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Dresdner Journal : 15.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-15
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1887
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O37 L» Lstek» iLdrliek- .... 1» ^^Ltirlick: 4 Aorlc bO?s Ll»r«l»o ^uwiosrn: 10 kk. 4 a»»«rd»IV ä«, ä«ut»ckev kriok« tritt ko»t- uv<i 8tv^p«Iru»ell»b 1ÜL»u. ituItllväixunxsxpdNdreo« ?2r äs» 8-tuw siavr ^e--p»It«o«» 2sil» illsinsr Sckrift 20 ?s Untsr . kin^«^»oät" äi« 2«ll» bO kk. Lsi l'odollo»- u. Li8»r»»»t» «vttpr. LrAvkeloe»« 1^1 iol» out ^»»»»dm« äsr 8oiu»- o»ä kvimt»^» »dsllä». Dienstag, den 15. Februar, abends. DresdnerÄonmal. 1887. Fvootim« rv» LoLNuälxvoxsll oa,M»rt«t Lstpilg: H Lrancirtetter, Oowwisiiookr äs» I>rs»ä»sr äsurvsl»; L»wdor^ - >»rltu - V>.» - l.»tp»t^-L»,«I->r»,l»u-kr»L4kaN ». tl : F ^SA/er, S«rUll-V!»iiH«wdurU- ?r»^ - L«l »j^ - rr»llllturt » «. H«r>cd«o: ä/o««,' ?»>i» l.oocko»-N»rIii>-^-»ll20>rt » » »lol«g»N: Daub« ct <^o, L-rlta: /nra/iäsntiant, vr»m»i»: D §cb/otte,' Lr«>I»u D LtanAsn » Durrau <Dmit Ladatb), OvrUt»! lr. ^acb/o?A«r, N»i>vo-»r: 0. Dcbu«i«',' L»U» ». > ; F. Darct -L 60. Nersasxedsr« Ivaigl. krpsäition äs» Or«,6o«r lonnnll», l>r«»äsu, 2«il>gvr»lr»»»« lio 20 Für die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. ämtlicher Teil. Dekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zu einem außerordentlichen Landtage betreffend. Se. Majestät der König haben beschlossen, in Ge mäßheit von 8 115 der Verfassungsurkunde einen außerordentlichen Landtag auf den 1. März diese- Jahre ¬ in die Residenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird Solches und daß an die Mitglieder der beiden ständischen Kammern noch besondere Missiven aus dem Ministerium des Innern ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 14. Februar 1887. Gesammtministerium. Graf v. Fabrice. Meister. Bekanntmachung. Nachdem in der für unbemittelte Fräuleins von Elterlein und eventuell von Stieglitz er richteten Stiftung eine Stelle zur Erledigung gekom men ist, so wird solches nach 8 9 der Stiftung mit der Aufforderung an Alle, welche Ansprüche an die Stiftung haben, (worüber die Bekanntmachung vom 27. November 1^60 in diesem Blatte das Nähere ent hält) sich binnen acht Wochen von heute an bei dem unterzeichneten Ministerium zu melden, hierdurch bekannt gemacht. Dresden, den 28. Dezember 1886. Ministerium des Cultns und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Fiedler. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrichLen. Wien, 1s. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) La- Lmt-blatt veröffentlicht die Ernennung de- vvrtualigtn Handel-minister- Baron Pino zum Laude-prLfidenten der Bukowina. Buda-Pest, 16. Februar (Tel. d. Dresdn Journ.) Da- Amtsblatt publiziert die Enthebung de- KinanzministerS Szapary von seinem Posten und die Betrauung de- Minister- v. Ti-za mit der Leitung de- KinanzressortS. Der Minister Baron Orczy übernimmt die Leitung d<- Mini sterium- de- Innern, und der Direktion-präseS Luka- ist zum Staatssekretär de- Kommunika- tion-ministerium- ernannt. Rom, 14. Februar. (W. T. B.) Lom Gene ral Gen4 ist folgende heute in Suez aufgegebene Depesche au- Maffauah vom 9. Februar einge- gangen: „Jcd benutze den Abgang de- Dampfer- „St. Gotthard", welcher 46 Verwundete mit nimmt, zur Absendung dieser Depesche. Die Lage ist noch immer dieselbe. Den hier eingrlangten Nachrichten zufolge würde der Negu- wieder zurückgehen und Truppen nach