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krnvkmtn drei Nummern. Pränumkranon?-Preis 22j Sildcrgr. lt Ld!r.) vicrmjödrli», 3 ThN. sür dni ganze Iadr, ohne Erhöhung, in ollen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden non seder Buchhandlung (in Berlin bei Bei! u. Como., ILgerstraße Nr. 25), so wie von allen König!. Post-Äimlein, angenommen. Literatur des Auslandes. . !/ 88 Berlin, Donnerstag den 24 Juli L843. Frankreich. Zur Geschichte der Kunst und der Kunst-Ausstellungen in Frankreich. Im Altcrthume findet man selbst zu der Zeit, als die Künste in der höchsten Blüthe standen, nichts, was unseren Kunst-Ausstellungen ähnlich wäre. Freilich waren die großen Städte selbst bleibende Kunst-Ausstellungen; überall sah man majestätische Tempel, reiche Denkmäler, in denen alle Künste ihre Pracht entfalteten; überall erhoben sich die Statuen der großen Männer neben denen der Götter; die Theater, die Promenaden waren voll von Meisterstücken, die oft erneuert wurden. Die Werkstätten der Künstler, in welchen fie ihre Werke zur Schau stellten, waren leicht zugänglich. Ehe PhidiaS seinen olympischen Jupiter ganz vollendete, gab er ihn, selbst in der Nähe versteckt, dem Urtbeile des Publikums preis; ApcllcS ließ sich die Kritik des Schusters gefallen, wofern fie nur nicht über den Leisten hinaus- ging. Polpklet machte an einer Statue alle Veränderungen, welche die Athener verlangten, und dann zeigte er ihnen zur Vergleichung damit ein Modell, bei welchem er nur den Eingebungen seines Genius gefolgt war. Auch ist es bekannt, daß die Alten öffentliche Wettkämpfe hatten, bei denen die großen Künstler sich den Preis streitig machten, der unter dem Beifall einer unermeßlichen Volksmenge von den Weisesten der Nation ertheilt ward. Nach PolpbiuS und einigen anderen Geschichtschreibern stellte man in Rom an feierlichen Tagen die Büsten der großen Männer zur Schau. Agrippa, der Schwiegersohn Augnst'S, sagt Plinius, zeigte in einer beredten Rede, wie nützlich eS den Bürgern seyn würde, die schönsten Erzeugnisse der Kunst in der Hauptstadt öffentlich auszustellen. Die Römer begnügten sich nicht damit, für große Kosten die Gemälde der berühmtesten Maler in ihren Palästen zu sammeln; sie stellten sie auch an öffentlichen Orten, auf Plätzen und an Straßenecken zur Schau. August ließ die Gemälde des ApelleS auf dem Platze, der seinen Namen trug, auS- stellen. Als die Künste, nach langer Unterdrückung durch die überhandnehmende Barbarei, in der christlichen Zeit wieder hervortauchten, wurden die Kirchen der Sammelplatz der Kunstwerke. Eines von den Gemälden Cimabue'S ward für so vollendet befunden, daß man eS unter dem Schall verschiedener Jnstru- mente und unter dem Jauchzen des ganzen Volkes im Triumphe durch die Straßen trug, um eS in der Kirche 8suta IVIsria Xovella in Florenz auszu hängen. Zur Zeit der höchsten Blüthe der Kunst in Italien stellten die Künstler ihre Werke in ihren Ateliers gesondert zur Schau, und selbst die Medici's kamen nicht auf den Gedanken, große öffentliche Ausstellungen zu veranstalten, welche in jener Zeit des Glanzes ein so reiches Gesammtbild dargeboten hätten. Der Ursprung dieser Einrichtung ist in Frankreich zu suchen, und vielleicht hat folgende Sitte die erste Anregung dazu gegeben. Im Anfänge