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»tr. ISS. Zwölfter Jahr«. Okenstag. 18. Jnnt Lrschemt: «glt» früh 7 Uhr. Inserate ««rdeu angenommen: öt«Lb«ndSS,Eonn. tag» bt» Mittag» 1» Uhr: Marienstraße !». Rozeig- in dies Blatt» ß»d»a «in» »rf»lgr«ich, varbrrituug. Anstag«: 18,000 »k«npt«». Fko«tt«e»t' viert el>ährüch roRgr. bei uneutgelvllcharLta« ^ serung in » Ha»D Lurch die Lönigk. P»st »irrteljLhrlich 22 »W. Linjtln« NE»«H 1 Ngr. TaMatt filr Unterhaltung nud Geschäftsverkehr- Mitredacteur: Theodor Arodisch. Inseratenpreise:' Für den Raum »dW gespaltene» Zeila: 1 Rgr. Unter „Bing««! sarrdt" di. Zeila 2 Rgr. V»ck »d Ui»»»chnm dar Herauageder: kitpsch stk Nrkchardt. — v«rautw»rtlich«r R«d,ct»»r: DnIkUt Nekchardt« «»»« Lre-den» den 18. Juni. — Dem Obersten im Kriegs-Ministerium und Militär- Bevollmächtigten zu Berlin, v. Brandenstein, sowie dem Abthei- lungsvorstande im Kriegs-Ministerium, Major Winkler, ist in Anerkennung der von ihnen geleisteten vorzüglichen Dienste, das Ritterkreuz des Verdienstordens verliehen, und die Obersten und Brigadiers Freiherr v. Wagner, Nehrhoff v. Holderberg und v. Craushaar zu Generalmajors, die Oberstleutnants und Ne- giments-Commandanten v. Sandersleben, v. Leonhardi und Garten zu Obersten, sowie die Majore und Vataillons-Comman- danten v. Gablenz I., von Nohrschcidt, v. Seydlitz-Gerstenberg Frhr. v. Hausen und v. Tettau zu Oberstleutnants befördert worden. — Dem Forstinspector Friedrich Meschwitz zu Antonstadt ist das Ehrenkreuz des Verdienstordens verliehen worden. — Vorgestern Nachmittags 3 Uhr fand bei Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg ein Diner statt, wozu der Briga dier Generalmajor v. Craushaar, der Commandant des Feld artillerieregiments Oberst Köhler, die Kommandanten der beiden Grenadierregimenter Obersten v. Bünau und v. Montbö, sowie die bei der Nevue in der Paradelinie gestandenen Stabsosficiere dieser Regimenter befohlen waren. ^7 In Folge der von uns schon erwähnten Nevue, die am S-nntag aus dem Alaunplatze siattgefunden, war buchstäb lich Dresden auf den Beinen und wir haben in diesem Gewim mel und Getümmel eine kleine Photographie des seligen Sänger- festes gefunden. Zunächst rückten früh gegen 9 Uhr zwei De tachements der Grenadierregimenter Nr. 100 und 101 nach dem königlichen Schloß, um dort die zwei neuen Fahnen für die ersten Bataillone der Regimenter nach dem Gouvernement zu bringen, von wo sie nebst den übrigen vier Fahnen der Brigade eine Stunde später mit gleichen Feierlichkeiten nach der Neitercascrne gebracht wurden. In deren zweiten Hofe waren die beiden Regimenter in zwei auf einer Seite offenen Vier ecken aufgestei t und empfingen nun je das erste Bataillon die neue Fahne unter präsentirtem Gewehr und Parademarsch. Als dann hielten die beiden Regiments-Commandanten, die Herren Obersten v. Bünau und v. Montbe auf diese seltene Feier be zügliche Ansprachen. Gegen elf Uhr rückten beide Regimenter nebst 7 Batterien Feldfußartillerie, ö 4 Geschütze, unter dm Majoren v. Watzdorf und Hoch, eine Abtheilung Festungs artillerie unter Herrn Hauptmann Haberland und eine Pionnier- Abtheilung unter Herrn Hauptmann Klemm nach dem Alaun- exercierplatz und nahmen unter Befehl des Herrn Obersten v. Craushaar in drei Treffen eine Paradeaufstellung. Im er sten Treffen das Leibgrenadier-Regiment König Johann Nr. 100, im zweiten das zweite Grenadier-Regiment, im dritten die ge- sammte Artillerie und die Pionniere unter Befehl des Herrn Obersten Köhler. Gegen halb 12 Uhr erschienen die königlichen Prinzen und Schlag 12 Uhr Se. Majestät der König, begrüßt von einer im nahen Birkenwäldchen aufgestellten Batterie mit 21 Schuß. Unter den Klängen des Präsentirmarsches ritt Se. Majestät von zahlreicher und glänzender Suite umgebm, unter Vorritt des Rittmeister ckn sour und des Generaladjutanten vom Dienst die Fronten