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Nr. 5L. Eeipzig. Iktchitue -uterHount-a» Prcr» ,,nt.lj1»r,ich 7«. «>„. grd« kik,«lnk »Vf. Ss««tL«, DtüWk AllWimic Ztitmg. -M' ' O 3»s lt,»»,«dützr »Nahrhrit ud Rrcht, «rtihtil i»d «tsthl» »« Telegraphische Depeschen. * Serkin, 28. Febr. Heute oder morgen findet eine Sitzung der Commission zur Berathung von Schutzmaßregeln gegen Pestgrfahr statt. Der selben sind in Ausführung ihrer Beschlüsse vom 4. Febr. ; v°m CultuSministerium Vorlagen zugegangen betreffs Quarantäne- und DeSinficirungSmaßregeln, wie solche hei dem jetzigen Stande der Epidemie schon Anfang de»' Monats in Aussicht genommen waren. Man verymthet, daß nur für größere Häfen Quarantäne- anstatt« errichtet werden und nach kleinern Häfen bestimmt« Schiffe ebenfalls diese Quarantäneanstaltrn anzulaufrn haben. (Wiederholt.) * Duisburg. 28. Febr. Bei der gestern im 6. düssel- torser Wahlkreise stattgesuudenen Ersatzwahl zum Reichstage siegte nach einer Mittheilung der Rhein- i und Rührzeitung der Candidat der National-Liberale» ! Hütsrndirertor Servacs (Ruhrort) mit bisjetzt 13900 Stimme» über den von der vereinigten ultramon tanen und Handwerkrrpartei ausgestellten Tischlermeister Brande« (Berlin), welcher Kur 6300 Stimmen erhielt. ! Da« Ergebniß der noch ausstehenden Bezirke dürfte aus das bisherige Resultat ohne Einfluß bleiben. *L«pUtz, 27. Febr. Die Besitzer der inundir- ten Kohlenwerke veranlassen eine nochmalige berg amtliche Commission zur Feststellung de« Sachverhalts, und wird die stgnalifirtr Absendung einer Deputation erst später stattfinden. Bergrath Wolf begann heute bie Abteufung der Riesenquelle, um hier Beobachtun gen anzustellen; er wird mittels Bohrversüchen den Lauf der Porphyrspalte von der Riesenqüelle in der Richtung zum Döllinger Schachte verfolgen. * Lrpiih, 27. Febr. Bergrath Wolf meldet: „Heute früh war der Wasserspiegel im Döllinger Schachte noch um 3,» Meter tiefer als der gespannte und nicht irrftirte Wasserspiegel in den schönauer Quellen und im Stpinbqde. . Trotzdem steigen schon di« warmen LW« Ä tzm «rleert«» Brunnen der Matzt, wäh rend die nicht entleerten Wien Brünnen sich noch weiter in ihrem Wasserspiegel erniedrigen; der entleert ge wesene Brunne» de« Hrn. Frohne zeigte um 12 Uhr 30 Miu. mittags 43 Centimeter Wasser mit der Tem peratur 19,»° C. Ich beglückwünsche Teplitz." * Triest, 28. Febr. Der Lloyddampfer Saturno ist heute Nachmittag 3^ Uhr au« Konstantinopel hier eingettoffrn. Am Bord desselben befand sich der bri tische Botschafter bei der Pforte, Layard. * Sudapest, 28. Febr. Das Unterhaus hat beschlossen, in die Specialdebatte des Budgets einzu- treten. Die liberale Partei, ein großer Theil der vereinigten Opposition sowie außerhalb der Parteien stehende Abgeordnete stimmten für das Budget. »kam, 28. Febr. Der Papst hat heute ein Con- sistorium abgehalten und in vemselben einen Pa- triärchen für Antiochia und Babylonien sowie mehrere Bischöfe in Italien und Spanien ernannt. Zum Bi schof von Stuhlweißenburg wurde Pauer, zum Bischof von Parrozo und Pola wurde Glavina, zum Bischof von Bamberg wurde Professor Stein, zum Camerlengo des Heiligen Collegiums für das laufende Jahr wurde Cardinal Borromeo ernannt. Paris, 27. Febr. Infolge der Ersetzung de« Polizeipräsidenten Gigot durch Regnault, bisher Präfect der Charente inferieure, wurde die Inter pellation de« Ministers Marcere heute aufgegeben. Man läßt Gigot allgemeine