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Seit Monaten verhandelten die Mächte, die Truppe: im Nheimande halten, unter sich, wieweit die Stärke de: Truppen herabgesetzt werden sollte. Es gab ein viel faches Hin und Her, Roten und Berichte wurden in Un zahl gewechselt. Schließlich hatte es den Anschein, al« ob man die ganzen Verhandlungen ergebnislos abbrecher und alles den mündlichen Besprechungen in Genf vor behalten wolle. Darauf war man auch bei uns vor bereitet und vernahm mit einmal mit Überraschung, das sich unsere ehemaligen Gegner im letzten Augenblick nock geeinigt haben. Man hat sich schließlich gesagt und ist sich auch Wolf darüber klar geworden, einen wie schlechten Eindruck es ir Deutschland Hervorrufen müßte, wenn man wieder mi leeren Händen in Genf erschienen wäre. Unter dieser Umständen hat Wohl schließlich auch Frankreich einen Tei seiner Bedenken zurückgestellt und in die Herabminderunc um etwa 10V00 Mann eingewilligt. Wir werden nur sehen, wie in den nächsten Tagen eine geschäftige Aus landspreise am Werke ist, um Deutschland und vor allen der Welt den ganzen Edelmut der alliierten Besetzungs Mächte vor Augen zu führen, trotzdem ihnen, wie au- einem großen Teile ihrer Presse hervorgeht, auch nich ganz geheuer dabei zumute ist. Obgleich in dem Ganzen ein gewisses Entgegen kommen nicht zu verkennen ist, steht man doch bei uns dieser Lösung außerordentlich kühl gegenüber. Deutsch land hat in erster Linie ein Recht auf vollständig« Räumung der Rheinlande und nicht bloß auf ein« Minderung der Truppenzahl, mag diese größer ode> kleiner sein. Letzten Endes bleibt Besetzung immer Be setzung. In Frankreich meint man immer, die Besetzunc sei aus Gründen der Sicherheit notwendig. Auch Wirt darauf hingewiesen, daß sie die Reparationsleistungen ver bürgen soll. Demgegenüber ist zu erwidern, daß di« Reparationsleistungen schon lange durch das Dawes- Abkommen garantiert sind. Dabei hat Deutschlant derartige Bürgschaften gegeben, wie es bisher wohl nock niemals in der Weltgeschichte vorkam. Es hat sich des größten Teils seines Eigentums begeben und außerdem große Lasten ans Industrie und Landwirtschaft gelegt. Ähnlich steht cs mit der Sicherheitsfrage. Auch sie iß in einer Weise gelöst, daß derjenige, der aus eins Siche rung glaubt bedacht sein zu müssen, mehr als zufrieden sein kann. Deutschland ging die Locarnovcrträge ein, die eine Entsagung fordern, die man vorher kaum für mögliH gehalten hätte. Wir haben, soweit der Westen in Frage ""s loyal auf den Boden der einmal durch den Weltkrieg und unsere Niederlage gegebenen Tatsachen ge- stellt, aver auch nach Osten hin erklärt, dort keine gewalt samen Grenzänderungen anstreben zu wollen. Was Hai es da nun für einen Zweck, wenn man uns durch Bei behaltung der Besetzung eine Art Ostlocarno auf zwingen will, eine Angelegenheit, die doch schon unter Zustimmung Polens, des dabei am meisten beteiligten Staates, durch das eigentliche Locarno mit erledig! worden ist. Aber Ausreden sind feil wie Brombeeren. Hat es also schon in Deutschland schwer enttäuscht, daß man sich nicht zur Aufhebung der Besetzung entschloß, so hat schließlich die Art, in der das letzte Kompromiß zwischen Paris und London entstand, dem Ganzen auch jeden moralischen Wert genommen. Seit zwei Jahren feilscht man. Hätte man gleich nach Abschluß des Locarno vertrages und nach der Unterredung von Thoiry mit einer noblen Geste vielleicht auch nur die jetzige unvollkommene Minderung bewilligt, dann hätte man Deutschland wenig stens den guten Willen gezeigt. Zu widerwillig hat man sich aber jetzt endlich nach so langer Zeit zu einem Kom promiß durchgerungen, nur, um überhaupt etwas zu tun. Da ist kühle Aufnahme in Deutschland verständlich. Briand mag ja den besten Willen haben, das ge gebene Wort einzulösen. Er muß auch auf die französische Eigenart Rücksicht nehmen. Es hat sich doch herausgestellt, daß cer alte Geist P oincares die französische Politik noch immer beherrscht und daß letzten Endes die Generale doch den Ausschlag geben, für die Deutschland noch immer der Besiegle ist, mit dem nickst verhandelt wird, der nur Befehle oder