Volltext Seite (XML)
Nummer is8 — 25. Jahrgang Zmal wöch. Bezugspreis für August 3.00 ^ elnschl. Pcsieligels. «nzeigrnpretsr: Die Igejp. Petitzeile 3N.Z. Ziellengesuche 23 L. Die Petitreklamezeile. «9 Mtlli- ineler breit. 1 Offertengebühren für Selbstabholer 2g H bei Ueberfendung durch die Post außerdem stertozuschlag. Einzel-Nr 10 Sonntags-Nr 15 L. Zeschäftlicher Teil: F. Hillebrand in Dresden. Söclillsclie Sonnavend. 21. August 192Y Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenaufträgen u. Leistung o. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Feriv rus übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver« antwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Rückportp nicht versehene Manuskripte rverd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags, Hmwtschriftleil.: Dr. Joseph Albert. Dr>'-e>»- voWeLtung ee^ , oicichaiieflcllc, » »N »nv Wrrlao: «aroiuli. Suchdruckc. > Gi-'H.. Trcsde„-A. I. Polwrllrahe 17. -crurv- 7N-I-. PoiNUifMoilw Dresden I47N7 Baulkonto: Dresdner Bank, Dresden Für chr< ,7»che Polttik und Kultur .Ucda.'lio» der Sächsischen VolkSzeit,»!,, TrcSden-Auündi l. Policrstratzo >7. öerim» 2v-tt n»d elvis. , Wo hinaus wM Mussolini? Mussolinis Plan zur Neubildung -es Dölkerbundsrales Von unserem auhenpolilischen K. S.-W Narb eiler Slreikfrieden vser WassensliUstand? Log unserem Londoner K. S. Vertreter. London, den 19. August 1926. Leit mehreren Togen ist der Beschluss der Berg- aroeiler, mit den Unternehmern in Verhandlungen zu treten, erwartet worden. Die Streikkasse ist leer, schon hatten sich die Arbeiter an die Oeffeittlichkeit gewandt mit der Bitte, für sie zu sammeln. Aber diese Bitte hatte wohl kaum einen nennenswerten Erfolg gehabt; denn das Publikum hat kein Verständnis mehr für die Dinge, um die es den Arbeitern geht: Siebenstundentag und Aattonaltarif. Als der Streik begann, war das anders. Die Arbeiter hatten die Sympathie des Volkes bis weit in die bürgerlichen Kreise hinein für sich. Aber durch die lange Darier ist das Ungünstigste eingetreten, was den Streikenden geschehen konnte. Alan fühlr den streik nicht mehr. Mit Ausnahme von wenigen Zügen geht der Verkehr seinen gewohnten Gang, die Industrie arbeitet mit fremdländischer Kahle. Die Arbeitslosigkeit mar aber auch schon vor dem Streik sehr groß Ihre Zunahme durch den Streik machte sich daher nicht so stark fühlbar, wie man es nach den Ziffern der Statistik den- lren sollte. Die Beendigung des Streikes, den die Bergarbeiter oes ganzen Erdballs „als ihre Sache" ansahen (wenn sie sie auch freilich nicht durch Sympathiestreik, sondern nur durch Geldsammlungen unterstützten), wird überall starken Widerhall erwecken. Das dürfte ganz besonders für Rußland der Fall sein. Es laufen hier Gerüchte uni. wonach Delegierte der Komintern den Wunsch aus gesprochen haben, sich mit Delegierten der Bergarbeiter irgendwo auf dem Kontinent zu treffen Wird Stock holm, Berlin oder Paris der Platz für diese Konferenz sein? Möglich, daß die Moskauer noch einmal eine Gcldrinterstützung anbieten, aber recht unwahrscheinlich ist es, daß die Engländer sie annehmen, um den Sir" si sortzusetzen. Denn daß man in dieser Kampagne die Unternehmer zwingen könnte, die Bedingungen der Arbeiter ohne Unterhandlungen anzunehmen, glaubt doch niemand. Nach einem Monat wäre man ebenso weit und hätte beträchtliche Kriegskosien nutzlos verschwendet. Dahingegen ist es möglich, daß Engländer und Mos kauer den künftigen Angriff, der nicht ausbleiben wird, sckon jetzt planen und besprechen. Denn daß jetzt nur ein provisorischer Pakt zwischen Arbeitern und Unternehmern zustande kommt, darüber ist man sich hier klar. Sollte der Frieden dauerhaft sein, so müßte die Negierung in einem Kohlenwirtschaftsplan hervor- treten, der nicht weit von der Nationalisierung oder