des I7tcn Jahrhunderts nämlich bestand eine Brüderschaft der heiligen Anna und des heiligen Marcellus, welche die Goldschmiede ver walteten. In den ersten Zeiten ließen die Mitglieder dieser Brüderschaft alle Jahre am I. Mai einen grünen Baum auf dem Vorplatze von Notre-Dame zu Ehren der heiligen Jungfrau aufstellen. Später, als ihre Frömmigkeit einen höheren Schwung nahm, fügten fie eine Art von Tabernakel hinzu, das gegenüber der Kapelle der Jungfrau angebracht und mit kleinen Gemälden ausgeschmückt ward, welche Scenen aus ihrem Leben darstellten. Im Jahre lb2l), als Anna von Oesterreich eine neue prächtigere Kapelle der Jungfrau hatte Herstellen lassen, bemerkten die Goldschmiede, daß ihr Gefäß in der gothischen Form, die fie ihm gegeben hatten, zu der reichen Decoralion dieser Kapelle schlecht passe, und daß man sogar gcnöthigt gewesen, dasselbe an einen anderen Ort zu bringen. Da faßten sie einen Entschluß, der eben so sehr ihrem guten Geschmacke als ihrer Großmuth Ehre macht i sie erbaten sich von dem Kapitel von Notre-Dame die Erlaubnis, jährlich ein Bild von eilf Fuß Höhe, das ein.Ereigniß aus dem Leben des Heilands oder der Apostel dar- stelle, zu schenken und damit den Chor und daS Schiff der Kirche zu schmücken. Man ermangelte nicht, dieses Anerbieten günstig aufzunchmen; das erste Bild wurde im Jahre 1630 ausgestellt, am ersten Mai, wie eS von jeher üblich gewesen; daher kam eS, daß dieses Bild und die folgenden den Namen Mai erhielten. Da dies eine gute Gelegenheit war, sich bekannt zu machen, so wurde fie von den jungen Malern mit Eifer gesucht, und die ge schicktesten Maler der Zeit, Blanchard, Bourdon, Lcsueur, Lebrun, Lahire, Boullogne, Haden jeder wenigstens eines von diesen Bildern gemacht. Man konnte ihren Eifer nur der Liebe zum Ruhme zuschreiben; materieller Gewinn konnte fie nicht dazu ansporncn, denn nachdem fie das große Gemälde vollen det, mußten sie es im Kleinen für den Goldschmied, der die Ausgabe zu be sorgen hatte, wiederholen, und beide Gemälde zusammen mit ihrem Nahmen wurden kaum mit drei, bis vierhundert Livres bezahlt. Der Tag der Ausstellung dieser Gemälde zog einen großen Zulauf von Neugierigen herbei. Endlich aber fanden die Stiftsherren, daß ihre Kirche hinreichend ausgeschmückt sey, und wurden einer Großmuth müde, die sich nur in Gemälden kundgab. Sie verlangten Gaben, die einen besseren Klang batten, und sprachen sich gegen die Goldschmiede darüber aus. Da verloren diese den Eifer, den fie für Kirche und Malerei gezeigt hatten, und wollten nichts mehr geben- Dies verdroß die Stiftsherren, und sic gingen so weit, die Goldschmiede gerichtlich zu belangen. Das Gericht aber wies ihre An sprüche zurück, und eine den Künstlern günstige Gewohnheit wurde so gänzlich abgeschafft. Inzwischen hatte die Kunst in Frankreich schon große Fortschritte gemacht. Franz I. hatte aus Italien Leonardo da Vinci, Andrea del Sarto, Rosso, Primaticcio und mehrere andere große Maler kommen lassen, die man als die ersten Lehrer der französischen Malerschule betrachten kann. Unter Ludwig XIII. gründete Simon Vouet, der sein erster Maler geworden war, eine Schule. Der König selbst ward sein Schüler. Die Leichtigkeit, mit.der dieser Künstler Pastell-Portraits machte, erregte in Ludwig XIII. den Wunsch, zeichnen zu