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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.02.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180209012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918020901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918020901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-09
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
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Aella-an: Desamlouslaß« M. 7.— da« Taasenb aulschl. poftzebShr. Einzelanminer It Pt. — Sonn- ,n» Festtag« 15 Pf. Ferafprech.AnIchlntz Dk.t«»«. l««»« »ad >«n»«. — postscheckbont» Schrlttliltang »nd Delchllsllstell«: Z,tzannl«gaste Ar st. Verlag: Dr. Reinhold L Lo, Leipzig. Nk 73 Sonnabend, den v. Februar 1818 Wer verWW hie MehenMOMWell? Eise SttMeblttte im PreutzeWarlment Berlin, 8. Februar. (Drahtbericht unserer Berliner 9 ch r i f t l e t t u n g.) Im Haushaltausschuß des Abgeordnetenhauses kam eS heule zu einer Streikdebatte. Das sozialdemokratische Ausschubmitglied kam ausführlich auf die Streiks zu sprechen, die ihre Ursachen in den wachsenden Schwierigkeiten der Volksernährung, in den verkehrten Maßnahmen des Systems Waldow, in der Verschleppung der Wahlreform usw. hätten. Der Redner mahnt dringend, in der Wahl rechtsfrage und in der Ernährungsfrage zur Reuorientierung zu schreiten, da sonst weitere Ausfälle gefährlichen und wütenden VolkSunwillens zu befürchten seien. Minister des Innern Dr. Drews erwiderte, daß diese Streiks in unerhörter Weise den Wünschen und Interessen unserer Feind« gedient hätten. Das Verhalten der russischen Unterhändler in den letzten Tagen habe klar erkennen lassen, daß ihr Ideal die allgemeine Zersetzung und Anarchie in allen Staaten, insbesondere auch in Deutschland, sei. Das Echo der Streiks in der russischen Presse sei charakteristisch für die Be wertung der Ausstände. In Paris und London seien Extra blätter mit großen Ueberjchriflen „Deutschlands Zusammenbruch" verteilt worden. Der Kriegs Wille in England, Frank reich und Amerika sei durch die Ausstände verstärkt worden, sie hätten also den Krieg verlängert. Jeder Streik schädige die Schlagkraft unseres HesreS. Der Reichskanzler habe der artige Streiks für Landesverrat erklärt, und zwar auch dann, wenn sie nicht in der Absicht unternommen seien, dem Feind Vorschub zu leisten; es genügt, daß die Streikenden das wissen mußten. Die ganze bürgerliche Presse sei auf die Seite der Regierung getreten. Der Minister bedauert, daß die sozialdmokrakische Partei den Streik nicht bedingungslos verurteilt hat. Er wisse nicht, inwieweit sich die Unab hängige Sozialdemokratie mit dem Verhalten des Abgeordneten Ditt- mann einverstanden erkläre. Die Ausrufe der Unabhängigen haben nicht zur Beruhigung beigetragen. Von wem die ganz wilden Ausrufe kämen, war bisher nicht sestzustcllen. Vermutungen sind da, daß sie von Agenten des Auslandes her rühren. Wenn der Vorredner das Verhalten gewisser Provinz behörden mit dem Verhalten der Zentralstelle in Gegensatz gestellt hat, so stellt der Minister fest, dass die Regierungspräsidenten der verschiedenen Städte nur die Wünsche der Streikenden zur Uebermitte- lung an di: Zentralstelle entgegengenommen haben, die Arbeiter aber auch zugleich zur Wiederaufnahme der Arbeit gemahnt haben. -Dagegen wollten die Streikenden in Berlin von dem Ergebnis ihrer Verhand lungen mit dem Reichskanzler abhängig machen, ob der Streik beendet werden soll. Das war eine Drohung mit einer verbrecherischen Handlung. Es könne nur eine Gewalt im Staate geben, und die Regierung könne keine andere anerkennen, wenn sie sich nicht selbst schädigen wolle. Zu Verhandlungen mit politischen Parteien und Gewerkschaftsführern war die Regierung