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Wochen- md Rachrichtsolan zugleich Heslhästs-APkiser für Hihsdorf, KNütz, KcrMmf, Kösdsrs, ÄSßiditi, HtMichssrt, Morieoa«». MAst». Amtsblatt für den Stadtrat zu Lrchtenftem. M» 129. Fernsprechstelle Nr. 7. Freitage dtN 7. IUM Fernsprechstelle Nr. 7, 1895. Mises Blatt erscheint täglich lanßer So««- NÄ festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LS Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige. — ^Wellungen nehme« außer der Expedition in Lichtcnjtein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgsschichte. *— Lichten stein, 6. Juni. Das diesjährige hiesige Rosenfest findet am 30. Juni und 1. Juli in den Gartenlokalitäten des Hotels zum goldnen Helm statt. An beiden Tagen wird die gesamte Kapelle des Chemnitzer Jnf.-Reg. „Prinz Friedrich August", unter persönlicher Leitung des Herrn Musikdirektor Asbahr konzertieren. — Wie es in der Welt steht. Die Pfingsttage sind vorüber, ohne alle nennenswerte Störung vorübergegangen, und erfreulicherweise bleibt uns von der Pfingstruhe und von dem Pfingstfrieden noch ein gutes Stück erhalten. Die Neigung zu einer scharfen Kampfpolitik ist mit dem Schluß der Reichs- tagssession doch mehr oder weniger geschwunden, und der noch in Aussicht stehende Rest der Verhand lungen des preußischen Landtages ist gerade nicht geeignet, die Welt noch besonders in Aufregung zu versetzen. Der heiße Sommer kommt mit schnellen Schritten näher, und da erschlafft auch der größte politische Wagemut. Alles Ding will am Ende seine Zeit haben. Der Kaiser und dis Kaiserin, welche mit dem Lehrinfanteriebataillon der Reichsarmee ü- Potsdam dessen Jahresfest, das sogenannte Schrippen fest, begangen haben i» den Feiertagen, haben nach her auch in der pommerschen Stadt Pasewalk die vom dortigen Kürassier-Regiment Königin veranstal tete Erinnerungsfeier für den glänzenden Sieg von Hohenfriedberg (im zweiten schlesischen Kriege 1845) mit ihrer Gegenwart beehrt. Die Kaiserin ist Chef dieses Regiments, welches aus den Bayreuther Dra gonern hervorgegangen ist, jenen tapferen Reitern, Welchs so viel zum Erfolge von Hohenfriedberg bei getragen haben. Die Arbeiten für die Nordostsee- kanalfeier gehen ihrem Abschluß entgegen und man kann darauf rechnen, daß bei der großartigen Feier, welche den Kaiser und die meisten deutschen Fürsten und Geschwader aller Seestaaten vereinen wird, alles klappen wird. Fürst Bismarck lebt in ununter brochener Frische sein Waldleben in Friedrichsruh weiter, auch in den letzten Festtagen hat es ihm an Besuchen von Verehrern aus Nah und Fern nicht gefehlt. Demnächst will auch Finanzminister Miquel im Sachsenwalde einen Besuch abstatten, Fürst Bis marck ist mit ihm stets recht gut Freund gewesen. Des Altreichskanzlers Schwiegersohn, Graf Rantzau, will aus dem aktiven diplomatischen Dienst scheiden, um dem Wunsche des greisen Fürsten nachzukommen, welcher seine einzige Tochter möglichst in seiner Nähe zu haben wünscht. Graf Herbert Bismarck hat dem früheren Botschafter Rußlands in Berlin und dem heutigen Generalgouverneur von Warschau, Grafen Schuwalow, in der ehemaligen polnischen Hauptstadt einen Besuch abgestattet. Wie es in politisch stillen Zeiten meist zu sein Pflegt, tauchen auch jetzt wieder Sensanonsgerüchte auf. Es soll sich um einen schar fen Gegensatz zwischen dem Staatssekretär im Reichs amt des Auswärtigen, Freiherrn von Marschall, dem bekannten Vertreter der neusten deutschen Han delsverträge, und dem preußischen Minister des In nern, Herrn von Köller, in Fragen der inneren Wirtschaftspolitik handeln. Es ist schon häufiger davon gesprochen, und man wird nun abwarten müssen, inwieweit diese Erzählungen auf Thatsachen beruhen. Im Uebrigen ist ja bekannt, daß Herr von Marschall bei dem Oberhaupt des deutschen Reiches in recht hoher Gunst steht. In Frankreich hat der Präsident Faure seine Rundreise nach dem Süden, welche ihn bis nach Bordeaux führte, beendet. Die bei den Gastmählern und