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Ausgabe k Sächsische und mehreren Tejlbellngen Volkssettuns Sonnabend, 29. Seplember 1934 verlag»»rl Dresden Unzeigenprell«: die tspalNge 22 mm drei!« Jelle S Psg., — für FamMcnanzeigen und LIellengeluch« L Pjg. — Fllr Platzooifchrtslen können wir kein« Eewäh, leiste» Nummer 228 — 33. Jahrgang ikrlchelnt v mal wöchentlich mit der illustrierten Gratis« bellage „Der Feuerleiter' Monatliche Bezuzspreile: Ausg. A mit St. Bennoblatt und Feuerrelter M. 2,70 ttusg. B. ohne St. «ennoblatt u. mit F-uerrelter M. 2,20 Linzelnuminer 10 Psg., Sonnabend- u. Connlag-Nr. 20 Psg. Redaltlon: Dresden<A., Pollerstr. 1t, gernr. 20711 u. 21012 Gelchiiltsstelle, Druck und Bering: Germania Buchdruckcret ». Verlag 1h. u. D. Winkel, Polterstr. 17, gernr. 2l0l2, Postscheck: Str. 102S, Bank: Stadtbank Dresden Nr. L1707 Unskksngigv G'oliiGSlL TL» KuIGui* Im Falle von höherer Gewalt, Verbot, Streik oder Betriebsstörungen hat der Bezieher oder Inserent kein« Ansprüche, lalis dis Zeitung in beschränktem Umsang«, verspätet oder nicht erscheint. — Ersültungsort Dresden VerkchrspoM sm die GreiiWbiete (Line Rede von Staatssekretär König Anläßlich der Eröffnung des deutschen VlnnenschiffahrtStageS Vegriißuligsansprache des Reichsverkehrs- mlnisters Breslau, 28. Sept. Anlässlich der heutigen Eröffnung des deut schen B i n n en sch i ffa h r ts tnges hielt Neichsver- liehrsnnnister Freiherr von Elz-Niidenoch eine Begriihungsansproche, in der er u. a.< ausfuhrte: Ich habe Ihrem Wunsche, den Ehrenvorsilz sür die heutige Tagling des Zenirnivercins für die deuische Binnenschissahrt zii übernehmen, gern entsprochen und will damit zum Aus druck dringen, welch starken Anteil ich als Reichsverkehrs- minister und oberster Leiter der gesamten deutschen Verkehrs- politilr an der Entwicklung der Binnenschissahrt nehme. Ich habe es mit Freude und Dank verjolgt, wie die deutsche Binnenschissahrt den Sinn ihrer Ausgaben ersaht hat und be reit ist, ihre Kräfte in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. Indem sie von den Hiljen, welche ihr die Regierung durch ge setzliche Mahnahmen aus den Weg gab, verständnisvollen Ge brauch machte, hat sie bereits wertvolle Fortschritte in der Festigung und Sicherung ihres Bestandes getan. Ich hasse, dah auch die Wirtschaft, die zunächst mit einer gewissen Sorge aus die Zusammenfassung der zersplitterten Krnste blickte, mehr und mehr zu der Auffassung kommen wird, dah der Wirt schaft nur eine starke und leislnngssähige Binnenschisfnhrt diejenigen Dienste leisten kann, welche die verladende und empfangende Wirtschaft jür ihre Bedürfnisse braucht. Das Ziel verständnisvoller Zusammenarbeit von Binnenschiffahrt und Wirtschaft soll der Leitstern der heutigen Tagung sein. Staatssekretär König vom Reichsverkehrsministerium hielt einen Vortrag über das Thema: „V e r k e h r s p o l i t i - sche Fürsorge für die Grenzgebiete". Alle Grenz gebiete, so führte er aus. sind, vom Standpunkt des Güter verkehrs aus gesehen, Ueberschnhgebiete. Die Berkehrsverwal- tungen haben deshalb in erster Linie sür den Absatz des Ueber- schusses zu sorgen nnd die Marklserne zn überwinden, unter der alle Grenzbezirke gleichmähig leiden. Tie Reichsbahn hat diesem Moment weitgehend Rechnung getragen. Entscheidend ist sür Schlesien die grohe Verkehrsstrahe der Oder. Soll das unmittelbar an der Grenze gelegene Kuhlengebiet Oberschle siens aus die Dauer weltbewerbsfähig bleiben, so bedarf es eines vollwertigen Anschlusses an die Oder, und dieser kann nur durch einen Kanal sichergestellt werden. Der