Aligrat senden. Man versichert ferner, daß der Sohn de- Negu- ein sehr blutige- aber erfolgreiche- Gefecht mit sudanesischen Aufständischen in der Gegend von Metemmeh bestanden habe. RaS Alula befindet sich noch in A-mara; er soll sein Laaer nach Gura »erlegt haben. Ich glaube, da- Major Piano Feuilleton. Die Stiefmutter. Erzählung au« dem Mittelalter von Franz Lugen. (Fortsetzung.) Da bäumte sich mein Mädchenstolz empor, er hielt mich aufrecht in dieser schweren Prüfung»- ftnnde und zeigte mir den Weg, den ich gehen mußte. Obgleich Haß, Zorn und Schmerz mich fast wahn sinnig machten und ich im Herzen den beiden fluchte, die mich um Liebe und Glück betrogen, so war ich doch entschlossen, nach außen hin des Hauses Ebre aufrecht zu halten, und demgemäß handelte ich. Meine Schwester an der Hand führend, trat ich am Morgen memeS Hochzeitstages unter die schon versammelten Gäste, die voll Staunen auf die bleiche, ungeschmückte Braut blickten. Ich winkle Matthias heran und mit lauter Stimme, so daß ich von allen verstanden wurde, bat ich ihn, mir mein Wort zurück zu geben, denn nachdem ich längst schon im stillen gefühlt, daß ich mehr zur Nonne, als zur Ehefrau tauge, da mein Herz nach dem stillen Frieden der Klosters sich sehne, hätte ich nun in dieser Nacht ein Gesicht ge- habt, welches in mir den Entschluß, den Schleier zu nehmen, plötzlich zur Reife gebracht. Er möge mir nicht zürnen darob, eS sei ja geboten, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, und Gott habe mir durch da- Gesicht, da» er mir in dieser Nacht gesandt, deut lich seinen Willen zu erkennen gegeben, der mich zur Traut Christi bestimmt« Aber auf daß der Bruch. Montag abend in A-mara angekommen ist und erwarte von ihm Nachrichten." D re-den, 15. Februar. Der Verkehr Deutschlands mit Ostafrika. Es wurde in Nr. 33 dieser Zeitung vom 10. Fe bruar die steigende Bedeutung Ostafrikas für Deutsch land dargethan. Auf Grund des bereits sehr leb haften Handelsverkehrs mit diesen Gebieten weist man in neuester Zeit in Berücksichtigung der politischen und wirtschaftlichen Interessen auf die Notwendigkeit der Er richtung einer deutsch ostafrikanischen Dampferlinie hin. ,.Der Personenverkehr zwischen Deutschland und Ost afrika wächst naturgemäß und wird sich von Jahr zu Jahr steigern", schreibt man der „Köln. Ztg". „Be reits sind mehrere wirtschaftliche Unternehmungen von größerem Umjange für Ostafrika in der Entstehung begriffen. Eine deuts che Pflanzungsgesellschast mit vor läufig 1200000 M. Kapital hat sich in Berlin ge bildet, andere Unternehmungen wollen folgen, und auch über Voruntersuchungen für eine Eisenbahn wird ver handelt. Dazu die Expeditionen, die Beamten und mancherlei Bedürfnisse der deutsch-ostafrikanischen Ge sellschaft, so ergiebt sich, daß hier ein so mannichfaltiger Jnteressenkreis in der Bildung ist, daß die Herstellung einer deutschen Dampferlinie sich zur Förderung und Erweiterung desselben gegenwärtig unmittelbar und dringend empfiehlt. Weder die große Linie nach Ost asien noch die nach Australien hatte nach den hier be zeichneten Seiten eine irgendwie ähnliche nationale Grundlage, so unendlich viel größer natürlich auch der Personen- und Frachtverkehr aus den bezeichneten großen Linien ist. Sie sind ausschließlich im Hinblick auf die Förderung der deutschen Rhederei, des deutschen Handels und der deutschen Ausfuhr begründet und vom Reiche auf 15 Jahre unterstützt worden; und wie es scheint, haben sie mit den bestehenden großen älteren Linien den Wettbewerb