Sozialisierung entfernt wäre. Es ist wenig wahrschein lich. daß ein solcher Plan dem Schoß des Kabinetts Baldwin entsprießen werde. Man wird die Verantwor tung dafür wahrscheinlich dem kommenden Kabinett überlassen. Dies aber zeichnet sich immer mehr als ein I i b e r a l - s o z i a l i st i s ch e s K o a l i t i o n s k a b i - nelt ans, falls nicht — aller Wahrscheinlichkeit zuwider — die nächsten Wahlen eine entscheidende und ans sich selbst regierungsfähige Mehrheit der Arbeiterparteien billigen sollten. Man ist überzeugt, daß spätestens im Frühjahr 1927 Neuwahlen stattfinden werden, und es hat viel für sich, daß gerade die Kvhlenwirtschaftsfrage dos Motiv zur Auflösung des Parlaments werden kann. Für die konservative Partei wird diese Frage, deren Lösung eben nur eine „sozialistische" sein kann, eine Unlösbar keit vorstellen. Die konservative Partei hat eben keine revolutionären Geister mehr, wie sie einstmals in Dis - raeli und Nandolph Churchill sdem Pater des gegenwärtigen Finanzministers Winston Churchill) beses sen hat. Dagegen wäre es wohl denkbar, daß Lloyd George, eingedenk seiner reformatorischen Vergangen heit, die vor revolutionären Kühnheiten nicht znrück- schreckte, noch einmal eine große Sache riskierte: Die Umgestaltung der K o h l e n w i r t s ch a f t. die ja auch van tiefstem Einfluß auf die Industrie sein wird, im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Landwirtschaft. Bekanntlich geht es der englischen Landwirtschaft nicht gut; es wird weniger Land angebant als vor dem Kriege, und dieses Land trägt weniger, trotzdem dis Geircidepreise jetzt wieder ebenso hoch wie vor dem Kriege sind. Lloyd George will Arbeitslose aus dem Lande ansiedeln, und zu diesen Arbeitslosen werden nach der Reform der Kahlenwirt- schaft auch viele Bergleute gehören. Es müs sen nämlich die ertragsloien Gruben stillgelegt werden. Es gibt deren eine ganze Anzahl, und sie sind ertragslas auch dann, wenn sie noch Kohlen enthalten. Denn man müsse Geldmittel hineinstecken, die sich nie rentieren sröunen. Man kann eine Kohlengrube nickt ansleeren nüe einen Kartoffelkeller. Die technische Ausräumung ist abhängig von der Rentabilität. Die freiwerdenden Rom, den 18 August 1926. Mit etiogcr Sorge scheu die Diplomaten der europäischen Staaten aus tue kämmende Beratung der Studienkommission und die VälkerbunVsversammlung in Genf bin. lieber die Hal tung Spaniens ist bis jetzt nichts Posüives in Erfahrung zu bringen, und auch die Haltung Frankreichs, das sowohl Spanien nute:stützt, als auch neuerdings eine große Pressekam pagne zugunsten eines Sitzes sür Polen macht, ist sehr zweifel haft. Man ha! die lleberzengung. daß diese Propaganda zugun sten Polens amtlich inspiriert ist und daß Spanien nur Vorspann sür Frankreich leistet, um Pole ns Wünsche durchzudrücken. Nun tri!! aber noch ein dritter Großstaat plötzlich in Aklion. nämlich Ft a I i e n. — Spanien Hot!« sowohl aus der außerordent- lichcn Pö'kerbundsversammlung im März wie auch gelegentlich der Äomniissionstagung im Mai wiederholt erklären lassen, daß cs sich der Gewährung eines ständigen Ratssitzes an Deutschiand nicht widersetze» wolle. Ls liegen auch keinerlei Anzeichen dafür vor. daß diese Haliun., Spaniens sich geändert hat. und daß Spa nien etwa jetzt seine Zustimmung zum deutschen Natssitz von der Ersiiiiung seiner eigenen Wünsche abhängig machen wist. wie es seinerzeit leider Brasilien getan hat. Wenn »an Spanien ein Miedrea'.ttlebe-! dee Frage der Ratsjitze gewünscht ist, so kann eigentlich diese Krise den deutsche» Ratssitz nicht gesührde». das heißt, wenn die übrigen Großmächte sest bl eiben, und z n » ü ch s> ein m a l für den Eintritt Deutschlands energisch einttcicn. Aus der englischen Presse geht ja auch immer mehr hervor, daß die Regierung energisch gedrängt