ab. Alsdann begann der Vorbeimarsch, die Infanterie in geschloffener Bataillonscolonne mit Zugsront und Gewehr über, die Artillerie in Batteriesront. Hierbei setzten sich Ihre königliche Hoheiten Kronprinz Albert und Prinz Georg an die Spitze der Truppen. Hierauf wurde eine concentrirte Stellung eingenommen, und begrüßten Se. Majestät nochmals die Truppen, welche ein dreifaches, donnerndes Hoch ertönen ließen. Die Batterie, welche die Salutschüsse gab, war von Fe stungsartillerie bedient und vom Train bespannt. Der König und der Kronprinz trugen das große Band des Heinrichordens, der Prinz Georg das des Ordens der Rautenkrone. Der An drang zu der Revue war so groß, daß um 10 Uhr schon die Avgustusbrücke für den Wagenverkehr gesperrt war; von dem üblichen „Ncchtsgehen" war freilich unter solchen Umständen keine Rede mehr, Jeder sah, wie er sortkam. Aber wenn auch die Ellenbogen und Absätze hier und da ihr grausames Spiel trieben — die Gemächlichkeit wurde nicht gestört und wir haben auch nicht einen Unglücksfall oder Conslict erfahren. Sehr thä- lig erschienen die Polizeimannschaften, die an allen Straßen ecken bi» zum Revueplatz ausgestellt warm. Die Droschken-, Om nibus- und Postkutscher machten allerdings mitunter ein saures Gesicht, wenn sie hörten, daß sie über die neue Brücke fahren mußten. Der Hauplstrom der Menge ergoß sich in die Alaun- slraße; auf dem Alaunplatz zog sich ein lebendiger Kranz um die Riesenfläche, in den die Ordnung haltenden Gardereiter zu Pferde wie Kornblumen hineingeflochten warm. Die Sonne drückte mächtig auf die Wartendm hernieder und die am Platze selbst improvisirten fliegenden Restaurationen waren stark sre- quentirt, obgleich die Delicatesse gerade nicht sehr innegehalten wurde; denn es gehörte eine starke Ucberwindungskunst dazu, aus dem allgemeinen Gläschen zu nippen, aus welchem ein Dutzend Vorgänger ihren Nordhäuser geleckt hatten. Ein Dienst mann marschirte ä I« Jtalicner mit einem Wasserkruge und zwei Gläsern durch die Menge, um für ein beliebiges Trink geld die Kehlen auszuwaschen. Daß das weibliche Geschlecht und namentlich Kindermädchen mit den strampelnden und schreienden Norddeutschlandszukünftlern stark vertreten war, läßt sich denken, sie sind ja die lebendige c»nckit>o sine gaa rinn. Einige Störung verursachten die gefüllten Droschken und Equipagen, die sich mühsam, aber sicher durch die Massen würgten. Kaum standen sie still, da waren sie auch von anderen Insassen gegen baare Entschädigung belagert. Die wenigen Fenster am Platze waren mit Gesichtern aller Ragen gepfropft und auf der brennend heißen Sandfläche hinter den Schießständen lagerten Tausende, die jedenfalls am Ende der Nevue selbst gekocht und gebraten gewesen sein müssen, da ihnen das Mittagessen verging, das Manchem daheim wohl hat vicrnial aufgewärmt werden müssen. Das Ende war, wie der Anfang, stürmisch, lebendig, das Wo gen und Strömen dasselbe, namentlich an der alten Brücke, wo Mancher eine halbe Stunde stehen mußte, ehe die Truppen vorüber waren und die Passage offen wurde. — Die Streitigkeiten innerhalb des allgemeinen deutschen Arbeitervereins sind bekanntlich ein sehr unerquickliches Thema. Man wirft sich gegenseitig Betrug, Lüge, erschlichene Stimmen, Stimmfälschungcn, Willkür und Herrschsucht vor, dazwischen er scheint die bekannte Gräfin Hatzfeld, um ihre Rolle zu spielen, kurz, es ist eine höchst widerwärtige Geschichte. Jetzt scheint sich aber die Sache zu klären. Den jetzigen Präsidenten Herrn von Schweitzer erkennt namentlich die Partei, welche Herrn Kupferschmied Finsterling von hier zum Führer hat, nicht als rechtmäßig gewählt an, die Gräfin Hatzfeld verweigert ihm gleich falls Anerkennung, und so ist es neuerdings der Partei Hatz feld-Finsterling gelungen, eine Majorität im Arbeiterverein zu gewinnen, so daß eine von Herrn Försterling auf den 16. nach Dresden