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.'1'h Sonntag, äen 18. Januar IS2S Nr. iS 20. Jahrgang hossener ist und Idlg .10 Ne ResimiU§MlMli mis MMg mWobeii. »ickau —. .. gr rn- »rkt Shl an lUb« ländische Not und Erniedrigung überhaupt fein Ver- ständnis haben! Sie wissen nichts von dem, ,wa» Ruhr und Rheinland leidet, wissen nicht» von dem, >vaS da» Tawesgutachren bedeutet, wissen nichts von der fluch würdigen, .niederträchtigen Lat, die uns jetzt in Köln wieder angetan worden ist. Und sie wissen leider auch nichts von dem, was innerpoltttsch im Lande geschieht, um das gewaltige Auflodern vaterländischen Zornes zu verhindern. Go wenig, wie sie die Sklavenketten füh len wollen, die wir als Volk im Weltganzen tragen, so wenig wollen sie fühlen, wie sie i!m.eigenen Lande belogen und betrogen werden. Wenn darum der 18. Januar noch eine Bedeutung al- deutscher Gedenktag haben soll, so wollen wir uns nicht mit der Trauer allein begnügen über Has, was verloren gegangen ist und wa» unterlassen wurde, son dern wir wollen ihn zu einem deutschen Bußtag erheben, zu einem Tag, an dem ins deutsche Volk hinaus ge schrien werden soll, werdet endlich andere, neue, deutsche mch ist >mg.fest, «ud-r», lrretn, .80 M. - M mehr. UN», v ». dr. Kelnhol- nicht Zinanzminister. Berlin, 17. Jan. Wie zu der Vertagung der Re gierungserklärung auf Montag infolge der Schwierig keiten bei den Verhandlungen Über die Besetzung wich tiger Ministerien gemeldet wird, hat der Reichskanzler Dr. Luther da- Reichsfinanzministerium dem sächsi schen Finanzminister Dir. Reinhold angeboten. Die Berufung Reinhold- sei jedoch an dem! Widerstande der demokratischen Fraktion gescheitert. Das B. T. will wissen, Dr. Luther beabsichtig« jetzt, ,den Ministerial direktor im Reich-ftnanzministerium Popttz an die Spitze des Ministeriums zu stellen. Aum Zoll Tirpktz. Berlin, 17. Jan. Die demokratisch« .Fraktion de« Reichstages hat gestern beschlossen, eine Interpellation einzubringen, die hauptsächlich veranlaßt worden ist durch die letzte Publikation von diplomatischen -Wien stücken durch.Großadmiral von Ttrpttz, und in der e» heißt: Welche Maßnahmen gedenkt die Reichsregierung zu ergreifen, um der unbefugten Veröffentlichung von amtlichen Aktenstücken, Dokumenten und Dtenstkorre- spondenzen durch ehemalige Reichsbeamte oder Offiziere entgegenzutreten. — Auch die sozialdemokratisch« Reichs« tagS'fraktion hat die Dokument« «Veröffentlichung des Admirals von Ttrpttz zum Gegenstand einer Interpella tion gemacht. ! dlectl- ltLexell- keit haben Vie die Geschäfte de- Reiches so geführt, daß Sie sich Anspruch au» den Dank de» gesamten deutschen Volkes erwarben. Ich weiß, daß Ihre schlichte Wesen», art äußere Ehrungen und TankeSbeweise ablehnt und sich mit dem Gefühl der für da- Vaterland getanen Pflicht genügt. E» ist mir aber dennoch ein aufrichti ge» Bedürfnis. Ihnen namens de« Reiche- Mr alle» ?u danken .was Sie in dieser Zeit geleistet und erreicht ... , ... haben und Sie zu bitten, stet» meiner herzlichsten Wün-. Die Grundzüge der Politik liegen Gr dir R« sch« versichert zu sein. Mit dem Ausdruck meiner aus- «her in den Irrgänger: der Pardeitattik laus gezeichneten HochschAtzuna bin ich Ahr sehr ergebener chenlang all« Versuchs tot, »im Negier»«» vankschrelben 0« stelchrprWenlen sn Marr Der Reichspräsident hat