wird, sestzubleiben. und ein Teil der englischen Presle geht sogar so weit, von der Negierung zu fordern, lieber Spanien ganz fallen zu lasse», was an sind sür sich ja an-.h bedauert wird, als Deutschlands Eintritt gefährden zu Kassen. Denn eine nochmalige Verschiebung der A n s n a h m e würde sowohl für den Völkerbund, als auch für die Großstaaten und auch sür Deutschland uuerlräglich sein und es würde dann der Völkerbund in eine ernsthafte Krise ritttreten, deren Ende vorläufig noch nicht abzusehen wäre, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach de,, Zerfall des ganzen, mühsam zusam- mengebrachten Völkerbundes nach sich ziehen würde. Nun nimmt die Krise durch das Eiutrcic» Frankreichs fürPoien eine ganz neue Wendung. Dazu kommt noch, daß der s p a n i s ch e Anspruch aus einen ständigen Ratssitz der ita - l i e n i s ch e ii Unter st ü tz u » g nach dem italienisch-spanische n Frcuudschastsuerirag sicher ist. Mussolini hat seinerzeit bekanntlich sür den Vöikierbunds- rat eine» Plan ausgestellt, der dahin lautete: Sieben ständige Mit glieder, nämlich England, Frankreich, Italic», Japan, Deutsch land, Spanien »nd Brasilien, sechs oder sieben »ich,ständig« Mit glieder, nämlich Belgien, Holland, Rumänien, Polen und China und wahrscheinlich Argentinien und ein anderer südamerikani scher Staat. Dieser Plan bedeutete eine Erweiterung des R a tes, eine Erhöhung der ständigen Ratssitze um die bisher ab- gelehutcu Sitze Spaniens und Brasiliens. Da nach zuveriässigcn Nieldungen aus dem Völkerbunds sekretariat die Studienkommission, die am 30. August wieder zusammentritt. sich a» keine früheren Beschlüsse gebunden zu sich le» braucht, und die Ratssitzfrage von neuem vollständig ausge- railt ivii'd, so läuft mau natürlich Gefahr, daß dieser Pian Musso linis auch von neuem auftaucht. Ob es dann mögüch ist, die Be ratungen der Studienkommission so zu beschleunigen, daß z u in t>. September, wen» der Völkerbund wieder zusammentritt, die Ratssitzsrage vötiig geklärt ist, scheint »och sehr fraglich. lieber die Beurteilung, die die Lage der geforderten Rats sitz« sür Spanien und Polen gegenwärtig in Genf. Paris uno London findet, geben die folgenden Nieldungen ein Vi!c>: G-nf, 29. August. Die glatte und reibungslose Ausnahme Deutschlands wird hier für so sicher gehatte». daß man sie in Bergleute werden auf dem Lande mttergeöracht werden müssen Lloyd George hat einen großen Plan innerer Siedlung entworfen: Umwondlung gro ßer Teile des Luxuslandes (Park- und Iagdgründe) in 9! n tzland : Umwandlung der Privatpüchier in Staats- f Pächter: Ueöerwachung der Pächter in ihrer Wirtschaft und „Abmeierung" unfähiger und fauler Landwirte. Wenn dieser Plan auch nicht in allen Stücken den An sichten der Arbeiterpartei eittspricht, würde Lloyd George dennoch sicher ihre Unterstützung dafür gewinnen. Wie Poincar« wieder in Frankreich ausgetaucht ist. so könnte der alte Lloyd George auch in England noch einmal wiederkommeii, nicht durch die Khakimahlen, sondern im Gegenteil als r e f o r in b e f l i s s e n e r Arbeiter freund. Man mag den Mann aus Wales mit Recht als einen unsicheren Kantonisten betrachten, ihm häufigen politischen Gloubenswechset, eine beunruhigende Wan delbarkeit vorwerfen — er ist doch heute unbestreitbar der lebendigste englische Staatsmann, und das sichert ihm noch eine Rolle, unabhängig von d«'- vermorschen den und erstarrenden liberalen Bartai Sitzung, das bereits gedruckt ist. am 7. September, vormittags, in Aussicht genommen hat. Man rechnet damit, daß der Rat obwohl er die formelle Verleihung eines Ratssitzes an die deub sche Negierung erst nach der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund beschließen kann, i-m Lause seiner am 3. September beginnenden Tagung feststelien wird, daß keine Schwierigkeiten sür die Bewilligung eines ständigen Ratssitzes an die deutsche Regierung vorhanden sind <?