Empfängen gehaltenen Reden bewegten sich im üblichen Rahmen. Von der Entsendung eines Geschwaders zur Nordostseekanal feier in Kiel will die französische Regierung nun doch nicht wieder zurückkvmmen, obgleich seitens der Chau vinisten alles mögliche aufgebotcn war, in zwölfter Stunde noch die Fahrt zu vereiteln. War man doch sogar soweit gegangen, zu behaupten, an Bv'-d des für Kiel bestimmten Geschwaders sei die Cholera ausgeürochen, womit im Falle der Wahrheit selbst redend die Reise zu Ende gewesen wäre. Nun wird aber gesagt, das Geschwader werde nur zwei Tags in Kiel bleiben, hiernach aber sofort nach Frankreich heimkehren, um sich an der geplanten großen Trauer feier für den Präsidenten Carnot zu beteiligen. Mag Frankreich nun machen, was es will, wir werden uns gewiß nicht echauffieren. Den neu angeschnittenen Skandal der betrügerischen französischen Südbahn gesellschaft, von welcher sich Minister und Abgeord nete zur Bemäntelung der vorgekommenen Schwin deleien hatten bestechen lassen, hat man in Paris mit der dort eigenen Gewandtheit vertuscht. Damit sind aber diese häßlichen Geschichten nicht aus der Welt geschafft, im Gegenteil sind sie nur zu wahr. In England ist nichts Besonderes zu vermerken, in Italien haben die Stichwahlen zu den allgemeinen Neuwahlen wiederum den Beweis gebracht, daß es mit der Mehrheit des Ministerpräsidenten Crispi in der Volksvertretung keineswegs so überaus glänzend steht. In Rimini ist ein politischer Mord verübt; der frühere Unterstaatssikretär und heutige Abgeord nete Ferrari ist im Straßenauflanf erschossen. Ruch in Madrid ist ein Attentat verübt, ein Offizier, der sich vom Gouverneur von Madrid, General Riviera, zurückgesetzt glaubte, drang in das Haus des Gene rals ein und verwundete ihn schwer. Der Attentäter ist durch Spruch des Kriegsgerichtes zum Tode ver urteilt. Auch im Orient gab es nach dem blutigen Angriff auf europäische Konsuls in Djeddah neue Belästigungen von Christen. Die türkische Regie rung hat nm gut Wetter gebeten und strenge Bestra fung der Schuldigen versprochen. Den europäischen Großmächten liegt natürlich vor Allem an der Ver hinderung solcher Ausschreitungen. Dazu scheint aber die Autorität der türkischen Regierung nicht genügend zu sein. — Dresden, 2. Juni. Es dürfte vielleicht auch für weitere Kreise interessant sein, zu erfahren, wieviel Personen die am diesjährigen Pfingfeste aus den verschiedenen Landesteilen nach hier abgelassenen billigen Sonderzüge befördert haben. Zunächst sind die Leipziger Züge zu erwähnen, welche heute früh in drei Teilen hier ankamen und von rund 3300 Personen besetzt waren, dann folgen die drei Chemnitzer Züge mit über 2400 Personen, hierauf die von Hamburg und Berlin am Pfingstsonnabend gekommenen Sonderzüge mit rund 1800 Personen, dann die aus der Lausitz auf dem hiesigen Schlesischen Bahnhofe ein getroffene» beiden Sonderzüge mit nahe zu 1800 Personen, die beiden Zwickauer Sonderzüge mit 1660 Personen, der Plauen'sche Sonderzug mit über 1200 Personen, der Berliner Sonderzug am heutigen Mittage mit über 1000 Personen, der Glauchauer Sonderzug mit nahezu 950 Personen und endlich der Reichenbacher Sonderzugmit 400 Personen. Sonach sind allein mit den billigen Zügen rund 15000 Personen hier angekommen, das sind gegen 2000 Personen mehr als am vorjährigen Pfingstfeste. — Leipzig, 4. Juni. Die „Leipz. N. Nachr." schreiben: Die Königin-Husaren werden nach Leipzig verletzt. Leipzig erhält nach Fertigstellung der neuen Kasernen ein Kavallerie-Regiment in Garnison. Wie wir hören, ist für unsre Stadt das Königin-Husaren-Regimevt bestimmt worden. Nach Grimma, wo das Regiment jetzt liegt, soll das zweite Ulanen-Regiment, das zur Zeit in Rochlitz einquar tiert ist, verlegt werden. — Das Ergebnis des Preisausschreibens zur Gewinnung von Bauplänen für die Sächsisch-Thü ringische Industrie- und Gewerbe - Ausstellung zu Leipzig 1897. Am 31. Mai war der Termin zur Einreichung der Entwürfe abgelaufen. Es wurden 15 Arbeiten