Volltext Seite (XML)
22. August 185« Rr. LS6 Deutsche Mgnucint Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und GesetzI» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Preis für das Vierteljahr 17, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Jnfertionsgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Freitag. Leipzig Die ZeÜung erscheint mit Ausnahme des Montag« täglich und wird Nachmittag« >1 Uhr au«, gegeben. Deutschland. Preußen. Die offiekelle Preußische Correspondenz macht über das be reits «wähnte Gefecht eines Theils der Schiffsmannschaft der Corvette Danzig gegen die sogenannten Riffpiraten folgende nähere Mittheilungen: „Die Dampfeorvettc Danzig langte am 4. Aug. zu Gibraltar an. Dort konnte man nicht soviel Kohlen bekommen, als zur directcn Fortsetzung der Reise nöthig waren; nur eine kleine Quantität wurde an Bord gr- bracht, wtlche die dortigen Behörden mit großer Bereitwilligkeit aus den Beständen deS königlich großbritannischen Wersts daselbst abließen. Nach eingrzogencn Erkundigungen sollten in Algier hinlängliche Vorräthe von Koh len vorhanden sein, die Corvette Danzig nahm daher ihren direkten Curs nach dieser Hafenstadt, um sich dort mit dem unentbehrlichen Material zu versorgen. Indem nun die Corvette auf dieser Fahrt längs der afrikani schen Küste hinlief, gelangte sie unterhalb des Vorgebirges von Trcs For- cas, unweit der spanischen Stadt Melilla, an diejenige Stelle, an welcher einige Jahre zuvor ein« preußische Handelsbrigg durch die Küstenbcwohner genommen und theilweise ausgeplündert worden war. Mit Rücksicht auf diesen Umstand erschien eS von Interesse, jenen Theil der dortigen Küste zu besichtigen. Der Admiral Prinz Adalbert ließ daher einige Boote ausrü- sten und ging selbst mit diesen Fahrzeugen längs der Küste hin. Eine Landung aber lag durchaus nicht in der Absicht deS Prinzen, wie der- selbe die- den betreffenden Offizieren vorher ausdrücklich mitgetheilt hatte. Nachdem bereits viele der Einwohner, ohne Feindseligkeiten auszuüben, sich dem Ufer genähert und mehre eine weiße Flagge gezeigt hatten, wurde plötzlich ganz unerwartet auf die Boote gefeuert. Diese erwi derten das Feuer, und da sich das des Feindes verstärkte, ließ der Prinz-Admiral die Corvette Danzig, die in der Nähe ankerte, theil an dem Gefechte nehmen, um den ohne allen Grund auf die preußische Flagge er folgten Angriff zurückzuweisen. Zugleich beschloß der Prinz zu landen und einen geeignen Abschnitt an der Küste, wenn auch nur auf kurze Zeit, zu halten. Die Corvette legte sich dicht unter Land, und nachdem sie den für die Demonstration ausersehenen Platz mit Kartätschen und Bomben einigermaßen gesäubert hatte, landete der Prinz mit den Booten, ließ einige Mannschaft bei denselben zurück und versuchte mit dem übrigen Theil die Mauren von der zunächst der Küste sich erhebenden, etwa 500 Fuß hohen Anhöhe zu vertreiben. Das Expeditionskorps stieg, in Tirailleurlinie auf gelöst, unter der Führung des Prinz-Admirals rasch die Anhöhe hinauf und trieb die Araber vor sich her. Das vorher bestimmte Angriffsobject wurde auf diese Art genommen; bald aber verstärkte sich der Feind durch Zuzug von den benachbarten Höhen und Schluchten immer mehr und suchte die preußische Mannschaft nicht nur aus ihrem Besitz wieder zu verdrängen, sondern sie auch von ihren Booten abzuschneiden. Unter diesen Umständen gab der Prinz den Befehl zum Rückzüge, welcher darauf unter dem heftigsten Andrängen der Bergvölker mit der größten Ordnung bewerkstelligt wurde. Hierbei