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Freitag. Nr. 2«. II. März 1870. Erscheint Preis M Weißer,h-Zettung.M Postanstalten. ' 8 Pfg. Amts - und Iiytigt-Klatt der Königtichcn Vmchts-Itmtkr und Stadträthc zu Dippoldiswalde und /raucnsttiu. Vrrsniworllichtr NrLactrur. Lsrl Zehne in Dippoldiswalde. Ta gesge schichte. Dippoldiswalde. Am vorigen Sonnabend, Nachts 11 Uhr, bei heftigem Schneesturme, ist der Maurer geselle Fr. Wilh. Gärtner aus Oberfrauendorf, der an diesem Tage in Rippien gewesen, um Arbeit zu suchen, in der Nähe des Dorfes Elend todt aufge- fundeN worden. Sein College und Begleiter mußte den Ermatteten verlassen, um einen Wagen aus Oberfrauen dorf zu holen, bei dessen Ankunft leider der Tod durch Erfrieren schon eingetreten war. * Frauenstein. Wir sind heute in der Lage, melden zu können, daß die Verhandlungen wegen defi nitiver Feststellung unseres Stadtbauplanes nächsten Montag, den 14. d. M., wieder ausgenommen und wenn auch nicht an diesem Tage, so doch in den nächsten zum Abschluß gebracht werden sollen. Es werden auch diesmal die bereits bei der ersten diesfallsigen Verhand lung anwesenden Königl. Commissarien, Herren Re- aierungsrath Königsheim und Frhr. von Teubern aus Dresden, wieder hier eintreffen. Dresden. Das für die Realisirung deö Elbe- Spree-Kanal-ProjectS aus Berliner und Dresdner Firmen gebildete Comitee beschloß in letzter Sitzung: die Herren Handelskammer-Secretär vr. Rentzsch und Secretär des Centralvereins zur Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschifffahrt vr. Jahn, die Kanalroute zum Zweck einer Information der Adjacenten bereisen zu lassen. — Man schreibt, der Geheimrath von Bose, Ministerialrath im Ministerium des Auswärtigen, früher Gesandter in Darmstadt und Karlsruhe, sei zum königl. sächs. Gesandten in Wien, an Stelle des verstor benen Herrn v. Könneritz, ernannt worden. Freiberg. Der hiesige Kirchenvorstand hat u. A. den Antrag angenommen: „Die Freiberger Kirchenin« spection ist zu ersuchen, sich bei der höhern kirchlichen Behörde dafür zu verwende», daß das mündliche Auf gebot in der Kirche beseitigt und dafür die Aushängung einer Tafel am geeigneten Orte der Kirche eingeführt werde, auf welcher die Namen der Aufgebotenen ver zeichnet seien." München. Die Entlassung des Fürsten Hohen lohe ist nunmehr genehmigt und Graf Bray zu seinem Nachfolger ernannt. Fürst Hohenlohe ist zum Staats rath und zum Kapitular deö HausordenS vom heiligen Hubertus ernannt worden. — Graf Bray hat die letzten Tage seiner Anwesenheit in Wien benützt, sich nochmals über die Stellung Oesterreichs zu derjenigen Frage zu informiren, welche entschieden im Vorder gründe der Krisis in Baiern steht. Er hat sich in der Ueberzeugung nur noch bestärken können, daß Oester reich fest an dem Entschluß hält, in die Entwickelung der Dinge in Deutschland in keiner Weise einzugreisen, und noch weniger ihr vorzugreifen, sondern Zuschauer der Ereignisse zu bleiben, so lange es nicht etwa durch eine Verletzung des Prager Friedens gezwungen würde, aus seiner Reserve herauSzutreten. Stuttgart. Seit der, der deutschen Einigung im Ganzen günstigen Rede des Grafen Bismarck, ist neues Leben bei den süddeutschen Nationalliberalen er wacht. Je weniger Aussicht vorhanden ist, daß sich je ein deutscher Südbund bilden werde, desto reger wird sich die auf die nationale Einigung Süddeutschlands mit Norddeutschland gerichtete Agitation geltend machen, und Baden kann hierbei in der That den Mittelpunkt abgeben, den Graf Bismarck bei seiner Ablehnung des sofortigen Eintritts desselben in den Bund, im Auge hatte. Karlsruhe. Die Abgeordnetenkammer hat am 5. März den Antrag auf Abschaffung der Todes strafe mit 40 gegen 9 Stimmen angenommen. Auch der Gesetzentwurf wegen Beseitigung der geistlichen Belehrung bei Eidesabnahmen wurde mit allen gegen 4 Stimmen angenommen. Rom. Der Papst soll bereits die Vertheilung von Schema's, betreffend die Unfehlbarkeit, an die Concilsmitglieder, angeordnet haben. Einwendungen sollen nur bis zum 17. März angenommen werden. — Die „Neue freie Presse" giebt in Veranlassung auf die bevorstehende Unfehlbarkeitserklärung des Papstes fol gende Skizze aus der Geschichte des PapstthumS: Vom Apostel Petrus bis auf Pius IX. hat es 297 Päpste gegeben, darunter 24 Gegenpäpste; 19 Päpste haben Rom verlassen, 35 regierten im Ausland. 8 Päpste regierten nicht länger als einen Monat, 40 ein Jahr, 22 bis zu zwei Jahren, 54 bis zu fünf, 57 bis zu zehn, 51 bis zu fünfzehn, 18 bis zu zwanzig Jahren, und nur 9 Päpste regierten länger als zwanzig Jahre. Von den 297 Päpsten wurden 31 für Usurpatoren und Ketzer erklärt. Von den 282 legitimen Päpsten starben 64 eine« gewaltsamen Todes. 18 Päpste wurden ver giftet, 4 erdrosselt, 13 andere starben auf verschiedene Weise: Stephan VI. erdrosselt, Johann XVI. verstüm melt, Johann X. erstickt, Benedict IV. starb mit der Schlinge am Halse. Von Johann XIV. wird erzählt, er sei gleich Georg XVI. Hungers gestorben. Georg VIII. wurde in einen eisernen Käfig gesperrt, Cölestin V. starb durch das Einschlagen von Nägeln in seine Schläfen rc. Die Päpste von Avignon nicht gerechnet,