Anweisungen cntgegcnzunehmen hat. Das zeigt uns immer wieder von neuem, wie weit wir noch von dem Zcitpun.t entfernt sind, wo man uns jenseits des Rheins Gerechtigkeit widerfahren lassen wird. Der französische Charakter wird auch durch den Vorbehalt im Kompromiß gekennzeichnet, wonach, falls Belgien oder England mehr Truppen als vorgesehen abrusen sollten, da für französische Truppen entjandt werden dürfen. Man kann daraus schließen, daß Frankreich am liebsten über haupt im Rheinlande bleibt. Das nennt sich dann fran zösische Erfüllung der Locarnopolitik. Der Reichsverkehrsminister an die Weltflieger. Berlin. Rcichsverkehrsminister Dr. Koch sandte an di, amerikanischen Weltslieger anläßlich ihres Eintresiens <r München folgendes Telegramm: „Mit aufrichtiger Bewunde rung Ihrer großen fliegerischen Leistung heiße ich Sic au! ^hrein Durchfluge durch Deutschland herzlich willkommen um übermittle Ihnen meine besten Wünsche für die glückliche Voll kUdung Ihres Weltfluges.' Kabinettsrat über das Uheinianü. Deutsche Stellungnahme zur Veschongsvertuinderong Vor der Abreise nach Genf. Für Dienstag abend ist die Abreise der deutschen AS vrdnung zu den Beratungen des Völkerüundrates in Gens angesetzt. Da inzwischen das Abkommen Englands und Frankreichs über die Verminderung der Besatznngsstärk« im Rheinland abgeschlossen worden ist, wird sich das Rcichskabinett dem Vernehmen nach noch vor der Abfahr! der Deutschen nach Genf versammeln, uin einen Berich: über die außenpolitische Lage entgegenzunchmen. Selbst verständlich wird dabei das Kompromiß in der Rheinland frage zur Sprache kommen, zumal mau die amtliche Mit teilung über die Truppenverminderung am Rhein jede» Augenblick erwartet. Wahrscheinlich wird das Kabinett nicht einen bestimm- ten Beschluß fassen; es wird lediglich für die in Genf vor sich gehende Auseinandersetzung Richtlinien geben können. Wie man hört, wird aus diesem Grunde auch der in Urlaub weilende Reichskanzler au dem Kabinettsra! nicht teilnehmen. Anwesend werden sein die in Berlin weilenden Minister Dr. Stresemann, Dr. Geßler, Dr. Curtius, Schiele und Koch. Ob in Genf eine anderweitige Festsetzung de: Truppenverminderung, als wie sie jetzt mit der Reduktion um 10 800 Mann, also von 70 080 Mann aus 60 000 Mann, geschehen ist .überhaupt in Frage kommt, bleibt fraglich; denn Frankreich hält eine etwaige gänzliche Räumung für nicht spruchreif und bezieht sich daraus, daß vor den Neuwahlen zur Französischen Kammer im Sommer 1928 nichts mehr geschehen könne. Wie die Belgische Telegcaphenagentur mitteilt, wird die Stärke der Besatzungstruppen um 600 Belgier, 900 Engländer und 8500 Franzosen vermindert werden. Die MrüsiLmgssrage m Genf. Von der Tagung des Völkerbundrates werden in Ber liner politischen Kreisen irgendwelche Sensationen nicht er wartet. Von grundsätzlicher Bedeutung unter den Punk ten der Tagesordnung ist die Entscheidung in dem Streit fall zwischen Rumänien und Ungarn. Dieselbe grund sätzliche Frage spielt hinein in die Anrufung des Völker- bnndrates durch Griechenland wegen des Streitfalles um den Kreuzer „Salamis". Die Reichsrcgierung hat mit der Angelegenheit direkt nichts zu tun. Besonders hat sich der englische Außenminister um die Beilegung bemüht. Er hat auch einen Vorschlag ausgearbeitet, der ein Entgegen ¬ kommen von beiden Seiten und eine gewisse Entschädi gung an die Vulkanwerft vorsteht. Dieser Vorschlag ist aber von keiner Seite akzeptiert worden. Ferner stehen eine Reihe Danziger Fragen auf der Tagesordnung, über sie ist das Wesentliche bereits in der Presse bekannt geworden. Das Völkcrbundplennm, das nach der Ratstagung zusammenentritt, wird sich vor allem mit der Weltwirt- fchaftskonferenz, der Durchführung ihrer Ergebnisse und mit der Abrüstung beschäftigen. Wie Dr. Strese mann auf der letzten Ratstagung angekündigt hat, wird in der Plenarversammlung von deutscher Seite eine Er klärung erfolgen, die unsere» Standpunkt in der Ab rüstungsfrage zum Ausdruck bringt. Daneben werden natürlich auch wieder die besonderen Besprechungen der Außenminister stattfinden. Außerdem werden sich die Unterhaltungen der Außenminister diesmal zweifellos