berufene Generalversammlung des allgemeinen deutschen Arbeitervereins ihn mit 2764 Stimmen zum Präsidenten aus rief. Diese Versammlung fand in der deutschen Halle statt, trotzdem daß Herr von Schweitzer gegen ihre Zulassung bei der k. Polize.'oirectivn protestirt hatte. Hingegen war zu derselben die Gräfin Hatzfeld nach Dresden geeilt, betheiligte sich aber nicht direct an der Versammlung, wiewohl ihr diese sehr günstig gestimmt war. Als Herr Försterling als bisheriger Wahl- commifsar „Herrn Emil Försterling, Kupferschmiedemeister in Dresden" zum rechtmäßigen Präsidenten des allgemeinen deutschen Arbeitervereins proclamirte, klatschte die von über 50 Personen besuchte Versammlung lebhaft mit den Händen Beifall. Die obige Zahl von Stimmen, 2764, erklärt sich dadurch, daß De- legirte ganze Vereine vertraten, Herr Riha, Schneider von hier, vertrat z. B. 8 Vereine mit 1332 Stimmen. Eine Opposition erhob sich blos dagegen, daß der Busenfreund der Gräfin Hatz feld, der jetzt in Dresden lebende Berliner Literat Mende, mit in den Vorstand des Vereins ausgenommen werde. Dian hob hervor, daß nach Lasialles Willen Literaten nur ausnahmsweise Mitglieder des Vereins sein können. Derselbe wurde jedoch nebst allen anderen von Herrn Försterling vorgeschlagenen Mit gliedern in den Vorstand gewählt. Da dem Vereine jetzt drei Jahre lang 500 Thlr. testamentarisch zu Agitationszwecken zu fließen, so wird man wohl bald von größeren Agitationen hören. Die Versammlung selbst dauerte von Sonntag Abend 8 Uhr bis Montag Nacht 2 Uhr. — Mit welcher Energie die sächsische Negierung vorgeht, um die Cadres des aus emer Division zu einem Armeecorps erweiterten Contingents zu füllen, schreibt man der „Schles. Ztg." von Dresden, kann man aus Folgendem entnehmen: Die im April d. I. vorgenommene erste Aushebung betrug im Gan zen 9000 Mann. Das ganze stehende Heer Sachsens soll be kanntlich bei dreijähriger Fahnendienstzcit nach dem Satze von 1 Procent der Bevölkerung 24,000 Mann stark sein. Bringt man hiervon i : Abzug circa 4000 Mann an Feldwebeln, Ser geanten, Unteroffizieren und anderen Capitulanten, so kommen jährlich circa 6666 Mann zur Aushebung, die in drei Jahr gängen die übrigen 20,000 Mann ergeben. Schon die erste diesjährige Aushebung überstieg jene Jahreszahl um 2231 Mann; beträgt die zweite, im August vorzunehmende auch nur die Hälfte der ersten, so ist damit das künftige regelmäßige Jahrescontingent schon mehr als verdoppelt. Diese zu den Uebergangsmaßregeln gehörende verstärkte Aushebung ist aber jedenfalls für das Land weit weniger drückend, als wenn man den Procentsatz des stehenden Heeres durch Zurückhaltung von Mannschaften Her stellen wollte, die schon über drei Jahre gedient haben. Er reicht dagegen die Zahl der in diesem Jahre Ausgehobenen 13,000 Mann, so genügt der Jahrgang von 1866 und ein Theil desjenigen von 1865 vollkommen, um die CadreS eines 24,000 Mann starken Heeres zu füllen, nicht zu vergessen des andern Vortheils, daß erst durch diese verdoppelte Aushebung die Herstellung des Kriegsfußes gesichert ist. — Eine unangenehme Erfahrung machte dieser Tage der Gastwirth zu Merbitz bei Dresden. Ende voriger Woche «j zu ihm Nachmittags ein Kirschpachter und gab ihm die SunG von 222 Thalern auf kurze Zeit zur Aufbewahrung. Er lej sie in ein Zimmer neben der Gaststube und als sie gegen Abc der Eigenthümer wiederhabcn wollte, waren sie verschwund« ohne daß bis jetzt eine Spur davon entdeckt ist. Der Wi> hat bereits die 222 Thaler freiwillig ersetzt. — Nachdem die Wiedereinfuhr von böhmischem Schlack vieh durch Sachsen wieder gestattet ist, hat auch Preußen d Durchtransport durch sein Land nachgelassen, vorausgesetzt, d das Vieh thierärztlich für gesund befunden worden ist. JnFo dessen sind in den letzten Tagen hier zwei größere Viehtrar porte, die für England bestimmt sind, durchgegangen. — § — Der