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Dresdner Journal : 26.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187701262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-01
- Tag 1877-01-26
-
Monat
1877-01
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 26.01.1877
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Hreilaz den'W. Zanuar SO Ab»»»e»s»t»»ret» »1 1»^»« .»«,«»« »L^rllob, . 18 K»rk. ltsiod« tritt kost- aacl jtjiUvliodr 4 Kark bv kt 8t«s»p«Iru«:bI»x turuo KiareloeUnmmervr IO kt. l»»sr»1e»prslss: kilr äoo kaum eiusr x«p»lt<?ooo kotittoile SO kk. Ost« „Liox««wät" äi« ILeilv KO kk DW-nerMumÄ. Lr»vl>st»«»r 1'LglloI» mit Xosoakmo 6»r 8ooo- ans keisrtLg? für äon tolgeollell Verantwortlicher Nedactenr: Hofrath I. G. Hartniann in Dresden. 1877 In^orLtonnanatimo uns^Lrts: l.»Ip»ix: >>. Hr«n<^krttrr, Oommissiooltr äc^ l)ro«1n«r s»urv»Is; SswdruA LirIt»-Vt»a-I,«tp»t^-L»»«l-8r»«tta-rr»LllfIu'1 ». ».: 1t toptee, >«rU» Visa L«»d«rss kr»^ -I.»ip»i8 krLllkfurt ». N.UÜLek«»: Lto«»r , L«rlm: L. L.'o,n»cL, /»rai«l/e»«</a,>L»remso: >.. vr««l»a: 8eanA<^t'« Uüre»u,- LdsmnN,: » koiAt/ krsnktort ». ».: >>. ckaeA^svbs n. t/'. tjuvdll.,' SvrUti: /»»-/)., S»»uovvr: (,'. , ?»rl,-S»rlm-kr»Llttvrt ». N. -ItllUz»ri: /><iu^e L t7o.,' L»»burx: Vt«: Xt O//x>liL. Noransxoker: Xöuial. kxpvMioa Ore^änvr ^ournsls, Ilrvstlsn, 2vir>t;vr»tr:uE Xo.^SO. Amtlicher Theil. Dresden, 23. Januar. Se. Majestät der König hat dem Ajsistenten bei dem Hauptzollamte Leipzig, Jo hann Gottfried Horsch, das Verdienstkrenz allergnädigst zu verleihen geruht. Verordnung, Maßregeln gegen die Rinderpest betr. In Folge des Ausbruchs der Rinderpest an mehre ren Orten des Königreichs Preußen ist es nach officiel- ler Mittheilung, zur Verhütung fernerer Einschlep pungen der Seuche für geboten erachtet worden, nicht nur die Durchführung des für die Russische Grenze bestehenden Verbots der Einfuhr von Rindvieh im Königreiche Preußen unter verschärfte Eontrole zu stellen, sondern auch daselbst die Ein- und Durchfuhr von Rinvieh aus Oesterdeich-Ungarn bis auf Weiteres gänzlich zu verbieten. Zur Sicherung des Erfolgs dieser Anordnung er achtet auch die Königlich Sächsische Regierung die Er greifung ähnlicher Maßregeln für nöthig und es wird daher vor» dem unterzeichneten Ministerium des Innern Folgendes verordnet. A. Allgemeine Bestimmungen. 8 I. Unbedingt verboteir bleibt nach Nr. l und 2 der Verordnung vom 17. Oktober 1874 noch fernerhin ») die Ein- und Durchfuhr von Rindern der großen, grauen Race (Steppenvieh) über die sächsisch-österreichische Grenze und b) die Ein- und Durchführung von Rindvieh ohne Unterschied der Race, von Schaafen, Zie gen und andern Wiederkäuern aus Rußland und Galizien. 8 2. Die Ein- und Durchfuhr von sonstigem aus Ländern 1er kaiserlich königlich österreichisch-ungarischen Monar chie kommenden und nicht nach 8 1 unbedingt verbote nen Rindvieh ist nur unter der Voraussetzung nachge lassen, daß u) das betreffende Vieh an einem außerhalb Ga liziens, der Bukowina und der Länder der ungarischen Krone gelegenen Orte mindestens 30 Tage lang unmittelbar vor dem Abgänge nach Deutschland verweilt hat, daß l>) am Abgangsorte und in einem Umkreise von 35 Kilometern um denselben die Rinderpest nicht herrscht und daß der Transport durch seuchensreie Gegenden Statt findet, daß e) der Nachweis über die vorstehend unter » und t> bemerkten thatsächlichen Voraussetzungen in zuverlässiger Weise durch amtliche und ober- behördlich bestätigte Zeugnisse bcigebracht ist und daß ä) das Vieh bei seinem Eingänge über die sächsi sche Grenze von dem betr. sächsischen Bezirks- thierarztc nach Race und Gesundheitszustand untersucht und als unverdächtig befunden wor den ist. Sobald unter einem Viehtransporte sich auch nur Ein verdächtiges Stück vorfindet, ist der ganze Transport zurückzuweisen. 