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Nummer 23 — 23. Aayrgang ömal wüch. Bezugspreis für April 3.00 Ml, «insch». Sestellgew. Anzeigenpreis«: Die Igesp. Petitzeile »ü^. Stellengesuche S« L. Die Petitrelrlamezeile. 8S Mill,. meter breit. 1 ^l. Offertengebükren für Selbstabholer SO L. bei Uebersenüung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 1V L, Sonntags-Nr. 15 I. Beschästiicher Teil: Artur Lenz in Dresden. SiickMe Sonnabend, den 23.Npril 192) Im Falle höherer Gewalt erlischt setze Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenaufträgen u. Leistung v Schadenersatz. Für undeutl. u. tz. Fern, ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver. antwortung. Unverlangt eingesandle u m. Rückport« nicht versehene Manuskripte wero. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags. Hauptschrlftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden volfszmuna «kschiiftSstelle, Druck und «erlag- Saronln. «nchdrmkerel GmbH., DreSden-A. I. Pölierslratze 17. Fernruf LI0I2. Postscheckkonto: Nonkurk-oerwatter lkleemnnn, Dresden «VW. Für christliche Politik un» Kultur Redaktion de» Sächsische» «olkSzettuna Dresden-Atistadt l. Potte, strof-.c 17. Fernruf 2M1I und rwl2. Die Finanzkrise in Japan Die Banken auf zwei Tage geschloffen — Folgen -er wirtschaftlichen Auswirkungen -es Krieges — Japans Jnlereffe an China Ungarn un- -er Vatikan Zu Bethlens Besuch in Rom. Aus Rom wird uns von einem besonderen Mit arbeiter geschrieben: Der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Bethlen bei Papst Pius XI. und beim Staatssekretär Kardinal Gasparri hat die außer römische Presse, wie die Mailänder und Türmer, viel stärker beschäftigt als die römische. Es sind eine Reihe von Deutungen und Kombinationen gegeben worden, auf welche kirchenpolitischen Dinge die Unterredung der hohen Persönlichkeiten sich erstreckt haben soll, aber sie müssen nur Hypothesen bleiben, da an keiner Stelle ein Wort über die Gespräche im Vatikan bekanntgegeben wurde. Man erklärt ungarischerseits den Besuch des Grasen Bethlen als einen Akt der Höflichkeit. In Ungarn ist das Verhältnis des Staates zur römischen Kirche anders, als das der Nachbarstaaten R u- mänien und Jugoslawien. In diesen erwachsen den schon vorgeschrittenen Konkordatsverhand lungen stets neue Schwierigkeiten, über die man in .Ungarn stets einvernehmlich hinwegkommt; die guten Beziehungen Ungarns zu Nom wurden dadurch erneuert, daß mit dem Untergang der Monarchie und damit nach dem Hinfall des alten Konkordates von 1855 schon im Jahre 1l>20 eine eigene ungarische Vertre tung beim Vatikan geschaffen wurde. Graf Bethlen. wie der Reichsverweser Horthy evangeli schen Glaubens, war persönlich im Juli 1923 im Vatikan, um für die Verleihung des ihm „als Zeichen der päpst lichen Hochachtung für die Person des Beliehenen" gege benen Großkreuzes des Piusordens zu danken. Gegen sätze. wie sie sich bei der zum apostolischen Administrator für Kalocz erfolgten Ernennung des Fünskirchner Bi schofs Zichn ergeben hatten, sind beigelegt worden und über die Auffassung der Fortdauer der o,n den Träger der St. Stefans-Krone gebundenen Patronatsrechte, die von magyarischer Seite vertreten wurde, obwohl mit der Dynastie auch der Träger der Krone abging, siegte die banonische Auffassung des Vatikans. Kirchliche Ernen nungen werden in gegenseitigem Einvernehmen oder, wie bei den Administratoren, unmittelbar von Rom aus voll zogen. Der Zustand der kirchlichen Dinge in Ungarn ist oll ne die drängende Aktualität