an den au» dem Amte scheidenden Reichskanzler Marr nachstehendes Schrei ben gerichtet r Hochverehrter Herr Reichskanzler! Mit aufrichtigem Bedauern hab« ich "tn Genehmigung Ihres. Abschieds gesuches Mit dem beifolgenden Erlaß Sie von dem Amt des Reichskanzlers entbunden. Las Jahr, während des sen Sie die Regierung de» Resche» geleitet haben, wär eine Zett ernster wirtschaftlicher und politischer Krisen und harter sorgenvoller Arbeit. Aber >diese Arbeit war nicht vergeblich. Sie brachte unserem Volke auf seinem Leidenswege zum ersten Male Besserung und Ersvlg auf wirtschaftlichem wie auf politischem Gebiet. Wie ich Ihnen schon am Reuiahrstag zum Ausdruck bringen konnte, haben Vie, Herr Reichskanzler, reichen Anteil an den erreichten Fortschritten. Mit ruhiger und de» Versailles vom 18. Januar 1871 und des Versail les vom 28. Juni 1920, dem Tage, an dem Deutsch land gezwungen wurde, den schmachvollsten Friedens vertrag zu unterzeichnen, der je au-gedacht worden ist, wirkt so niederschmetternd, d.aß man ein Recht hätte, hoffnungslos darüber zusammenzubrechen. Damals gab un- Bismarck die langersehnte deutsche Einigkeit, gab un» al» Volk und Staat Macht, Ruhm und einen unge ahnten Ausstieg. Der Versailler Friedensschluß aber Vervollkommnete unseren beginnenden inneren Zerfall und unsere Uneinigkeit katastrophal, gab uns verhängnis volle Regierungskrisen in Permanenz, und eine sich da mit steigernde Regierungsschwäche, gab uv» al» Volk und Staat Ohnmacht, Schmach und einen geradezu er schütternden sittlichen Niedergang! — Ja, eS wäre nicht mehr als recht und billig, wenn wir am 18. Januar unsere Gebäude halbmast flaggen würden, und die Glok- , ken im Lande Trauer läuten ließen! Aber schlimmer, tausendmal schlimmer als diese Erkenntnis ist da- an- Menschen, kommt zur Einsicht, .stellt die eigene« A«tem essen gegenüber den Vvlksintemssen zurück, *tue «S, deutscher Edelmann, der du soviel für Deutschland schon geleistet hast, und tue e», deutscher Arbeiter, ohne dessen Mitwirkung eine neue deutsche Zukunft nicht denkbar ist, tut es ihr, die ihr lehrt, und tut es ihr, die ihr lewW tut es Mann und Frau, jung und alt ohne Unterschied es geht doch um euer aller, aller Leben und WoHl und Zukunst! Sie werden euch mit Versprechungen zu Hes seln suchen, die hier im Lande un» Deutschen da»Deutsch» sein-wollen abgewöhnen möchten, und sie werde» G Paris und London und Nom die Köpf« zusammenstecke«, wenn wir erst einmal wieder einig sind und de« Feinds« die Stirne löteten. Aber gegen ein einige» deutsche» Deutschland werden auf die Dauer die Feind« draußen und drinnen nicht» auSrtchten Vinnen. Darum laß di» Deutschland deinen 18. Januar zum vaterländische« Bußtag werden und stelle dich an chn und für »lle AM kunkt unter da» Wort .^Deutsch und treu, fuvchcko- emd s«»'- ?l! I U 1 Var Kabinett Orr parlamemsMen vem-nenbelt. von Dr. Kül» M d. «. Als im Frankreich des dritten Napoleon sich der Uebergang vom Kaisertum zur Republik unter ähnliches historischen Begleitumständen vollzog wie hei u«S iM November 1918, da war auch die jung« französisch« Republik lang« Jahr« hindurch der Schauplatz inner- politischer Ratlosigkeit und ZerfährercheU, WM vtt «W brauch an Ministerien in den ersten zehn Jahre» VW ebenso stark wie das unfruchtbar« parlamentarisch« Trei ben der politischen Parteien. Auch, sonst