Anerkennung widerfahren und tadelt das Verhalten Les Minister« Marcere in dieser Angelegenheit, da darin nur neue Concesstonen an die Radikalen liegen. — Der gestrige Empfang im Elys^e war zahlreich besucht, die Physiognomie desselben eine eigenthümlicke. Neben dem diplomatischen Corps waren nur republikanische Deputirt«, Geuieinde- ! räthe, Advocaten w. anwesend. Das gänzliche Fehlen der sogenannten Gesellschaft gab de« Empfange einen durchaus bürgerlichen Anstrich, i-- Lion Say wird wegen der CouversiousangelcgciHit heftig angegriffen : und ihm der Borwurf von Borsenwanöver» und einer skandalösen Nichtachtung der Interesse» des Publikum- gemacht. Say'S Stellung wird für erschüttert an gesehen. («Post».) * London, 28. Febr. Nach einer Mittheilung des Reuter'schen Bureau beabsichtig die Königin nicht, sich nach Deutschland zu begeben, sondern nur Italien einen kurzen Besuch abzustattr». Nach den bisjetzt getroffenen Dispositionen werde die Königin England gegen den 25. März verlassen und sich übet Frankreich, den Mont-Cenis und Turin nach Baveno am Lago-Maggiore begeben, wo der Königin die Billa Clara von deren Besitzer zur Verfügung gestellt worden sei. Die Reise werde im strengsten Incognito unternommen. * London, 28. Febr. Dilke bestreitet die Richtig keit der von dem Standard gebrachten Meldung, daß ex he-bßchtiat^ feine Um 19. Fehr, eingebrachte Re- solutio» zurückpiziche«. --- D«^«t die Flotte ist für da»Finanzjahr 1879/80 auf 10,586893 Pfd. St. oder 1,543007 Pfd. St. weniger als im Vorjahre veranschlagt. Die Stärke der Mannschaft wird auf 59118 Mann angegeben gegen 60000 Mwnn im Vorjahre. * London, 28. Febr. Nach auS Capetown hier eingelangten Nachrichten vom 11. Febr. hielten sich die englischen Truppen fortgesetzt in der Defensive und warteten die verlangten Verstärkungen ab. An der Grenz« herrschte Ruhe, die Boern im Transvaallande weigerten sich, den Engländern beizustehen. * Kopenhagen, 28. Febr. Die Eisverhältnisse im Sund find unverändert. Die Eisenbahnen auf Seeland sind wieder fahrbar, nicht aber diejenigen auf Laaland-Falster und Fünen. In Jütland sind die Bahnen zum Theil wieder betriebsfähig. Heute ist keine Post aus dem Auslande zu erwarten. * Petersburg, 28. Febr. Bezüglich der Krank heit Prokowjew'S schreibt der «NrgierungSbote»: „Die unter dem Vorsitze deS StadthauptmannS ge bildete SanitätScommisfion bestätigte an, 26. Febr^ daß der vermeintliche Pestkranke Prolowjew an Syphilis leidet und die Drüsenanschwellungen nur hierdurch be dingt feien. Da« diesbezügliche Protokoll ist von vier Aerzten, dem General Surow, dem Stadthauptmaun Baron Korw und dem Vorsitzenden der SanitätScom- mission Lichatschew unterzeichnet worden. Am 27. Febr. ist Prokowjew abermals durch eine besondere, auS Mit gliedern des Medicinalraths gebildete Commission unter sucht worden, welche in dem hierüber ausgenommen«« Protokoll sich gleichfalls dahin aussprach, daß die Er krankung syphilitischer Natur sei. Auf Grund de« gleichartigen Ergebnisses der beiden Untersuchungen wird beabsichtigt, die strengen sanitätSpolizeilichen Maßregeln gegen die vordem mit Prokowjew znsammenwohnenden Personen sofort aufzuheben." ^Petersburg, 28. Febr. Der Finanzminister Greigh ist von seinem temporären Unwohlsein wieder genesen und sührt die Geschäfte weiter. — Anläßlich pes Ableben« deS Großfürsten Wjatscheslaw Konstan tinowitsch ist eine dreimonatliche Hoftrauer ungeord net worden. * Petersburg, 