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»»chmMo,«. — F-Nistreq« >1. — V°fij«t«»vt» Skip»«» «<»«.— Oem«inde,Irok»nt, 14. — «and tant» »armstidter Bank AvclgMrdkNafiu», H°hn>fitl».«rnstthal — U«»rlmi,t klnsksantt« Manufiript« »erde» nicht »»rück»» IchlL -Infendmi»« ,i»«M«n«»»«»u», find« leineLusnah»» unüAnjtiM Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Smeralanzelger fllt Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, KermSdors, Bernsdorf, RiiSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen« tach, Callenberg, Grumbach, Lirschheim, Kuhschnappel, St. C^idien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf, Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgericht-, Finanzamt- und des StadtratS zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegend«» Ortschaften Nr. 203 Dienstag, den 1. September 1S2S I 75. Jahrg. MM N dkM-WAl! KWWVMOkltzWWWkll »on » n t r r « m v e r l I n « r V « , t r«t« r Berlin, 1. September Die seit Monaten im Gange befindlichen Wirtschaftsverhandlungen zwi schen Deutschland und Sowjet-Ruß land haben plötzlich durch ein ganz unverständ liches Verhalten der russischen Sowjetregierung eine überaus peinliche und in ihrer ganzen Trag weite noch nicht zu übersehende Wendung ge nommen: Der Abbruch der Verhandlungen steht unmittelbar bevor, wenn nicht in letzter Stunde von russischer Seite eingelenkt wird. Noch vor wenigen Tagen schien es, als seien die Verhand lungen an ihrem günstigen Abschluß angelangt, und als sei die Unterzeichnung des deutsch-russi schen Abkommens eine unmittelbar bevor stehende Tatsache. Im letzten Augenblick hat je doch die russische Sowjet-Regierung eine Reihe bereits in Aussicht gestellter Zugeständnisse zu rückgezogen und neue Forderungen gestellt, die in einem früheren Stadium der Verhandlungen von deutscher Seite als unannehmbar zurückge wiesen worden waren. Welche Gründe die Mos kauer Regierung zu einem solchen Vorgehen be stimmt haben, kann natürlich von deutscher Seite aus nicht übersehen werden, aber es dürfte wohl kein Zweifel daran bestehen, daß hier lediglich rein politische Erwägungen für die Russen den Ausschlag gegeben haben. Deutscher seits ist man schon bei früheren wirtschaftlichen Verhandlungen mit dem Sowjet an derartige Lleberraschungen gewöhnt worden, denn die Moskauer Diplomatie versteht es, immer im letz, len Augenblick ganz überraschende Manöver zu inszenieren. Es ist kein Geheimnis, daß sich Rußland seit einiger Zeit um die französische Freundschaft be wirbt und daß in den politischen Beziehungen zwischen Berlin und Moskau seit Beginn der Er örterungen Uber den Sicherheilspakt andauernde störende Einflüsse am Werke sind. Das russische Mißtrauen, Deutschland könne sich einer west europäischen Mächtegruppierung gegen Rußland anschließen, hat dazu geführt, daß Moskau syste matisch die deutsche Außenpolitik beunruhigt, um den Gang der Ereignisse aufzuhalten. Bei früheren Anlässen scheint die englische Diplomatie auf die Haltung der Sowjet-Regie rung einen nicht geringen Einfluß ausgeübt zu .haben, denn England hat schon von jeher befürch tet, daß es Deutschland gelingen könne, seine Position in Osteuropa zurückzugewinnen. Die Engländer haben. aber diesmal kein unmittel bares Interesse daran, die deutsch-russischen Wirtschaftsoerhandlungen zu stören, da es sich ,um einen Fragenkomplex gehandelt hat, der mit sden englischen Bestrebungen kaum kollidiert. Lediglich ein einziger Umstand könnte darauf schließen lassen, daß Moskau auf irgendwelche Einflüsterungen von englischer Seite eingegan gen ist: die neuerliche Weigerung, Deutschland für