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Tel,»Adr.: Grenztot: BerentWvrÜicher SchrMÄter, Brucker und Verleger Otto Meyer in Adorf Fernsprecher Rr. 14. Adorfer Grenzvme D«ss enthAt die arru^chen BeLanMsm tzuiWM der Amlshaupttnannschast Oelsnttz, des Amtsgerichts, der Amtson- W^ILfthsst ^nd des StüdtTüLLL zu Adorf. Schrg. 88. Freitag de» !8 Mat 1923. 1?L Die Regierung schlage keineswegs eine Kündigung des selsabkommens mit Rußland vor, im Gegenteil sei es ören müsse, wenn Sow- Me enslM-ruMcyen Vezleyungen. «eine Kriegsgefahr. Im Unterhaus« schnitt Ramsay Macdonald, der Arbeiterführer, die englische Politik gegenüber Sowjet- rußland an. Als Vertreter der englischen Regierung antwortete Unterstaatssekretär Mac Neill. Er führte die Gerüchte von einem bevorstehenden Kriege zwischen den beiden Ländern ad absurdum und bestritt, daß die englische Regierung die Handelsbeziehungen abzu brechen wünsche. Im einzelnen führte er aus: Mac Neill streifte dann noch die Frage der Reli- gionsverfolgungen in Rußland und schloß damit, daß er daraus hinwies, England habe nur in dem Sinne ein Ultimatum an Rußland gerichtet, als das Handels abkommen zu existieren aufh" jetrußland den englischen Bi — Poincars hat mitgeteilt, daß er am kommenden Donnerstag vor dem Finanzausschuß der Kammer erscheinen werde, um sich über dis Kredite für di« Nuhrbesetzuna zu äußern. > — Die Hamburger Schauerleute sind nach Ablehnung des Schrcdcspruchs in den Streik getreten; der Verkehr im Hafen ruht mit Ausnahme der Fährdamvkcr. Ventschlaud und Italien. Kein Staat in Europa verdankt Deutschland so diel wie Italien. Durch das Bündnis mit Preußen don 1866 und die preußischen Siege in Böhmen ge wann Italien, das selbst bei Custozza zu Lande und bei Lissa zu See geschlagen wurde, die Lombardei und Ve netien. Nach der Niederlage Frankreichs bei Sedan annektierte König Viktor Emanuel Nom, in das die italienischen Truppen am 20. September 1870 ein- marschicrt waren, und von dem Friedensbunde mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn hatte es den Vor teil seiner politischen, militärischen und wirtschaftlichen Erstarkung zur wirklichen Großmacht. Es ist die Wahr heit, zu sagen, was Italien geworden ist, verdankt es zum großen Teil Deutschland. Tie Tendenz der italienischen Politik ist eS immer gewesen, die Gunst der Zeitverhältnisse selbstsüchtig auszunutzen, wie u. a. im letzten Jahrzehnt der ohne triftigen Grund begonnene Tripoliskrieg gegen die Tür kei es zeigte. Tas stärkste Stück war dann der Bruch des Dreibundes und der offenkundige Uebergang zur Entente im Weltkriegs, ein politischer Verrat, zu dem die Konferenz von Algeciras bereits das Vorspiel be deutet hatte, auf welcher die italienische Regierung die Partei Frankreichs ergriffen hatte. Als sich damals die deutschen Zeitungen in ziemlich bitteren Worten äußerten, daß wir-von der Freundschaft des verbünde ten Italiens etwas anderes erwartet hätten, schrieben die römischen Journale ungeniert, Deutschland hätte sich besser darum bekümmern sollen, ob Italien wirklich sein Freund noch sei. Tarans ging schon unzweideutig hervor, daß wir den Vergrößcrungsbcstrebungen jen- seitS der Alpen nicht genug gedient hatten, und daß diese ihre Rechnung besser in Paris als in Berlin -u finden glaubten. Nach dem Weltkriege, in dem im Herbst 1918 die italienischen Armeen von den vereinigten Deut schen und Ocsterreichern bis fast an den Po zurückge worfen worden waren, sagte König Viktgx Emanuel bei einein Besuch in Paris auf einem Bankett im Elhseepalaste, daß er schon 1902 (zwei Jahre vorher war er nach der Ermordung seines Vaters Humbert zur Regierung gekommen) zu verstehen gegeben habe, er werde niemals an einem Kriege gegen Frankreich teil- vehmen. Trotzdem sprach der Reichskanzler Fürst Bülow m Berlin nachsichtig nur von einer italienisch-fran zösischen Extratour. Er hat vielleicht das deutsche Voll wegen der Zukunftsrolle Italiens nicht enttäuschen vollen und auf bessere Tage gehofft, aber es wäre nützlicher für uns gewesen, er hätte den Dreibund sich auflösen lassen. Wir hätten uns dann keinen Illu sionen für einen Kriegsfall mehr hingegeben, die mit der veränderten Gesinnung der italienischen Regierung und des Königs ihren Wert verloren hatten. Man wuß ausdrücklich betonen, des Königs und der Re- Aieruug, denn das Volk ist zum erheblichen Teil deutsch- weundlich geblieben. Der Grundzug der italienischen Politik ist nach ucm großen Kriege unverändert geblieben, der „hei lige Egoismus", wie man sich am Tiber ausdrückte, entwickelte sich sogar noch stärker. Einige Zeit hin durch animierten die römischen