eingereicht. In den nächsten Tagen wird das aus den Herren Geh. Baurat Prof. Dr. Wallot in Dresden, Prof. Gabriel Seidl in München, Baudirektor Prof. Licht, Oberingenieur Hättasch, Gartendirektor Wittenberg in Leipzig bestehende Preis richterkollegium zur Prüfung der Arbeiten zusammsn- treten. Die Entwürfe werden seinerzeit öffentlich ausgestellt werden. — Zwickau. (Nene Erfindung.) Nach jahre langem unermüdlichen Nachdenken, ist es Herrn Josef Gaumrucker, Schuhmacher, Heinrichstraße Nr. 5 hierselbst, gelungen, auswechselbare Absätze am Schuh werk fertig zu bringen. Diese Erfindung muß als äußerst praktisch bezeichnet werden, da Jeder, Groß und Klein, Arm und Reich, den abgenutzten Absatz mit einem Griff abnehmen und wieder durch einen neuen ersetzen kann. Wenn der Absatz, was bei Jedem vorkommt, auf einer Seite schief wird, so kann jeder zeit gewechselt werden, dadurch hält derselbe noch einmal so lange, und e« wird das Schieftreten der Kappe gänzlich vermieden. — Meerane, 5. Juni. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ist in dis Gaststube des Restaurants „Stadt Leipzig" hier eingebrochen wor den, nachdem der oder die Diebe an einem nahen Grundstücke ihr unsauberes Handwerk erfolglos ver sucht hatten. Der Dieb hat sich jedenfalls einschließen lassen, ist dann durch ein Hoffenster ein gestiegen und hat ein Pult erbrochen, woraus er sich einen Beutel mit über 100 Mk. Geld aneignete. Außerdem hat er sich an den in der Küche ausgestellten Eßbarkeiten gütlich gethan. Ein offenstehevdes Fenster nach der Straße zu zeigte, daß er den Ausweg durch dasselbe genommen hat. Der Einbrecher ist noch nicht ermittelt. — Oelsnitz. Eine unangenehme Enttäuschung hat eine hier wohnhafte Witwe erfahren. Dieselbe hatte vor einiger Zeit von einem sich „Hauptagent" nennenden Manns einen Serienlos - Anteil für 10 Mark gekauft. Kürzlich kam nun die Ziehungsliste, in welcher die Losnummer der Frau als mit 600 Gulden Gewinn herausgekommen verzeichnet stand. Natürlich war die Freude groß, und der Gewinn wurde täglich erwartet. Aber er kam nicht; und so schrieb die glückliche Gewinnerin an das Bankhaus, welches auf ihrem Scheine angegeben war. Von diesem erhielt sie nun den Bescheid, daß ihre Los nummer allerdings mit 600 Gulden herausgekommen, daß sie aber nicht — alleinige Besitzerin des betr. Loses sei, sondern daß noch 99 andere Leute, dis wie sie je ein Hundertstelsnteil an dem Lose halten, mit spielten. Außerdem würden die ihr zufallenden 6 Gulden nicht erst ausgezahlt, sondern verrechnet, da sie sich ja verpflichtet hätte 12 Monate lang je mit 10 Mk. an der betr. Serienlos-Lotteris teilzunehmen! Natürlich gingen der Frau jetzt die Augen aus. Jn- deß kann sie sich damit trösten, daß jener Herr „Hauptagent" noch eine ganze Anzahl von Leuten hier und in der Umgegend beglückt hat. Gegen das die Serienlose vertreibende Bankhaus läßt sich nichts thun, da in den Anteilscheinen — natürlich so un verständlich wie möglich — gesagt ist, daß an jedem Lose 100 Personen partizipieren usw. — Reichenbach i. V., 3. Juni. Als der gegen 2 Uhr hier fällige Münchener Nachtschnellzug einlisf, fand man in einem Wagenabteil 1. Klasse die Leiche eines älteren Herrn vor. Wie sich aus den angestellten Erörterungen ergab, war der Ver storbene ein Kaufmann aus Breslau, namens Otto Schulze, 58 Jahre alt und von der Kur in Meran zurückgekehrt. Der an Schwindsucht leidende Herr war an Blutsturz gestorben. — Der Lilienstein, von Königstein aus auf dem schönen, schattigen Wege rechts in ^/i Stun den zu erreichen, wird auch in diesem Sommer wie der sich eines zahlreichen Besuches zu erfreuen haben. Der rührige Wirt, Herr Bergmann, ist gerüstet, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Durch einen Neubau ist nunmehr für ausgezeichnete Beherbergung von 30 Personen gesorgt; freundliche Zimmer sind schon von 1 Mk. an zu haben. Vereine und Gesell schaften finden in überdachten Räumen für 200 Per sonen Platz, und die Bewirtung ist gut und auch