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Ernste Gesähröung -er Genuakonserenz? Der -eulsch-rrrstNche Derkrag ei« „Schlag ins Gesicht -er Konferenz!- — Vor -em Abbruch? — Das erste positive Genuaergebnis Unterbrechung sämtlicher Arbeiten -er A-nsereuz. (Eigner Drahtberickt der „D r t » b n. Nachrichten-.» Genua. >8. April. Folgender osfizielle Beschluß schließt die Sette der Auslegungen seit dem Bekaontwerden ded deutsch-rnssllcheu Abkommens ab: Sämtliche Arbeiten der Konferenz werden unterbrochen bis zur Lösung drS Zwischenfalles, d. b. also: die verschiedenen flir heute an- gefetzteu Kommissionssttznuge» finden nütze statt. — Heute tritt vielmehr ein juristisches Kollegium der Experten der Alliierten zusammen, inn sc stz »st eilen. ob der deutsch-russische Vertrag gegen den Friedensoertrag von Versailles verstoße, lim II Uhr mittags treten die Hanptdelcgicrten sämt licher alliierten Staaten und der Kleinen Entente zu sammen, um iiber die Situation zu beschließen. Auch die Engländer haben gestern abend ein Kominuniguä herauSgegeben, das sich in außerordentlich scharfen Sorten gegen den deutsch-russischen Akkord wendet, und das sich auf den Standpunkt stellt, daß dieser Akkord ein Schlag ins Gesicht der Konferenz sei. An ähnlicher Weise äußern sich die Franzosen. Die Italiener schließen sich ihnen an. Die allerbrliischste Stunde der Fkoufereuz. Berlin, 18, April, lieber di« Wirkung des deutsch-rus sischen Vertrages wird der „B. Z." ad Genua gemeldet: ES hat keine« Zweck, zu leugne», daß die Konferenz von Genua. Sonnabeud »och im allerbesten Gleichgewicht, heute ihre allerkritischfte Stunde dnrchmacht. Di« allgemeine Auf» regnvg, die gestern nachmittag iiber den deutsch-russischen StaatSvertraq losbroch und sich eigentlich seitdem nur noch gesteigert hat, kann kaum zutreffend geschildert werden, und daß gefährlichste Anzeichen sind die plötzlich restlos ans» geheiterten »nd zufriedenen Gesichter im französischen Lager. Dort glaubt man. der ganzen Konfcrenzsorgen bald völlig ledig zu sein. Man darf auch nicht übersehen, daß nicht bloß Äimmiiiigen und unmaßgebliche Aenßcrungen maß gebender Persönlichkeiten zu verzeichnen sind, sondern daß auch schon halbamtliche Kundgebungen aus den Entente- ländern vorliegen. die die Stellungnahme einzelner Haupt mächte scsizulegen scheinen. Noch bemerkenswerter ist, daß die Häupter der Alliierten. Lloyd George. Rarthou. Schanzer und TheirniS. ihre gestrige Beratung nur deshalb ans heute >2 lkhr mittags vertagt haben. «eil von einer Macht ein Antrag eingebracht wurde, die Konferenz als unterbroä»eu zu erklären und zunächst schleunigst den Obersten Rat einznberusen. lieber diesen Antrag wollten sie jedoch nicht überstürzt ab- stilmwen. ,rnd aus englischen Vorschlag wurde zunächst nur beschlossen» die Tagungen sämtlichen Kommissionen heute vormittag abzusetzen. uni erneut über das Abkommen zn lurraten. Daß die Anwesenheit der Führer der Kleinen Entente, die zum Teil schrosf gegen Rußland orientiert sind, nicht unbedingt die Stimmen der Besonnenheit vermehren werden, ist leider zu befürchte». Deutschlands angebliche IlloyaMSl. Berlin. >8. April. lieber di« Ausnahme des deutsch- russischen Vertrages wird aus Genua gemeldet: An den Delegationen der Alliierten wurde gestern erklärt, der deutsch-russische Vertrag habe für Genua eine sehr ernste Situation geschaffen. An einem von der englisämn Delegation HerauSgegeben«« Eommuuiqns wurde der Ver, tragSadschluß als eine Illoyalität Deutschlands gegenüber den Staaten und als eine Herausforderung Europas bezeichnet. Di« gleick>en Aeußerun-gen werden auch Lloyd George selbst zugeschrieben: er soll sie englischen Be richterstattern gegenüber getan haben. Wie dem„Lok.-Anz." berichtet wird, sehen die Neutrale» und die Amerikaner in dem 4iertrage bas erste praktische Resultat, das erreicht wor den ist. ——— Kein Grün- für -le Aufregung. (DrahtmeldnugilnsrerBerlinerSchristleitung) Berlin. 