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Adorker Wochenblatt. MLtt ilnngeu über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechzehnter Jahrgang. «ret« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung de« Blattet durch Botengelegenheit: rr Ngr. » Pf. 10. Mittwoch, S. März 1851. Drei Tage aus dem Leben eines sächsischen Volksvertreters. III I8LU. (S ch l u K.) Wir haben hiermit die Rede des Herrn Minister-, ihrem Hauptinhalte nach, mitgetheilt. Der Herr Mi- Nister widersprach nämlich damit der gegnerischen Be hauptung: daß, wenn die Union nicht zu Stande kom me, alSdann nichts übrig bleiben werde, als die Rück kehr zum Bundestage. — Erst in wenig Tagen wird dieser Widerspruch seinen ersten Geburtstag feiern, und schon hat es inmittelst sich erwiesen, daß nicht nur „dem Allvater", — wie Unger sagt — sondern auch der Reaclion kein Ding „unmöglich" ist. Kurhes sen weiß davon zu erzählen. Auffallend war eS übrigens, daß diese Rede, ihrer glänzenden Außenseite ungeachtet und trotzdem, daß darin selbst an die sonst leicht erregbaren Saiten deS Dresdner PartikularismuS mit geschickter Hand ge- schlagen worden war, doch keines einzigen Beifallszei- chcns sich zu erfreuen halte, während solche der ein. fachen Rede des Herrn v. Carlowitz in der vorherigen Sitzung so zahlreich zu Theil geworden waren. Nach dem Minister sprach Kretzschmar. Er glaubte mit Recht, daß „er eher die Elbe werde rück. wartS fließen sehen, als daß man sich herbeilassen wer. de, eine neue Nationalversammlung nach Mammen'S Ideen zu berufen." Daß Oesterreich und Baiern als Schwerpunkt in Deutschland gelten könnten, habe selbst der Minister nicht behauptet. Er ist daher mit der „Abschlagszahlung" vom 26. Mai zufrieden und er- klart sich für die Earlowitz-Lüttuerschen Anträge. Ihm folgte der vormalige Minister 0 Weinlig, ohne jedoch mit seiner Rede die Erwartungen zu er» füllen, die man von diesem wackeren Kenner der ma. leriellen Interessen SachsenS gehegt hatte. Er fürchte — begann er — daß in dieser Sache beschlossen wer. den wurde, waS die Negierung, Mammen und Poppe tgroßdeutsche, reaktionäre Richtung) wolle, nämlich — Nicht«. (Heiterkeit.) Er urtheile unbefangen in der Cache, trotzdem, daß er „in ofsiciellen und halboffi, ciellen Blättern" als Ministercandidat und Portefeuille, jager oder al- landeSverrätherischer StaatSdiener be. zeichnet werde. Wat daS Portefeuille betreffe, so ha. be er die Süßigkeiten eines MinisterpostenS drei Mo- nate lang gekostet, und waS den zweiten Borwurf be. treffe, so könne er ebenfalls darüber ruhig sein. Er habe seine Ansichten in dieser Sach» weder von Krank, furt noch von Gotha geholt; wolle man ihnen einen Spitznamen geben, so nenne man sie die Ansichten „clnes unpraktischen Doctrinellen." Er geh» davon aus, daß nur daS Positive gestaltungsfähig, das Ne. galive aber gehaltlos sei. Darum müsse ein Anfang gemacht werden. Gehe man auf di» hauptsächlichsten Wünsche der Bewegung deS Jähret 1848 zurück, so find« sich namentlich darunter auch daS Begehren ei. ner parlamentarischen Regierung. Diese fei praktisch unausführbar in kleinern Staaten, welche einen solchen Aufwand an Staatsmännern nicht machen könnten. Wenn mau aber diese nicht «rreiche, werde die Neu gestaltung dir deutschen Verhältnisse den Lolkswun. schen nicht entsprechen. Gerade dieses Begehren sei aber auch in einem kleinern Umfange Deutschlands zu erreichen. — Mit dem von der Regierung (bei d,m Maibündnisse) gemachten Vorbehalte ist der Redner einverstanden, kann aber nicht daraus dieselben Con» sequenzen ziehen, und „sieht namentlich nicht ein, in. wiefern der Vorbehalt unverträglich gewesen mit der Zustimmung zur Berufung deS Reichstages." Es häl. le dann im Gegentheil» die Grltendmachung desselben gleichzeitig bei dem BerwaltungSrathe und bei dem Reichstage, hier von der Regierung, dort von den Ad- geordneten erfolgen können; denn darüber, was Sach, sen unter allen Umständen erhalten bleiben müsse, wür. d«n Regierung und Abgeordnete einig gewesen sein. Die Regierung habe sich also selbst der wirksamster» Mittel begeben, ihren Vorbehalt mit Erfolg grltcnv zu machen. Dadurch, daß man die Weigerung, de» Einberufung de« Reichstages beizustimmen, auf den Vorbehalt gegründet, sei übrigen- erst Anlaß gegeben worden, die Rechlsbeständigkeit desselben in Zweifel zu ziehen. AuS dem Grunde, au- welchem er für m« ReichSverfassung gestimmt, stimme er auch jetzt für Er. furt, nämlich damit nur «in Anfang gemacht und der