wurde die Mannschaft durch das von dem Corvettencapitän Prinz Wilhelm von Hessen von der Corvette Danzig aus wohlgerichtete Feuer we sentlich unterstützt, indem die über die Köpfe weg unter den Feind geschleu- derten Bomben durch ihre verheerenden Wirkungen die Energie der feindlichen Verfolgung lähmten. Unter dem heftigsten Gewehrfeuer, und nachdem die gelandet« Mannschaft fast ihre sämmtliche mitgenommene Munition verschossen hatte, kehrte der Prinz mit ihr zu den Booten zurück. Der diesseitige Ver lust belief sich leider auf 6 Tobte und 17 Verwundete; unter den Letztem befindet sich, wie schon gemeldet, der Prinz.Admiral selbst, welchem ein Schuß durch bas Fleisch am rechten Schenkel ging; unter Erster« der Ad- jutant des Prinzen, Lieutenant Niesemann. Der Verlust des Feindes war um das Drei» bis Vierfache größer. Daß der Prinz-Admiral nach diesem Ereigniß sich mit der Dampfcorvette Danzig wieder nach Gibraltar begab, ist schon berichtet, ebenso daß er nach seiner Genesung über England zu rückzukehren gedenkt. Die Corvette Danzig sollte, den vorliegenden Mit theilungen zufolge, nach etwa achttägigem Verweilen zu Gibraltar, nach ihrem weitern Bestimmungsort abgehen." — Dem berliner Correspondenz-Bureau vom 20. Aug. gehen über den bereits erwähnten Conflict eines preußische« Staatsangehörigen mit den Behörden d«S Vicekönigs von Aegypten auS glaubwürdiger Quelle fol gende Details zu: „Said-Pascha halte gleich nach seinem Regierungsantritt einer gewissen Anzahl seiner Günstlinge ein Privilegium zur Errichtung ei ner Dampfschiffahrtsgesellschaft auf dem Nil verliehen. Die Besitzer dieses Privilegiums entschlossen sich darauf, dasselbe für die Summe von 150,000 Thlrn. an einige Kaufleute in Alexandrien zu verkaufen, und zwar mit Genehmigung des VicekSnigS. Diesen neuen Besitzern gelang es nun sehr bald, eine Gesellschaft zustande zu bringen, und in weniger denn 14 Ta gen waren alle Aktien vergriffen — ein Beweis für die Rentabilität dieses Unternehmens. Niemand hatte biSjetzt das Recht des Vicekönigs, ein Pri vilegium derart zu verleihen, in Zweifel gezogen; aber die außerordentlich vortheilhaftrn Bedingungen, welche die neuen Inhaber dieses Privilegiums ihren Actionären gegenüber aufstellten und für sich in Anspruch nahmen, machten den Neid anderer Kaufleute rege, und von allen Seiten fing man nun an, dagegen zu protestiren, aber erfolglos, indem die ägyptische Re gierung behauptete, ausschließlich das Recht zu haben, Dampfer auf dem Nil gehen zu lassen, daher auch die Erlaubniß dazu Andern als ein Pri vilegium ertheilen könne. Ganz besonders erklärten sich dagegen englische Kaufleute, konnten aber nichts ausrichten, da ihr Generalkonsul die Ansicht des ägyptischen Gouvernements theilte. Auch von andern Seiten waren Anfragen an daS ägyptische Gouvernement in Bezug auf die zu crtheilendc Erlaubniß für andere Personen gestellt, aber stets mit nichtssagenden Grün- den abgewiesen worden mit dem Beifügen, daß man es nie erlauben werde, daß ein Privatmann mit einem Dampfboot auf dem Nil Handel treibe, daher das Einlaufen eines solchen in den Fluß sowol bei Rosette als bei Damiette mit allen zugebote stehenden Mitteln zu verhindern entschlossen sei. BiS dahin hatte man sich um des Kaisers Bart gestritten ohne jegli- chen Erfolg. Plötzlich aber erscheint ein Mann, der den Knoten mit dem Schwerte durchhaut. Ihm gelingt es, unter der Hand ein Dampfschiff von einem Prinzen zu kaufen, der, im Glauben, es nur mit einem Zwi- schenhändler zwischen ihm und einem andern