schwebender Fragen, wie eiiva in Rumänien oder Jugoslawien, wenn auch die Frage der K i r ch e n v e r w a l t u n g noch offen ist. Ätan weiß, daß mit den großen Gebietsabtrennungen, die Ungarn im Trianonvertrag anserlegt wurde», die kirchliche Verwaltung des Landes schwer gestört wurde. Da nach kanonischem Recht die bischöfliche Jurisdiktion auch über abgetrenute Gebiete der Diözesen geht, über nahmen apostolische Vikare die kirchliche Verwaltung in den anderer Staatszngehörigkeit zugesallenen Gebieten, wie es auch die Bischöfe der neuen Staaten ihrerseits Ungarn gegenüber taten. Eine starke politische Bewe gung setzte aber bald gegen die lingarischen Vikare ein. die irredentistischer Betätigung gezielt» und von Nom aus durch apostolische Administratoren ersetzt wurden und dann provisorisch in den politisch geteilten Gebieten ihr Amt ausiwhmen, für das sie eine spezielle Investitur vom Heiligen Stuhl empfingen. So wurden die Diözesen -in ihrem Kirchlichen Zusammenhang erhalten. Aber aas ungarischem Gebiet bliel>en die Mkare der Auslands staaten, ausgenommen in den Diözesen von Dperjes und Munkacz mit griechisch-orientalischen, Ritus, die einen apostolischen Administrator bekamen. Diese kirchlichen Verivaltungsfragen Ungarns gehen so in die Gebiete anderer Staaten hüvüber und können nicht ohne politische Verhandlungen mit denselben gelöst werden, was ihre Behandlung kompliziert. Konkordals- verhandlungen, wie die etwa von Rumänien und Jugo slawien mit Rom, werden auf diese ungarische» kirch lichen Einschläge in ihr Gebiet Rücksicht zu nehmen ha ben, zumal die Katholiken beider Staaten vielfach Ma gyaren sind. Auch Besitzfragen der katholisrl)en Kirrlze in Ungarn griffen in andere Nachbarstaaten über, ivo, wie zum Beispiel in der Tschechoslowakei, alle Diözesan- güter, die der Kapitel, der Seminare und Orden, seque striert oder, wie in Rumänien, von der Bodenreform mit- vetroffen wurden. So hängen die ungarischen Kirchen fragen enge mit politischen der Nachfolgestaaten zu sammen. Ob aber und wie weit bei den, Besuclze des Grasen Bethlen im Vatikan diese Fragen zur Erörterung kamen, ist mangels einer positiven Aeußerung darüber nicht zu behaupten; authentische Informationen weisen auf das Gegenteil. In noch größerem Maße gilt das von der Ko tig sfr age, in der der Vatikan keinesfalls srgendeZne politische Haltung präjudi- Tokio, 22. April. Die Zeitung „Asähi Dhimbun" glaubt aus guter Quelle Mitteilen zu können, das; eine Anzahl Banken und die wichtigsten Clearinghäuser morgen für zwei Tage ihre Betriebe schließen werden. Gleichzeitig werde der Staatsrat über die Frage eines fünftägigen Moratoriums beraten. Fenier werde für die nächsten Tage eine Sondersitzung des Parlaments ei »berufen werden. Gestern hat in Kobe die bedeutende Ingo-Bank mit etwa 30ü Millionen Aen Depositen die Zahlungen eingestellt. Wettere Zusammenbrüche werden als wahrscheinlich angesehen. Neuyork, 22. April. In Wallstreet ist das Gerücht verbrei tet, datz der japanische Finanzminister angeordnet hat. daß sämt liche Banken, von Mitternacht an gerechnet, aus zwei Tage ge- schiossen z» halten sind. * Di« Bankkris« in Japan ist ein äußeres Zeiäpui der star ken wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in die das Land während der letzten Jahre geraten ist. Im Kriege hatte vor allem die japanische Industrie einen geivaltigen Aufschwung genommen. Ganze Industriezweige, die bis.dahin überhaupt nach nicht ausgebildet waren, wurden unter dem Schutze der Kriegs- Konjunktur