die in Asien gelegenen russischen Wirtschafts gebiete die Meistbegiinstigungsklausel zuzuge- stehen. Würde Rußland diese Weigerung auf recht erhalten, so wäre dies ein schwerer Schlag für die deutschen Wirtschaftsiüteressen, La dann Amerika England und Japan den Handel mit dem asiatischen Rußland allein beherrschen wür ben. Hier liegt sogar die Vermutung nahe, daß die bolschewistische Regierung im Hinblick auf die Wendung der Dinge in China ihre Hand lungsfreiheit aufrecht erhalten will, um insbe sondere ein gemeinsames Vorgehen mit Japan zu ermöglichen, und daß daher nicht einmal eine Beeinflussung von englischer Seite vorliegt. Die deutschen Unterhändler befinden sich noch Immer in Moskau. Wie man hört, hat die Neichsregierung inzwischen neue Instruktionen nach Moskau abgehen lassen, so daß vielleicht innerhalb der nächsten zwei bis drei Tage eine Entscheidung nach der einen oder der änderen Seite hin fallen wird. Sollten die deutsch-russi schen Verhandlungen in letzter Stunde scheitern, so würde dies zweifellos, wie von maßgebender deutscher Regierungsstelle ausdrücklich versichert wird, auch gewisse politische Rückwirkungen auf das Verhältnis mit Rußland haben müssen. Die Moskauer Staatsmänner müssen sich daher ron vornherein vollkommen klar darüber sein, paß sie die deutsche Negierung in der schwersten Weise brüskieren, wenn sie es jetzt auf einen ergeb nislosen Abbruch der Wirtfchaftsverhandlungen mit Deutschland ankommen lassen. Die Tagung des Auslands- beuhchtums in der Heimat Am Montag vormittag wurde im Sitzungs saals des früheren Herrenhauses in Berlin die Eesamtsitzung der Tagung vom Verhandsiungs- leiter, Gouverneur a. D. v. Truppel, eröff net, der unter dem Beifall der Versammlung den Senior der Tagung, Herrn Denhardt, begrüßte, den er als den eigentlichen Vater der deutschen Kolonialpolitik bezeichnete. Herr Den hardt hatte als erster Deutscher in Ostafrika Far men angelegt und somit Dr. Peters den Anstoß zum Erwerb der ersten deutschen Kolonie ge geben. Im Austausch gegen das von ihm an gelegte Kolonialgebiet wurde Helgoland dem Deutschen Reiche einverleibt. Die Versammlung erhob sich zu Ehren Denhardts von den Sitzen und wählte einstimmig den Gefeierten zum Ehrenpräsidenten der Tagung. Als erster Referent sprach Oberregierungsrat Große aus Berlin über „Die Heimat im Dienste des Auslandsdeutschtums". Lieber das Auslandsdeutschtum im Dienste der Heimat spra chen dann Staatssekretär a. D. Prof. Kerodi - Temeschburg und Professor Dr. Solger. Im Anschluß an die beiden Vorträge wurde folgende Entschließung angenommen: „Die zur Tagung des Auslandsdeutschtums in der Heimat ver sammelten Ausländsdeutschen fordern, daß die Reichsregierung bei allen sich bietenden Gelegen heiten im Auslade auf dieKolonial - und Kriegsschuldlüge hinweist und sich mit Nachdruck für das Recht der nationalen Selbst bestimmung und der kulturellen Autonomie ein setzt." Das Thema „Die Wegnahme des privaten Eigentums durch die gegnerischen Mächte des Weltkrieges" wurde von Herrn v. Mallinck rodt aus dem Haag und Rechtsanwalt Dr. Bitter- Hamburg behandelt. Zu diesemThema wurde folgende Entschließung angenommen: „Die zur Tagung des Äuslandsdeutschtums in »er Heimat versammelten Ausländsdeutschen legen einmütig Verwahrung ein gegen die ent- chädigungslose Wegnahme des deutschen Privat eigentums im Auslande auf Grund des Versail ler Vertrages. Sie erwarten von der Reichs regierung, daß sie mit allen Mitteln darauf be dacht ist, diese Schädigungdesdeutschen Privateigentums bei allen sich bietenden Gelegenheiten wieder gut zu machen. Sie sind der Ansicht, daß nach