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O O W Feierabend WM MU Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung -lr. ZZ Sonntag den 28. Dezember WZ Iuv LVrntevzeit bei dev Lanrxe Schein wie schön, wenn die Mutter im jungen Kreis So wunderliebe Geschichtchen weiß: Von dem Kind, daß die Lngelein bringen. Von den Verden im Feld und der Virtcn Macht Und vom jubelnden Lied, in der heiligen Nacht Die bimmlichen Veerscharen singen Und die Mutter erzählt! U)ie sie horchen fein! Nur das jüngste Ichlief auf dem Schoß ihr ein Und träumt von dem Kindlcin im Stalle. Noch ein einzig Geichichtchen, lieb Mütterlein; Nur noch eines — vom silbernen Mondenschein Und den goldenen Sterncnschafen. Aus „Für junge Herzen", eine Sammlung allerl cbster Gedichlc mit hüb- ichen Bild rn l Lolksvereiuo-Berlaa DL Eladbam, Preis ged. I.eo M. 1, die euch das Christi,nd gewiß gern bring,, wenn ihr eifrig darum bittet. Sonntag nach Weihnachten Mit welchen Empfindungen seligster Mutterfreude wird die heiligste Jungfrau ihren eingeborenen Sohn dem Herrn aufgeopfert haben! Als Israelitin, getreu dem Gesetze ihres Vaters, vollzog sie, die Reine, Unbefleckte, die Hingabe ihres Kindes und ihre eigene Reinigung. Sie erinnerte sich dabei der hingeschlachteten Erstgeborenen in Aegypten und der Verschonung der Söhne ihres Volkes durch den Würgengel; in ihrem Geiste erneuerte sich der Durchgang durch das rote Meer und der Einzug in i»s gelobte Land. Wazu das alles geschah? Sie wußte es nun, sie erkannte er klarer denn irgend etwas. Tie Auserwählten des jüdischen Volkes durch Jehova und die wunderbare Führung dieses Volkes durch die Jahrhunderte hatte ja nur den einen Zweck gehabt: die Hoff nung aus den kommenden Messias aufrechtzuerhalten. Und diese Hoffnung war nun erfüllt, der „Ersehnte der Nationen" war erschienen, aus ihrem jungfräulichen Schooße war das Heil der Welt hervorgegangen! Was als innigste Ueberzeugung sie beseelte und erhob, findet nun seine Bestätigung aus dem Munde eines Pro pheten, eines Sehers: Simeon sagt cs ihr, daß ihr „Sohn groß sein und ein Sohn des Allerhöchsten werde genannt werden". Ja größer als irgend ein als Mensch Geborener wird der Sohn Gottes sein hier aus Erden! Knccbtsgestalt umgibt ihn, aber dennoch als Sohn des Allerhöchsten wird er herrschen über die Geister als großer König wird er re gieren und der Thron Tavids, Israel wird sein eigen sein. Alle, die aus die Ankunft des Erlösers mit aufrichtigem Sinne harrten, wurden sein Eigentum: er nahm als Heiland Besitz von ihnen, nahm sie an als das ihm zukommende Erbe, beglückte sie mit seiner Gnade, die er für alle Menschen durch seinen Tod erwarb. Aber wie viele fehlen aus dem „Hause Jakobs" an dieser Zahl! Maria sah es voraus, was Simeon ihr bestätigte, daß ihr göttlicher Sohn wie ein Merkzeichen der Auserwählten und der Verwerfung für ihr Volk sein werde. Ihr Herz betrübte sich bei dem Ausblick in die Zu kunft; der Schatten des Kreuzes lagerte sich schon über die Krippe! Bis zur Stunde ist der Herr vielen ein Zeichen, dem sie widersprechen. Und so werden ihm gegenüber auch die Ge danken ihrer Herzen offenbar. Sic kennen nicht ihre Sünde und Sündennot und zeigen darum keine Sehnsucht nach Be freiung von derselben. Tie Kenntnis der geoffenbarten Wahrheit erfreut sie nicht, sondern beschwert sie; nicht ge- neigt, ihr Leben nach dem Gebote Gottes einzurichten, gehen sie darauf aus, die Wahrheit nach den Gelüsten des HerzenS zu verdrehen. Wie doch das segensreichste Geschenk Gottes dem Men schen zum Verderben werden kann! Selbst der Heiland und Seligmacher gereicht so vielen zum Falle! O, bedenken wir cs wohl: selbst die Unendlichkeit der göttlichen Liebe, die aus dem Stalle zu Berblehem in die dunkle Welt hineinleuchtet, vermag uns nicht zu retten und ewig zu beseligen, wenn wir nicht selbst es wollen. Gott achtet die Freiheit des Menschen, in der er ihn erschaffen und nötigt nicht, weder innerlich noch äußerlich. Nheim'ilrergimg in -er Uenjahrsnachl 1814 Skizze von Theo Liefertz Nachdruck verboten Es war am 29. Dezember 1813. Grau zeigte sich der Winterabend schon über dem leise rauschenden Rheinstrom und zog auch in die Gassen des Städtchens Caub ein. Das Leben hatte sich in stille Häuser zurückgezogen. Plötzlich gellte ein schriller Klang durch die winkligen Straßen. Türen flogen auf, Fenster klapperten und neu gierige Gesichter lugten allenthalben hervor. Ter Ratsdiener schob seine lange, dürre Gestalt daher, schwang die Glocke, blieb in genau gemessenen Zwischen räumen stehen und verkündete gar wichtig: „Hiermit läßt Bürgermeister und Magistrat kund tun. daß alle Ortsansässigen sich sofort auf acht Tage mit aus reichendem Lcbensmittelvorrat zu versehen haben. Des weiteren hat aller Verkehr mit dem jenseitigen Ufer sofort aufzuhörcn. Bei Lebens- und Leibesstrafe ist es verboten, irgend eine Person, wer sie auch sei, überzuführen." „Was ist denn los?" fragten viele, „was bedeutet das?" „Weeß nit. Tut eure Pflicht!" Weiter schritt gravi- ! tätisch der Staatsdiener, läutete und rief. Und die Bürger Eaubs versahen sich in der Eile mit allem Nötigen, warteten in gespannter Neugier und wun. derten sich nicht wenig, als am 30. von Meißel her Preußen einmarschierten, still ohne Trommelklang. Und am 31. kamen immer mehr. Das wimmelte von Truppen aller ! Art. Und gut sabcn sie nach der mehrwöchigen Rast aus. Tie Waffen waren in bester Ordnung, die zerrissenen . Stiefel ausgebessert, alle trugen warme Tuchhosen und j gute Mäntel. Freilich viele sahen in den erbeuteten Stücken - stark nach Franzosen aus. doch sie waren warm und ganz, j und in der schweren und doch so erbebenden Zeit nahm man cs mit dem Aussehen nicht zu genau, schlug doch unter den ! verschiedensten Uniformen immer ein mutiges, braves Herz, l Am Nachmittage des 31. Dezember war fast das ganze ! Vorksche Korps in und um Eaub zusccknmengezogen. Die Bürger standen umher, froren und klapperten mit ! den Zähnen, bis ein Bote atemlos heranstürzte. „Sic kommen — immer mehr — viele, viele Kanonen. Von Wiesbaden her. Und Blücher ist an der Spitze. Gleich sind sic hier."