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^ißergerAWiq^ vn-Tageblatt Amtsblatt für dir königlichen md Müschen Behörden zu Frcibcrg uad Brand. Verantwortlich« Leitung: Georg Burkhardt. i Inserate werden bi» Bormittag 11 Uhr - ^/a 7» I anderen Tag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 25 Pfg. ÄLIt 2-» MÜVL angenommen. Preis für die Spaltzeile 13 Pfg. Ä »/f" I V* zweimonatlich 1Mk.SOPfg.u.einmonatlich75Pfg. Außerhalb de» LandgerrchtSbezirk» 15 Pfg. VVV* Bekanntmachung. DaS S. Stück deS Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 18S6, enthaltend: Nr. 11. Bekanntmachung vom 31. Januar 1896, eine Anleihe der Gewerkschaft Deutsch land zu OelSnitz i. E. betreffend ; Nr. 12. Bekanntmachung vom 7. Februar 1896, einen bei Anwendung der Bestimmungen in Z 18 des Reichsgesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 entstandenen Zweifel betreffend; Nr. 13. Gesetz vom 15. Februar 1896, eine Abänderung der Bestimmungen desCivil- staatsdienergesetzes vom 7. März 1835 betreffend; Nr. 14. Verordnung vom 29. Februar 1896, Abänderungen und Ergänzungen deS Pferde-Aushebungs-ReglementS vom 15. Oktober 1886 betreffend; Nr. 15. Verordnung vom 14. Februar 1896, die allgemeine Verpflichtung geprüfter Feldmesser und anderer Techniker betreffend; Nr. 16. Gesetz vom 29. Februar 1896 über Ausdehnung des Gesetzes, die Gewährung von Entschädigung für infolge von Milzbrand gefallene oder getödtete Rinder betreffend, vom 7. März 1886 (G.- u. V.-BI. S. 53) auf Rauschbraud und auf Pferde; Nr. 17. Verordnung vom 6. März 1896, die anderweite Abänderung von § 6 der Ausführungsverordnung zur Gewerbeordnung vom 28. März 1892 betreffend; ist bei u»S eingegangen und liegt zu Jedermanns Einsicht in unserer Rathskanzlei aus. Freiberg, am 19. März 1896. Der Stavtrath. ' Lüsslvr. Wgr. Bekanntmachung. DaS 4. bis 7. Stück des Reichs - Gesetzblattes vom Jahre 1896, enthaltend: Nr. 2290. Bekanntmachung vom 6. Februar 1896, betreffend eine m. Ausgabe der dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr bei gefügten Liste; Nr. 2291. Bekanntmachung vom 6. Februar 1896, betreffend die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die große Heringsfischerei; Nr. 2292. Bekanntmachung vom 4. März 1896, betreffend den Betrieb von Bäckereien und Konditoreien; Nr. 2293. Bekanntmachung vom 4. März 1896, betreffend die Anzeigepflicht für die Schweineseuche, die Schweinepest und den Rothlauf der Schweine; Nr. 2294. Gesetz vom 4. März 1896, betreffend die Kontrole des Reichshaushalts, des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen und des Haushalts der Schutz gebiete für das Etatsjahr 1895/96 ist bei uns eingegangen und liegt zu Jedermanns Einsicht in unserer Rathskanzlei auS. Freiberg, am 19. März 1896. Der Stavtrath. Wgr Realgymnasium zu Frei-erg. Die werden Donnerstag den LS. März m folgender Ordnung abgehalten: Vormittag von 8—12 Uhr. Nachmittag von 2—5 Uhr. Okvrtvrtl». Religion Hempel. Französisch Prof. Krause. Physik Prof. Schreyer. Geographie. .... Krumbiegel. Latein Hempel. Latein vr. Peine. Rechnen Trommer. Naturgeschichte . . . vr. Mehner. Englisch ..... Gündel. Deutsch Quaas. Geschichte Landgraf. Mathematik .... Zimmerman». Turnen (zus. m. O. III) Götz. Zwischen den Prüfungen der einzelnen Klaffen finden Deklamationen statt. Zeichnungeu der Schüler liegen während der Prüfungen im Freihandzeichensaale aus. Zum Besuche dieser Prüfungen ladet im Namen des Lehrerkollegiums auch hierdurch ergebenst ein Freiberg, den 24. März 1896. Rektor Prof. »tvIerueSi auS, daß nach Was werden sie nun thun, um Wenn einzelne Blätter die Mögli England und Frankreich fassen, so braucht man sich derartigenBesorgnissen