selbstverständlich bereit, aber eine Aussprache unter dem Druck einer verbrecherischen Drohung mußte abgelchnt werden. Die Unabhängigen vereitelten auch eine Verhandlung des Reichskanzlers mit den Geroerkschaftsbeamtcn. Der Minister erklärte, daß er mit den Maßnahmen der Militärbehörde unbedingt übcreinstimmc. Die Berliner Polizei sei durchaus sach- gemäß vorgegangen, und er spricht ihr die ausdrückliche Anerkennung s der Staatsrcgierung aus. Der Minister verliest einen Bericht, wonach der Abgeordnete Sch ei de mann von Schutzleuten nicht angegriffen, sondern nur zurückgcwiesen und schließlich auch weggeführt worden sei, als er eine Absperrung durchbrechen wollte. Die Polizei mußte für Ruhe und Ordnung sorgen und verbotene Versammlungen verhindern, ebenso DemonslrationSzüge. Wenn ihnen dabei Widerstand geleistet wurde, so musst:« sie cinschrciten. Die ersten Schüsse fielen ans der Menge. Lin Wachtmeister wurde so schwer verletzt, daß er bald darauf starb. Der Minister hat sich an seinem Begräbnis beteiligt. Der „Vorwärts würde verboten, weil er eine Zensurverordnung wiederholt überschritten hat. Das BewerkschaslshauS wurde geschlossen, weil die aufgelöste Streikleitung sich dort versammelte. In Groß-Berlin hätten nur 1? Prozent der Arbeiter sich an dem Ausstand beteiligt. Das Ver trauen des Ministers zum deutschen und preußischen Volk sei auch durch die jüngsten Ereignisse in keiner Weise erschüttert, und die Regierung werde deshalb nach wie vor die innere Reform nachdrücklich fördern. In der Aussprache polemisierte gegen den sozialdemokratischen Redner unter anderem mit Entschiedenheit ein Fortschrittler, der sich den Ausführungen deä Ministers «»schloß und die Pflichterfüllung der Berliner Polizei anerkannte. Der Streik stelle sich juristisch unzweifelhaft als Landesverrat dar, man könne aber dem sozialdemokratischen Redner doch nicht vorwerfen, landesverräterisch ge sprochen zu Haven. Eine LebenSmlttelnot bestehe in Berlin nicht, hier brauche niemand zu hungern, und darum sei eS auch unrichtig, die Streikbewegung auf Ernährungsschwierigkeiten zurückzusühren. Ein anderer Fortschrittler verurteilte den Streik gleichfalls scharf und ging dann auf seine Ursachen ein. Man habe vielfach die im Hilfsdienst gesetz vorgesehenen Arbeiteraus chüsse nicht eingeführt, eS kämen noch immer Maßregelungen von Arbeitern vor, und diese Dinge riefen auch in den nichtsozialdemokratischen Arbeilerkrcisen eine wachsende Mißstimmung hervor. Im Namen dieser Arbeiter verlangt der Redner die schnellste Aufhebung des Versammlungsixrdotes und des verschärften Belagerungszustandes. Ein nationalliberaler Redner richtet an di« StaatS- regierung die Aufforderung, dem Schleichhandel, über den mit Recht schwerste Erbitterung herrscht, mit den allerschärfsten Mitteln ein Ende zu machen. Die sozialdemokratische Partei soll aber auch ihren ganzen Einfluß aufbieten, um eine Wiederholung solcher Ausstände zu verhüten. In seiner Erwiderung bedauert der sozialdemokratische Redner den Streik gleichfalls, weil er den Feinden Deutschlands sehr gelogen gekommen ist, aber an dem AuSstand seien in erster Linie die herrschenden Klassen schuld. Im übrigen würde es ein großer Irr tum der Russen sein, wenn sie glaubten, daß in Deutschland bald ein ähnliches wüstes Durcheinander herrschen würde wie in Rußland. Wenn der eine Fortschrittler die Berliner Ernährungsverhälknisse als zufriedenstellend erklärte, so habe der Fortschrittler und Arzt Dr. Mug- dan im vorigen Jahre die Unterernährung weiter Berliner Volkskreise festgcslellt. Der andere Fortschrittler hat mitgeteilt, daß in Kiel, Danzig usw. Zehntausend« von Arbeitern ausgesporrt worden sind. Sei das etwa in dieser Zeit der ernsten Not kein Landesverrat? Nach wie vor bekenne sich die deutsche Sozialdemokratie zur Landesverteidigung. Die Beratung geht am Dienstag weiter. Seidlers Demission nicht angenommen vtd. Wien, 8. Februar. tDrahkberichl.s Die morgige .Wiener Zeitung" veröffentlicht das folgende Allerhöchste Hand- schreiben: Mein lieber Ritter von Seidler! 