Annahme des Dawesplanes die Möglichkeit zu erfolgreichen Schritten im Zu- ammenhang mit der Verhandlung über die Durchführung des Dawesplanes gegeben ist." Der nächste Gegenstand war die Frage des Wahlrechtes der Ausländsdeutschen, über die Dr. >er old und Reichstagsabgeordneter Graf leventlow berichteten. Hierauf wurde fol gende Entschließung vorgelegt: „Die zur Tagung des Auslandsdeutschtums in der Heimat versam melten Ausländsdeutschen bitten, daß die Reichs- regierun? den gesetzgebenden Körperschaften eine Novelle zum Reichswahlgesetz vorlegen möge, die Bestimmungen darüber trifft, in welcher Weise die im Auslande ansässigen Reichsangehörigen das ihnen nach der Reichsverfassung zustehende Wahlrecht aus üben können." Im weiteren Verlaufe der Sitzung entsandte man Begrüßungstclegramme an Dr. Eckener, in dessen Dienst sich auch das Auslandsdeutschtum stellen will, und an Neichsbankpräsident Dr. Schacht. Lieber den Plan einer Berliner Uebersce- und Kolonialausstellung 1927 berichtete der Direktor des Berliner Messeamtes, Dr. Schi ck. Heber die Fragen der Staatsangehörigkeit Reichswirt schaftsgerichtsrat Bernard. Dazu wurde der Versammlung eine Entschließung oorgelegt, die der Roichsregierung ein Gesetz nahelegt, den in Deutschland lebenden Ausländsdeutschen die Einbürgerung zu erleichtern. In der all gemeinen Landesverwaltung, vor allem in Ge- biihrenfragen, wurde in einer anderen Entschlie ßung für die Ausländsdeutschen die Gleichstel lung mit den Reichsdeutschen gefordert. Sehr bedeutsam ist die Entschließung, die in der Flag gen frage einen Volksent scheid verlangt, damit nicht auch das Aus landsdeutschtum in zwei Lager zerspalten werde. Neben der gewerbepolizeilichen Gleichberechti gung der Auslands- mit den Reichsdeutschen wurde das Aufhören des Paßzmanges und die internationale Freizügigkeit gefordert. Dio Tagung sand ihren Abschluß in einer gewaltigen öffentlichen Kund gebung, die im Herrenhause stattfand und von Vorträgen de« Doppelquartett« des Ber liner Domchors umrahmt wurde. Als Vertreter der Reichsregierung war Staatssekretär Zweigert erschienen, der die Versammlung im Namen der Reichsregierung begrüßte. Es sei der aufrichtigste Wunsch der Neichsregierung, daß diese Tagung ein neues Bindeglied zwischen Volkstum und Regierung werden möge. Der Gruß der Neichsregierung gelte allen Ausländsdeutschen, die treu zur Hei mat stehen. Der Redner schloß, daß die Not der Ausländsdeutschen auch den Weg finden werde zur großen Volkseinheit. Die Ausländsdeutschen könnten die Gewißheit mit hinausnehmen, daß es trotz aller Not in Deutschland mit der Ent wicklung unseres Volkes im Innern und Aeußern vorwärts gehe. Hierauf sprachen Professor Dr. Goebel- Hannover und Dr. Rohrbach-Berlin über die wirtschaftliche Bedeutung des Auslandv- deutschtums. Lohnerhöhungen -ei der Reichsbahn Die Cchlichtungverhandlungen in dem Lohnstreit zwischen der Deutschen Reichs- bahngesellschaft und den Gewerkschaften, die sich um die zum 31. August gekündigten Lohnbestim mungen des Tarifvertrages drehen» sind bekannt lich am Donnerstag vergangener Woche dadurch gescheitert, daß die Arbeitnehmer vor der entscheidenden Abstimmung die Versammlung verlassen haben. Um die Reichsbahnarbeiter nicht unter der entstandenen bedauerlichen Verzögerung des Streites leiden zu lassen, hat die Deutsche Reichs bahngesellschaft von sich aus zum 1. Sep - tember d. I. alle Lohnmaßnahmen zugunsten ihrer Arbeiter angeordnet, die sich im Rahmen dessen, was der Betrieb finanziell tra gen kann, durchzuführen sich bei den Verhand lungen bereit erklärt hatte. So treten am 1. September d. I. in einer