höchst erfolgreich aus genommen. DaS einzige unmittelbar kolonial-politische Interesse, das bei ihnen in Betracht kam, war der Gesichtspunkt, im Anschluß an die australische Linie einen kleinen Dampfer einzulegen und fo auch eine unmittelbare Verbindung mit den deutschen Schutz gebieten in der Südsee herzustellen. Soviel bekannt, ist letzteres noch nicht geschehen und eS sorgt die Süd- seekompagnie, angesichts der urwüchsigen und unent wickelten Verhältnisse ihres Ländergebietes, noch ge nügend für sich selbst in eigenen klemen Schiffen, war wohl auch noch längere Zeit so bleiben wird." .Für die Errichtung einer ostasrikanischen Dampfer linie sprechen heute aber nicht nur nationale und all- , gemein wirtschaftliche Gründe, sondern auch Interessen des Handels und der Ausfuhr Deutschlands. Wie bekannt, hat Sansibar schon gegenwärtig im Jahre einen Handelsumsatz von 30—40 Millionen M., an welchem deutsche Häuser seit längerer Zeit in hervor ragendem Maße beteiligt sind. Es gilt, diese Be- »iehungen zu steigern und auch an anderen Plätzen oer ostafrikanischen Küste neue zu gewinnen. Nament lich das Somaligebiet und seine Hinterländer ver sprechen für Ein- und Ausfuhr ein lohnendes Handels gebiet zu werden. Das bezeichnete Ländergebiet ist eines der wenigen, in welchem bisher eigentlich noch gar kein Wettbewerb im Gebiete des Handels von europäischen Nationen stattfindet. Da das Land reich an Ausfuhrgegenständen ist, seine Berbrauchskraft wegen des noch äußerst gering entwickelten Handels aber nur noch wenig in Thätigkeit gesetzt Ist, so ist dies ein Gebiet, wie es kaum irgendwo heute für Handelsunternehmungen noch zu finden sein wird. Natürlich müßte eine deutsch-ostafrikanische Dampfer linie ihre Fahrten auch über Sansibar hinaus weiter nach Süden erstrecken. Bietet die unter unseres Verlöbnisses nicht von neuem Zwietracht säen möge zwischen unsern kaum versöhnten Familien, bäte ich ihn, statt meiner die Schwester heimzuführen als sein ehelich Weib. Dein Vater zitterte und verfärbte sich und stammelte ein paar unzusammenhängende Worte, doch er bot willig seine Hand, als ich sie nahm, um sie in die der Emmerenz zu legen, und der heiße Blick, den die beiden dabei tauschten, traf wie ein Dolchstoß mein Herz Am nächsten Morgen schied ich au» dem Vaterhaus, um es nie wieder zu betreten, schied von dem Verlobten und der Schwester, um sie nie wieder zu sehen. Doch nicht in Frieden trennte ich mich von dem Paare, da» mich so schnöde verraten, ich stieß mit bösen Worten die Emmerenz von mir, die mich schluchzend umhalste, ich wandte verächtlich Matthias den Rücken, der aus den Knien um meine Vergebung flehte, und rief Gott an, zu richten zwischen mir und dem Manne, der meine treue Liebe mit solchem Verrat gelohnt. . . . ,Lm Kloster wurde ich mit offenen Armen aus genommen, aber was ich dort gesucht, Frieden und Vergessen, fand ich nicht Ich unterwarf mich streng der Regel, ich fastete, betete, arbeitete genau, wie eS vorgeschrieben, aber meine Seele war nicht dabei; in Haß und doch zugleich in sehnsüchtigem Verlangen weilten meine Gedauken immer in Köln unter dem Dach der jungen Paares, von dessen Ergehen mir die Muhme Afra, die durch ihren gelehrten Mann die edle Schreibkunst erlernt hatte, von Zeit zu Zeit Nach richt gab. SS war nicht viel Gute», wa» ich hörte, uno bei jedem Unglück, da» die Schwester und deren Gatten traf, frohlockte mein nach Rache dürstende» Herz, ich sah dann die gerechte Strafe für den Ber- portugiesischer Oberhoheit