28. Febr. In dem von russische» Truppen seit einer Woche besetzten Fort Arabtabia ' wird seitens dieser mit der vertragsmäßigen Abtragung ' der Befestigungswerke »orgegangen. *W»en, 28. Febr. Meldung der Politischen Cor- respondenz aus Adrianopel von gestern: „Ein neuer licher Versuch der Bulgaren, Unruhen zu erregen und Massendemonstrationen gegen die Wiederherstellung der türkifchen Herrschaft in« Werk zu setzen, ist von de» russischen Behörden energisch vereitelt worden. Gleichzeitig wurden Vorkehrungen getroffen, um die Ausführung eine« entdeckten, auf die Einäscherung der Stadt Adrianvpel gerichteten Anschlag« zu verhüten. ' Die GeneraleMolostwow und Skobclew haben sich dem Conful gegenüber für dir Aufrechterhaltung der Ruhe und Sicherheit verbürgt.— General Todleben be gibt sich am L. März zur Inspicirnng von Truppen nach Iamboli und nach den Schipkapäffen." ^Washington, 28. Febr. Die Repräsentanten- > kammer hat einen Gesetzentwurf angenommen, wo nach die Verzinsung der Obligationen mit dem 30. Tage nach der erfolgten Anzeige von deren Einlösung aushvrt. Vom Deutschen Reichstage. Ä Vertin, 28, Febr. Der erste Gegenstand der Tagesordnung ist die dritte Berathung des Weltpost- vertrage«, de« Uebereinkommens betreffend den AuS- tausch von Briefen mit Werthangabe und des Ueber einkommens betreffend den Austausch von Postanwei sungen. Praktische Anwendung deS Telephons. »Leimig, 1. März. In einem Briefe au» Chicago, den rin hiesiger Leser unser« Blatte» erhielt und uns zur Benutzung freundlichst mittheilte, findet sich eine Beschreibung der Anwendung de« Telephon« in jener Stadt, welche von allgemeinerm Interesse ist. Die praktische Verwendung, welche die Kaufmannschaft der großen amerikanischen Handelsstadt von dieser neuesten Erfindung gemacht hat, ist in ihren Einrichtungen so einfach und einleuchtend, die Erfolge sind so zufrieden stellend und müssen so bedeutende sein, daß wir ernst lich hoffen, die Mittheilung über die dortige Einrich tung müsse hinreichen, dieselbe auch hier Nachahmung finden zu lassen. Die betreffende Stelle de» Briese« lautet: Mit Hau« und Fabrik sind wir jetzt durch Telephon vrrbundt» (von dem Bureau in der Stadt nämlich aus), und das Ding arbeitet, daß es eine wahre Freude ist. Da Ihr in Deutschland «ine ähnliche Einrichtung gewiß noch nicht habt, will ich versuchen, sie Dir so genau al» möglich zu beschreiben, ....... Fast sämmtlich« MgrpSkaufleute und Fabriken sind mit einander durch Telephon verbunden. Von den Firmen, die Du kennst, sind die unsere (Wahl Brothers), Wahla u. Chap- pell, Turner, M. C. Stearn Sohn, F. Farwell:c., daran betheiligt. An der Lassalle Street hat die Bell Telephon Company in einem Gebäude eine Lentralstation errichtet. In diese Station lausen von den Expeditionen und Fabri ken der Kunde» Drähte. Diese Drähte stehen mit Glocke» in Verbindung, welche die Signale geben, wtnn ein Kunde von der Lentralstatio» etwa« verlangt. Die Drähte, d. h. Glocken, sind mit Rummrrn und Buchstaben versehen, z. B. »,<.»' s,, d, d' b,,o, v' re. Hier bedeuttt z. B. a unser« Stadtexpedition, »' unstre Fabrik, o, die Wohnung de« Ehef«. Will ich von d«r Stadtexprditio» aus mit dem Vormann der Fabrik, die, wie Du weist, etwa fünf Mile« (acht Kilometer) entfernt liegt, sprechen, so lasse ich unsere Glocke in der Centralstation erklingen, werde dann sofort gefragt „Woll?" worauf ich den Wunsch ausspreche, mit unserer Fabrik, also mit