18. April. Angesichts der Ausregung, die der Abschluß des deutsch-russischen Vertrags besonders in der Pariser Presse, zum Teil aber auch in der englischen hcrvor- aerusen hat, wird hier erklärt, daß sachliche Gründe dafür nicht vorliegen. Schon vor acht Woche» ist der Vertrag paraphiert morde«. Das Abkommen lag vor, der Abschluß war aber erst in Genua möglich. ES handelt sich um keinen Vorstoß gegen die Abmachungen von Cannes, den« der Vertrag ist nicht aus der Konferenz von Genna abgeschlossen worden. Er berührt die Abmachungen der Konferenz in keiner Weise. Es handelt sich um freiwillige Abmachungen zweier souveräner Staaten. Anch von einem Bruch des Versailler Vertrag« kann keine Rede sei». Nach dem Versailler Vertrag ist Rußland der Empfangsberech tigte, dem eS sreifteben muß, aus.eine ihm zustehende Leistung zu verzichten. Eine Parallele mit dem Londoner Memorairdum kann nicht gezogen werden. Letzteres regelt hauptsächlich die Zukunft, während der deutsch-russische Vertrag die Vergangenheit betrifft. Er liquidiert die Bergiugenheit und erklärt die Kriegslasten für abgcgvlteu. Er enthält nichts für die Zukunft. Es han delt sich anch nm keinen Allianzvertrag, sondern nm Ab machungen, wie sie schon mit zahlreichen anderen Mächten bestehen. Man kann uns nicht den Vorwurf machen, ein Sondcrabkommen geschlossen zu haben, nachdem tagelang die Ententemächte über ein Sondcrabkommen mit Ruß land verhandeln. Es handelt sich nur um einen Neben- nemrag zu den Verträgen, über welche die Entente mit Rußland verhandelt. DaS ergibt sich auch auS der Meist- begünstigungsklausel- Ter deutsch-russische Vertrag ist voll ständig inoffcnsin und bringt keinerlei Einmischung in die Rechte anderer Länder. Wir können uns aber nicht wohl verbiete« lassen, unsere Lebensbediugnugcn mit anderen Staaten z» regeln. In der englischen Presse werden die Dinge vielfach wesent lich Rissiger behandelt, als in der französischen. So äußert sich beispielsweise der „Daily Ehrnnicle", dessen Vezielmn- gen zu Lloyd sileorge bekannt sind: „Ruhige Beobachter, die die einzelnen Bestimmungen des Vertrages nach ihren: Wortlaut und Sinn prüfen, würden nnr wenig Grund -nr Beanstandung finden." Die unfreundlichen ?lenßernngen. welche gleich am ersten Tage des Bekanntwerdeus des Vertrages laut wurden, glaubt man. hier nickt überschätzen z« dürfen. Es scheint, daß Rußland die Veröffentlichung des Vertrages gewünscht hat, denn diese Veröffentlichung ist von russischer Seite wesent lich früher erfolgt, als von deutscher. Französische ivesPenslerseherei. Paris. 18. April. „Echo de Paris" vertritt den Stand- pinikt. daß nunmehr Dentfchlamd in Europa nicht mehr allein stehe, um dem Verlangen Frankreichs Widerstand zu leisten. Die deutsch- russische Gruppierung, die his etwa zum Fahre I8KK auf SSesteuropa, gelastet bot. bilde sich wieder und bedrohe Polen und die kleinen Staaten, die aus Nirßlond nnd Oesterreich hervorgingen. lW. T. B.s Griechenland und die Friedens- Vorschläge für den nahen Osten. Bon Thrasybulos D. Argyropoulos. Die Friedensvorschläge Englands, Frankreichs und Italiens, die sowohl Griechenland, als auch den Kemaliste» überreicht wurden, sind in ihren Grundzii-gcn bereits in der deutschen Presse erörtert worden. Zu gleicher Zeit sind beide kriegführenden Teile ausgefordert worden, einen Waffen stillstand cinzngehen. Zu letzterem Schritt hat sich die Ne gierung Gunaris bedingmrgSweisc bcrciierklärt, von der Exekutive in Angora lag noch keine Aeutzernng vor. An dürren Worten muß gesagt werden, daß England, mit anderen Problemen beschäftigt, die Ruhe in seinem Weltreiche Herstellen möchte, wozu eS in allererster Linie der Pazifizierung seiner mohammedanischen Untertanen von Indien bis Aegypten benötigt. Ter während des Krieges ansgestellt« Grundsatz, keinen Landstrich den Türken zurück zugeben. den