stehende Küstenzone in folge des wirtschaftlichen Elends der portugiesischen Kolonialpolttik auch wenig für den Handel, fo wird doch auch da ein mäßiger deuischer Wettbewerb sich entwickeln können. Für wichtig aber ist es zu erach ten, daß die deutsche Dampserlinie sich jedenfalls bis zur Delagoabai auSdehne. Je mehr das TranSvaal- land an Einwanderern, wie an wirtschaftlichen Unter nehmungen wächst, desto mehr wird die lange geplante Eisenbahn zur Delagoabai eine Notwendigkeit. Die Delagoabai ist der natürliche Hafen für Transvaal, aber der Weg bietet für den landesüblichen Verkehr durch Ochsenwagen große Schwierigkeiten. Die Frachten sind deshalb höher, als auf dem weiten Wege von Natal aus. Jedoch kommt in Betracht, daß die portu giesische Regierung, die mit den Boeren auf freund schaftlichem Fuße steht, in Delagoabai für durchgehende Güter nach Transvaal nur einen sehr geringen Zoll erhebt, während solche Güter in Natal die dortigen äußerst hohen Zölle tragen müssen. Das wirkt schon darauf hin, daß der Handel strebt, seinen Weg über Delagoabai zu nehmen, nicht wie bisher über Natal. Der Bau einer Eisenbahn von Lourenyo Marques über die Goldfelder nach Pretoria ist schon lange ge plant. " Als einer der hauptsächlichsten Werber für die Errichtung einer Transvaalbahn wird ein gegenwärtig zu Amsterdam befindlicher, von der Transvaalregierung beauftragter 0r. Jorissen genannt, welcher die Absicht hat, die holländische Regierung sür diese Bahn zu ge winnen. Sollte derselbe in Holland keinen Ersolg haben, so hofft er, wie die .Köln. Ztg." wissen will, in Berlin seinen Plan vorzulegen. Von den Portu giesen, welche allerdings auch eine Bahn nach Trans vaal anlegen wollen, dürste in Rücksicht auf die portu giesische Langsamkeit nichts zu hoffen sein. „Viel leicht wäre es auch ratsam", heißt es in dem erwähnten Aufsatze, „die ostafrikanische Dampfer linie bis Durban, den Hauptplatz der fruchtbaren Kolonie Natal laufen zu lassen. Je mehr Transvaal sich politisch und wirtschaftlich entwickelt und je weitere Gebiete nach Norden und Osten von hier aus in den Umkreis des Handels gezogen werden, desto drückender wird eS empfunden, daß der lange und beschwerliche Überlandweg von Natal aus riesige Kosten verursacht. Wenn die neue Eisenbahnlinie von Kapstadt nach den Diamantfeldern mit dem Landwege von Natal aus auch bereits in einigen Wettbewerb für Transvaal geireten ist, so bleibt die natürliche und für manche Gegen stände unentbehrliche Verbindungslinie doch die von Natal nach Transvaal. Sowie aber die verhältnis mäßig kurze Eisenbahnlinie von der Delagoabai nach Transvaal von der einen oder der andern Seite her gestellt sein wird, würde eine deutsche Dampferlinie, die bis Durban läuft, sich auch an der Ein- wie Aus fuhr Transvaals aufs wirksamste beteiligen können. Und schon heute würde dies, wenn auch noch in viel geringerem Umfange, bereits der Fall fein." Wir geben diese Anschauungen des Mitarbeiters der „Köln. Ztg." wieder, damit unsere Leser in der Lage sind, sich über die Angelegenheit zu unterrichten Die Nützlichkeit der Herstellung einer deutsch-ostafrika nischen Dampferlinie wird man gerne einräumen, aber die Anlage von Eisenbahnen nach Transvaal erscheint uns als eine sehr weitgehende Forderung, wenn hier, wie es den Anschein hat, auf eine Reichsbeihilfe An spruch erhoben werden sollte. Die naturgemäßen Be dingungen für die Errichtung von Eisenbahnen sind da vorhanden, wo die Bewohner der betreffenden Län der selbst zu ihrer Anlage beizutragen