Bahnhofs-Jnspcctor zu Meißen und Oberleutm ! a. D. Curt Andrer hat von Sr. Majestät dem König r Preußen den Kronenorden vierter Klasse erhalten. — Der vor einigen Tagen Hier durchgereiste Prinz Frirdr Curl von Preußen kam, wie wir schon gemeldet, von Baus und hat die beiden dort garnisonirenden preußischen Bataille inspicirt. — — Das „L. T." schreibt: Wie wir hören, ist es der sl längst eingelciteten Vermittelung zwischen dem juristischen! vollmächtigten des Herrn I. I. Huth, Besitzers der Leipzig allbekannten Weinhandlung, und dessen Creditoren nicht -I lungen, ein nach beiden Seiten befriedigendes Uebereinkomn abzuschließen, und es hat sich in Folge dessen Herr Huth anlaßt gesehen, bei Gericht seine Insolvenz anzuzeigen. — In der am 15. Juni abgehalten Generalversammli ! des sächsischen Kunstvereins wurden als Beitrag für ein : Chemnitz zu errichtendes Becker-Denkmal 500 Thlr. bewill! Ferner wurde ein Kupferstich von Friedrich nach einem B Ludwig Richters als Dereinsblatt für 1867 gewählt. — In dem vorgestern aus den Fluthen der Elbe gezo nen Leichnam ist eine dienstlose Frauensperson recogno» worden, die am II. Juni ihre hiesige Wohnung in der erk ten Absicht verlassen gehabt hat, nach Großenhain reisen wollen, um ihre in der dortigen Gegend wohnhaften Vermo x ten zu besuchen. Das Motiv ihres vermuthetcn Selbstmm; ist unbekannt. — ^ — Am Sonntag gegen 3 Uhr scheuten auf der Frar straße zwei vor einem Kutschwagen gespannte Pferde und s gen, nachdem sie der Lenker mit der Peitsche zur Raison h bringen wollen, in unaufhaltsamem Lauf nach dem Zeughc platz fort, ws es gelang, sie zum Stehen zu bringen. Gl licher Weise ist hierbei kein Unfall zu beklagen. — Die Wiederbelebung eines vom Blitz erschlage Mädchens zu Camenz, wovon wir neulich in diesen Blät berichteten, hat vielfach auf dem Lande den Wunsch regeis macht, das Verfahren kennen zu lernen, welches hier m wenden sei. Somit sei Allen, welche sich dafür mtereM hiermit bemerkt, daß der berühmte Arzt Hufeland in sei: Buche „Ueber die Kunst, das menschliche Leben zu verläna« 1 darüber Folgendes sagt: „Der vom Blitz Erschlagene wir! frische Erde gelegt und zwar in eine kleine ausgegrabene ! tiesung, die nach den Füßen zu tiefer ist, als beim K, Der ganze Leib, mit Ausnahme des Gesichts, welche» gehalten wird, ist mit einer leichten Schicht Erde zu decken, und nun mit kaltem Wasser mittelst Gießkanms begießen Die äußerste Zeitdauer, bis zu welcher die Wir, belebung erfolgen kann, ist neun Stunden, über diese A hinaus ist jeder weitere Versuch vergeblich." Dieses eins: Nettungsverfahren hat sich in sehr vielen Fällen als pra! bewiesen und der Fall in Camenz liefert einen neuen Be>, hierzu. — Auf der Gerbersiraße hörte man vorgestern in sn, Nacht ruhestörende Töne, die, wie sich bald ergab, von c Frauenzimmer herrührten, was auf dem Nachhausewege- einem in der Nähe gelegenen Tanzsaal auf der Straße pli erkrankt war. Man brachte die Person in einer Droschke ihrer Wohnung. — — Neusalza, 16. Juni. Als ich aus Ihrem Frei blatte ersah, daß die Nachbarstadt Schirgiswalde in ^ „Dresdner Nachrichten" vertreten war, da konnte ich nicht ger an mich halten, auch von Neusalza ein Lebenszeich« geben. Soll Schirgiswalde einen Vorzug haben? Mit ni> Wir haben zwar nur einen Kirchthurm und der ist auch ' mehr neu, auch nicht ganz 84 Ellen hoch, aber er gläi weiß, wie frisch gefallener Schnee, und schaut so gemüthlic , freundlich aus des Waldes und des Feldes saftigem Grür vor, daß es eine Lust ist, ihn schon von Weitem anzub f Und wohnt nicht der Erbauer der beiden Schirgiswalder. thürme in unserer Stadt? Können wir nicht stolz daraus seine Werke in dem gelesendsten Blatte der Residenz et:,r zu finden? Dieses Bewußtsein ist doch ganz gewiß sü werth, als ein zweiter Kirchthurm! Zu dem ferner ali-^ riosum erwähnten Mangel frischer Semmeln lvährend de» S ,