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Adorfer Grenzvole Dies Blatt enthält die^amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amts- anwaltschast und des Stadtrates zu Adorf. Anzeigenpreise: Mr die bgespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Goldpfennige, bei auswärtigen Anzeigen 20 Goldpfennige, für die amtliche Zeile 40 Goldpfennige, Reklammezcile 60 Goldpfennige; Diese Zeitung erscheint Montags, Dienstags, Donnerstags u. Sonnabends nachmittag mit dem Datum des folgenden Tages. Fernsprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. Freitag, den 12. Januar 1924 Postscheck-Kto. Leipzig 373 69 JatzTA 89. b UW Lohurichtlinie« für haasmirtschaftttche Berufe, nach denen durch den öffentliche« Arbeitssachweis Oelsnitz i. D. u. Umg. vom 1. Januar 1924 ab Vermittlungen erfolgen. ^Bcrufsgruppe Barlohn wöchentlich monatlich: Hausmädchen unter 17 Jahre 2.00 Mk. 8.00 Mk. ohne 17 — 20 Jahre 3.00 „ 12.00 Kochkenntnisse über 20 Jahre 3.50 „ 14.00 Hausmädchen bis 20 Jahre 3.50 „ 14.00 mit über 20 Jahre 4.00 „ 16.00 Kochkrnntnissen Alleinmädchen, einfache Stützen 4.00 „ 16.00 Stubenmädchen mit Kenntnissen 450 „ 18.00 im Plätten, Nähen u. Auebessern Einfache Köchinnen 4.50 „ 18.00 Perfekte Köchinnen Wirtschafterinnen s für kl. Haushalt t fürgr. Haushalt Diese Löhne verstehen -ich als Mindeftlöhne Aufwartungen / Kostgewährung ! ohne Kostgewährung Waschfrauen i '"it Kostgewährung 1 ohne Kostgewährung Ccheuerftauen s "üt Kostgewährung ' i ohne Kostgewährung Aufwartungen für Büros, soweit l nicht besondere Tarife bestehen i 5.00 Mk. 20.00 Mk 4.50 „ 18.00 „ - 5.00 „ 20.00 „ in Goldmark bei freier Station. Goldpfennige »» »- 8 16 11 22 11 22 22 Mindeststundenlöhne. Anmerkung: Kostgewährung ist Verabreichung von Mahlzeiten, die in die Arbeitszeit fallen. Steuerabzug und Krankenkassenbeiträge nach den gesetzlichen Bestimmungen. Was gibt es Aeues? — Das ueugewählte englische Unterhaus ist zu seiner ersten Tagung in London zusammengetreten. — Der französische Franken ist an der Londoner und Slew Forker Börse erneut beträchtlich gefallen. — Der bayerische Landtag wird voraussichtlich am ILO. Januar aufgelöst werden. > — Die amerikanischen Sachverständigen für die Unter- «uchungSauöschüsse der Ncparationskommisston haben eine Hrklürung veröffentlicht, in der sie für möglichste Beschlcu. nigung der Arbeiten eintreten. V Di-Meldung von einem Attentat gegen Mustapha Kemal Pascha wird amtlich dementiert. Die unfähige Regie. Im besetzten Gebiet, namentlich im Ruhrrevier, herrschen auf dem Gebiete des Verkehrswesens im mer noch chaotische Zustände, deren Beseitigung gar -nicht so einfach ist. Tie Eisenbahnen sind nämlich ün der Zeit des passiven Widerstandes derartig ruiniert tvorden, daß es noch monatelanger Arbeit bedarf, um ffie wieder in einen völlig gebrauchsfähigen Zustand zu bringen. Ungeheure Werte sind vernichtet worden. Ter Lokomotivbau des Ruhrbezirkes bildet heute ein einziges Trümmerfeld. Tie französischen Dolmetscher, die wegen des Sprachunterschtedeö notwendig sind, sind größtenteils keine Cisenbahnfachleute, und infolgedessen mit den technischen Ausdrücken und Einrichtungen im Betrieb gar nicht vertraut. Tie Verständigung ist des halb äußerst lückenhaft. Die französischen Eisenbahnbeamtcn werden be deutend besser bezahlt als die deutschen und Haden natürlich ein sehr lebhaftes Interesse daran, sich ihre gut bezahlten Stellungen möglichst zu erhalten. Sie schieben deshalb auch die Schuld an dem schlechten Funktionieren ausschließlich den deutschen Eisenbah nern zu. Genau so, wie die Zustände auf den Bahn höfen sind, sind sie auch auf den Eiscnbahndirektionen. Als Leiter der einzelnen Direktionen fungieren auch hier französische Beamte, die trotz guten Willens einen großen Betrieb nicht beherrschen können. Auch hier sind weniger die Personen als das französische System schuld an dem Wirrwarr. Will man das Kohlenrevier rationell bewirtschaften, muß man nach Ansicht maß gebender Eiscnbahnsachkreise 1. die deutschen Organi sationen wieder voll zur Geltung bringen, 2. den Be trieb durch die früheren deutschen Beamten leiten lassen, 3. alle den Verkehr hemmenden Kontrollen ausheben -und 4. das Personal ausreichend bezahlen. Um dieses zu ermöglichen, ist es unbedingt erforderlich, die Eisen bahnen auch im linksrheinischen Gebiet der deutschen Verwaltung zurückzugcben. Tie französischen Maßnahmen hätten sich aus schließlich auf die Kontrolle der Einnahme zu er strecken. Es besteht wegen der geringen Besoldung der Beamten eine geradezu heillose Vorschutzwirtschaft, da die Beamten und Arbeiter im besetzten Gebiet im Mo nat Dezember kaum den dritten Teil des Monatsein kommens bezogen haben, als ein auf gleicher Stufe stehender Beamter des unbesetzten Gebietes. Die bil lige Versorgung mit Lebensmitteln ist sehr klüglich, und im Fahrdienst ist eine Abwesenheit vom Hei- «natSort von 24 bis 48 Stunden gar keine Seltenheit. Beim stationären Personal besteht eine Tienstdauer von» LS bik .15 Stunden täglich. . f Sie Rentenmstt. Absolute Wertbestän-igkcit. Im Nahmen eines Vortrages in der Berliner Handelskammer nahm das Mitglied des Verwaltungs rates der Rentenbank, Hermann Hilger, der Vor sitzende des NeichSlandbundes, Gelegenheit, sich über die wirtschaftlichen Grundlagen der Rentenbank zu äußern. Er betaute, zur Stabilhaltung -er Rentenmark müsso -er Staat unter allen Umstünden das Budget ausbalaneieren. Hilger glaubt, das, der Reichsfinanz- minister in seinen dahingehenden Bemühungen Erfolg haben werde, doch müßten immerhin dir Ausgaben für das Ruhrgebiet und besonders für die Bcsatzungs- kosten, deren Bezahlung der Reiä^skanzler vor kurzer Zeit angekündigt lmt, bedenklich stimmen. Die Wirt» schäft müsse die Bestrebungen der Rentenbank untere stützen durch rücksichtslosen Preisabbau, und ebenso die arbeitende Bevölkerung durch Abbau der Arbeits- ? syndikate, eine vernünftige Lohnpolitik und eine ver- i nünftige Regelung -er Arbeitszeit. ! Zum Schluß seiner Ausführungen wies Redner ' darauf hin, daß die Rentenmark mehrfach gesi- j chert sei, einmal durch die Belastung der Wirtschaft, > dann aber auch durch den Staat, der die Rentenmark als i Kredit erhält, ferner aber auch durch dis Wirtschaft i selbst, die au der Wertbeständigkeit der Rentenmark kredite interessiert sei. Die Rheinische Goldnotenbank. Mit der viel erörterten rheinisch-westfälischen Goldnotenbank hat sich das Reichskabinett in seiner letzten Sitzung erneut eingehend beschäftigt. Tas Ka binett faßte jedoch noch keine Beschlüsse, es beschränkte sich vielmehr darauf, das gesamte Problem auf Grund des hier vorliegenden Materials eingehend durchzuspre chen. Diese Aussprache diente zur Vorbereitung der in den nächsten Tagen beginnenden Verhandlungeu, zu denen der Wirtschaftsausschuß für die besetzten Ge biete nach Berlin kommt. Tas Reichsfinanzministe rium ist zurzeit mit den Vorarbeiten zu diesen Be sprechungen beschäftigt. Schicksal-Problem ScntMmdS. Was der Kanzler sagt. Ueber di- beiden großen Aufgaben, die die Neichs- , cegierung zunächst zu lösen haben wird, das Nhein- und Ruhrproblem sowie Teutschlands wirtschaftliche > Lebensfähigkeit hat sich Reichskanzler Tr. Marx einem Pressevertreter gegenüber ausgelassen. Ter Kanzler hob besonders hervor: Das Fundament für unseren Staat bildet die Er haltung des Lebens und der ArbAts- und Produktions kraft unseres Volkes. Daß unser Volk ohne schwere Schädigungen durch diesen