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Nr. 227 27. Jahrgang. Sonntag, den 30. September 1900. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. sie nach Berlin rufen wird. Die NeichSregierung aber spricht zu ihnen über diese für sie wichtige Frage immer nur durch das Sprachrohr der unverbindlichen und un verantwortliche» Journalisten. — Die „Deutsche Tagesztg." stellt fest, daß inner halb der landwirthschaftlichen Commission des Wirth- schaftlichen Ausschusses zur Vorberathung der Handels verträge über die Höhe der Getreidezölle volles Einver nehmen bestand. Die von einer Korrespondenz angegebenen Zollsätze, 5 Mk. Roggenzoll und 6 Mk Weizenzoll, werden von dem Blatte als falsch erklärt; es weiß indeß selbst über die gefaßten Beschlüsse nichts mitzutheilen, da die Verhandlungen streng vertraulich seien. — In der Berliner Münze werden Versuche mit chinesischen Gelde augestellt. Es soll ermittelt werden, welchen Silbergehalt das chinesische Geld aufzuweisen hat. H a m b u r g , 28. Sept. Seit 12 Uhr Mittags wüthet in der Hafenstraße ein gewaltiges Feuer. Der Speicher und das Holzlager von Pflugk und der Speicher von Tietgens u. Robertson sind vollständig ausgebrannt. Das Feuer ist auf die Vorderhäuser übergesprungen, die in vollen Flammen stehen. Da die auf der anderen Seile, auf dem Berge stehenden Häuser sich in großer Gefahr befinden, sind sie geräumt worden. Auch der Circus Busch ist gefährdet. Alle Anstrengungen der Feuerwehr sind auf den Schutz dieser hochgelegenen Häuserreihe gerichtet. Der Wind weht gegen die Stadt. Um 4'/, Uhr gelang es den Feuer wehren, den Brand zum Stillstand zu bringen. Außer dem Holzlager und den genannten Speichern ist der Getreidespeicher von Botsch zerstört. Die vor den Speichern liegenden vierstöckigen Wohnhäuser Hafen straße 65, 67, 69 und 71 sind ausgebrannt, von den Häusern 59 und 61 sind die oberen Stockwerke zerstört. England. London, 26. September. Es scheint, daß sich die Abreise des Präsidenten Krüger aus Südafrika nicht ganz so glatt abwickelt, wie es zunächst aussah. „Die Archive und das ungemünzte Gold eines eroberten Staates gehören nach internationalem Recht dem Eroberer" — so wird man officiös belehrt. Als der Präsident Transvaals sich auf das Gebiet eines neutralen Staates, das heißt Portugals, flüchtete, machte die britische Regierung die portugiesischen Behörden darauf auf merksam, daß sie ihr gegenüber gewisse internationale Pflichten zu erfüllen habe mit Bezug auf die Staats archive und das Gold, die Herr Krüger mit sich ge nommen habe, „die aber nicht ihm gehörten". Für die portugiesischen Behörden gab es zwei Gesichtspunkte, von denen aus sie die Sache ansehen konnten: sie konnten die Annexionsproklamation ignoriren und Herrn Krüger als das Haupt eines kriegführenden Staates betrachten — da England noch keiner Macht die sogenannte Annexion notificirt hat, ist das der übliche Standpunkt — oder sie konnten die Annexion als eine vollendete Thatsache gelten lassen und Herrn Krüger einfach als Privatperson behandeln. Welchen der beiden Gesichts punkte, so wird englischerseits betont, die portugiesischen Behörden auch wählten, ihre Pflicht war klar: Als Oberhaupt eines kriegführenden Staates konnte Herr Krüger neutrales Gebiet nicht zur Verschiffung von Gegenständen benutzen, die nicht