8 3. Der Eingang größerer, 5 und mehr Stück betragen der Transporte des nach § 2 zulässigen Viehes aus Oesterreich-Ungarn darf nur auf der Eisenbahn über Zittau, Tetsch-n - Bodenbach und Weipert, an letzterem Orte jedoch blos am Dienstag jeder Woche, erfolgen und ist bei der diesseitigen Polizeistation der gedachten Grcnzübergänge vorher und rechtzeitig Behufs Veran ¬ lassung der vorgeschriebenen veterinärpolizeilichen Unter suchung anzumelden. 8 4. Der Einlaß von Rindvieh aus Oesterreich-Ungarn, welches nach Preußen oder durch königlich preußisches Gebiet transportirt werden soll, ist nur in dem Falle gestattet, daß nicht nur den 8 2 bemerkten Bedingun gen Genüge geschehen, sondern daß auch von den, Vieh besitzer oder Vichtransporteur eine Bescheinigung der betreffenden königlich preußischen Regierungsbehörde, daß der Einlaß und beziehendlich Durchlaß des Viehes gestattet werde, beigebracht wird. Sollten dabei Seiten der königlich preußischen Behörde mit Kosten Verdun bene, polizeiliche Controlmaßregeln vorgeschrieben wor den sein, so ist der Betrag des dadurch beim Trans porte durch Sachsen entstehenden Polizeianswandcs so fort bei der sächsischen Grenzstation (8 3) zu entrichten. U. Besondere Bestimmungen. 8 5. Ter vom rechten Elbufer nach Osten sich hinziehendc Tract der sächsisch-böhmischen Grenze, welcher der Ge fahr der Einschleppung der Rinderpest zunächst aus gesetzt ist, steht bis auf Weiteres unter verschärfter und nach Befinden durch Militärposten verstärkter, Vieh einfuhr-Controlc, dergestalt, daß nicht blos die all gemeinen, in den 88 1 bis mit 4 enthaltenen, sondern überdies auch noch die nachstehenden Vorschriften zu be achten sind. 8 6. Das Einbringen von Vieh über diesen Theil der sächsisch-böhmischen Grenze darf nur bei Tagcshelle ge schehen. In der Nacht und während der Dunkelheit ist das Ueberführen von Vieh über die Grenze nach Sachsen verboten. 8 7. Eine Ausnahme hiervon findet nur in Ansehung solcher Rinder Statt, welche als Zugvieh im Grenz- vrrkehr die Grenze passiren. Desgleichen ist cs nach gelassen, auf der Station des Grcnzpolizeicommissariats Zittau zum Einlaß angcmeldete Viehtransportc uöthigen Falls auch während der Dunkelheit abzufertigcn. 8 8. Rinder, Schaafe und Ziegen, welche im Kleinhandel, also nach 8 3 in Transporten von weniger als 5 Stück, eingcbracht werden, dürfen nur auf solchen Wegen die Grenze passiren, an welchen Zoll- oder Neben-Zollämter sich befinden und sind bei dem betreffenden sächsischen Zollamte anzumelden, müssen auch außer mit den 8 2 unter e gedachteil Nachweisen mit amtlichen Gesund heitszeugnissen versehen sein. 8 Den Zollämtern liegt es ob, die in 8 2 unter o und 8 8 gedachten Zeugnisse zu prüfen, und haben dieselben den Einlaß nur in dem Falle zu gestatten, daß alle vorgeschriebenen Legitimationen sich in Ord nung befinden. 8 10. Bei Kälbern, welche von hierländischcn Fleischern zum Schlachten eingeführt werden, ist die Beibringung eines Gesundheitszeugnisses entbehrlich. Es genügt ein amtliches Zeugniß der 8 2 unter l> gedachten Art, welches von der Ortspolizeibchörde in legaler Form ausgestellt ist, von der Obcrbehörde aber nicht attestirt zn sein braucht. 