Draht zu communiciren. Die Verbindung der Drähte wird sogleich in der Centralstation bewerkstelligt und die Convrrsation zwischen mir und dem Bureau iu der Fabrik ist in wenigen Minuten erledigt. Stellt sich während dieser Unterhaltung heraus, daß in der Fabrik sofort eine größere Quantität von gewissen Chemi kalien erfordert wird, so lasse ich wi«d«r unser« Glocke » der Centralstation ertönen und auf das zweite „IVsll?" von dorther ersuche ich den Beamten daselbst, uns doch mit dem Draht der Firma Wahla u. Chappell an Archer Avenue verbinden zu wollen. Sowie es geschehen, erhalte ich da« Signal von der Centralstatiov, und auf meine Anfrage an Wahla u. Chappell: „Sind Sie bereit, zu hören?", ver nehme ich Hrn. M.'s Stimme, welche „all rigkt" antwortet. Die Bestellung wird sofort telephonisch besorgt, die alsbal dige Absendung des Gewünschten uns zugesichert. Seit meinem ersten Signal nach der Centralstation bi« zu dem Ende meiner Unterhaltung mit Wahla u. Chappell sind erst fünf Minuten verstrichen. Und all«« die« wird vkrhandelt und besprochen, ohne daß die Beamten in der Lentral- station die geringste Ahnung davon habe» können, wa« be sprochen wird. Das Telephongeheimniß wird sicherer sein und kau» weniger misbraucht werden als da« Briefgeheimniß. Ist man nun ganz fertig, so gibt man der Ceutral- station wieder ein Glockensignal und zeigt ihr an, daß die Drähte gelöst werden könne». Dit« geschieht; wir erhal ten davon durch Glockensignal die Mittheilung. Es ist selbstverständlich, daß mittel« der Hüls« der Centralstation gleichzeitig eine ganze Anzahl von verschiedenen Firmen miteinander (d. h. je zwei miteinander), sich unterhalten können. Da die Bell Telephon Company hier jetzt schon 1000 Subskribenten hat, da täglich neue Firme» an diese au«ae- zrichnete Einrichtung sich anschließen, so sind di« Kosten für die einzelne Firma sehr gering. Sie betragen für jede Firma per Monat 3 Doll, (circa 12 M.) Du kannst Dir denken, wa» diese Bell Telephon Com pany uns an Zeit, Arbeit, Briefschreiben, Scherereien aller Arten erspart und wie günstig diese so sehr praktische Einrichtung von allen Firmen beurtheilt wird. Sie ist eins von den Dingen, an die man sich so rasch und so gern gewöhnt, daß man kaum begreift, wie man ohne die selbe noch mit derselben Lust arbeiten könnte. Berliner Briefe. L Serkin, im Februar. Der erste Subscriptionsball im Opernhausc war so zahlreich besucht, daß vom Tanzen in kleinen RondS fast keine Rede war. Ich konnte schon oft Ihren Lesern uud Leserinnen den Glanz dieser Bälle schildern, einen Glanz, der für jemand, der noch nie in seinem Leben den Fuß in diese lichtstrahlende Feen- halle gesetzt hat, etwas geradezu Betäubendes, Be rauschendes hat. Die Ausschmückung ist bei diesen Bällen alljährlich dieselbe. Man kann hundert gegen eins wetten, daß der Bühnenraum wieder von jener reizenden, halb architektonischen, halb landschaftlichen Perspective abgeschlossen ist, wie sie nur der ewig blaue Himmel Italien« hervorzaubern kann, daß die Rück wand wieder jene» kolossalen Spiegel zeigt, der das bewegte Bild der Wandelnden, Tanzenden, der sich mit größter Höflichkeit ohne Hülfe der Elnbogen durch windenden und über alle Schleppen vorsichtig hinweg- voltigirenden, von Lust strahlenden Jeunesse dorre in« Hundertfache vervielfältigt. Ueber diesem Zauberspiegel hat wieder das Orchester Platz genommen und sitzt da oben fast accurat so da wie vor einem Jahre, al»