ähnelt di« Entwicklung der jungen französischen Republik bi» in ' i viele Einzelheiten hinein dem Gang der Dinge in dch»/ Nachrevolutionären Deutschland. Ein MilderMtSSgrunp/ für diese Mißerscheinungen steht dabetlU'N» ^N Deutsch land zur Sette, den Frankreich nichts h«st. Da» ge schlagene Frankreich wurde von seinen ^«deutschen Krvegtz. gegner Mit vollendeter Ritterlichkeit beyaodelt. Kein/von außen her «»drängender brutale« VemichtungSwtlle / griff lähmend in die innere Entwicklung Frankreich» ein? im Gegenteil, die Außenwelt bemühte,, sich fdom ersten Tage an, Frankreich zu helfen. Ganz aVder» hei un». Fünf Jahre lang jagt« ein Gewaltakt dem ander», bis der Ruhreinbruch Staatshaushalt und Ainanzwirt- schaft vernichtete. Alle Versuche der jungen deutschen / Republik, sich innerlich zu festigen, fanden die stärksten Hemmungen in.außenpolitisch^ WcchnsinnStaten unse rer Feind«. Und während einst da- vorbildliche Ver halten der deutschen Besatzungtruppen t« Frankreich s» dem alten Thier» leicht macht«, «ine Polst« der Mäßi gung zU treiben, haben der französische Imperialismus und Militarismus mit ihren Sanktionen und ihren wi derlichen Ausschreitungen gegen Deutschland und tM be setzten deutschen Gebiete eine politische SeeWnsttMmung im deutschen Volle geschaffen, di« bi- zum heutigen Tag den besonnenen politischen Strömungen in Deutschland ihre Arbeit unsagbar schwer gemacht haben. So wenig man diese außenpolitische Bedingtheit unserer trüben innerpolitischen Zustände verkennen soll, so verkehrt wäre es doch, die gegenwärtig« Unfruchtbar keit und 'Verworrenheit unsere« parlamentarische- Ver hältnisse allein und ausschließlich auf diese» Konto zu setzen. Die Schuld liegt in erheblichem Umfange bei un« selbst. Wir haben zwar alle den ehrlichen Wille«, an» dem Elend herauSzulommen, in da- uns per verlorene Krieg gestürzt hat, aber bet aller unserer Arbeit trium phiert die äußere politische Organisation in ihre» partei politischen Differenzierung über di« gemeinsame« großen Ziele. Niemals ist das so deutlich geworden, wie bet der jetzigen Tragikomödie her Reichstag-Neuwahl »nd der Regierungsbildung. Ein» Regierungsbildung, dis starke äußenpolitische Ersvlg«, die jm entscheidenden Augenblick eine starke parlamentarische Mehrheit Hinte« sich gehabt hätte, schritt zur Auflösung de- Parlament-, weil sie au» einer in ihrem eigenen Schoße entstandenen partettaktlschen Krisis keinen anderen Ausweg wußte. Das Volk billigt bet den Wahlen Pt« bisherige Politik der Regierung, aber au» partettaktischen Gründe» dankt dies« Regierung ab. „Abdankvn heißt, sich verurteilen, sich selbst ein Unfähigkettszeugni» auSsteller " " nur annehmbar bet Greisen und bet Wut Die Grundzüge d«r Politik lieg«» Gr die Reai gezeichneten Hochs-Atzung bin ich Ahr sehr ergebener chenlang alleHsuche top, «im N«gi»ru«a z gez, Gb« rt. > bringen Draußen gack drinnen drängt alM «aterMnvtfGe Gedanken zum iS. Sanna». Man könnte heute geneigt sein, den 18. Januar zu i dere, di« Schande, daß haufenweise Deutsch« in unserem einem nationalen Trauertag zu erheben. Der Vergleich! deutschen Vaterland« leben, die für alle diese Vater- Mer Tageblatt D?