8 1>. Zuwiderharzdlungen gegen die Vorschriften dieser Verordnung werden nach 8 328 des Rcichsstrafgcsetz- buches mit Gefängniß bis zu Einem und unter Um ständen bis zu Zwei Jahren bestraft. 8 >2. Insoweit Vorstehend nicht etwas Anderes und Be sonderes bestimmt ist, bewendet cs bci der Verordnung Maaßrcgeln zur Verhütung deS Einschleppens der Rinderpest betr. vom 17. October 1874. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern abzndrucken. Dresden, den 23. Januar 1877. Ministerium -es Innern. v. Rostitz Wallwitz. Pfeifser. Bekanntmachung der Königlichen BrandrwrficherungS-Kommission vom 24. Januar 1877. Nachdem der zeitherige hierländische Vertreter der Magdeburger Fcuerversicherungs - Gesell schaft, der Kaufmann Herr Friedrich Gottfried in Leipzig, diese Function niedergelegt hat und an dessen Stelle von der Verwaltung der gedachten Feuervcrsiche- rungs Anstalt, der zeitherige Gesellschafts-Oberinspector Herr Earl Theodor Gustav Mette in Leipzig zum hierläudischen Bevollmächtigten und General-Agen ten dieser Versicherungs-Gesellschaft ernannt worden ist; so wird Solches und daß der Letztere in dieser Eigenschaft bei der Brandversicherungs-Commission le- gitimirt und von derselben bestätigt, sowie bei dem Rathe der Stadt Leipzig in Pflicht genommen worden ist, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 24. Januar 1877. Königliche Hrandoersicherungs-Kommisfion. von Oppen. Rudolph. kMlmntlichtr Theil. Telegraphische Nachrichten Arnsberg (Westfalen), Donnerstag, 25. Ja nuar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Auf der Station Oeventrop der Ruhrthalbahu ist gestern Abend ein comdinirter Güter- und Personenzug auf einen Güterrug gestoßen, 3 Personen wurden get-dtet und 1s verwundet. Buda-Pest, Mittwoch, 24. Januar, Abends. (W. T B.) Lie österreichischen und die ungarischen Minister haben heute eine gemeinsame Conferenz abaehalten In derselben wurde allseitig auf das Lebhafteste die Absicht, sich über die schwebenden Kragen zu einigen, bekundet Kür morgen ist eine Conferenz bei dem Ministerpräsidenten TiSza anberaumt. Danach findet voraussichtlich em Kronrath unter dem Borfitze deS Kaisers Statt. Rom, Mittwoch, 24. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute den gesammten Gesetzentwurf zur Berhütung und Be- strafuna deS Mißbrauches des geistlichen Amtes mit 150 gegen 100 Stimmen angenommen. London, Donnerstag, 25. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kanzler der Schatzkammer, Sir H. Northcote und der StaatSsecrctär des Innern, Croß, wohnten gestern einer großen Ler sammlung der Konservativen in Liverpool bei, in welcher 5000 Personen zugegen waren. Sir H. Northcote sagte, indem er die orientalische Frage berührte, die Erhaltung des Friedens sei wesentlich für die Interessen Englands. Die englische Regierung sympathisirc lebhaft mit den Christen im Orient, aber eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Türkei sei ein, ernste Erwägungen ei heischender Schritt. Die Regierung habe daher ihre Intervention möglichst eingeschränkt und suche jeden Zwang zu vermeiden. Die Regierung sei niemals durch unwürdige Eifersucht gegen Rußland beeinflußt gewesen; sie beabsichtigte nie mals, für die Türkei Krieg zu führen. Die Türkei habe in der Ablehnung der Confercnzvorschläge unbe dachtsam gehandelt. — Der Minister Croß äußerte, daß