großen Zahl von Orten und Wirtschaftsgebieten für die Reichsbahnar beiter zum größten Teil nicht unwesent liche Lohnerhöhungen ein, wie in Ber lin, Groß-Hamburg, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau, München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Groß-Frankfurt (Main), Hannover, Bremen, Wesermünde, Köln, Lud wigshafen, Mannheim, Württemberg, Baden usw. Für die im Betrieb uizd Verkehr beschäf tigten Arbeiter wird die Schichtzulage er höht, die Lohnbezüge einzelner Berufsklassen, wie Mechaniker usw., werden verbeHert. Auch wird die Deutsche Reichsbahngesellschaft voraus sichtlich schon am 1. Oktobär d. I. die Rangier zulagen für die im Rangierdienst beschäftigten Arbeiter und Beamten wesentlich verbessern. Die am 1. September d. I. fälligen Mehrbejlig « sollen den Arbeitern Leim ersten Zahlungstqfmin ausgezahlt werden, um sie möglichst bald in den Genuß der ihnen zugedachten Verbesserung zu bringen und um jeden Zweifel daran zu besei tigen, daß der Ablauf des Streites selbst in der Bereitwilligkeit der Deutschen Reichsbahngesell schaft, ihre Zusage einzulösen, nichts ändert. Drei Paktoorschlägr vor der Konferenz Die juristischen Sachverständigen Dr. Kaus, Fromageot und Rollin hatten bereit« am Sonntag abend eine erste Fühlungnahme mit dem englischen Vertreter Sir Cecil Hu r st. E« verlautet, daß auch ein italienischer Jurist den offiziellen Besprechungen der Sachverständigen beiwohnen werde. Im allgemeinen glaubt man, daß die Erörterung bis Mittwoch dauern wird, da Sir Cecil Hurst und Rollin spätestens Freitag in Genf cintreffen sollen, um Chamberlain und Vandervelde auf der Genfer Völkerbundsbe ratung zur Seite zu stehen. Der „Matin" behauptet, daß den Beratungen in London drei Paktvorschläg« zu Grunde liegen würden, von denen einer von de» Wilhelmstraße, der zweite in England und Lei dritte in Frankreich ausgearbeitet wurden. Der französische Paktvorschlag gliederte sich in vie» diplomatische Aktenstücke: 1. R h e i!> l a n d p a k t, der von Eroßbria tannün garantiert werden soll und von dem de^ „Matin" behauptet, daß die englische Garantie Frankreich nur für den Fall eines deutsche» Ueberfolls gegeben würde. Diese Mitteilung widerspricht aber allen Mitteilungen englische» Blätter, die immer hervorheben, daß die eng lische Garantie zweiseitigen Charakter haben werde. 2. Schiedsgerichtsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich. 3. Echiedsgerichtsvertrag zwischen Deutschland und Pole n. 4. Echiedsgerichtsvertrag zwischen Deutsch land und der Tschechoslowakei. Dec „Matin" glaubt, daß Hurst diese Verträ gen seine Zustimmung geben wird, Dr. Gau« vorläufig nur über den Rheinlandpakt verhan deln will, während über die anderen Verträge später gesprochen werden soll. Uebrigens sei daran erinnert, daß die Juristen keine Entscheid dutkger treffen, sondern nur für die Außenmini ster die Grundlagen für die späteren Besprechun gen vordereiten. Dr. Benesch als „Vermittle«" de« Völkerbundes g» t, « n « DeadlmelSnaa,. Berkin, 1. September Wie wir von diplomatischer Seite erfahren,, wird der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch bei den bevorstehenden Verhandlun gen des Völkerbundrates eine ziemlich bedeu tungsvolle Rolle spielen. Dr. Benesch soll den alliierten Regierungen angeböten haben, mit den führenden deutschen Staatsmännern in Fühlung zu treten, um sie zur alsbaldigen Stellung eines Zulassungegesuches zum Völker-' bunde zu veranlassen. Er glaube außerdem, auch in der Frage des Sicherheitspaktes «ine ver- i mittelnde Rolle -wischen Deutschland und den Westmächten übernehmen zu kiintw». ,