------ Anzeiger für bas Erzgebirge ««üsmmm», ««»»blatt Nu.,r,g,dirg». Enthalten- -le amtliche« vekanntmachungen -s- Nate» -er Sta-r««- -SS Fmtsgerlchts Aue. flut Let-W, a».iSS- Berlin, 16. Jan. Die für die heutige Reichstags sitzung vorgesehene Abgabe einer Erklärung der neuen Reichsregierung ist aut Montag sechs Uhr vertagt worden, da unerwarteterweise die Verhandlungen über die Besetzung svichttger Ministerien, insbesondere .des ReichSftnanz- und des.RetchSüstizmintsteriumS noch nicht abgeschlossen werden konnten. Die Bemühungen des neuen Reichskanzlers Dr. L u- ther, sein Kabinett zu vervollständigen, haben bis her noch keinen Erfolg gehabt. Auch OberlandeStzerichts- rat Schumacher hat die Uebernahme de» .ihm ange botenen ReichSjustizministeriumS abgelehnt. Nun soll Staatssekretär Joel mit der Leitung dieses Ressort» wei ter betraut werden, das er schon während der letzten Zett des Kabinetts Marx verwaltet hat. TaS Reichsmi nisterium der besetzten Gebiete, dessen Leitung Oberlan- deSgerichtsrat Schumacher mit übernehmen sollte, wird, wie bisher, nicht selbständig besetzt werden. Es sind also augenblicklich noch drei Ministerposten frei und vier Ressorts, nämlich die der Finanzen, .der Justiz, de- Verkehrs und der besetzten Gebiete^ un besetzt. Serlkner pressestkmmen. Während die Berliner Linkspresse he« ^Derlegen- heitslösung, die das Kabinett Luther darstellt, scharf oppositionell entgegentrttt, tzeigt sich die Recht», presse befriedigt und sieht sie als eine Etappe zu dem.von der Rechten erstrebten „staatsbürgerlichen Ka binett" an. Doch fehlt eS auch hier nicht an ablehnen den Stimmen. So schließt die „Deutsche Zeitung" ihre Betrachtungen mit folgendem Sah : „Alles in allem: Parlamentarisch Herrn Wirch ausgeliefert, innenpoli tisch gegen Schering machtlos, außenpolitisch von Mre- semann geführt. Me wahren Herren de» Kabinetts sind die Gegner des nationalen Deutschlands." Steht man von dieser ultraradikalen Recht-stimme ab, so zeigt die übrige deutschnattonale und die Presse der Deutschen Volk-Partei Befriedigung, wobei sie sich wohl nur au» taktischen Gründen hütet, dem ersten ausgesprochenen Rechtskabinett Vorschußlorbeeren /u erteilen. In der gesamten Rechtspresse wird zum..Ausdruck gebracht, daß diese Stabilität solang« unmöglich ist, als nicht in Preußen eine Regierung bestellt, di« von denselben Grundsätzen geleitet wird, al- im Reich. Die „Kreuzzeituny" stellt diese Homogenität .zwischen Preußen und dem Resch al» das nächste Ziel hin, da erreicht werden muß. Die „Zeit", das Organ Ttrese- mann», meint, das Kabinett Sucher sei ein Kabinett der Staatsbejahung, denn das Kabinett bedeute ein« , . — Zusammenfassung her bürgerlichen Kräfte, sicherer Hand, gestützt auf reich« politische Erfahrung, die den Staat betahen und an ihm Mitarbeiten ivollen. und unter Einschn^Mrer lauteren^ersönli«^ Man könnte es al- einen Erwlg der Konsolidierung auch des republikanischen Gedankens anfshen, daß Parteien an diesem republikanischen Deutschland mit- arlieiten. die grundsätzlich nichr auf dem Boden repu blikanischer Anschauungen stehen, die aber erkennen, daß anders al» auf dieser Grundlage unter Zusammenfassung aller Kräfte ein Wiederaufbau leisten Erfolg verspricht. Man wird wenig verstehen, daß die Deutsche Volk-Partei, die aHetn die Regterung Marx gestürzt hat, durch chr Hauptorgan jetzt erklären läßt, daß da- yeue Reichs- kabinett in vielen, w«nn nicht in den meist«« Fragen den Fahnen de» früheren Kabinett» folgen wird.