lernen, und es gelang ihm dies so gut, daß er mit seiner könig lichen Hand ziemlich ähnliche Portraits von mehreren Personen seines Hofes verfertigte- Doch wenn man die Verdienste Vouet'S anerkennen muß, so kann man ihm doch nicht verzeihen, daß er durch seine niedrige Eifersucht den größten Maler jener Zeit, Poussin, gezwungen hat, Frankreich zu ver lassen. Vouet, der im Jahre 1649 starb, hinterließ als seine Schüler Mignard, Lesueur und Lebrun, welche dazu beitrugen, das Jahrhundert Ludwig'S XIV. zu verherrlichen. Als Lebrun in Italien war, hatte er den glücklichen Einfluß der Akademie des heiligen Lukas auf die Künste bemerkt und faßte bei seiner Rückkehr nach Frankreich den Plan zu einem ähnlichen Institute; im Ein verständnis mit mehreren Malern sprach er darüber mit Herrn von EharmoiS, einem Nathe des Königs, und im Monat Januar 1648 wurde die königliche Akademie der Malerei gegründet, welche im Jahre 1685 von Ludwig XIV. ein Privilegium erhielt. Diese Akademie bezeichnete ihre erste Versammlung durch einen Akt der Wohlthätigkeit. Eines der Mitglieder theilte mit, daß er einen unglücklichen Maler kenne, der durch sein Talent, seine Leiden und einen tadellosen Wandel der Theilnahme seiner Kollegen würdig sep. Diese Vorstellung hatte die gewünschte Wirkung, und sämmtliche Mitglieder trugen wetteifernd zu einer für den Unglücklichen bestimmten Unterstützung bei. Neben diesem edlen Zuge darf man aber auch den Neid und die Eifersucht jener Künstler auf einander nicht verschweigen, und wie sic so ost sich gegenseitig mehr zu schaden als zu unterstützen suchten. So konnte Mignard, als er aus Italien zurückkehrte, nicht ohne Verdruß sehen, wie Lebrun, sein Nebenbuhler, von den Gaben des Glückes überhäuft und, ohne daß er den Titel führte, faktisch dcr Leiter der Akademie war, an deren Stiftung er einen so bedeuten- den Antheil genommen. Andererseits hatte eine seit langer Zeit bestehende Corporation dcr Malermeister sich gegen dieses Institut erhoben, von welchem sie eine Beeinträchtigung ihrer Rechte befürchtete. Von Mignard unterstützt, verwandelte fie sich ebenfalls in eine Akademie, welche den Namen der Akade mie des heiligen LukaS annahm. Dieses spornte ohne Zweifel nur den Eifer ihrer Nebenbuhler, die ihrem Institute allen möglichen Einfluß zu verschaffen suchten. Auch hielten sie Konferenzen, in denen sie Fragen aus dem Gebiet der Kunst verhandelten, deren uns einige von Felibien mitgethcilt worden sind. Endlich, beschlossen fie, durch ein noch wirksameres Mittel ihr lieber« gewicht geltend zu machen und die höhere Stellung, die sic cinnahmen, zu rechtfertigen: dieses bestand darin, eine öffentliche Ausstellung ihrer Werke zu veranstalten. Diese Ausstellung, die erste dieser Art, fand im Jahre 1673 in dem Hofe deS Palais-Royal statt. Lebrun ließ auf derselben seine Aleranderschlacht erscheinen. Außerdem sah man daselbst historische Gemälde von Blanchard, von Boullogne, I. B. Champagne, Stella, Michel Corneille u. s. w., Land schaften von Rameau, Charmcson, Laminoy u. s. w., eine Ansicht der Stadt Lille und eine von Dole von Vander-Meulen, viele Portraits, einige Skulptur, werke und Kupferstiche. UebrigenS enthielt die Ausstellung von 1673, so wie alle, welche die Akademie veranstaltete, nur Werke ihrer Mitglieder. So