>, da Brasilien an der Ratssitzung nicht tcilnehmen wird und der spanische Delegierte, wenn er anwesend sein sollte, für einen deutschen Ratssitz stimmen oder sich der Stimme enthalten dürste. Lenden, 20. August. „Times" berichtet aus Paris, es werde dort sür wes.nttich angesehen, daß eine Vereinbarung nnler einigen der Hauptmächte bezüglich der Znwminensetzung des Vöü-.erbuiidsraws vor der nächsten Tagung des Bundes in Gens erzielt wird. Die Frage der spanischen und pol nischen Ansprüche aus ständige Sitze ständen noch aus, und ein Kompromiß, werde gesucht. Es sei sehr ivahrscheinlich daß die d e n t i ch e Regierung vor der Genier Znsainmenknnit bezüglich der Haltung sondiert werden wird, die sie gegenüber solch einem uorgeschlagcnen Kompromiß annehmen würde, .wenn einmal Deutschland selbst Mitglied des Völkerbundes rml einem ständigen Ratssitz geworden ist. London, SO. August. Der Genfer Berichterstatter der „Mcrningpost" schreibt: Die Antwort des Ausschusses aus die spanische For derung nach einem ständige» Ratssitz wird eine kategorische Ablehnung sein, wonach Spanien sich zurückzichen oder ein Komvromiß aniiehmen muß. da Berlin gegen jede Vermeh rung der ständigen Ratssitze i:n gegenwärtigen Zeitpunkte ist. l?> Tie Anweisung der britischen Abordnung ist, wie cs heisst, „zuerst Deutschland", aber sie ist einem ständigen Sitz für Spa nien günstig, wenn Berlin dafür gewonnen werden kann. Die düWche Völker bimdsdelegakiop London, 20. August. (Drahtb.) Die britische Delegation für die bevorstehende Völker- bnndstagung wird wieder unter Führung des Außen ministers- Sir Austen Chamberlain stehen. Der Außenminister wird von den Mitgliedern der Völkerbunds- abteilnng des englischen Auswärtigen Amts und von seinem Privaisekretär begleitet 'ein. Lord Eccil wird London voraussichtlich am 28. August verlassen, um sich als Prä sident an den Arbeiten des BersassungSausschusses zu be teiligen. Die Mehrzahl der übrigen DelegativnSwttgleeder wird London am 31.' August verlassen. Vorläufig Muhe in Tanger Paris, 20. August. (Drahtb.) Wie and Langer gcmeloet wird, hat der Vertreter dec Sultans von Marokko, der sogenannte Mendub, die ein flußreichsten Marokkaner znsammeugernfe». »in mit ihrer Unterstützung die geplante Demonstratio» gegen die Polizei und die Franeng.sktzgkbnng zu verhindern. Die Zugänge zur Stadt werden bewacht, nno »nr mit Ausweisen ver sehene Kanstrntr können z»r Stadt gelange». Der aw"->ae Dag ist ruhig verlausen Die unglückliche Rolle Ehrhardts Die v o l !> s p a r t e i I i ch e „Kölnische Zeitung io endet sich in scharfer Weise gegen die Bestrebungen des Kapitäns Ehrhardt, eine Einheitsfront von der Deutschen Volks partei bis zu de» Teutschvälkischen zu bilden. Das Blatt schreibt: Eine solche Einhcitssront wäre durchaus erwünscht und zu er reichen. wen» Deulschiiatiouale und Deutschoölkische ihre bis herige unfruchtbare Opposition dem Staate als solchen gegenüber revidier n würden. Dafür bestehen aber bisher keinerlei An zeichen, und es ist deshalb eine sonder b nre Z u m u t u n g . das; die Deutsche Voikspartei ihre bisherige Zusammenarbeit mit anderen bürgerliche,i Parteien in der Regierung aufgeben und sich zum höheren Nutzen der rechts von ihr stehenden Oppositions parteien diesen anschtießen soll. Der Saulus des Kapp-Putsches ist noch immer nicht ein Paulus des bestehenden Staates gewor den. Die „Kölnische Zeitung weist ferner daraus hin, daß cs „besser gewesen wäre, wenn Kapitän Ehrhardt statt als Führer aufzutreten, sich auf seine u n g l ii ck l i ch e R o I l e im Kapp- Mlßch.. un .Pr.o,zeß gegen die Prinzessin Hohenlohe und aus das aeaen !bn anuiingia aemacbte Mcineidsversabrcn besonnen hätte." -cm provisorischen Programm Ser Tagesordnung der ersten