Führer und Reichskanzler hat die Bedeutung der neuen Schissahrlsstrahe dadurch hervorgehoben, dah er dem Kanal seinen Ncknen „Adols-Hitler-Kanal" zu geben erlaubt Hal. Die national sozialistische Regierung hat weiter im Tal der Malapane ein Staubecken in Angriss genommen, das die Wasserführung der Oder anreichern und das Staubecken von Oltmachau wirksam ergänzen soll. Sie hat endlich die Oderverlegung bei Ralibor begonnen und wird damit einen lahrzehntealten Wunsch dieser üuherslen Grenzstadt erfüllen. Die Entscheidungen über grohe Wasserstrahenbauten können nicht allein nach wirtschaftlich-logischen Mahstäben ge- lrossen werden. Aus diesem Gedanken der staalspoiUischen Bedeutung groher Wasjerslrahen und Kanäle heraus vertrete ich auch den Standpunkt, dah nur uns dem Bau eines Oder- Donau-Kanals gegenüber nicht ablehnend verhalten sollten. Ich stehe ferner auch heute noch aus dem Standpunkt, dah die Abgabenseslfelzung aus dem Mittellandkanal zum er heblichen Teil eine Frage der Grenzlandpolitik ist, nnd glaube, dah in allen verkehrspolitischen Mahnahmen die Rücksicht auf die Grenzgebiete imitier wieder in den Vordergrund gestellt werden sollte. Die zweite grohe Ausgabe der Verkehrsverwaltnngen sür die Grenzgebiete ist es, den geiverblichen Unternehmungen in den Grenzgebieten die Rachteile zu mildern, die sich aus der exzentrischen Lage der Grenzmarken ergeben. Die dritte Ausgabe der Verkehrsverwalluugen iu den Grenzgebieten ist endlich die Verdichtung der Verkehrsmöglich keiten. Eine starke Intensivierung des Verkehrs ist allein noch möglich durch den Kraftwagen. Rian mag sür die sreie Ent wicklung des Kraftwagens eintreten — auch die stärksten Ver fechter dieses Gedankens werden nicht behaupten wollen, das; die sreie Wirlschajt jemals in der Lage sein wird, diese staat lichen Nolwendigkeiten in den Grenzgebieten zu erfüllen. Die einzige Stelle, die diese Ausgaben praktisch erfüllen kann, ist die Deutsche Reichsbahngesellschast, die aus Beseht des Führers schon dazu übergegangen ist, grohe Mengen von Kraftwagen z»i beschassen. Es wird ihr aber kaum zugemulet werden können, diese univirtschastlichen Ausgaben zu übernehmen, wenn sie nicht diejenigen Verkehre bekommt, in denen auch Gewinne zu erzielen sind. V e r k e h r s p o l i t i k i st Staatspolitik, und Staatspolitik ist in erster Linie Grenzpolitik. Es handelt sich nicht nm eine Fürsorge, die der Staat über die Grenzmarken ausströmen lüht, es handelt sich nm harte und unerbittliche Slaatsnolivendigkeiten. Sensationelle Aufklärung Da- Drama im Schnellzug Ventimiglia-Paris Paris, 28. September. Das rätselhafte Drama im Schivllzug Vetttimlqlia ,Paris, in dem in der vergangenen Stacht die Leichen zweier angeblich aus Nizza stammender Kaufleute gesun den wurden, hat jetzt zu einer sensationellen Entdcchung geführt. Bei dem einen der beiden Toten, dessen Papiere auf den Name,, Alibert lauteten, und in dem man den Mörder des anderen vermutete, handelt es sich nach den Ermittlungen der Polizei um einen aus Polen gebürtigen 3 oseph Zisfer, der vor Jahresfrist die Kriminalpoli zei aller Länder beschäftig^ hat. Man mutz ziemlich weit zurticlrgreifcn, um die Zu sammenhänge darzulegen, die Ziffer zu einem gehetzten Wild der Polizei machten. Im Juli 1023 wurde am Strande von Treport bei Dieppe äe Leiche ei:.er Fran gefunden, die vier Schusswunden auflvies. Alle Nachfor schungen der Polizei, den Namen der Unbekannten festzu stellen, blieben erfolglos, so das; man firn e-Uschlvtz, die Angelegenheit ad acta zu legen. Fast zehn Jahre später, genau 19 Tage vor der Verjährung