England für das leibliche Wohl der Arbeiterbevölkcrung bei weitem nicht so viel gethan, wie Deutschland mit seinen ZwangSversichrr- ungSgesetzen. Deutschland marschiert in der Arbeiterfürsorge an der Spitze der Kulturnaiionen und die Engländer sind am wenigsten im stand«, dieses Prestige Deutschlands zu schmälern. Mit dem Gebiete der Arbeiterversicherung befassen sich auch die nachstehenden interessanten Bemerkungen, welche die „Deutsche Volkswirtschaftliche Eorrespondenz" über berufsgenossenschaftliche Heilanstalten macht: Wenn von den segensreichen Folgen der sozial politischen Gesetzgebung, besonder- der Arbeitcrunsall- versicherung gesprochen wird, so pflegt mau hauptsächlich der Vorteile zu gedenken, welche dem Arbeiter durch dieselbe zu- fließen und sich ziffernmäßig berechnen lassen. Von nicht ge ringerer Bedeutung ist das staatliche Versicherungswesen jedoch auch für zahlreiche andere Verhältnisse geworden, und einen sehr maßgebenden Einfluß hat dasselbe wohl aus die Heil kunde und die Verhältnisse des Ärztestandes gewonnen. Es darf behauptet werden, daß seit Einführung der Arbeiter- Unfallversicherung und infolge derfelbcn die Behandlung äußerer Verletzungen in Deutschland ganz außerordentliche Fortschritte gemacht hat, und daß eS jetzt gelingt, selbst ganz schwere Ver letzungen durch rechtzeitiges Heilverfahren und darauf folgende mechanische Kuren in verhältnismäßig kurzer Zeit unschädlich zu machen Die augenscheinlichen Erfolge aus diesem Gebiete haben zahlreiche Ärzte veranlaßt, sich ausschließlich der Be handlung Unfallverletzter zu widmen, und von dem gleichen Gedanken ausgehend sind einige Berufsgeuossenschaften fogar dazu übergegangen, eigene Heilanstalten zur Behandlung Unfall verletzter zu gründen, um auf diese Weise unter ständiger Kontrolle der Genossenschaft die bestmöglichen Resultate zu er zielen Die Knappschasts-BerufSgenoffenschaft hat mehrere solcher Heilanstalten in Bochum, Halle und anderwärts errichtet, die Norddeutsche Holz-Berussgenossenschast besitzt ein Kranken daus in Neu-Rahnsdorf bei Berkin, andere Genossenschaften liche Temperaturen kamen überhaupt 0 5° (1873) und 34.0' (1861) vor. Das Thermometer ist also hier seit 1828 in diesem Monat nie bis unter Null gesunken, wie oft behauptet wird. Der Gang der Wärme durch Mittel temperaturen aus je fünf Tagen ausgedrückt, zeigt folgende Abweichungen von den normalen Werten Es waren die Tage vom 3t. Mai bis 4. Juni mit 21.5° um 5 1° zu warm, 5. Juni - 9 - - 18.1° - 1.0° - 1V. - - 14. - - ISO" - 1.6° - - 15 - - 19 - . 17.7° - 1.6° - - SO. - - S4. - - 17.8° - 0.8° - - 25. - - 29. - - 23.1° - 5.8° - - Der in diesem Monat fast nie ausbleibende, unter dem Namen „Schafkälte" bekannte Rückfall der Temperatur, welcher in den letzten 25 Jahren achtzehnmal auf das zweite Drittel (10. bis 20 ), fünfmal aus das dritte Drittel (20. bis 30.) und zweimal auf das erste fiel, trat auch diesmal mit einem plötzlichen Sinken des Tage«- mittels um 40', von 20.9° am 16. bis aus 165" am 17. em, und erhielt sich bis zum 22., worauf dann die mittlere TageSwärme wieder um 3 0°, von 17.5° auf 20.7° stieg ' Die Wärme des Juni zeigt sich in einem allmählichen Rückgang begriffen, wie die folgende Zusammenstellung der Mittcltemperaturen aus je fünf Jahren erkennen läßt. Dieselbe betrug sür die Jahre von 1828 bis 1832 --- 17.9° 1833 - 1837 -- 19.0° 1851 - 1855 17.3° 1856 - 1860 -- 17 8° 1861 - 1865 -- 17 1° 1866 bis 1870 --- 17.0° 1871 - 1875 --- 16 1° 1876 - 1880 --- 17 3° 1881 - 1885 -- 14.7° 1886 - 1890 -- 16.2° 1891 bis 1895 - 16 0«. Die ersten sechs Zeiträume ergeben demnach ein Mittel von 17 7', die letzten sechs von 16.2" Unter diesen hatte der wärmste Juni (1833) eine Mittcltemperatur von 199°, der kälteste (1871) von 134".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite