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WSchinMch «akime» dr«i ?!»»»»»». PrSnum>ri»wn«-Preis 22j Lilkergr. (j THU.) vienrü-ikrUch, Z Lhlr. tu, tos ganze Jahr, odne ErhShnng, in gNr» Tbeii!» der Preußisch!» Monarchie. M agazin für die Pr.n,u>u.'rat'0'i,n werdti, pon jeder Buchhandlung (m Berlin der Veit u. ^.oin p., uägerstratzc 9Lr. 25), so wie von all^n Königl. Post Aenttern, angenonrmen. L; itcratur dcs Auslandes. 1SI. Berlin, Dienstag den 17. Dezember 1844. Nord-Amerika. Neligions-Zustände in den Vereinigten Staaten. Sektirer, Mormonen und Atheisten. In Hamburg ist unter dem Titel- „Beiträge zur Charakteristik der Ver einigten Staaten von Nord-Amerika", von vr. Wilhelm Grisson, ein recht gutes Buch erschienen. Die Einleitung des Buchs ist zunächst für Aus- wandcrungslustige geschrieben, denen sie zur Würdigung des Spruches ver hilft: Bleibe im Lande und nähre dich redlich! Gleichwohl ist der Verfasser ein Freund der Amerikaner; er weiß, so lieb ihm auch das deutsche Vater land ist, die Vorzüge des fremden Landes ebenfalls zu würdigen, und die Schilderung, die er unter Anderem von der Stadt New-Jork giedt, ist eine der malerischsten und lieblichsten, die wir irgendwo gelesen. Auch ist er mit den Verfassungen der einzelnen Staaten eben so bekannt, wie mit der Orga nisation der Bundesregierung, so daß wir in dem Buche über die Nechts- zustände eben so wie über den Handel, die Marine und das Heer der mäch tigen Republik eine genügendere Auskunft finden, als in irgend einem deutschen Reisewerke, das unS bisher über den Gegenstand Vorgelegen. Am anziehendsten verbreitet sich der Verfasser über die religiösen Zustände, ein Thema, das allerdings in Nord-Amerika, wo sich der Staat auf keinerlei Weise weder in die inneren Uederzcugungen der Einzelnen noch in die äußer lichen Gestaltungen des Kirchenwesens einmischt, ein sehr weites Feld dar- bietet. Natürlich giebt cs unter diesen Umständen eine ungeheure Zahl von kirchlichen Verbrüderungen, die oft nur in geringfügigen Glaubenssätzen von einander abweichen und so zahlreich sind, daß sie wohl noch in keiner amerika nischen Statistik vollständig aufgezählt worden. Die am meisten verbreitete Sekte ist die der Baptisten, die etwa Millionen Seelen in den verschiedenen Staaten der Union zählen und ihren Unterabthcilungen nach in kre« will Uaptisls, «Ione «ommunion Ij»pti8t8, SsbbkUlmrians n. s. w. zerfallen. Alle treffen in dem Einen Punkte zusammen, daß das Sakrament der Taufe nur an Erwachsenen, welche die Bedeutung dieser Handlung schon zu würdigen im Stande sind, vollzogen werden dürfe. Auch wird in der Regel diese Handlung nur durch Untertauchen in fließendes Wasser vorgeuvmmen, wobei es niemals an zahlreichen Zuschauern und in der Regel auch nicht an kleinen Skandalen fehlt. Den Baptisten an Zahl am nächsten kommen die Methodisten, deren Stifter bekanntlich John Wcslep in England war, und die unter allen Sekten die eifrigsten in Verbreitung ihrer Lehre sind. Sie zeichnen sich eben so sehr durch das im Ganzen Vernunft- und Schriftgemäße ihrer Lehre, als durch die Abenteuerlichkeit und Heftigkeit ihrer kirchlichen Erscheinung aus. Da ihre Prediger immer wandern und ihre Plätze stets wechseln müssen, so bleibt ein Geistlicher mit seiner Gemeinde nie länger als höchstens zwei Jahre in Verbindung, wodurch allerdings ein überwiegender Einfluß desselben verhindert wird, wozu noch kömmt, daß die Geistlichen sehr schlecht besoldet werden. An der Spitze der Methodisten.Gemeinden steht die aus Bischöfen und Deputirten zusammengesetzte „Gcncralkonfercnz", gegen deren Entscheidungen keine Ap pellation möglich ist. Die Zahl ihrer Mitglieder beträgt ungefähr Z Millionen und ist stets im Wachsen begriffen. Von diesen kpi->eopifl N«ckoüi8t8 hat sich seit einigen Jahren eine die Autorität der Bischöfe nicht anerkennende Ab- theilung, unter dem Namen Protestant Uetlloäisrs, getrennt, die jetzt etwa 100,000 Mitglieder zählt. Die Presbyterianer nehmen in Bezug auf Verbreitung die nächste Stelle ein; sie zählen nämlich fast 2j Millionen. In Amerika zeichnet sich diese Sekte, nach dcs Vers. Darstellung, durch die Schroffheit ihrer Lehr und Glaubenssätze, durch Aberglauben und Intoleranz aus. Am zahlreichsten sind sie in den Neu-England-Staaten. Die Katholiken zählen ungefähr 800,000 Glaubensgenossen, sind vcr- hältnißmäßig duldsam, und ihre Geistlichen zeichnen sich durch unermüdliche VcrufStreue in den meisten Fällen ans. Die Episkopalen (Anglikaner) mögen sich an Zahl auf 000,000 bc- laufen. Unter ihren Geistlichen finden sich Männer von großem Talent und gründlicher Gelehrsamkeit. Von ungefähr gleicher Anzahl find die Universalisten. Diese be kämpfen die Ewigkeit der Höllcnstrafen und nehmen an, daß alle Menschen ohne Ausnahme früher oder später zur Seligkeit gelangen. Der Holländisch, und Deutsch-Reformirten giebt cS ungefähr eine Million, und zwar vorzüglich in New-Jork und den nordöstlichen Staaten überhaupt. In der genannten Stadt leben sie jedoch in großem Zwiespalt unter einander. Der Unitaricr, welche die Lehre von der Dreieinigkeit verwerfen, giebt es ungefähr 180,000, deren Hauptsitz Boston ist; der Quäker oder „Freunde", wie sie sich selbst nennen, nahe an 100,000, und zwar meistens in Pcnnsylvanien. Die Zahl der in der Union lebenden Juden wird in dem Buche nicht angegeben. Nach dieser Uebcrsicht der hauptsächlichsten Konfessionen und Sekten in den Vereinigten Staaten wollen wir dem Verfasser in eine Schilderung folgen, die er uns von einigen neu entstandenen Sekten giebt, unter denen die Mor monen bereits früher in diesen Blättern ausführlich erwähnt worden, doch erfahren wir hier das Neueste über das Schicksal ihres Stifters. „Allen GlaubenSverfolgungen", sagt Herr l)r. Grisson, „allen politischen Vorzügen oder Nachtheilen eines oder des anderen religiösen Dogma's, allen religiösen Verketzerungen wurde bereits in den ersten Sitzungen dcs amerikanischen Kon gresses auf immer der Stab gebrochen, und in der Constitution der Bereinig ten Staaten ist ausdrücklich und bestimmt festgesetzt, daß in politischer Hinsicht nimmer ein Unterschied zwischen den verschiedenen Religions-Parteien aner kannt werden solle. So herrscht denn jetzt in Nord-Amerika die allcrunbe- dingteste Glaubensfreiheit. Täglich springen neue Sekten in das Leben, ost die abenteuerlichsten Lehren predigend, und alte Sekten verschwinden. Der Staat kümmert sich um sie und ihr oft sehr albernes Treiben gar nicht, und nur, wenn im Gefolge desselben öffentlicher Skandal, öffentliche Ruhestörung auftritt, schreitet die StaatS-Polizei verbietend oder strafend ein, aber