des Verbrechens, . r- hielt die Polizei einen anonymen Brief der sowohl die Identifizierung des Opfers als auch die Feststellung des Mörders erlaubte. Es handelte sich bei der Toten um eine 2-ljährige polnische Sängerin Helene Zawuslra, die mit einem Bruder Zifscrs verheiratet war. Die Untersuchung ergab weiter, das; die Unglückliche eus Beschlutz eines Familienrates von ihrem Schwager er mordet worden war, um ihrem Mann die Möglichkeit zu geben, eine reiche Heirat abzuschlietzen. Die polnische Po lizei verhaftete den Ehemann u^d dessen Schwester, die beide zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Gegen den Mörder Ziffer erlies; die französische Polizei einen Steckbrief, der aber ohne Folgen blieb, weil Zisser es verstand, sich allen Nachforschungen zu entzi.-hen. Erst vor ganz kurzer Zeit war es der Pariser Kriminalpolizei gelungen, sestzustellen, datz Alibert und Ziffer ein und dieselbe Person waren; seine Verhaftung stand unmittelbar bevor. Alan vermutet nun, das; die Bluttat im Schnellzug ebenfalls im Zusammenhang mit der zehn Jahre zurückliegenden Mnrdangelege.nl)eit steht, und das; Ziffer seinen Neise- gcnossen und Freund ermordete, um einen unbequemen Zeugen zu beseitigen, es dann aber vorzog, sich selbst das Leben zu nehmen. Französische Nationalversammlung am 20.10. Paris, 28. September. Wie Jour aus sicherer Quelle erfahren haben will, wird Ministerpräsident Dou- mergne in der henke stattfindenden Kabincttsbesprechung seinen Entschlaf; Mitteilen, die Nationalversammlung fin den 20. Oktober nach Versailles einzuberusen. In politi schen Kreisen sei man der festen Ueberzeugung, das; die Stnatsreformvorschläge der Negierung die Zustimmung Ver grotzen Mehrheit der beiden Häuser finden werden. Karmeliter feiert sein 70jähriges prieflerjubtläum Der Karmeliterpater Constantin feierte soeben in Poris sein 70jährigeo Priesterjubiläum. Trotz seiner NO Jahre ivar er noch fähig, feine Iubilämnoinesse selbst zu singe». Oie „Gä'uberungsakiion" in Warschau Warschau, im September 1W1. Seit einigen Monaten hört und liest man immer wieder, dah irgendein Politiker des Regierungslagers aus irgendeinem Grunde, meistens einem solchen nicht gerade jchmeichelhaster Natur, aus dem Regierungsbloct ausgeschlossen worden fei. Zu gleich kann man die Erscheinung beobachten, das; die oppositio nelle Presse, besonders die der Rechtsopposition, mehr denn >e von dem bevorstehenden Zerfall des Regierungsblocks zu schrei ben beginnt. Was steckt hinter diesen Vorgängen? Sind sie tatsächlich Anzeichen eines baldigen Zusammenbruchs des Systems Pil- sudsli oder aber ist ihnen lediglich eine nebensächliche Bedeu tung beizumcssen? Geht man ihnen aus den Grund, dann er kennt man, dah he weder das eine noch das andere sind. Das System Pilkudskis ist, allem äuheren Schein zum Trotz, nicht auf einer parteipolitischen Organisation ausgcbaut, sondern cs be ruht vor allem auf der Autorität, die Pilsudski in weilen Krei sen des polnischen Volkes besitzt, und sodann aus dem Willen zur Macht, der eine kleine Gruppe alter Mitarbeiter des Mar schalls, gemeinhin die „O b e r st e n g r u p p c" genannt, er füllt. Diese Struktur des Systems Pilsudski enthält zwar eine innere Schwäche. Die heutigen Führer des polnischen Staates sind sich dieser Schwäche auch vollauf bewuht, ebenso wie auch der Tatsache, dah der sogenannte Regierungsblock nur ein durch aus unzureichender Ersatz für eine parteipolitische Organisation ist. Aus dieser Erkenntnis heraus sucht man vor allem die Jugend zu organisieren und sie der Beeinflussung durch die Nechtsopposition