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ZllMbliM TüMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Eolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 217. Dienstag, den 20. September 1881. Holzauktion. Dienstag, den 20. September 1881, von Nachmittags '/^2 Uhr an sollen im hiesigen Stadtwalde » 43 Stück dürre Nadelholzstämme von LL bis 2V em. Mittenstärke und 11 bis 21 m. Länge, »23 Stück dergleichen Stangen von 6 bis L5 em. un tere Stärke und 6 bis 15 m. Länge in »v Haufen an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Der Versammlungsort ist bei dem Bahnwärterhaus am Wasseruhls- dorfer Wege. Waldenburg, am 15. September 1881. Der städtische Forst- und Wirthschafts-Ausschuß. Limmer, Stadtrath. *Waldenburg, 19. September 1881. Englische Arbeiteranschauungen. Eine bedeutsame Erscheinung bilden die Verhand lungen des am 12. d. M. in London zusammenge- trelenen Congresses des Gewerkvereine (trucko uuious), bei dem Delegirte aus Manchester, Salford, Oldham, Blackburn, Liverpool, Dewsbury, Bristol, Rochdale und anderen Orten gegenwärtig wären; auch einige Frauen fungirten als Deligirte. Der Vorsitzende des Congresses, Herr Crawford, erwähnte in seiner Eröffnungsrede zunächst des Haft pflichtgesetzes für Unternehmer bei den die Arbeiter betreffenden Unglücksfällen. Er hob hervor, daß die gerichtlichen Entscheidungen bei Klagen der Arbeiter um Erlangung von Entschädigungen meistens ungün stig gelautet hätten und betonte, daß dieser Zustand eine Remedur dringend nolhwendig mache: vor Allem müsse dafür gesorgt werden, daß den Arbeitern, die bei der Erfüllung ihrer täglichen Obliegenheiten zu Schaden kämen, volle Entschädigung zu Theil würde. Hierauf ging der Redner zur Erörterung der Stellung der Arbeiter in politischen Fragen über und betonte, daß gegenwärtig, wo die Verfassung des Landes als genügend ausgebaut betrachtet werden müsse, der Kampf um politische Fragen überhaupt sehr an Bedeutung verloren habe. Statt dessen werde die Frage immer dringlicher, in welcher Weife die Arbeiter den ihnen durch die Verfassung zuste henden Einfluß zu Gunsten ihrer eigenen realen Interessen verwenden sollten. Die Arbeiter neigten zwar meist zur liberalen Partei, aber Redner würde es als ein schweres Unglück beklagen, wenn die Gewerkvereine der Arbeiter sich in den Streit der rein politischen Parteien unter irgend einem Vor wande hineinziehen lassen würden. Zwei Dinge seien als feststehend anzusehen — die Entwickelung der Associationen unter den arbeitenden Klassen und die diese Bewegung begleitende Zunahme der Dis ziplin der Arbeiter. Die gegenwärtige Lage der großen Masse der Arbeiter in England müßte sie bei ruhiger Betrach tung vertrauensv,ller zu ihrer eigenen Erkenntniß und mißtrauischer gegen die Führerschaft durch Andere machen. Die alten politischen Streitfragen sterben täglich mehr und mehr ab und an ihrer Stelle nehmen die Fragen der Arbeit und ves Erwerbes immer mehr die öffentliche Aufmerksamkeit in An spruch. Die Führer der Arbeit müssen die wirklichen Tagesfragen, eben die Fragen der Arbeiter, gründ lich verstehen lernen; sie müssen streng unabhängig bleiben und ihre Handlungen durch keinerlei Rück sichten auf politische Parteien beeinflussen lassen. Bei richtigem Versländniß dieser Sachlage würden die Gewerkvereine bald einen nützlichen und weit reichenden Einfluß üben und es zu Stande bringen, daß die Interessen der Arbeiter der Ausnutzung durch die Begehrlichkeit und Gewinnsucht anderer Klassen entzogen und unter den Schutz gerechter Gesetze gestellt würden. Aus dem hierauf verlesenen Berichte des Par lamentscomilos heben wir folgende in anderer Be ziehung ebenfalls für unsere heimischen Verhältnisse bemerkenswerthe Stelle hervor. Nachdem der Be richt der erbärmlich schlechten Ausführung vieler Ge bäude, die vom ersten Tage ihrer Errichtung dem Einstürze nahe seien, Erwähnung gethan, sagen die Comitömitglieder, leider wäre das Baugewerbe nicht der einzige Industriezweig, in welchem die Solidität der Wohlfeilheit zum Opfer gebracht worden sei. Die unsolide Art der Ausführung der Arbeit und das Betrügen der Käufer sei nicht die Schuld des Arbeiters: im Gegentheil, es bilde sein Unglück. Der tüchtig geübte und geschickte Arbeiter ist gerade derjenige, der zuerst durch dieses schamlose Verfahren leidet. Wenn die Umstände ihn zwingen, in die Concurrenz sich hineinzudrängen, so muß er zuvor eine zweite Lehrlingsschaft durchmachen, um die Kunstgriffe der Scheinarbeit sich anzueignen. "Waldenburg, 19. September 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ein zu Ehren der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers am 16. d. abends in Kiel von der Pro vinz Schleswig-Holstein veranstaltetes Fest nahm einen äußerst glänzenden Verlauf. Es waren gegen 1000 Gäste zu demselben geladen. Etwas vor 9 Uhr erschienen Se. Maj. der