3m Einverständnis mit den übrigen Mitgliedern des Ministe riums Haden Sie mir angesichts der parlamentarischen Situation die Bitte um Gewährung der Demission des Gesamkkabinetls unter breitet. Da ich ganz besonderen Werl darauf lege, daß das mein volles Vertrauen besitzende und unter den schwierigen Verhältnissen bewährte Ministerium im Amte verbleibt, finde ich mich nicht be stimmt, der gestellten Bitte zu willfahren Baden, den 7. Februar. Karl m. p. Seidler m. p. Der König von Bayern in Stuttgart Stuttgart, 8. Februar. (Drahtber. unseres Stutt garter Mitarbeiters.) Der König von Bayern stattete heute bei der Rückreise vom Hauptquartier unserem König einen kurzen Besuch ab. Er wurde bei seinem Eintreffen nachmittags 3 Ayr vom König Wilhelm empfangen und bei der Fahrt nach dem Residenzschloß durch die beflaggten Straßen von dem zahlreichen Publikum lebhaft begrüßt. Nach einer kleinen Tafel im Schloß erfolgte die Weiterreise um tt Uhr noch München. Die Zeitungen heben in Bewillkommnungsarlikeln die guten freundnachbar- lichen Beziehungen Mischen Württemberg und Boyern und König Ludwigs besondere Verdienste um eine großzügige Wasserstraßen politik hervor. Tornea von d«r Bürgergarde genommen Stockholm, 7. Februar. lDrahldericht) Die finnische Weihe Garde beherrscht nunmehr endgültig Tornea. Ein Teil des russischen MUUärs ist in Tornea gesangengenommen, der Rest «ntslohen. Der russisch« Kommissar, der mit dem rumänischen Gesandtschaftsprrsonal nach Haparanda zu entfliehen suchte, wurde entdeckt und standrechtlich erschoss««. K«mi soll von d«n russisch«« Soldaten geräumt worden sein. Nordstnntand befindet sich nunmehr wieder in finnischen Händen. Die Eisenbahn von Tornea dis Haapamäki ist detriedssähig. Stockholm, 7. Februar. (Drahtbericht.) Die sianische Gesandt- schäft erhielt heut« morgen «in Telegramm aus Tornea, daß in Tornea sich Miltmoch abead di« russischen Soldaten ergaben: die Weißen Garden oerlaren fünf Lot« und sieben Verwundete. In Uleadar- herrschen heftig« Kämpfe. Der Feind hatte mehrere hun dert Berwincket« und Tote. Ein ganzes Viertel wnrd« niedergebrannt. Die fliehenden Einwohner wurden von den Revolutionären nieder geschossen und allerlei Grausamkeiten gegen sie verübt. Tornea ist seht ruhig. Wasa, 8. Februar. (Drahtbericht.) Der Stab der hiesigen Weißen Garde meldet: Ein aus Tammerfors kommender Zug von I8 Wagen mit roten Gardisten und russischen Matrosen wurde in die Luft gesprengk. In der Umgebung von Björneborg plündern Rote Garden und russische Matrosen. Von der Eüdfront sind keine Aenderungen gemeldet. Alle Leute lassen sich in die Listen eintragen. In der Overmark wurden alle zwischen 18 und 50 Jahren alten Männer unter die Fahnen berufen: man sieht auch 60jährige darunter. Stockholm, 8. Februar. (Eigener Drahtbericht.) Nach dem „Aftcnbladel" haben die Roten Gardisten bei den Kämpfen um Ulea- borg 16 Tote und 121 Verwundete verloren. Die Bürgergarde beschoß das Volkähaus, wo sich die Roten Gardisten verschanzt hatten. Ins gesamt wurden 600 Rote Gardisten und 1200 Russen gesangen genommen. In Tornea wurde der Anführer der russischen Truppen standrechtlich erschossen. — Bei Tammerfors erlitten russische Truppen und Rote Gardisten am Dienstag eine blutige Niederlage. Angeblich haben die Rusten 30M Mann verloren. Stockholm, 7. Februar. (Drahtbericht.) Nach Telegrammen aus Hclsingsors an „Astenbladet" traf das Zentralkomitee der Matrosen in Helsiniftors