die Aussicht auf Erhaltung des Friedens jetzt eine bessere, als seit langer Zeit sei. Konstantinopel, Mittwoch, 24. Januar, Mittags (W. T. B.) Der Sultan ist bisher durch Unwohlsein verhindert gewesen, die Bot. schafter in Abschiedsaudienz zu empfangen. Der „Agence HavaS" zufolge beabsichtigt die Pforte von Frankreich einige Offiziere behufs Ein richtung der Gendarmerie und von England einige Finanzcapacitäten behufs Reorganifirung der Fi- nanzen zu erbitten. Washington, Mittwoch, 24. Januar, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Secretär des Schatzes kündigt die Einberufung weiterer 10 Mil lionen Vrotr Bonds an. Lur orientalischen /rage. * Konstantinopel, 10. Januar. Dic neueste.Polii. Corr." bringt einen ausführlichen Bericht über die gestrige Sitzung des Großen Rathes, dem wir Fol gendes entnehmen. Der Großwesir Midhat Pascha er öffnete die Sitzung mit einer Auseinandersetzung der Sachlage und Präcisirung des Zweckes der Einberufung des Großen Nathes. .LS handelt sich heute", sagte Mid h at Pascha, „um eiue Berathuna und um Mittheilung Ihrer Meinung, ob die kai- lerliche Regierung dic Vorschläge der Conferenz annehmcn soll. Im Falle einer Verwerfung derselben werden die Ber- tretrr der sechs Grobmächle, ebenso wie ihre Specialdrlegirleu Konstantinopel verlaffen. Wie uns England und Frank reich mitgetheilt haben, werden sie uns wohl nicht den Krieg erklären, sie werden aber auch nicht mit uns sein- Wir haben von diesen beiden Mächten nichts zu hoffen. Was Oester- reich.Ungarn betrifft, so ist es sür den Augenblick neutral. Es ist aber zu vermutheu, dav dicse Macht sich in Hinkonsl mit Ruhland verständigen werde Unsere Lage ist klar. Geben wir den Vorschlägen der Conferenz nach, fo setzen wir uns aus, unsere Unabhängigkeit zu verlieren. Die rrrage ist eine der schwierigsten und verdient Ihre ernste Aufmerksam- leit. Möge Jeder von Ihnen srei seine Ansicht aussprechen." Dic Dircussion cröffnete der Exgroßwcsir Mchemed Nuschdi Pascha. Nachdem noch die Minister ohne Porte feuille Snbhi Pascha, der Viccpräsidcnt des Staats- rathes, Reus Pascha und der kaiserl. Börsencvmmlssar von Galata, Abeddin Bey sich für die absolute Ver werfung der Confercnzvorschläge ausgesprochen, wandte sich Midhat Pascha mit soigeneen Worten an dic christ lichen Mitglieder der Versammlung: „Jetzt haben wir die Meinung der muselmännischen Ottomanen vernein men; hören wir jetzt dic Ansichten der nichtmuhamc- daniichen Ottomanen." Hierauf verlangte Sawa Pascha, ein Grieche, ausgezeichneter Orientalist, vorzüglicher Redner und Rector der Universität, das Wort und saate, Christen wie Muhamedaucr würden verziehen, lieber bis auf den letzten Manu' ihr Leben hcrzugcben, als dicse Vorschläge anzunchmen. Seine Rede machte einen ungeheueren Eindruck aus die Versammlung, welche nach Schluß derselben in stürmischen Beifall aus brach. Ihm folgte Ekiadis Efendi, ein Grieche und Mitglied des Staatsrathes, welcher sich analog wie sein Vorgänger aussprach. Der Dclegirte des durch Krank heit am Erscheinen verhinderten ökumenischen Patriarchen bekräftigte hierauf, daß seine Vorredner vollständig die Meinung der griechischen Nation ausgedrückt haben Die Armenier vertrat der Bischof Enfiadjian, welcher seine Rede mit folgenden Worten endigte: „O Os- manli, Gott schütze nnd mache siegreich dic Völker, welche ihre Ehre vcrtheidigcn. Seien wir bereit zu allen Opfern." Mit dieser Rede wurde dic Debatte Feuilleton. Redigirt