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Aontglich Sächstschrv Stcrcttscrnzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien nnd der Ober- und Mittelbehörden. Zeitwelf« Nebenblätter: Landtag-beilage, Syuodalbeilag«, ZithangSlisteu der Berwaltuna der K S. Staatsschulden und der». S. Land- und Lande-kulturrentenbank-Berwaltuna, Übersicht dm Ltnnahmen und «»»gaben der Lande».Brandvcrsich«rm,gSa«stalt, Übersichten de» K. S. Stattsnsche« LandeSamt- über Sin- und Rückzahlungen bet den Sparkassen, Grundsätzliche Entscheidungen de» K. S. Lande-verstcherungSamt«, Berkaustliste von Holzpflanzen auf den K. S. StaatSsorstrevieren. Nr. 187. 1 4» Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Donnerstag, 14. August M3. BezugSprrtS: Beim Bezug« durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Wetttag» nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Di« Ispaltig« Grundzeile oder deren Raum im AnkündigunaSteile 30 Pf., di« Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Uhr. Slrtzb Gr»rae hielt gestern bei der dritte» Lesung des Kinanzgesetzs im Unterhause eine bemertenswerte Rede über das Rüstungsfieber. Zwischen Kaiser Franz I»seph und König Carol fand aus Anlaß des Friedensschlusses ein Austausch herzlich gehaltener Depeschen statt. * Rach Meldungen aus Belgrad wird das serbische Moratarium erst SS Tage «ach der Abrüstung aufgehaben werden. * Die Werftarbeiter in Stettin und Kiel habe» be schlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. * Während au» dem ganzen Deutschen «eiche und der Schweiz Kälte gemeldet wird, dauert iu den vereinigten Staaten van Amerika von Cansas bis Texas die Hitze welle an. Amtlicher Lell. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge- nehnngen geruht, daß die Ober-Briefträger Lorbeer in Zwickau (Da.) und Schwär in Dresden daS ihnen von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehene Allgemeine Ehrenzeichen in Silber anlegen. Öffentliche Sitzung des SrcisausschusseS findet Mittwoch, den 27. August 1913, nachmittags 1 Uhr im Sitzungssaale der unterzeichneten Königlichen Kreis- Hauptmannschaft statt. Die Tagesordnung ist in der Hausflur des hiesigen HVgierungsgebäudes angeschlagen. Chemnitz, am 11. August 1913. 5630 Der Kreishauptmann. Die Kömgliche Krcidhauptmanuschaft hat dem Schulknaben Erich Spillmann in Ottendorf für das von ihm am 1. Juli 1913 mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Aufhalten eines durchgehenden Pferdes eine Geldbelohnung bewilligt. 1965III Dresden, am 26. Juli 1913. 5637 Herr Bezirksarzt vr. Endler in Dippoldiswalde ist vom 19. August bis mit 20. September dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Bezirksarzt Medizinalrat vr. Petzhold in Pirna ver treten. 411VII Dresden, den 13. August 1913. 5536 Königliche KreiShauptm an »schäft. (B«hördlich«vekan«tmachung«n«rsch«inenauchtmAnkündiguug»teil«) Nichtamtlicher Lell. Bo» Königlichen Hof«. Dresden, 14. August. Se. Majestät der König nahm vormittags im Schlosse Moritzburg die Vorträge der Herren Staatsminifler sowie des Kabinettssekrelärs entgegen. Zur Königliche« Mittagstafel waren Einladungen an den Kammerherr« Frhr«. v. Spörckrn auf Berbisdorf und den Forstmeister Leuthold ergangen. Mitteilungen aus der öffentliche« Verwaltung. Vberverwaltnnßöß«richt. Di« von d«m Naturheilanstalt», besitzrr Nhlig in Oybin wegen der Entziehung der Erlaubnt» »um Betrieb« seiner