Vorbereitungen, um einige Torpedoboote und «in modernes Schlachtschiss, die bei Sveaborg liegen, in den Bottniscken Meerbusen zu schicken. Dadurch soll die Wasfenzufuhr für die Schutztruppen im nord- westlichen Finnland verhindert und zugleich die von den Schutzkruppen bedrohten Küstenstädtc entsetzt werden. „Aftonkidningen" berichtet: In Stockholm hak sich ein Ausschuß Mr Anwerbung schwedischer Freiwilliger für Finnland gebildet. Es sollen sich bereits zahlreiche Freiwillige, darunter auch Offi ziere, gemeldet haben. Stockholm, 7. Februar. (Meldung des Svenska Telegram-Byran.) Ein Teil der nach Finnland entsandten Schiffe hat nachts den Stockholmer Hafen erreicht, der andere Teil wird heute erwartet. Die Gesamtzahl der Heimgefühlken beträgt 427: auch drei russische Bolschewiki sind an Bord. Zeitungsvertreter schildern die Reise als reich an fürchterlichen Erlebnissen. Ein Zollbeamter wurde fast vor den Augen der Fahrgäste ohne den geringsten Anlaß von Roten Gardisten erschossen. Der Abendberlcht "td. Berlin, 8. Februar abends. (Amtlich.) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues. Oesterreichifch-ungarifcher Heeresbericht Wien, 8. Februar. Amtlich wird versautbart: Keine besonderen Ereignisse. Der Lhef des VenaralsickbaA. Die Friedensverhandlungen in Brest-Lilowsk Die gefälschten Telegramme der Petersburger Telegraphen- Agentur. — Trotzkis Erklärungen auf dem Kongreß des Arbeiter- und Soldatenrates. — Die Verschleppung der Friedensverhandlungen. — Wer trägt die Schuld? — Eine „sehr gut organisierte Kampagne der deutschen Presse. — Kühlmann verteidigt die Presse. — Anklagen gegen die bis herige Entwickelung der polnischen Unabhängigkeit. — Eine sophistische Erklärung Trotzkis. — Eine scharfe Entgegnung Kühlmanns. — Protest General Hoffmanns. Brefi-Litowsk, 7. Februar. (Drahlbericht.) Staatssekretär von Kühlmann und Minister des Aeußcrn Gras Lzernin sind gestern abend wieder in Brest-Litowsk eingetrofsen. Heule vormittag hielt die deiitsch-österrcichisch-ungacisch russische Kommission zur Regelung der politischen und territorialen Fragen eine erneute Sitzung ab. Die gefälschten Telegramme Staatssekretär von Kühlmann Kani zunächst aus die schon früher erörterte Frage nach dem Ursprung gewisser angeblich gefälschter Telegramms der Peters burger Telegraphen-Agentur zurück. Er führte aus, er habe eS sich, da auS den Darlegungen des Vorsitzenden der russischen Delegation immerhin die Unterstellung habe herauSgelesen werden können, als sei dis Fälschung in Deutsch land vorgenommen worden, besonders angelegen sein lassen, der Sache soweit als irgend möglich nachzuqehen. Die bei weitem wichtigste und politisch folgenreichste der beiressenden falschen Meldun- gen hatte die Ätzung vom 27. Dezember in Brest-Litowsk zum Gegen- stand. Wie er Hobe seststellen lassen, fei diese Meldung durch das Rihaubure«« in Kopenhagen verbreitet worden. Dar bei Ritzau vorliegende Originaltelegramm sei aus Petersburg abgeschickt und trag« die Unterichrtst .Wjestnik' wie alle anderen Telegramme der Peters burger Telegraphen-Agentur. Er müsse also weitere Nachforschungen darüber, wer für die Absendung der Telegramme aus Petersburg ver antwortlich sei, dem Vorsitzenden der russischen Delegation überlassen. Eine weitere Meldung, die gleichfalls politisches Aussehen er regte unb vom Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten als un richtig bezeichnet worden sei, beziehe sich aus die von Trotzki auf dem 3. Kongreß des Arbeiter- und Soldatenrates gehal tene Rede. Nach Deutschland sei die fragliche Meldung gelangt aus Grund ihrer Wiedergabe in der dänischen Zeitung „Berlingske Tidendc" vom 31. Januar. Die beiden wichtigsten Satze in dem Bericht lauteten: ,Dte Imperialisten behaupten