Kaiser mit Ihrer k. k. Hoheit der Kronprinzessin, Se. k. k. Hoheit der Kronprinz mit der Frau Landgräfin von Hessen, Ihre k. Hoheiten die Prinzen Wilhelm und Heinrich, die Grobherzöge von Mecklenburg und Oldenburg unv die übrigen Fürstlichkeiten. Beim Souper brachte der Landtagsmarschall, Graf Ranzau, das Hoch auf Se. Majestät aus; der Kaiser dankte für den ihm bereiteten freundlichen Empfang und trank auf das Wohl Schleswig-Holsteins. Um 11 Uhr verließ Se. Majestät das Fest; in diesem Augenblick erfolgte die Beleuchtung der Schiffe des Uebungs- geschwaders, sowie der Ufer, während vor Bellevue ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Der Kaiser kehrte von dem Flottenmanöver am 17. d. Mittag 12 Uhr auf dem „Hohenzollern" nach Friedrichsort zurück, wo derselbe Anker warf. Der Kaiser besichtigte das Legen der Minensperre und entzündete von dem „Hohenzollern" aus, wohin ein Kabel gelegt worden war, selbst eine Mine, der eine gewaltige Detonation folgte. Das Kanonen boot, welches als Ziel diente, wurde in die Luft gesprengt und vollständig zertrümmert. Auch die Schießübungen mit Fischtorpedos wurden erfolgreich beendet.' Ein von der Korvette „Blücher" lancirter geladener Torpedo traf die als Ziel dienende Hulk „Elbe", worauf eine graue, lhurmhohe Dampf- und Wassermasse, mit Schiffssplittern vermischt, sich er hob. Der Kaiser besichtigte das zerstörte Schiff und begab sich auf dem „Hohenzollern" nach Kiel zurück. Das inzwischen zurückgekehrte Geschwader gab den Königssalut. Die Mannschaften paradirten in den Rauen und brachten ein dreimaliges Hurrah aus. Die „Köln. Ztg." bemerkt, ein auf die Colonial politik bezüglicher Passus in dem Wahlaufruf der Freiconservativen wird wohl nicht mit Unrecht als ein Zeichen dafür aufgesaßt, daß die Regierung prak tisch der Colonisationsfrage näher treten wolle. Schon gleich nach Verwerfung der Samoavorlage sprach man sich in der damals herrschenden sehr gereizten Stimmung in Regierungskreisen sehr unumwunden dahin aus, daß man sich bei dem ablehnenden Vo tum nicht bescheiden, sondern in einer oder der andern Form auf die in weiten Kreisen des Volkes populäre Sache zurückkommen werde. Wenn auch nicht an zunehmen ist, daß ein Colonisationsplan irgendwie bereits greifbare Form angenommen hat, so steht doch fest, daß die Frage sei, es nur durch irgend einen Antrag oder in anderer Weise im Laufe der Session discutirt und damit der Regierung Gelegen heit gegeben werden soll, sich über ihre Stellung zu derselben auszusprechen. Die Agitation für die Abschaffung des Impf zwanges nimmt immer größere Dimensionen an. Vom 9. bis 12. October soll in Köln ein Congreß der Jmpfgegner stattfinden. Nach vem Programm sollen neue Beiträge für die Fortsetzung der Agita tion gegen den Impfzwang aufgebracht werden. Ferner liegt ein Antrag auf Gründung eines eigenen Organs und auf Ueberweisung einer Denkschrift an die medizinischen Fakultäten des In- und Auslan des vor, mit der Bitte streng wissenschaftlicher Prüfung der Jmpffrage. Oesterreich. Die officiöse „Montags-Revue" vernimmt, daß in nächster Zeit 'eine Begegnung des Kaisers von Oesterreich und des Kaisers von Ruß land stattfindet; Zeit und Ort sind noch unbestimmt. Die „Statistische Monatsschrift" bringt in ihrem Septemberheft eine Uebersicht der confessionellen Verhältnisse in der österreich-ungarischen Armee, nach welcher die Mitglieder des stehenden Heeres und der Landwehr nicht weniger als zwölf verschiedenen Glaubensbekenntnissen angehören. Die überwiegende Mehrzahl gehört der römisch-katholischen Kirche an, nämlich 197,277 Mann. Außerdem sind: griechisch- katholisch 23,874, altkatholisch 547, orientalisch griechisch 16,756, orientalisch-armenisch 208, katholisch armenisch 48, evangelisch Augsburger Confession 11,123, evangelisch helvetischer Confession 13,147, unitarisch 396, israelitisch 7,652, mohamedanisch 328 und anderen Religions-Genossenschaften angehörig 118 Mann. Unter letzteren sind 17 Confessionslose und 16 Mennoniten und Herrnhuter. Angehörige der letzteren beiden Secten werden nach den Be stimmungen des Wehraesetzes der Sanitätstruppe oder dem nichtstreilbaren Stande zugewiesen. In der Verschiedenartigkeit der Glaubensbekenntnisse wird die österreich-ungarische Armee blos von der englischen und der russischen übertroffen. Italien. Die Regierung hat an Monetti Garibaldi die officielle Erklärung abgegeben, daß sie die militärische Organisation der Freiwilligenbataillone nicht dulde. Frankreich. Der Monat August hat für die indirecten Steuern einen Ueberschuß von etwa 19 Millionen geliefert. Er war nicht ganz so günstig wie der Juli, aber das Resultat ist immer noch respectabel. Die Posteinnahmen figuriren in jener Ziffer mit 2^/s Millionen, die Zolleinnahmen mit 4^/s Millionen. Eine Verfügung des Kriegsministers verordnet, daß keine Person des Jahrgangs 1876, welche vor