Anstalt erhob««« Anfechtungsklage hat da» voer- verwaltung»g«richt abgewi«sen. In formeller Be»i«hung gibt e» dem 1NLg«r nach de« E«tschetdm>g»aründen zu, daß vor der Zu- rücknahm« einer Erlaubnis regelmäßig deren Inhaber über di« Tatsachen, die man ihm zur Last lege, zu Horen sei. Ob diesem Erfordernisse genügt sei, könne jedoch dahingestellt bleiben. Denn das Ministerium deS Innern habe seine Entscheidung lediglich aus Tatsachen gestützt, die bereit» Gegenstand von Strafprozessen ge- wesen seien und zu denen der Kläger in diesen Prozessen in drei Instanzen mit seiner Verteidigung gehört worden sei. In einem solchen Falle sei ein nochmaliges Gehör durch die Verwaltungs- behörde nicht unbedingt erforderlich. Aber selbst wenn das Gehör des Klägers unzulässigerweise unterblieben sein sollte, sei dies doch nur bezüglich solcher Tatsachen geschehen, die in der zweitinstanz- lichen Entscheidung nicht verwertet seien. Taher könne dieser Mangel de» Verfahren» auf jene Entscheidung einen für den Kläger ungünstigen Einfluß nicht ausgeübt haben und deshalb als wesent licher Mangel nicht gelten. In sachlicher Beziehung fühlt das Oberverwaltungsgericht in seinem Urteile im wesentlichen fol gendes au»: Die dem Kläger unter dem 10. Tezember 1906 er teilte Erlaubnis zum Betrieb einer Naturheilanstalt sei an die Bedingung geknüpft worden, daß die Anstalt der ständigen Über wachung «ine» am Orte oder in dessen Nähe wohnenden appro bierten Arztes unterstellt werde. Diese Rebenbestimmung bildete unter allen Umständen mit der Erlaubniserteilung einen einheit lichen Verwaltungsakt. ES habe deshalb, obschon der Kläger die erstere mit Rekurs angefochten hätte, nicht in seinem Belieben gestanden, die Erlaubnis willkürlich zu zerreißen und von ihr nur insoweit Gebrauch zu machen, als sie ihm zugesagt habe. Er hätte vielmehr, wenn er vor der Entscheidung über sein Rechts mittel von der Genehmigung Gebrauch machen wollte, alle Be dingungen vorläufig und auf so lange Zeit iu volle». Umfange erfüllen müssen, als er von ihnen nicht von der Rekursinstanz be- freit worden wäre. Hierzu sei er um so inehr verpflichtet geivesen, als die KreiShauptmannschast den Kläger nur unter der Be dingung der Überwachung d«S Betriebs durch einen Arzt als zu verlässig angesehen hätte. Dies sei für ihn aus dem Inhalte des GenehmigunaSbeschlusseS klar und deutlich hervorgegangen. Daran», daß der Kläger üb« dir an die Erlaubnis geknüpfte, wesentlichste und bedeutsamste Voraussetzung, die von der KrelS- häUptmannschaft mit gutem Grunde als imerläßlich bezeichnet worden wäre, sich ununterbrochen länger al» sünf Jahr« leicht fertig und geflissentlich hiuweggesetzt hätte, erhelle auch nach Ansicht des Oberverwaltungsgerichts klar seine Unzuverlässig, keit. In dieser Auffassung werde der erkennende Senat noch dadurch bestärkt, daß der Kläger die gestellte B«. dingung auch nach Einleitung des Strafverfahrens, ja selbst nach Erlaß de» Urteils des Oberlandesgerichtes vom 21. Februar 1912 in derselben Weise mißachtete, wie zuvor. Ties beweise zur Genüge, daß eS ihm nicht darauf ankomme, behördlichen Anordnungen zuwiderzuhandeln, wenn er sich einen Vorteil davon versprecht. Er entbehre daher der erforderlichen Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit, an die gerade bei dem Leiter einer Heilanstalt ein strenger Maßstab angelegt werden müsse. Hieran vermöge auch der aus 8 7 der ärztlichen Standes- ordnuug hergeleitete Einwand des Kläger», selbst wenn er b«. gründet sein sollte, nichts zu ändern. Könnte er die gestellte Be dingung nicht erfüllen, so müßte er eben auf di« Ausübung der Erlaubnis so lange verzichten, als die Bedingung nicht gefallen sei. Gegenüber dem vorstehend besprochenen, schwerwiegenden, zur Rechtfertigung der ausgesprochenen Entziehung für sich allein ausreichenden Grunde, habe das Oberverwaltungsgericht der vom Kläger begangenen Körperverletzung nur eine gewisse unter- stützende Bedeutung beigemessen. AuS den strafgerichtlichen, von, Kläger seinerzeit nicht bestrittenen UrteilSfeststellung«» gehe jedenfalls so viel hervor, daß er es bei der Lichtbehandlung jenes Kranken an der notwendigen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit habe fehlen lasten. Bei seiner Kenntnis von der GefühlSlofigkeit de» Oberschenkels de» Kranken hätte er entweder die Bestrahlung selbst vornehmen oder, falls er sie dem Bademeister überließ, diesen über jenen Körperfehler ausklären oder nur kurze Haut verbrennungen auSschließende Bestrahlungen vorschreiben müssen. Deutsche» «eich, vom Kaiserlich»« -ofe. Kreuznach, 13. August. Rach der Kaiserparade i« Mainz begab sich Se. Majestät der Kaiser mit Gefolge in mehreren Automobilen über Bingen und Stromberg nach der Oberförsterei Entenpful zur Enthüllung de» mitten im Eoonwald errichtete« Denkmal» für den Jäger au» Surpfalz. In den festlich geschmückten Orten, die der Kaiser durchfuhr, wurde er von der Be völkerung mit großem Jubel begrüßt. Auf dem Fest platz halten 4500 KriegervereinSmitglieder und 600 Forst beamte au» de« Regierungsbezirken Koblenz und Trier Ausstellung genommen. Der Kaiser wurde am Denkmal von Landrat Raffe euipfanaen und begrüßte dann die geladenen Ehrengäste. Der Kaiser schritt die Front der Kriegervereine ab, begrüßte die Forstbeamten und gab sodann da» Zeichen zum Fallen der Hülle. Da» Denkmal besteht au» einer 3 na hohe» Muschel- kalkplatte auf einem 1 m hohen Sockel. E» zeigt einen Jäger im Stil der Rokokozeit, der mit fliegendem Zopf, begleitet von seiner Meuter auf feurigem Roß durch da» Revier sprengt. Gekrönt wird die 100 Zentner schwere Platte von vier Putten, von denen «ine eine Ente unter dem Arm trägt. Nl» Umschrift trägt da» Relief de» Jäger» die Worte de» bekannte« Liede»: Ein Jäger an» Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald. Die Widmung lautett - ' D«m Andenken des chursürstlichen churpsälzischen reutenden Erbförsters und Forstmspektors deS vorderen Soons, Herrn Friedr. Wilh. Utsch, genannt der Jäger au» Kurpsalz, gewidmet vom aller höchsten Jagdherrn und seinen Jägern 1913. Geschaffen ist da» Denkmal vom Bildhauer Franz Cleve-München. Zu den Putten standen die Kinder eine» Ururenkels des Jägers aus Kurpsalz, des Malers uud Leutuants a. D. Fritz Utsch zu München, der ebenfalls der Feier beiwohnte, Modell. Nach halbstündigem Aufenthalt im Walde trat der Kaiser im Automobil die Fahrt nach Homburg v. d. Höhe an. Bad Kreuznach, das unterwegs berührt wurde, hatte reichen Schmuck angelegt. In den Straßen der Stadt bildeten die Schulkinder und Bereiuc Spalier. Als das Kaisers. Automobil in den Kurpark einfuhr, spielte die Kurkapelle die Nationalhymne. Dann ging die Fahrt weiter den Rhein entlang. Homburg v. d. H., 13. August. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind hier gegen 9 Uhr abend» ein getroffen. Ter Kaiser hat im König!. Schloß Woh nung genommen. Deutschland und österretch. Cöln, 13. August. Die „Kölnische Zeitung* meldet aus Berlin: Die Differenz wegen der Revision des Bukarester Friedens ivird in einigen deutsche» Blättern in Betrachtungen behandelt, die in die sachliche Erörterung eine ganz überflüssige und unerwünschte Schärfe hineintrageu. Dabei trete» auch wieder längst abgetane Legenden auf, die an den Jagdbesuch deS Erzherzog-Thronfolgers in Springe anknüpfe». A» alle dem ist, wie nochmals festgestellt werden muß, nichts Wahres. Der Besuch in Springe ist iu voller Harmonie verlaufen. Es ist lebhaft zu bedauern, daß solche Geschichten aufgesrischt werde», wo eine vorüber gehende und nebensächliche Dissereuz iu deu sach lichen Anschauungen zwischen den Bundesgenossen eine besondere Zurückhaltung empfehlen müßte. August Bebels Tod. Mit August Bebel ist der langjährige anerkannte Führer und Mitbegründer der sozialdemokratischen Partei Deutschlands gestorben. Wenn Bebel auch iu den letzten Jahren sich wegen seines Herzleidens große Schonung auferlegen mußte, so hat er doch noch bis in die jüngste Zeit hinein an den parlamentarische» Arbeite» des Reichstages teilgeuommen und gelegentlich in der von früher her an ihm gewohnten temperamentvollen Art in die Verhandlungen cingegriffen. Bebel war ei» glänzender Redner, der mit seiner Schilderung deS Zukuuflsstaales die Massen zu begeistern verstand. — August Bebel wurde am 22. Februar 1840 in Cöln geboren, besuchte die Volksschule und erlernte dann da» Drechslerhandwerk. Im Jahre 1864 machte sich Bebel als Meister in Leipzig selbständig. Er nahm alsbald regen Anteil an der Arbeiterbewegung, sodaß ihn der Leipziger Arbeiter- bildungSverein schon 1865 zu seinem Vorsitzende» wählte. Zwei Jahre später wurde Bebel zum Mitglied deS Reichs tages de» Norddeutschen Bundes nnd des Zollparlaments für den Wahlkreis Glauchau-Meerane gewählt. Diesen Wahlkreis vertrat Bebel bis zum Jahre 1876 dann auch im Deutschen Reichstag, 1877 wurde er in Dresden- Stadt, 1883 in Hamburg I, 1893 in Straßburg i. E. gewählt. Bon 1898 an bis jetzt war Bebel dann Ver treter für Hamburg I. Bebel hat dem Reichstage von Anbeginn bi» heute — mit einer kurzen Unter brechung — angehört. Er war zurzeit da» drittälteste Mitglied dieser Körperschaft. Literarisch ist Bebel, wie bekannt, ebenfalls eifrig für die Ziele feiner Partei tätig gewesen. Sein bekannteste» vielgelesene» Werk ist „Die Fra« und der SozialiSmu»", da» mehr al» 30 Auflagen erlebt hat. über seinen Tod liegen noch folgende Meldungen vor: Chur, 13. August. Der heute verstorbene August Bebel hielt sich mit seiner Tochter Frau vr. Simon und seinem Enkelkinde Werner Simon in Passug zur Kur auf, um Linderung feine» Gallenstei«leiden» z« suchen. Bor einige« Tagen trat Herzschwäche ein. Man legte dem zunächst keine größere Bedeutung bei, da Bebel schon öfter an Herzschwäche gelitten, aber sich immer wieder erholt hatte. Der Kranke selbst schien zu fühlen, daß e» mit ihm fchlimmer stand, al» seine Um gebung glaubte. Er ließ de»halb vor einigen Tage« feinen Freund Ullman« a«» Berli» kommen. Heute vormittag trat i«f»lge Her-lähmung der Tod ei«. Die Leiche Bebel» wird um Mitternacht vom Kurhause Paffug in die Friedhos»kapalle t» Lhur überführt und morgen gegen 10 Uhr i« Begleitung de» sozta- listifchen Partei Vorstande» »0» Ctznr zum Bahnhof und