in der Lage sind. Das in betracht kommende Land muß ein ge wisses Maß wirtschaftlicher Kraft erlangt haben, aber den Nationalwohlstand durch Anlage von Eisenbahnen heranzuzüchten, dürfte sich als unausführbar erweisen. rat, den sie an mir begangen. Ihre Kinder starben alle kurz nach der Geburt, der heißeste Wunsch deines Vaters nach einem Erben seines Namens blieb ihm versagt, und als dann zuletzt Du geboren worden, und ungleich den anderen frisch und kräftig heran wuchsest, da sah ich auch darin den Finger des strafen den Gottes, daß das einzige Kind, welches wie die Muhme schrieb, nicht Vater noch Mutter glich, sondern mir wie aut den Augen geschnitten war; ihnen erhalten blieb, um sie durch die Ähnlichkeit mit mir immer an ihre Sünde zu mahnen. Jeden Ver such Deiner Mutter, sich mit mir zu versöhnen, wies ich schroff zurück, selbst die Nachricht ihres Todes stimmte mich nicht milder gegen sie. Da brachte mir, e» sind nun fünf Jabre her, die Muhme Afra Dich selbst zu mir und sagte, eS sei der letzte Wunsch Deiner Mutter aewesen, daß Du immer den Tag ihres Todes hier im Kloster zubringen und mit mir für ihr Seelenheil beten solltest. Und wie mich nun aus Deinem Gesicht die eignen Züge grüßten, habe ich zum ersten Male ohne Groll der Schwester gedacht, und das Wort der Vergebung, nach welchem sie, wie die Muhme Afra sagte, so sehnsüchtig verlangt, trat mir jetzt auf die Lippen. Jedes Jahr bist Du dann wie dergekehrt zu mir, und immer teurer wurdest Du meinem Herzen, so teuer, daß ich stets mit Bangen de» Bibelwortes gedachte, welches sagt, daß die Sün den der Väter gerächt werden sollen an den Kindern bi» in» dritte, vierte Glied. Manche Nacht habe ich auf den Knien gelegen, in heißem Gebet zum Himmel flehend, daß der Fluch, den ich einst über Deine Eltern ausgesprochen, sich für Dick in Segen wandeln »üge Deshalb will »ch auch in dieser Stunde Deinem Lagcsgeschlchte. * Berlin, 14. Februar. Se. Majestät der Kaiser empfing gestern den StaatSminister Or. v. Goßler und den Staatssekretär Gräfin Brsmarck. Ihre Kaiser!, und König! Hoherten der Kron prinz und die Kronprinzessin gaben gestern mittag 12 Uhr Ihren Königl. Hoheiten dem Herzog und der Herzogin Max in Bayern, welche die Heimreise nach München antraten, das Geleit nach dem Bahn hof Friedrichstraße. Se Königl. Hoheit Prinz Leopold von Preußen ist heute auf dem Lloyddampfer „Braunschweig" von Colombo nach Shanghai abgereist. Der Bundesrat trat heute zu einer Plenarsitzung zusammen. Die Gegenstände der Tagesordnung be treffen zumeist unerhebliche Angelegenheiten, Vorlagen für Elsaß»Lothringen und dergl. m. Die Anberau mung einer gewissermaßen außerordentlichen Sitzung des Bundesrates dürfte, so schreibt man heute, nament lich mit Rücksicht auf den Umstand, daß Arbeiten von Wichtigkeit nicht vorliegen, die Annahme unterstützen, daß die Verhängung des „kleinen Belagerungszu standes" über Stettin und Umgegend in Frage steht. Man wird nicht irren, wenn man annimmt, daß dieser Gegenstand den Bundesrat schon heute beschäftigt. Die in der letzten Bundesraissitzung beschlossene Verhängung des kleinen BelagerungszustandS über Offenbach wird jetzt von den hessischen Blättern veröffentlicht. Das Herrenhaus genehmigte in der heutigen Sitzung die Kreis- und die Provinzialordnung für die Rheinprovinz durchweg nach den Beschlüssen der Kom mission, nachdem das Präsidium die erbetene Ermäch tigung erhalten, dem Kaiserhause aus Anlaß der Ge burt eines Königlichen Prinzen die ehrfurchtvollsten Glückwünsche des Hauses zu übermitteln, und nachdem die Wahl einer Kommission zur B-ratung der event. eingehenden, in der allerhöchsten Thronrede angekün digten kirchenpolitischen Vorlage auf morgen vor mittag anberaumt worden war. Die nächste Sitzung behufs Beratung kleinerer Vorlagen findet DienStag 12 Uhr statt. Der neue Reichstag wird sich, der „Nat.