letztere wahrend dieser Zeit au die Entente ver loren hatten, wird preisgegbcn, und mit der Gelassenheit, die echte Grandseigneurs ziert, wird Griechenland bedeutet: Pack' Dein Bündel und gehe! Daß die drei gen>altigen Herren Hellas lSlsi selbst zu der klcinasiatischen Expedition auf gefordert hatten, die dem Lande schwerste Opfer auserlegte, ficht sie jetzt wenig an. Kemal-Pascha. dessen militärische und staatSmännlsche Fähigkeiten unbestreitbar sind, hat mit großem Geschick die französisch-englischen Differenzen auS- zunutzcn verstanden: zwar wird er den Friedensvorschlä-gen zunächst ein „Unannehmbar" entgegensetzen, und die Macht des MohammedaniSmuS und seine Beziehungen zu den Sowjets neuerlich ausznfpielen versuchen. Indessen hat er vorläufig für die türkische Sache Bedeutendes erreicht. So mit triumphiert im nahen Osten gegenwärtig französische Politik, Hand in Hand mit dem Halbmond. Dieser Erfolg muß aber richtig gewertet werden: die Türkei hat trotz ihrer Länderstreifen um Konstantinopel in Europa auSgespiel!. An Kleinasicn infolge ihrer organisa torischen, finanziellen mid kulturellen Unfähigkeit von den Großmächten abhängig, nicht homogen in ihrer Bevölkerung, wird sie auch dort nicht das sei» können, waS sie scheinen möchte: ein kräftiger Machtsaktor, Anderseits irrt sich Frank reich gewaltig, wenn cs vermeint, eine dauernd starke Po sition in der Levante zn beugen. Kemal benutzt die Fran zosen lediglich-, solange sie ihm etwas bieten könne»: die gricchenseindlichc Politik jedoch der Grande Nation ist in: Begriff, in Hellas jedes Gefühl der Snmpaihic für die einst so bewunderte Marianne zu ertöten. Die Erregung in Griechenland ist sehr groß und begrei' tich: sollen doch hunderttausend,: von Volksgenossen der bar bartsche» türkischen Willkürlieirschasf wiederum ausgeiiesel: werden, daran ändert die in den Fricdensoorschlägen fest gelegte zoncnweise Ränmnng Kleinas,enS, inner Koinroltz- von Ententeoffizicrcn, eine gewisse Beteiligung der Griechen an der Verwaltung des Bezirkes Smyrna, nnd ein platvni scher Schutz der Minderheiten seitens des Völkerbundes Deutschland kennt diese Melodei zur Genüge — säst nichts. Noch mehr empört man sich über die geforderte Riiclgabe isst Thraziens und der reingriechische» Stadt Nodosn» Zwar mußte man sich hellenischerseits mit dem Gedanken der Aino nvmie Kleinasicus unter einem christlichen Gouverneur ver traut machen »nd hätte cs auch getan. So aber erschein, eine bewaffnete Abwehr griechische» Selbstschutzes an dee Küste nicht unmöglich, für Ost-Thrazien möchte man sie sogar sn . wahrscheinlich halten. Die Folgen sind natürlich nnabseh bar. Wenn die Venizelistcn in Griechenland und im Aus land darzulcgcn versuchen, daß nntcr Beibehaltung ihres Meisters, als Staatölenkcr, Hellas wei! günstiger ab geschnitten hätte, so ist das ein Trugschluß. Gerade Venizclvs hat daS Land der Entente verschrieben, die eS als Obiell ihrer Politik handhabte. Den Griechen in Klcinasien werden wohl schwere Zeiten hcvorstehen: diescntgcn aber, die denke», inan könnte ilmen daS Lebenslicht ausblascn, befinden sich in einer argen Täuschung: ein Volksstamm, der trotz maßloser Bedrück»» gen seit dem 15. Jahrhundert, der Kiilinriräger an den Ge staden JonicnS geblieben ist, wird auch jetzt nickst ilnlergchen, sondern, moralisch und materiell iniicrstntzi »on seinem freien Bruder im Königreiche, ans seine Slunde warten. Hellas, das die übergroße ihm gestellte Ausgabe zurzeit nicht be wälttgen konnte, blickt mit Stolz ans sein Heer, das mit Ist»» kcm Schilde aus dem Kampfe heroorgelst: inil ihm Hai eS sich im Laufe des letzten Dezenniums ein Machtmittel geschaffen, unter dessen, Schutz es in zukünftigen Friedensighren seine innere staatliche und wirtschaftliche Vervollkommnung lat kräftig betreiben kann, ckne Vervollkommnung, die ihm die Kraft geben soll, sich von der Umklammerung von Schutz Mächten zu befreien, deren Wirken cs seit 1842 so oft schmerz lich empfunden hat. Ans dem Wege, die Erde seiner Vor fahren dem Christentum und der Kultur zurückzugeivinnen. ist es aber nicht unbeträchtlich vorwärts geschritten. Die „kleine KonlroHkommission". (Eigner Drahtbericht der „DrcSdn. Nachricht« »".