eingeführt. Diese Industrien vermochten den von Jahr zu Jahr steigenden Bevölkerungszuwachs fast restlos aus zunehmen. Mit Kriegsende hat sich dieses Bild völlig geändert. Die neu entstandenen Industrien können mit denen Eliropas und Amerikas vielfach nicht konkurrieren. Der japanische Markt ist durch Zölle geschützt, aber selbst die Zailschraube» werden überwunden. Eine Exportmöglichkeit bestehr sür die Mehrzahl der neu entstandenen Industriezweigen nicht. Betrie'bseinstellun- gen und Arbeitslosigkeit sind daher während der letzten Jahre in Japan an der Tagesordnung. Hinzu kommt noch die Wir kung der gewaltigen Naturkatastrophen, durch die eine Reihe großer Städte von Grund auf zerstört wurde. Die Regierung Hai aber darüber gewacht, das; diese Vor gänge die W ä h r n » g n ! ch terschüttert haben. Im Gegen satz zu den Inflationsländern zeigt sich daher in Japan die Er scheinung. das; die Banken mit in erster Linie die Last der wirtschasttichen Krise ,;» tragen Haben. Die Negierung hat bis her die in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Banken durch die Bank von Japan subventionieren lassen. Diese Unterstützung hat nun aber in den letzten Wachen das Blas; des Erträglichen überschritten, sodas; der Kronrat zum ersten Male in einem neuen Falle (dem der Taiwan-Mink) die Unterstützung abgelehnt h-.it. Die Regierung ist daraufhin, wie wir gemeldet haben, zuritck- getreten. Die neue Regierung will nun offenbar mit der Sub- ventionspalittk Schluß machen. Die Folge ist eine Börsen- pa n i k , die außerordentliche Ntaßnahme» nolivendig zu machen scheint. Diese ivirtsä>aktiicl>en Schmierigkeiten erklären auch das starke I » teres s e. das Japan an den Ereignissen in Chi na nimmt. Das ungcl^ure, fast rein agrarische chinesische Reich ist für Japans Industrie der gegebene Absatzmarkt. Japan hat daher ein Interesse daran, daß in China solche Machthaber regie ren, die dem japanischen Handel freundlich gegrnüberslel^n oder — ivie Tschanglsolin das tut - ihn vor dem Handel anderer Länder beoorzngen, zieren wird, weil jeder König von Ungarn — wer es auch sei — eben apostolischer König bleiben werde, da her Persvnalfrageii innerhalb der ungarischen Politik bleibeit, mit denen der Vatikan nichts zu schaffen haben will. Parlamenisresornr Die Vorschläge des Reichstagspräsident««,. Uebcr die schon so oft erörterte Frage der ^iarlainents- resor», hat sich auch jetzt wieder der von schwerer Krankheit ge nesene Reichstagspräsident Paul Loebe geäußert. Mit Recht bezeichnet er die Art. wie bisher die ..Debatten" in, Plenum sich abspielte», namentlich die oft wlederkehrenden abgelesen«« Reden, als den Tod jedes wirklichen parlamentarischen Kamp- ses. Loebe l>at zur Behebung der Rlänget schon früher die Zu lassung non Z w i schens rage >, mit Zustimmung de» jeiveili- gen Redners «ngervgi. Mit ganz wenigen Ausnahme», die sich allerdings außerordentlich bslvährt Heck«,,, hat dieser Gedanke Der Machtkampf in Südchina London. 22. April. Das Verhältnis der beiden Regierungen von Nanking und Han kau ist noch immer ungeklärt. Der Außenminister der Nankingregierung erklärte nach seiner Rückkehr von der Konferenz in Nanking nach Schangl>ai einem englischen Presse vertreter gegenüber, daß er einen Bruch zwischen den Nankinger und Hankauer Truppen nicht erwarte. Er glaube, daß sich die Kantoneser Truppen in den Provinzen Honan, Hupeh und Kl») ongsu Tschangkaischek freiwillig anschlietzen würden. Zu der Frage, ob die Nationalisten zwei nebeneinander arbeitende Regie- rungen