auch dann nur in Bezug aus den einzelnen Fall der Ruhestörung oder dcs Skan dals, das Uebrigc ganz auf sich beruhen lassend. „Ein solcher Fall trug sich unter Anderein im Staate New-Jork zu. Die Prediger einer religiösen Sekte, von welcher cs vorzugsweise bekannt ist, daß sie durch Theaterstreiche aller Art auf die leicht erregbare Phantasie ihrer An- Hänger zu wirken und durch dieselben Mittel erfolgreich sich Proselyten zu machen sucht, hatten in einer angcnehmcn, von einem Flüßchen durchschnittenen Gegend eine religiöse Versammlung veranstaltet. Hier bearbeiteten sie die gläubige Menge mehrere Tage und Nächte hindurch, bald mit salbungsvollen Ermahnungen, bald mit donnernden Strafreden, paukten auf die Gewissen der Unbußsertigen fort und schilderten die Hölle in allen ihren Lokalitäten, den cigenthümlich dort herrschenden Gebräuchen, den gräßlichen daselbst über Sünder verhängten Strafen so genau und bestimmt, daß die Zuhörer fast zu der Neberzcugung kommen mußte», die beredten Herren hätten selbst einst eine Reise durch die höllischen Regionen gemacht. Um aber ihren Zuhörern jeden Zweifel an ihren Darstellungen zu benehmen, verkündeten sic mit großer Emphase, daß, auf ihr inbrünstiges Flehen Geister einer höheren Ordnung, Engel des Lichts sich herablaffcn würden, sichtbarlich dcn Gläubigen zu er scheinen, um das, was sie, die Diener des Herrn, gesprochen, vollkommen zu bestätigen. Und wunderbar, kaum war dieses Wort der Verkündigung ihren Lippen entflohen, siehe! da schwebten aus dem das jenseitige Ufer des Flusses bekränzenden Wäldchen plötzlich zwei Bewohner der ankeren Welt hervor, ge- kleidet in lichte, wallende Gewänder, versehen mit großen, anmuthig sich auf. und nicderbewegenden leuchtenden Flügeln. Die andächtige Menge stürzte, überzeugt, hingerissen von dieser handgreiflichen Bestätigung des Wortes ihrer Lehrer, auf die Kniee, sich in heißem Flehen an die Gesandten vom Jenseits er gießend. Die Neuigkeit von diesem Wunder verbreitete sich mit der Schnellig keit dcs Blitzes in der ganzen Umgegend, und Tausende strömten in den folgen den Tagen herbei, um gleichen Anschauens, gleicher Beseligung theilhastig zu werden. Und die beiden höheren Wcsen verfehlten auch nicht, an den nächsten Tagen zu bestimmten Zeiten der zahlrcich versammelten Menge sich zu zeigen. WaS glich aber dem Erstaunen der gläubigen Zuschauer, als am dritten Tage unmittelbar nach dem Erscheinen der beiden Engel einige andere Engel aus dem Wäldchen traten in der Gestalt handfester Constables, welche, ohne alle Rücksicht auf die crhabcne Sendung jener, dieselben bei den Armen nahmen und, aller Protestationen, aller Flügelschlägc, allen Widerstandes ungeachtet, zu dem nächsten Friedensrichter adsührten, vor welchem sich die unsterblichen Boten aus der anderen Welt schnell in sterbliche Bewohner dieser Erde ver wandelten, für ihren Betrug in das Gcfängniß gesetzt und angehalten wurden, für künftig besseres Betragen hinreichende Bürgschaft zu stellen. Jene Prediger wurden, als Begünstiger eines Betrugs, in Geldstrafe genommen; ihre schwerere Strafe bestand aber in dem unauslöschlichen Brandmal der Lächerlichkeit, von Seiten der Menge ihnen aufgedrückt, und der ernsten Verdammung ihres Ver fahrens von Seiten der besser und ernster Gesinnten, unter deren Last ihnen