von LUto Banck. Mittwoch den 24. d. gaben die Brüder Willi und Louis Thern, dic sich in der vorigen Saison durch die bis zur Vollendung ausgebildete Sprcialuät ihrer Leistungen so günstig hier rinführtcn, rin Loucert im Saale des „Hotel de Saxe". Ihr Zusammenspiel auf zwei Clavirren ist in sriner einheitlichen, technisch prä- cisen und corrccten Verschmelzung, in sriner feinen Ausarbeitung der Tonnuancen, der Bewegung, des klaren, musikalisch empfundenen und geschmackvoll ge stalteten Vortrags im hohen Grade bewunderungswürdig und erfreuend. Am schönstrn cffectuirt ihre meister hafte Ausführung des Andante mit Variationen (op. 46) von Schumann und des türkisches Marsches von Bretdo- ven; demnächst auch die einer (arrangirten) brillanten Tarantrlle von Raff und einer Romanze von E. Thern (Vater), eines gefälligen, wohlklingenden, auf delicatrsten Vortrag berechneten TonspirlS. Das Impromptu von Chopin »II unisono kann man sich nur als automaten- artiges Kunststück gefallcn lassen, und das Concert A-ckur von Liszt, in dem sich gar wenig Musik hinter geistreichem, brillantem und ungeordnetem Aufputz ver steck», ist ungccignet für ein solches Arrangement in trefflich solider Ausführung, wobei die etwa interessanten und technisch und in Colorit pikanten Eigenthümlich- ketten der Composition sich nicht rffectvoll Heraus stellen. Gute und formklart 'Musik wird das Spiel der Brüder immer am besten zur Geltung bringen. Der Solovortrag der Concertgebrr, so musikalisch tüch tig und lobenswerth er ist, muß natürlich eine ausge prägte Individualität vermissen lasten, da dieselbe stets gegenseitig zum Besten eines in Technik, Auffassung und Ausdruck einheitlichen Zusammenspiels mit künst lerischem Streben zum Opfer gebracht wurde. Herr W. Thern spielte eine für das Concert zu unbedeutende Piece von Raff; ihn überragt im Solovortrag Louis Thern, der die Rigoletto-Phantasie von Liszt producirtc. Fräulein Clara Höp stein aus Leipzig unterstützte das Concert durch Gesangvorträge, war aber im be scheidenen Bewußtsein ihrer Anfängerschast so ängstlich und befangen, daß die Entwickelung ihrer nicht kräftigen, aber angenehmen Mczzosopranstimme und natürlich auch ihr Vortrag sehr darunter litten; doch machte es einen günstigen Eindruck für ihr musikalisches Talent, daß die Intonation trotzdem rein blieb. Jedenfalls reichen ihre Stimmkraft, ihre Sicherheit und Reife des Vortrags nicht für den großen Stil und das Pathos der Arie von Rosst aus; auch Schubert's Gesang „An die Leyer" und ein Lied von Reinecke konnten nicht zur entsprechen den Wirkung gebracht werden. C. Banck. Literarische Revue. „Briese von Schiller über ästhetische Er ziehung an den Herzog von Schleswig-Holstein Augustenburg." (Fortsetzung.) Als die materiellen Ledensverhältnisse Schillcr's sich so unerwartet und so wesentlich verbesserten, fiel es in eine Epoche, in welcher er bei seiner hypochondrischen Verstimmung und seinem dermaligen unabweislichen Geistesbedürfniß, sich von der Poesie beinahe abgewcn- drt und seinen philosophischen Studien sich ganz hin- gegeben hatte. Er war von der Idee einer neuen philosophischen Arsthetik erfüllt, die auf Kant'schen Principien aufgcbaut werden sollte. Für diese Aufgabe wollte er zuvörderst seine Gedanken in einem sortgehen- dcn Briefwechsel mit seinem Freunde Körner zusammen hängend aussprechen. Der Plan änderte sich, als er in die glückliche Beziehung zu dem Herzoge von Augusten burg kam, der ganz