schaffen würden, erklärte er, daß die Hankauer Poli tiker durch das Zentral-Kontrollkomitee auf Gruick der gegen sie erhobenen Anklagen abgesetzt worden seien. ÄbM- setzt worden ist der Finanz-, der Justiz- und der Berkehrsmini, ster. Die neue Regierung Hot de» übrigen Ministern empfohlen, ihre Stellungnahme zu erklären. Wenn sie sich als Gegner de» Kommunismus bezeichnen, so könnten sie in die neue Regierung ausgenommen werden. Inzwischen ist in Nanking ein Vollzugs, ausschuß ernannt worden. Es wird erklärt, ivenn die Behör- den in Hankau der Kontrolle Nankings zustimmen, so werde Tschangkaischek versuchen, den Bruch freundschaftlich zu heile». Wenn jedoch Widerstand erfolge, würden Zwangsmaßnahmen angewandt werden. Es wird angenommen, „da Nanking jetzt die d« sa c t o - R e g i e r u n g ist", die Mächte ihre Note der Nankinger Negierung überreichen werden. Das nationalistische Haupt quartier sagt voraus, daß di« Negierung sofort allen Forderungen Nachkommen werde, da sie wenigstens für den Augenblick nicht beabsichtige, irgendwelche Schwierigkeiten mit den Mächten zu riskieren. Nach einer Nieldung der „Times" aus Peking wird berich tet. daß große Truppenkörper auf dem Jangtse von Hankau nach Wuhu befördert wenden, um General Tschangkaischek anzu greifen. Tschangkaischek erklärt, daß er KOil tzM Mann unter sei- nein Beiehl habe »nd auf alles vorbereiiet sei. Der Fel-zug gegen Tschnngr?olin London, 22. April. Der Pekinger Korrespondeiir oec „Daily Mail" berichtet: Trotz der Versicherung Tschaugrsotius. das; er Nvrdchina be herrschen- könne, ist man der Ansicht, das; mehr Truppe!« not wendig jem werden, un, die Verbindungen nach der See zu schützen. Sollte Tientsin von der Lee her snrch die Kan» toucsea izenommen werden, so würde Peking vollständig a.«- geschnittk« sein Man rechne« in Peking damit, daß Tscknngkaischek trotz seiner Auseinandersetzungen ml« »er Regierung In Hankau den Frldgng gegen Tschanglsolin fortsetzen wirb. Tschangkaischek hat znnächst mit einer I i> WO-Maun-Arme«'- gruppe den Angriff aus die Stellung des Generals Tschang- tichnutschang bei Tichangtichau ausipnivuimen. — Anderer seits gehr» in Pesuig Gerüchte, wonach ein KomproiM; zwischen den; Süden und Norden bevorsteht. Die Grund lage des Kompromisses in den Verhandlungen Tschangkai- sch.'ks mir der Nordregierung soll die Annahme der demo kratischen Prinzipien Sunyatsens sein. Ferner kill Dchingt- solin zugunsten seines Sohnes abdanlen. freilich bisher keine Gegenliebe gesunden. Loebe sieht nunmehr in der i » n e re n E r n e ue r u n g der Parlamente, insbesondere aber des Reichstages bas wichtigste Problem der Reform. Was praktisch durchzusühren wäre, sol! in den nächsten Monate», in denen ja nach rechtzeitiger Erledigung des Reichshousbaltes ohne hin eine Entlastung eintriit. angefaßt nierden. Loebe meint, daß die R atio n alisie r u » gde r Arbeitsweise des Reichs tages sich ohnehin als unvermeidbar herausstelle» werde, wenn dieser Reichstag das große Werk der Ttrasrechtsresorm vollende» und mit einem Standard-Werk der deutschen Gesetzgebung seine Arbeit krönen will. Antrittsbesuch des Reichsinnenministers in Mtüuhen. Der Reichsinneninini>ster von Keudell wird am Sonnabend der lxig- rischen Regierung seinen Antrittsbesuch machen. Hagenberg Alcfsichtsratsvor,ätzender der Ufa. Der neu«. Auffichisrat'der Ufa wählte in seiner ersten Sitzung den Gehei men Fiuanzrai Dr. Alfred Hu,;p>»berg znm Vorsitzenden »mg den Direktor der Dsutsclß'n Baak Dr. von Stauß znm zweiten Vor sitzenden.