sein Privateigenthum, sondern das Eigenthum des Staates siniy dessen nominelles Oberhaupt er ist; als Privatperson steht es ihm gleichfalls nicht zu, die Archive und das Gold mitzunchmen, die rechtsmäßig den Eroberern gehören. Die britische Regierung legt besonders Nachdruck darauf, daß der Besitz der Staatsarchive Transvaal sür sie eine unbedingte Nothwendigkeit ist — so zum Beispiel aus folgendem Grunde: Am 8. September veröffentliche Sir Alfred Milner als Obercommissar für Südafrika einen Erlaß, worin erklärt wurde, daß die englische Regierung Oertliches und Sächsischs» Hohenstein-Ernstthal, den 29. Septeniber. — Die heutige Nummer des Hohenstein-Ernstthaler Anzeigers ist die letzte in dem nun ablaufenden Viertel jahre. Zum Abonnement auf das 4. Quartal laden wir hiermit höflichst ein und bitten unsere werthen Leser und Leserinnen, in der Zustellung keine Unterbrechung eivtreten zu lassen. Beitrittserklärungen zum Abonne ment wolle man in der Expedition oder bei den Aus- trägern bewirken. Preis für das Vierteljahr 1 Mk. 25 Pf — Für den Stadtbezirk Hohenstein-Ernstthal werden die nachstehenden, am 1. Oktober in Kraft tretenden Bestimmungen, zur Beachtung bekannt gegeben: In offenen Verkaufsstellen und den dazu gehörigen Schreib tuben (Contore) und Lagerräumen dürfen Gehülsen, Lehrlinge und Arbeiter nur von Morgens 7 bis Abends 9 Uhr — ausschließlich einer denselben zu gewährenden angemessenen Mittagspause — beschäftigt werden. Diese Bestimmung findet ans Arbeiten, die zur Verhütung des Verderbens vorgenommen werden müssen und für die Ausnahme der gesetzlich vorgeschriebenen Inventur, sowie bei Neueinrichtungen und Umzügen keine Anwendung. Von neun Uhr Abends bis fünf Uhr Morgens müssen offene Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr überhaupt geschlossen sein. Die beim Ladenschluß im Laden schon anwesenden Kunden dürfen noch bedient werden. Ueber neun Uhr Abends dürfen bis auf Weiteres vorbehältlich anderweiter Entschließung des Stadtrathes Verkaufsstellen für den geschäftlichen Ver- ehr geöffnet sein: a) an den letzten 12 Sonnabenden des Jahres d) an den letzten 9 Wochentagen vor Weihnackten (ausschließlich der darein fallenden LLnd ) e) am Sylvestertage, " ä) an den beiden Jahrmarktsmontaqen «) an den 5 letzten Sonnabenden vor'Ostern 1) an dem Tage vor Himmelfahrt ' fanden 5 letzte» Sonnabenden vor Pfingsten bis spätestens 10 Uhr Abend« An dre en Tagen dürfen Gehülfen und Leben»*' bis 10 Uhr Abends beschäftigt werden ^hrlmge Jnsertionsgebühren: die füiffgespal^ 12 Pfg-, 8 ^08tll^6 Zg04. 4. tzuLttai 1900 T a g e s g - s H ; ch t e. N r- -entsckks Reick wkd lsr w^ch i,„ dotz man auf große Schwierigkeiten stoßen werde, und " H"stich, »"I di, Kaiserin-R-geniin s, Friedensunterhandlungen „j^ beiseite rn n^be^dar?' "ts aber auch nicht straflos aus- gehen darf. Man glaubt ledoch, Deutschlands Vorschlag mll kleinen durchführen zu können. Ueber- haupt ist das Verhaltniß Rußlands zu Deutschland ein selten herzliches und beruht auf vollständigem gegenseitigen Vertrauen. Man ist sich in hiesigen leitenden Kreisen vollkommen bewußt, daß durch ein Handinhandgehen zweier so großer Nationen nur ersprießliches erreicht werden kann, und zwar für beide Theile. Freundschaft für England giebt's hier nicht. Nur einige Rücksichten sind bedingt durch die