Prinzen zu thun zu haben, sich im Traume nicht beikommen läßt, welchen Gebrauch der scheinbare Käufer mit dem Boot zu machen beabsichtigt. Kaum ist Hr. Löffler, das ist der Name dieses unternehmenden ManneS, im rechtmäßigen Besitz seines Dampfers, als er auch schon unter preußischer Flagge sofort da mit anfängt, zu remorquiren. Die erste Reise von Kairo nach Alexan drien ging glücklich vonstatten. Mit Jubel wird er hier empfangen und Jedermann bereut, nicht auch eine so glückliche Idee gehabt zu haben. Wer aber nicht mit in den Jubel einstimmt, sind die Privilegiumsbesißcr; mit langen Gesichtern laufen diese zum Vicekönig und bitten um sofortige Vcr- Haftung des kühnen Dampfboots, wo nicht, drohen sie ihm einen fürchter lichen Proceß an den Hals zu werfen, denn mit seiner Zustimmung haben sie ein von ihm gegebenes Privilegium gekauft, worin es ausdrücklich heißt, daß Niemandem gleiches Recht auf dem Nil zu remorquiren zustehe. Ge drängt und geängstigt durch die unabsehbaren Ansprüche, welche diese Her ren gegen ihn zu machen drohen, laßt sich Said-Pas-ba bewegen, Hrn. Löffler die Fortsetzung seiner Fahrten zu verbieten, die ausdrückliche Dro hung hinzufügend, daß alle Administrationen im Lande angewiesen seien, im Fall er dennoch dieselben sortsstzen sollte, alle ihnen zugebote stehenden Mit tel anzuwenden, um ihn daran zu verhindern. Infolge dieses Befehls oder besser dieser Drohung ist nun Hr. Löffler gezwungen, mit seinem Dampf- boot stillzulicgen, denn der physischen Gewalt deS ägyptischen Gouvernc- ments kann er wol sein gutes Recht, aber nicht eine gleiche Gewalt ent- gcgensetzcn und ist daher für den Augenblick der Unterliegende. Von Seiten des preußischen Generalconsuls, Barons v. Penz, ist sofort-ein die verletztrn Interessen seines Nationalen nach allen Seiten hin sichcrstellender Protest bei der ägyptischen Regierung eingelegt und der ganz« Thatbestand der preu ßischen Gesandtschaft in Konstantinopel mit dem Anträge übermacht wor den, bei der Hohen Pforte dahin zu wirken, daß Said-Pascha veranlaßt werde, für die Folge jedem Europäer zu gestatten, frei und ungehindert Handel und Schiffahrt auf dem Nil und den Kanälen deS Landes treiben zu lassen. In diesem Stadium befindet sich jetzt diese für jeden Handeltrei- benden in Aegypten gewiß sehr interessante Angelegenheit." — Der Secundant des Hrn. v. Rochow in dem Duell, in welchem Hr. v. Hinckeldey fiel, ebenfalls ein Hr. v. Rochow, und der Unparteiische bei diesem Duell, Hr. v. d. Marwitz, sind zu dreimonatlichem Festung-- arrest verurtheilt und haben ihre Strafe in Stettin angctreten. (Allg. Z.) — Berliner Blättern zufolge ist vr. Vehse am 20. Aug. auS der Haft entlassen worden, um, wie es heißt, nach der Schweiz abzureisen. Hannover. Am 19. Aug. starb der zur Disposition stehende General lieutenant Graf Kiclmansegge, der nach dem Tode des Grafen Alten längere Zeit hindurch das Kriegsministerium verwaltete. Er kämpfte bereits bei Wa terloo, erhielt am 17. März 1856 die Charge als Gencrallieutenant unb erreichte ein Alter von fast 79 Jahren. Großherzogthum Hessen. Darmstadt/ 17. Aug. Am 12. Juli 1806 errichtete Napoleon I. den Rheinbund und am 1. Aug. desselben Jahres legte Kaiser Franz II. die deutsche Krone nieder, womit das Deut sche Reich ein Ende nahm. Obwol nun dies Ereigniß in keinem der zu nächst bethciligten Länder, deren Oberhäupter am erstgcdachten Datum zu gleich zu neuen Ehren und Würden gelangten, in den letzten Wochen mit einem Jubiläum beehrt worden ist, so ist doch Manches mit unlcrge-