> Paris. 18. April. Der Oberste Rat Hai der deutschen Regierung eine Mitteilung zugehen lassen, wonach der Ab bau der kostspieligen und drückenden AbrüstungSkommissio neu der Entente in Deutschland und die Ucbcrwcisung ihrer Aufgaben an eine Kleine Kontrollkommission be absichtigt ist. Weiter ist mitgetcilt worden, daß der B a» von Flugzeugen, ausgenommen Kampsflugzeugen, vom 5, Mai ab wieder gestattet ist. Eine Beurteilung des Schrittes der Alliierten ist allerdings erst möglich, wenn die zn der Note gehörigen Anlagen vorliegen, die der Sache ein weit weniger freundliches Gesicht geben. Kapp im Leipziger UnlersuchungsgesSngnis. (Eigner Drahtdericht der „Dresdn. Nachrichten".) Leipzig. 18. April. GeneraUaudschastödirektor a.D. Kapp ist, wie die „Sächs. Korrespondenz" au zuständiger Stell« erfährt, gestern früh in Saßnitz gelandet, ist dort von einem Leipziger «riminalrat in Empsaug genommen »nd hente «acht nach Leipzig in das N n t e r s n ch n n gs- gLfäuguis eingeliesert worden Frankreich -enkl an Zwangsmatznahmen. (Eigner Dratztbertcht der „Dretdu. Nachrichten") Paris, 18. April. Der „ M a t i n " macht in einer Mitteilung, anscheinend von der ReparationSksminission ausgehend, auf die Folgen aufmerksam, die für Deutschland entstehen würde», wenn bis z»m 4l. Mat keine besrtedi gende Regelung der Wtedergutmachungssrggc erfolgt ist. An diesem Falle treten die in Anlage N, Ks l7 und 18, zum 8.„Tetl des Versailler Vertrags vorgesehene» Bestimmungen in Kraft. Die Reparationskommissio» benachrichtigt die Regierung und schlägt Zwangsmaßnahmen vor. Die Beschlüsse brauchen nach französischer Auffassung nicht »ou allen Regierungen gemeinsam gefaßt zu werde», sondern jede einzelne Regierung bat das Recht, ihre eigenen Interessen nach ihrem Ermessen wahrzunehnien. I?» Brüssel. 18. April. In einem Interview in Genua erklärt« der belgische Ministerpräsident Thenn iS aus die Frage, ob Frankreich und Belgien geineinlam Zwangsmaß regeln gegen Deutschland erwögen, wenn dieses die von der Reparationskommission festgesetzten Zahlungen nicht stelstch «t handle sich «m ein Gerücht, da» überall ginge. worauf er nicht näher eingehen wollte. Die Neparations- kommisston stehe vor einer Entscheidung, doch werde nickt überstürzt vorgegangen. In keinem Falle werde Belgien dulden, daß dte Forderungen an Deutschland weiter abgeschmackt werden. In diesem Punkte seien Belgien und Frankreich einig und würden es bleiben. TkcuniS erklärte über den Verlauf der Konferenz, er werde den Antrag stellen die Sachverständigenkommissionen zu nerkleinern, da diese setzt zu keinem Ergebnis kämen, weil jeder Delegierte einen Schwarm von Sekretären und Begleitern mitschlcpp«, so daß in einer derartigen Sitzung an die 180 Personen anwesend seien. Dabei könne nichts Genaues zustande kommen. Ein neuer politischer Mor- in Berlin. Berlin. 18. April. Heute »acht kurz nach lS Uhr wurde» i» der Uhlandftraße die türkischen Staatsangehöri gen Djcmal Arzauy-Rei und Vahaeddi» Eha» kir ermordet. Dsemal war früher Gencralgonvcrneur oo» Trapeznnt nnd Baha leitendes Mitglied des türkische» Komitees Union et Prvgrüs. Die Mordtat dürfte ans po- lttische Beweggründe znrkckzuMre» sei«. Sie ist vermutlich von hier lebenden Armeniern verübt wor den. Nach Aussagen non Augcnzengen komnreu als Täter drei schlanke, mittelgroß-:, dunkelblonde Leute im Alter von LS dis rtt) Jahre« in Betracht. Diese drei Leute flüchtete» ««mittelbar nach der Tat von der Uhlandstraße ans nach der Lndmig-Sirch-Gtraße. Am Tatort« wurde eine arme, «ische Mehrladepistolc gesunde». Der Polizeipräsident hat