-Ztg " zu folge, mit einer Reihe von handelspolitischen Gegen ständen zu befassen haben, welche eine weittragende Bedeutung besitzen. Unter anderem wird eS sich um Erneuerung des Handelsvertrages zwischen Deutsch land und Österreich-Ungarn handeln. Es sind Vor bereitungen zu einer Verständigung zwischen den Bun desregierungen über die bei den Verhandlungen ein zunehmende Haltung bereits eingeleitet worden. — Demselben Blatte wird geschrieben, daß es m der Ab sicht der Reichsregierung liege, in der bevorstehenden Session des Reichstages den Gesetzentwurf wegen Ab änderung des Gerichtskostengefetzes und der Gebührenordnung für Rechtsanwälte womöglich zum Abschlusse zu bringen. Der Justizausschuß de» Bundesrats habe sich lange und sehr eingehend mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Man habe dabei die Verhandlungen und Beschlüsse der Interessentenkreise eingehend geprüft und vielfach berücksichtigt und danach schon wesentliche Veränderungen vorgenommen. Die Münchener „Neuesten Nachrichten" erfahren von kompetenter Seite, daß die Veröffentlichung der Note Jakobinis auf direkten Befehl des Papste» geschehen ist. Beide Aktenstücke wurden jetzt sogar amtlich sämtlichen deutschen Bischösen mitgeteilt, da eS der ausdrückliche Wille des Papstes ist, daß kein deutscher Katholik über die Stellungnahme des heiligen Stuhles zu gunsten der Reichs regierung im Zweifel bleibe. Sollte das Zen trum in seiner Opposition verharren, so steht ein neuer entscheidender Schritt des Papstes bevor, Vater voll und ganz vergeben, und des zum Zeichen schenke ich Dir diesen Ring." Sie nahm, so sprechend, einen goldenen Reif mit blauen Steinen aus dem Kästchen, das neben ihr auf dem Tische stand, und steckte ihn Hildegard an den Finger. „Dein Vater", fuhr sie fort, „gab ihn mir an dem Abend — heute sind es gerade vierzig Jahre her — da wir uns im Garten der Muhme Afra verlobten; von alle dem Geschmeide, das er mir schenkte, habe ich nur diesen Ring behalten, er soll Dein Eigentum sein, und kommt je die Stunde, wo Du vergeblich an Deines Vaters Herz Dich wendest, dann sage ihm, Walpurg Hardefust sende ihm mit ihrer Verzeihung den gol denen Re»f." Die Kranke lehnte sich erschöpft in ihren Sessel zurück und schwieg, während ihr Auge der Sonne folgte, die wie eine rote, glänzende Kugel hinter den Bergen herabsank. Hildegard starrte auf den Ring, den Walpurg ihr gegeben, und ihre Lippen zuckten schmerzlich. Da» Bild der fernen Vaters, das in ihrem Herzen fo hehr und fo ehr würdig lebte, hatte sich durch die Worte der Nonne plötzlich verdunkelt und verzerrt, und auf das An denken der Mutter, die sie wie eine Heilige zu be trachten gewohnt, war ein häßlicher Schatten ge fallen. Ihr war zu Mute, als habe der Boden unter ihr gewankt, eine unsägliche Sehnsucht nach der Heimat erfüllte ihre Brust, stehenden Fuße» hätte sie mögen nach Hause eilen, um an der Brust des VaterS wieder die alte Ehrfurcht, das alte Ver trauen zu dem Teuren zurück zu gewinnen und sich zu überzeugen, daß alle-, was sie eben gehört, nur der Fiebertraum einer Kranken gewesen. (Fortletzu-a folgt.)
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