zu entziehen. Der Ersolg dieser Bestrebungen ist zwar bisher nicht sehr groh gewesen. Trotzdem besitzt aber Pilsudski in der „I u g e n d l e g i o n" bereits den Ansatz zu einer künftigen parteipolitischen Organisation, die später ein geschlossenes Ganzes bilden wird. Diese Bestrebungen der Regierung, d. h. der Wille, eine festgefügte und einheitliche politische Orga nisation zu bilden die auch in der Zukunft nn Geiste Pil- fudjkis und seiner nächsten Mitarbeiter regieren könnte, sind die eigentlichen inneren Ursachen der gegenwärtigen Vorgänge im Regierungsbloct. Der nutzere Anstotz zu den Kontroversen innerhalb des Negicrungslagcrs kam allerdings von einer an deren Seite, oder, genauer gesagt, von zwei Seiten. Der Rc- gierungsblock besteht bekanntlich aus einer Anzahl von Grup pen, deren politische Ziele weit auscinandcrgehen und die nur dadurch zusammengchalten werden, datz sie alle in Pilsudski ihren Führer erblicken, oder wenigstens so tun, als wären sie unbedingte Anhänger des Marschalls. In Wirklichkeit unter liegt es jedoch' keinem Zweifel, datz nicht alle Mitglieder des Regierungsblocks diesem aus selbstlosen Gründen beigetreten sind. Diese Zusammensetzung brachte cs natürlich mit jich, das; er nicht die organisatorische Verankerung des Systems Pil- sudski im Volk herbcifiihren konnte, schon ganz abgesehen da von, datz die immerhin recht radikalen Anschauungen Piljudskis in bezug aus die sozialen und wirtschaftlichen Fragen z. B. von denen der Konservativen himmelweit entfernt sind. Den An stotz zu der jetzt durchgesiihrlcn „S ä u b e r u n g s a t t i o n" bildete einerseits die von feiten mancher Regiernngspolitiker skrupellos betriebene Ausnutzung ihrer bevorzugten Stellung und andererseits die insbesondere von den Konservativen be folgte Politik des Widerstandes gegen alle Versuche, wirt schaftliche 'Neuerungen einzufiihren, insbesondere gegen solche auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Dieser Zustand ist aller dings nicht neu. Als jedoch die Regierung noch einen scharfen Kamps gegen die Opposition führte, war es aus naheliegenden Gründen nicht zweckmätzig, diese Uebelstände auszudccken. Da mals sollte der Welt gezeigt werden, datz der Regierungsblock ein sestgesügtes Ganzes ist und ausschlietzlich aus „begeisterten Anhängern des Marschalls" besteht. Wenn jedoch jetzt das alles an die Ocssenllichkeit gelangt, s» hat die Opposition eigent lich keinen besonderen Grund, sich darüber zu freuen, denn es "beweist nur, datz Pilsudski sich stark genug fühlt, die Unzuläng lichkeit des Regierungsblocks in seiner jetzigen Gestalt einzu gestehen und eine Aktion einzuleitcn, die zweifellos überall den Eindruck erwecken mutz, datz das Regierungslager denn doch nicht so einheitlich ist, wie man es hier früher immer behauptet hatte. Die hiesige Negierungspresse behauptet zwar noch immer, datz cs innerhalb des Negierungsblocks keine Zwistigkeiten gebe nnd datz nur einzelne „unliebsame Elemente" aus dem Regic- rungslager ausgemerzt werden sollen. In Wirklichkeit sieht indessen ein jeder, datz die Aktion gegen die „einzelnen Ele mente" nichts anderes darstcllt als einen Versuch, den „Parti- kularismus" innerhalb des Rcgiernngsblocks zn beseitigen. Ob Pilsudski und sein nächster Anhang tatsächlich die hoff, nung hegen, den Regierungsblock nmzugeslalten, datz aus ihm eine einheitliche Partei wird, ist im Augenblick noch nicht zu ersehen. Es ist indessen eher anzunehmen, datz nur eine vor läufige Konsolidierung erreicht werden soll, um dann später einmal, wohl aus dom jetzt in der „Iugendlegion"