Ler Mann war, um mit ihm einen solchen Briefwechsel zu führe». Für diejenigen Leser, welche von der Persönlichkeit dieses Fürsten keine nähere Kenntniß haben, will ich nicht unterlassen, zur Charak- terisirung einige nähere Andeutungen zu geben. Der Herzog Friedrich Christian (geb. 1765, gcst. den 14. Juni 1814) war von Statur mehr klein, als groß, fein und zart gebaut, seine Gesichtszüge und sein Ausdruck geistvoll. Er hatte eine auserlesene Erziehung bekommen, war nicht blos kcnntnißreich, sondern in Wahrheit gelehrt. Er sprach und schrieb deutsch, dänisch und französisch richtig und gewandt, verstand auch die englische Sprache fertig und las die lateinischen Schriftsteller mit Vergnügen. Er hielt auf vollkommene Correctheit im Ausdrucke für sich und für Andere mit einiger Pedanterie. Er war von den Humanitätsidecn der Zeit für Volksbildung erfüllt, hatte auf dem Ge biete der pädagogischen Literatur gründliche und um fängliche Studien gemacht, war für die deutsche Philo sophie und Poesie begeistert. Dabei war sein Wesen und Wandel dir strengste Moralität. Schon auf der Universität zu Leipzig trieb der Herzog, damals noch Erbprinz von Angustenburg, nrbcn den Staatswissenfchaften mit großer Vorliebe die philo sophischen Wissenschaften, namentlich Psychologie, sowie die Principien der Arsthetik und der Pädagogik. Später beschäftigte der Herzog sich eifrig und be harrlich mit dem Studium der Kant'schen Philosophie, und man findet daher in der von ihm hinterlassenen Bibliothck, die etwa zwanzigtausend Bände beträgt, alle Hauptwerke von Kant in den ersten Ausgaben. Daraus erklärt cs sich, daß er in späteren Jahren in der Philo sopbie dem Denker Schiller nahe stand. Der Herzog war in Ansehung der pädagogischen Principien ei» Sohn seiner Zeit. Was aber den Genius jener Zeit, dm Geist, das Bedürfniß, ocn Geschmack des letzten Decenniums des vorigen und dcs ersten un- sers gegenwärtigen Jahrhunderts betrifft, verglichen mit der Jetztzeit, so sind wir heutigen Tages weit davon entfernt, von einem gewissen Aberglauben an dieWun- derwirkungcn der Untcrrichtsgesetze, Schulregulative, Conduitenlisten, Schulprotokolle, Tabellen und dergl. frei zu sein. Im Gegcntheil, wir stecken recht tief in einem geistlosen Reglementiren, argwöhnischen Contro lircn und einförmigen, mechanischen Schablonenwcsen, so daß wir fast in Gefahr sind, darin zu vertrocknen und alles ursprüngliche Naturell allmählich einzubüßcn. Es ist aber in einigen hierher gehörigen Beziehungen zwischen dec gegenwärtigen Zeitperiodc und jener Epoche ungefähr ein solcher Unterschied, wie zwischen der ast- fränkischen Gartenkunst, etwa in ihrer holländischen Manier und Ausartung mit figurenmäßig ausgeschnit tenen Bnchsbäumcn, ja mit weißer Oelfarbe ange- strichcnen Zweigen derselben, und englischer Landschafts- gärtncrei. Nach vorstehenden Andeutungen, wie sie Michelsen tziebt, leuchtet es ein, daß die Briefe von Schiller über ästhetische Erziehung bei dem Herzoge ein ticfes Verständniß und die reinste Empfänglichkeit und An erkennnng fanden. Davon zeugt auch unter Anderem, was der Herzog unterm 10. Dcccmber 1793 an Bag- gesrn so lebhaft lchreibt. Es lautet wörtlich so: „Ich hab« wieder einen sehr interessanten Brief von Schil lern. Er ist jetzt der fleißigste meiner Correspondentrn. Seine Briese reisen in dem ganze» Kreise meiner »in ländischen Freunde herum; Alles verschlingt fit!" —
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