nicht"anzuschließen. Auch die Franzosen bezw. die leitenden Staatsmänner Frank reichs würden heute einen Krieg nur zu unternehmen wagen, wenn sie sicher sind, den nationalen Furor entfachen zu können. Aegypten aber nimmt in den politischen Anschauungen der breiten Masse des französischen Volkes nicht einen solchen Raum ein, daß es so leicht gelingen könnte die Leidenschaften um ägyptischer Fragen wegen zu erregen. Deshalb sehen wir wohl, daß die französische Presse zwar gründlich verärgert und mißgestimmt wegen der Sudanangelegenheit ist, daß sie aber nicht entfernt in den Tou verfällt, den sie etwa Deutschland gegenüber Anfang Juli 1870 oder selbst zur Zeit der berühmten Schnäbele-Affäre anschlug. Einstweilen Vergnügen sich die Franzosen damit, Nach richten über die Unlust, mit der die ägyptischen Truppen in den bevorstehenden Kampf zu ziehen, zu bringen und auf alle Mittel hinzuweisen, durch die der Wunsch der Engländer, für den Feld zug die Reserven des ägyptischen Staatsschatzes benutzen zu dürfen hintertrieben zu werden. So berichtet „Vs Journal- daß, wenn der von Frankreich verfochtene Grundsatz, daß diese Mittel nur bei einmüthiger Zustimmung aller Kontrollmächte'.angegriffen werden dürfen nicht anerkannt werden würde, Gruppen von In habern ägyptischer Staatsschuldtitel bei dem internationalen Ge richtshöfe, der stets diesen Grundsatz als richtig anerkannt habe, klagbar werden würden. Es mag dahingestellt sein, ob die Franzosen mit diesen Ver suchen Erfolg haben werden. Die Engländer werden sich dadurch nicht in ihrem Unternehmen behindern lassen. Sie wissen ganz gut, daß Frankreich es nicht zu einem ernsthaften Konflikt kommen lassen wird. Soviel aber ist sicher, daß die Angelegen heit eine gründliche und voraussichtlich dauernde Verstimmung zwischen beiden Ländern Hervorrufen wird. Und damit dürfte die in der Mitte dieses Jahrhunderts eingeleitete Aera der „sntsnto voräinls" des herzlichen Einvernehmens, wieder der jahrhundertelangen Gegnerschaft Platz machen. Politische Umschau. Freiberg, den 24. März. Der deutsche Reichstag trat gestern in die dritte Berathung des Reichshaushaltsetats ein. Vor Eintritt in die Tagesordnung wird folgendes Telegramm aus Eisenach verlesen: „Die Theilnehmer der hier zur 25jährigen Jubelfeier des Reichs veranstalteten Festspiele bringen dem deutschen Reichstage ein donnerndes Hoch!" Mit der Generaldebatte über den Etat wird die erste Lesung des heute dem Hause zugegangenen Gesetzentwurfs, betreffend die Verwendung überschüssiger Reichseinnahmen zur Schuldentilgung, verbunden. Nach diesem Entwurf sollen die Ueberschüsse der Ueberweisungen über die Matrikularbeiträge zur Hälfte zur Tilgung der Neichsschulden verwendet werden. Für das Etatsjahr 1895/96 soll die Angelegenheit dadurch geregelt werden, daß aus den Erträgen der Zölle und der Tabaksteuer die Summe von 130 Millionen, welche nach der Frankensteinschen Klausel der Reichskasse verbleiben soll, behufs Verminderung der Reichsschuld auf 143 Millionen erhöht wird. Abg. Graf zu Limourg-Stirum (kons.) hält den Antrag Lieber, wie er jetzt auch in der Vorlage enthalten sei, lediglich für eine Spielerei mit Zahlen. Den agrarischen Forderungen gegenüber seien die ver bündeten Regierungen immer nur zu Worten bereit, aber nicht zu Thaten. Unsere leitenden Kreise seien sich des Ernstes der Frankreich »nd England. Wenn Herr Balfour vor einigen Tagen im englischen Unter haus« versicherte, kein Franzose könne aus dem Vorgehen der Engländer im Sudan den Anlaß zu Argwohn oder Besorgniß entnehmen, so hat er die Starknervigkeit der Franzosen entschieden zu optimistisch beurtheilt. Im Gegentheil der Verdruß über das englische Unternehmen ist in