bekannten großen Sympathien, die die junge Czarin dem Jnselreiche entgegenbringt. Immer deutlicher, wenn auch ganz allmählich, dringen Nachrichten über die Ursachen der Lamsdorf'schen Note, die im Auslande manchen Unwillen erregte, in weitere Kreise. Graf Lamsdorf ließ sich dabei nicht zum kleinsten Theile vom Finanzminister Herrn von Witte beeinflussen, dem noch größere Ausgaben für militärische Zwecke in China durchaus nicht in sein Programm paßten. Daher wurde zum Rückmarsch geblasen. Augen blicklich befindet sich Fürst Uchtomsky, der Freund des Finanzministers und Präsidenten der chinesischen Bank, auf dem Wege nach Peking, um als Generalcommissar zusammen mit dem russischen Gesandten in China, Herrn von Giers, die Unterhandlungen über die Friedsnsbe- dingungen und Compensationen einzuleiten. Fürst Uch tomsky führt einen Brief des Czaren, sowie Briefe von Witte mit sich. Man glaubt ihn mit Vortheil in Peking zu verwenden, weil die chinesische Regierung und speciell Li-hung-tschang ihn außerordentlich schätzen und er als Chinafreund gilt. Freilich wird sich die Rolle, die er spielen soll, in einem verhältnißmäßig engen Rahmen halten. Im allgemeinen glaubt man nicht, daß die Ruhe in China so leicht und schnell hergestellt werden wird. Die Kämpfe im Innern dürften sich noch ,ahre- lang hinziehen. Fürst Uchtomskys Anwesenheit m Peking wurde besonders von Li-hung-tschang sehr gewünscht. — Für Reichstagsabgeordnete in hohem Maße un erfreulich, so klagt die „Köln. Volksztg.", ist es, daß man nicht weiß, wann der Reichstag eröffnet werden wird. Das ist, gelinde gesagt, nicht sehr rücksichtsvoll gegen den Reichstag s-lb^ D.e Abgeordnet n des Reichstags sind nicht alle Rentner, welche Mn Tag mit kürzester Frist ihre Koffer p°cke" können um nach Berlin abzudampfen. Es mare für sehr wünscht, möglichst frühzeitig und best.mmt den T g d^ Einberufung zu erfahren. Se t Jul: s h Pflicht der Lauer und sind in Ungewißheit, wann ihre Psu-Y alle von der früheren Regierung del W Republik eingeqanqenen Abmachung Ohne prüfen und, wenn thunlich, aber den Besitz der Archive, so Wwd .„^g^sregierung unmöglich, die von der früheren Ger- gegen andere Staaten und ^gen P Natürlich nommenen Verpflichtungen genau festz I 1. rE der wünscht die britische Regierung auch weil Archive des eroberten Landes habhaft -z.^iwniß sie mit Hilfe derselben hinter so manches St^ zu kommen hofft. Kurz, die britisch Regierung es, wie oben angedeutet, ^r angezelg g h ' portugiesischen Behörden auf die „Pft-ch traten Staates" hinzuweisen. Die Ochste g also jedenfalls Nachrichten über das Schicksal s vielgewünschten Schriftstücke bringen. China. , Peking, 22. September. Der Chinese, der b ' schuldigt ist, den deutschen Gesandten Frhrn. Kelle e ermordet zu haben, ist gestern vom Kriegsgericht h worden. Da kein neues Bewelsmatenal beigebracht wurde, beschloß der Gerichtshof, daß g?" fertigt sei, einen endgiltigen Spruch zu fallen, -^m sprechend wurde das Urtheil vertagt, in der Hussnu. g, weiteres Material bezüglich des wirklichen Anstifters des Verbrechens zu erhalten. »M, ^ftnstmi-klnsithü, MrliNWitz, GMers, ' Estenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Nemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf W - „ - deren Austritt beziehen durch di»"'«. Festtage Der Bezugspreis beträgt^te^