Winter kommt, ist di? wich tigste Sorge der Regierung. Tic Maßnahmen, die die Regierung getroffen hat, und bei deren Ergreifung sie nicht auf Beifall rechnen darf, sind bekannt, sie heißen rücksichtslose Abdrosselung aller ir gendwie entbehrlichen Abgaben und rück sichtslose Steigerung der Einnahmen. Die Er kenntnis, daß es gilt, Opfer zu bringen, hat erfreulicher weise zugenommcn, seitdem es gelungen ist, die deutsche Wirtschaft vor dem völligen Sturz in den Abgrund zu retten und unserm geplagten Volt wieder ein festes Geld in die Hand zu geben. Das Ausland ist uns dabei dnrch charitatwe Mithilfe in überraschend erfreu- j ncyem Matze zu Hilfe gekommen. Aber vor alte« erforderlich ist, daß unser Volk Selbstzucht übt, da8 der kleine Kreis, der noch immer nicht begriffen hat, daG es eine Schande ist, zu schwelgen, wenn Hunderttausende der Volksgenossen dar ben, sich des Ernstes der Situation bewuhr wird un fein Verhalten danach einrichtet, und nicht durch sein Treiben die Achtung, die das deutsche Volk sich in der Welt zu erobern beginnt, zunichte macht. Diesen Leutert, die fetzt im Ausland ein Luxus leben führen, unL im Inland dem Ernst der Zeit sich nicht aupasscn, wird die Regierung energisch zu Leibe gehen. Weiter erklärte der Kanzler: Außerdem besteht! vie Sorge um unser deutsches Rheinland, die Sorge um, unser Ruhrgebiet. Rhsin-Ruhrfragc und die Repara- tionssrage, das sind nach der Wiederanfrichtung deMj deutschen Wirtschaftslebens durch gesunde Währung die; Schickfalsproblcme unseres Volkes. Gegenüber diesen- Dingen treten alle anderen Fragen in den Hinter grund. Was den Gedanken einer Umgestaltung der Weimarer Verfassung betrifft, so werden wir« der Erörterung dieser an nnd für sich wichtigen Tinge, denen in normalen Zeiten jahrelange Prüfungen durch Sachverständigengremien, in der Publizistik und in der öffentlichen Meinung vorangegangcn wären, na türlich auch im jetzigen Sturmlauf der Dinge nicht an dern Wege gehen. Ich habe es ja bereits in der Rede am 4. Dezember vorigen Jahres lebhaft beklagt, daß das Verhältnis zwischen Reich und Einzelländern in vielfacher Beziehung getrübt ist. Ich habe damals das Versprechen abgegeben, Klärung dieses Verhältnisse« zu versuchen und wo möglich herbeizuführen. An dieser Aufgabe halte ich fest. Macdonalds Programm. D«r Auftakt in England. Anläßlich des Zusammentritts des neugewählre» Unterhauses hielt der Führer der englischen Arbei terpartei, Macdonald, vor einer Riesenversammlung., in London eine wichtige politische Rede, deren Kern stück folgende bedeutsamen Sätze bildete: Um den Frieden in Europa herzustellen, beab sichtigt die Arbeiterpartei, alle demokratisch gesinnten? Frauen und Männer in der ganzen Welt zu mobili sieren, die durch die gemeinsame Gesinnnng verbünde« seien, damit die ungeheure Katastrophe -es Weltkriege« sich niemals wiederhole. In jeder Hauptstadt Europa« ist inan noch weit von einem wahre» Friesen entfernt.- Ueberall sind glimmende Aschenreste uns Funke« vor handen, die jederzeit durch eine frische Krise zu einem« neuen Weltbrande entfacht werden können. Gleich gültig, ob die Arbeiterpartei sechs Jahre oder sechs Monate im Amte bleiben wird, sie wird sogleich den Versuch unternehmen, überall diese Funken uird Aschen reste Zu löschen und auszutreten. Damit dieses Ziel verwirklicht werden kann, muß der RüstnugÄrvett» bewerb zwischen den Hauptstädten Europas beseitigt, werden. Alle Rüstungswsttbewerbe müssen abgelöft, werden durch eine große, internationale Verständigung zwischen England, Frankreich, Belgien, Italien, Spa nien und Deutschland (minutenlanger Beifall) und der Tschechoslowakei. Die Zwistigkeiten und Reibereien zwi schen England und Frankreich müssen endlich anfyörei^