Frankreich von Tag zu Tag größer geworden. Und man wird zugeben müssen, daß allerdings vom französischen Standpunkte aus Anlaß genug vorhanden ist, über den geplanten Sudanfeldzug der Engländer ungehalten zu sein. In der französischen Presse wird zunächst der Besorgniß Aus druck verliehen, daß der Suldanfeldzug Veranlassung zur Ent fachung des islamitischen Fanatismus in ganz Afrika geben könne. Nun mag diese Besorgniß zwar übertrieben sein, aber immerhin ist eS schon vorgekommen, daß muselmännische Erhebungen eine ungeahnte Ausdehnung gewonnen haben. Und das wäre für die Franzosen, die in Algerien neben einer halben Million von Euro päern mehr als 3*/z Millionen Eingeborener, in Tunesien gar neben 40000 Europäern mehr als 1*/, Millionen Muselmänner zählen, recht unbequem, insbesondere als sie wohl wissen, daß die brutale Behandlung, die sie den Eingeborenen in Nordafrika zu Tbeil werden lassen, von den Algeriern und Tunesiern bitter empfinden wird. Die Franzosen fürchten den Funken, der in das Pulverfaß geworfen werden könnte, denn wenn sie auch Dank der starken, trefflich geschulten Kolonialarmee jeden Aufstand mit Sicherheit mederwerfen würden, so bedeutet doch ein Aufstand für sie nur Opfer an Blut und Mittel, ohne daß sich das mindeste Äequivalent für sie böte. So unruhige Köpfe die Franzosen also auch sonst find, so huldigen sie doch in Nordafrika dem Grundsätze: am Be stehenden nicht zu rütteln. Es ist ferner für die Franzosen aus zwei' Gründen ein unerträglicher Gedanke, daß die Macht der Engländer in Aegypten durch einen erfolgreichen Sudanfeldzug gesteigert und die englische Okkupation zu einer dauernden That- sache gestaltet wird. Einmal nämlich müssen sie die Besorgniß haben, daß die Engländer gegebenenfalls die im Jahre 1887 ge- troffeue Abmachung der unbedingten Neutralität des Kanals brechen könnten. Damit aber würde das Mittelmeer für die Franzosen zu einem geschlossenen Meere werden, denn da die Engländer durch den Besitz von Gibraltar und des Kanals von Suez das Mittelmeer sperren könnten, würde eine französische Flotte weder aus demMittel- meere hinauskommen, noch in das Mittelmeer Hineinkommen können. Zweitens aber können die Franzosen es nicht vergessen, daß sie eigentlich einen größeren Anspruch auf Aegypten haben, als die Engländer, denn es ist mehr französiches als englisches Blut in Aegypten geflossen, und der Suezkanal, der in diesem Jahr hundert Aegypten wieder eine erhöhte Bedeutung verliehen hat, ist von einem Franzosen erbaut worden. Sie können es auch nicht vergessen, daß die Engländer als gelehrige Schüler der Taktik, durch die die Franzosen unter dem Vorwande der Niederwerfung des Krumiraufstandes sich im Jahre 1881 in Tunesien festsetzten — unter Beseitigung des bis dahin gleich großen italienischen Einflusses — ein Jahr darauf den Auf stand Arabi Paschas als Vorwand benutzen, um sich in Aegypten einzunisten — unter Beseitigung des bis dahin gleich großen französischen Einflusses. Selten ist wohl einem Unrecht die Be strafung durch ein gleich großes Unrecht so rasch auf dem Fuße gefolgt; aber es ist nur zn erklärlich, daß der Bestrafte wenig Neigung empfindet, die Nemesis der Geschichte anzuerkennen. Und dähalb bäumen sich die Franzosen gegen den Gedanken «iner errdqtltigen Okkupation Aegyptens durch England auf. ' „„i dieser Gefahr vorzubeugen? Lage nicht bewußt. Abg. Barth (frs. Ver.) führt < , llätter die Möglichkeit eines Krieges zwischen den neulichen Verhandlungen des englischen Parlament» die mkreich wegen des Sudanfeldzuges ins Äuge Hoffnung, daß sich die englische Regierung auf den BimetalliSmuS in sich derartigenBesorgnissen nicht anzuschließen, einlaffen könnte, ganz aufgegeben werden dürfe. Umsomehr müsse man dem Reichskanzler für sein vorsichtiges Verhalten in der Frage Dank wissen. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärt, die Mehrheit der verbündeten Regierungen habe dem Gesetzent wurf über die Schuldentilgung nur unter der Voraussetzung zugestimmt, daß es sich hierbei nur um den ersten Schritt zur Regelung der finanziellen Verhältnisse des Reiches handle, einer Regelung, bei welcher die Einzelstaaten gegen die wechselnden und wachsenden Ansprüche des Reiches gesichert werden müßten. Abg. Bachem (Ctr.) will dem Gesetzentwurf zustimmen, aber ohne sich auf die Voraussetzungen des Bundesraths festzulegen. Abg. v. Kardorff (Reichsp.) betont, daß die Regelung der Währungs frage eine Lebensfrage für Deutschland und insbesondere für die deutsche Landwirthschaft sei. Abg. Hammacher (natlib.) bemerkt, es sei noch keinem Bimetallisten der Nachweis gelungen, daß die Nothlage der Landwirthschaft auf die Währungsverhältnisse zurückzuführen sei; der vorliegende Gesetzentwurf sei eine glückliche Lösung der schwebenden Differenzen. Abg. Richter (frs. Volksp.) ist der Ansicht, der Gesetzentwurf über die Schuldentilgung zeige, daß man einer automatischen Regelung des finanziellen Verhält nisses zwischen dem Reich und den Einzelstaaten nicht bedürfe. Darauf wird die Generaldebatte geschloffen. In der Spezial diskussion wird beim Etat für die Schutzgebiete der Antrag der Abgg. Prinz v. Arenberg (Ctr) und v. Kardorff (Reichsp.), den Posten des Kommandeurs der Schutztruppen als künftig wegfallend zu bezeichnen, angenommen. Beim Etat des Reichsamts des Innern erklärt auf Anfragen aus dem Hause der Staatsminister v. Bötticher, die Reichsregierung habe die Absicht, die sie mit der Vorlegung des Isx Heintze zur Bekämpfung der Unsittlichkeit ver folgt habe, nicht aufgegeben. Mit der Frage der Berussvereine sich zu beschäftigen, habe der Bundesrath noch keine Veranlassung gehabt. Eine Resolution des Abg. Sachße (kons.), nach welcher in den nächsten Etat 50,000 Mark zur Unterstützung von Handwerker- schulen eingestellt werden sollten, wird abgelehnt, eine von dem Abg. v. Podbielski (kons.) beantragte Resolution bezüglich der Errichtung von Versuchsanstalten zur gründlichen Erforschung der Maul- und Klauenseuche angenommeu. Bei dem Etat für die Heeresverwaltung erklärt der preußische Kriegsminister Bronsart von Schellendorff auf Anregung des Abg. v. Massow (kons.), er habe Maßnahmen getroffen, daß nach menschlicher Vor aussicht ein solcher Skandal, wie die vorzeitige Veröffentlichung des Allerhöchsten Gnadenerlasses durch den „Vorwärts", nicht mehr Vorkommen könne.' Der Vorfall sei typisch für die bei uns bestehenden Zustände; was die Sozialdemokraten hier als etwas Harmloses hinstellten, sei Diebstahl, Unterschlagung und Hehlerei; es werde geradezu als wohlgefällige Handlung bezeichnet, sobald es sich um den Diebstahl geheimer Aktenstücke handle. Einen politischen Zweck habe die vorzeitige Veröffentlichung des Erlasses nicht gehabt, es habe sich nur um Reklame gehandelt; man habe den Glauben erwecken wollen, daß die sozialdemokratische Zeitung „Vorwärts" Verbindungen mit den höchsten Kreisen unterhalte. Der Minister stellt ferner die von dem Abg. Bebel bei der zweiten Lesung des Etats vorgebrachten Beschwerden richtig. Abg. Lieb knecht (sozd.) betont, daß mißbräuchliche Veröffentlichungen von Aktenstücken bei anderen Parteien oft vorgekommen seien; tue Sozialdemokratie stehe gegenüber den hier vorgebrachten Angriffen gegen sie thurmhoch da. Gegen Leist, Wehlan, Peters, Hammer stein seien die Leute, die in diese Angelegenheit verwickelt seien, als Ehrenmänner zu betrachten. Redner greift das Gericht,