auch mit der Frage der R h e i n l a n d r ü u m u n g be schäftigen. In Berlin ist man freilich der Auffassung, daß eine Entscheidung hierüber vor dem nächsten Jahr nicht zu erwarten ist. Nach Rückkehr der deutschen Delegation von Genf wird das Reichskabinett sich erneut mit der außenpolitischen Lage beschäftigen und seine Stellung nahme bestimmen. -i- Warum Lord Gecit zumckirttt. In London war noch keine amtliche Bestätigung über den Rücktritt des bisherigen Vertreters in Genf, des Mi nisters Lord Robert Cecil, bis Montag erfolgt. Dem Blatt „Observer" hat Lord Cecil mitgeteilt, daß er augenblicklich nicht in der Lage sei, eine Erklärung abzugeben. „Ob- scrver" schreibt jedoch, es sei möglich, die Gründe darzu legen, die Lord Cecil dazu bewogen haben, dem Premier minister seinen Standpunkt zu unterbreiten. Wenn Cecil seinen Rücktritt einreiche, so geschehe dies nicht wegen einer Differenz mit Chamberlain und auch nicht wegen irgend einer Meinungsverschiedenheit bezüglich der Kabinetts- Politik gegenüber dem Völkerbund. Noch weniger Grund bestehe für die Erklärung, daß Cecil wegen der Haltung der Regierung in der Frage der Verminderung der R h e i n l a n d t r u p p e n zurücktrete. Die wirkliche Ursache seines Entschlusses sei das Scheitern der Flotte nbeschränkungskon seren z. Der Rücktritt bestätigt. London, 29. August. Wie Reuter mitteist, bestätigt es sich, daß Biscont Cecil ous dem Kabinett ausgetreten ist, weil er mit dessen Abriistungspolitik nicht einverstanden ist. Er wird in folgedessen nicht nach Genf gehen. Me MMßiM mch MWiMl Mewegs. Der „Stolz von Detroit" in SenGland. Ekn neuer Atlantikflug begonnen. Die Weltfireger Brock und Schlee sind von London kommend mit dem Eindecker „Stolz von Detroit" am Montag, nachmittags 4 Uhr, nachdem sie mehrere Schlei fe» gezogen hatten, ans den: Münchener Flugplatz Ober- wiesenfeld eingetroffen. Znr Begrüßung hatten sich außer der Leitung der Süddeutschen Lufthansa Vertreter der Stadt und des Bayerischen Handelsministeriums sowie der amerikanische Generalkonsul in München eingefunde». Die Flieger wurde» mit großer Begeisterung empfangen. Drei Stunden, nachdem sie am Sonnabend die Küste von Neufundland hinter sich gelassen hatten, gerieten sie in Die beiden amerikanischen Ozeanflieacr. einen icywcren «sturm. Da jedoch der zeitweise orkan artige Wind von hinten kam, trug er zur Erhöhung der Fluggeschwindigkeit bei. Als die Flieger die englische Küste erreichten, wurden sie von einem dichten Rebel überrascht. Sie flogen deshalb in ganz geringer Höhe und warfen verschiedentlich die Aufforderung an die Bevölkerung ab, ihnen mitzuteilen, wo sie sich befänden. Erst als in einer kleinen Ortschaft der Grafschaft Devonshire Einwohner ihnen mit einer englischen Flagge zuwintten, konnten sie sich über die Lage orientieren. 24 Stunden nach dem Start in Amerika er reichten sie den bei London gelegenen Flugplatz Croydon Am Montag um 8 Uhr flogen sie nach München weiter, das sie auch pünktlich erreichten. Die Landung in München erfolgte hauptsächlich wegen der Aufnahme von Benzin. Der Flug dürfte in Richtung Wien —Konstanti ns p e l fortgesetzt werden. Die Wctte rlage auf dem Ozeanhat sich wieder verschlechtert. Auch das über dem westlichen Atlantik liegende Hochdruckgebiet ist wieder abgeflacht und zeigt Verfallserscheinungen. Für einen Flug von Europa nach Amerika sind somit die Wetterverhältnisse wieder recht ungünstig geworden. Die Flieger Tully und Medcalf haben mit den: Stinsoncindeckcr „Sir John Carling" von London in Amerika aus den Flug nach England angetreten. Die Stadt London sU. S. A.) ist etwa 300 Kilometer nord östlich von Ncwyork entfernt. Die Strecke von London bis London beträgt danach etwa 5600 Kilometer. Der amerikanische Flieger Paul Redfern, der am Donnerstag zu einem Dauerflug nach Brasilien auf gestiegen ist, gilt seitdem als verschollen. Bei einem Übungsflug stürzte bei Böblingen ein Flugzeug ab, wobei es vollständig zerstört wurde. Sein Führer Holling wurde schwer verletzt und nach dem Bczirkskrankenhaus gebracht, während der Flugschüler Kannenberg aus Mülheim a. d. Ruhr tödlich ver unglückt ist.