fälschlicherweise, daß wir Sonderverhand- lungen führen wollten" und in einem späteren Absätze: „Die russische Delegation will von ihren Forderungen nicht Ab stand nehmen und will keinen Separatfrieden schließen." -Das Wölfische Bureau habe am 20. Januar abends von Stockholm diese Mitteilungen in französischer Sprache als Akvldung der Peters- burger Telegraphen-Agentur erhalten. Aus Stockholm werde bestätigt, daß in der Tat der französische, an Wolff wcitergegcben« Text dort als Telegramm der 'Petersburger Telegraphen-Agentur eingegangen sei. Wenn also eine Fälschung vorliege, so müsse sie zwischen Petersburg und Stockholm begangen worden sein. Auch in diesem Falle möchte er also dem Herrn Vorsitzenden der russischen Delegation anheimgeben, festzustellen, daß das Wölfische Telegrapken- Bureau und die deutsche Presse in dieser Angelegenheit völlig k«»a» iiäe gehandelt hätten. ES scheine ihm im eigensten Interesse der russischen Politik zu liegen, daß russischerseiks klargestellt werde, wie und wo diese politisch immerhin bedeutenden Fälschungen vorgekommen seien. Trotzki entgegnete, er habe sich zur Klärung des Sachverhalts bezüglich des ersten Telegramms alle Originale der Depeschen der Petersburger Telegraphen-Agentur vorlegen lassen, das beanstandete Telegramm aber nicht darunter gefunden. Was das zweite Telegramm anlange, so sei er durch die in der letzten Zeit vorgekommenen häufigen Unterbrechungen der Drahtverbindung mit Petersburg behindert ge wesen. Er werde aber, sobald die technischen Möglichkeiten gegeben seien, alles versuchen,, in kürzester Zeit diese beiden Mißverstand- nisse oder Fälschungen aufzuklären. Die Verschleppung der Friedensverhandlungen Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung, auf der die Fort- setzung der Besprechung über die Frage der Beteiligung pol nischer Vertreter an den Friedcnsverhandlungen stand, erhob Trotzki erneut Einspruch gegen die, wie er meinte, in der deutschen, österreichischen und ungarischen Presse „sehr gut organisiert: Kampagne", die den Zweck verfolge, der russischen Delegation ein. Verschleppung der Friedensoerhondlungen vorzuwerfen. Demgegenüber müsse er daraus hinweiien. daß die groß: Bedeutung der von der Gegenseite vrkanntgegebencn Bedingung«' seinerzeit eine Pause zu deren l>rüsnng d-r.ch d e ussische Regierung notwendig gemacht habe. Jeder falls halt: «r süc notwendig zu erklären, daß die Verantwortung sür die Verschleppung nicht aus die russische Delegatton falle. Gerade der Herr Vorsitzen», dec deutschen Delegation wünschte eine 1h:rretiiche Erörterung der verschiedenen Fragen. Staatssekretär v. Kühlmann erklärte hierauf, er habe die von dem Herrn Vorsitzenden der russischen Delegation als wohlorganisiert bezeichnete deutsche Preßkampagne nicht verfolgt. Donk der Oefsentlichkeit der Diplomatie, die aus Wunsch der russischen Dele gation im Laufe dieser Besprechungen durchaus beobachtet worden sei, habe die deutsche Presse sich aus den veröffentlichten Verhandlungs berichten «In eigenes Urteil bilden können. Der deutsche Journalist sei Manns genug, um fick nnabhänqi- ein Urteil zu bilden, und wenn das Urteil, zu dem die deutsche Presse gelangt sei. der russischen Delegation nicht gefalle, so stehe es der russischen Presse ihrerseits voll kommen frei, diejenigen Ansichten M verfechten, die sie sür richtig halte. Er müsse jedenfalls jede Unterstellung, als wären die Vorsitzenden der verbündeten Delegation sür die Verschleppung der Verhand lungen verantwortlich, aus das n a ch d r ü ck l i ch st c zurückweisen. Da es fick bei den Verhandlungen nm Gedanken handle, die großen teils neu seien, und für die weder in der internationalen Theorie noch
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