Blätter die junge deutsche Republik, sich wieder Italien anzuschließen, «der das entwaffnete Deutschland konnte sich auf eine -volitik der Abenteuer zugunsten anderer nicht eiw- wssen. Wie Italien dachte, zeigte sich bei dem Streit ! wn Oberschlcsien, für den der Teilungsplan für dies j werivolle deutsche Gebiet in Nom ausgcarbeitet wurde, hätte in der Hand unseres früheren Verbündeten Selegen, uns ganz Oberschlcsien zu erhalten. die Beschlagnahme drr englisch?» Frschdampser und die Gefangensctzung ihrer Bemannungen anbetrifft, so erklärte Mac Neill, daß die Sowjetregierung in diesem einen Punkte eine entgegenkommende Antwort erteilt habe, da sie sich zu gewissen Satisfaktionen bereit erklärt habe. Die Sowsetregierung habe nämlich mitgeteilt, daß sowohl die Schiffe wie ihre Mannschaften wieder freigelassen wer den. In allen anderen Fragen, namentlich denen der Pro- paganda und des englischen Untertanen zugefügten Un rechts, aber häbe Sowjetrußland eine durchaus unbefriedi. gende Antwort erteilt. In der Frage der Fischdampfei Werde wohl die Freilassung der Schiffe und der Leute an geboten, doch von irgend einer Entschädigung sei keine Rede, ebensowenig werde eine Zusicherung gegeben, daß derartiges in Zukunft nicht mehr vorkomme. Die Italiener halten auf Geld. Sie haben das allen Berechnungen über die deutschen Repara- l.onsleistungcn bewiesen, bei denen es ihnen nicht ein- uel. geringe Selbstlosigkeit zu üben und uns beizu wringen. Jetzt bei der Antwort auf die deutsche Note v"m Mai war wiederum Gelegenheit gegeben, sich sr citen zu erinnern, aber wir Hörei? aus dem t c c c. - des Ministerpräsidenten Mussolini nur her- tU«, daß das nicht der Fall ist. jetrußland den englischen Beschwerden nicht 'nachzu geben gewillt sei. England sei der fruchtlosen Unter handlungen überdrüssig, trotzdem aber werde der Außenminister, wenn der soeben ang-sommene Krassin ihn zu sprechen wünsche, dazu bereit und froh darüber sein, mit ihm eine Unterhaltung über die zur De batte stehende Frage beginnen zu können. !. Handelsabkommens , „ ... „ i ihr Wunsch und ihr Bestreben, daß er erfüllt werde. Das Ab kommen bewege sich jedoch selbst seiner Vernichtung zu, sobald es nicht von beiden Seiten erfüllt werde. Worauf , er das Hauptgewicht legen müsse, sei aber die Feststel- ! lung, daß Rußland die Bestimmungen dieses Abkommens : nie beachtet habe. Kaum sei im März 1921 dieses AL- , kommen unterzeichnet worden, so hätten die Russen mit i ihrer Propaganda begonnen, obwohl gerade die Unter lassung solcher Propaganda eine der ersten Bedingungen des Abkommens gewesen sei. Die Beschurerdenote, die die gegenwärtige englische Regierung an Rußland gerichtet habe, enthalte nur eine Auslese aus den unzähligen im Besitze der englischen Negierung befindlichen Beweisen für die russischen Vertragsverletzungen. Man zähle nicht weniger als 116 Fälle, in denen englische Staatsangehörige zu Un- recht eingekerkert und schmählichster Behandlung ausgesetzt Worden seien. Was Tie Arbeiterpartei zeigte sich van diesen Er klärungen so befriedigt, daß sie auf eine Abstimmung verzichtete. Auch Lloyd George erklärte stch in kurzer, politisch interessanter Rede, in der er vor einer russisch französischen Konspiration gPsen Indien warnte, mit der Regierung einverstanden. Auch der in London eingetroffene Krassin erklärte sich für befriedigt und teilte der Presse mit, daß er bereits um eine Unter redung mit Lord Curzon nachgesucht habe. Er erklärte, es komme ihm auf sachliche Einigung mit England an. Protest gegen dte Menvabnerverimvungen. Ein«: deutsch«! Note. Ten Regierungen in Paris, London und Brüssel ist eine Note übergeben worden, in der gegen die Aus treibung der Eisenbahner durch die Rheinlandkommis sion protestiert wird. Nach Aufzählung der verschiede nen Fälle heißt es weiter: In den meisten Fällen ist die Frist zur Räu mung so kurz gesetzt, daß die Betroffenen nicht in der Lage sind, ihren Hausrat mitzunehmen. Ta es aber in einigen Fällen dank übermenschlicher Anstrengung der Beteiligten und der Hilfe mitleidiger Nachbarn gelun gen war, ihre Habe zu retten, hat in letzter Zeit das System gewechselt. Jetzt wird meistens den Vertriebe nen nur gestattet, das mitzunehmen, was sie auf dem Leibe tragen, und dann noch ein kleines Bündel gerin gen Umfangs. Aus den gleichen Gründen werden die von den Kriegsgerichten gegen deutsche Eisenbahner, die nits getan haben, als das weder mit dem Völker recht noch mit ihrem Diensteid vereinbare Ansinnen ab zulehnen, gefällten Urteile immer grausamer. Als ty pisches Beispiel wird auf das Urteil des französischen Kriegsgerichts in Mainz vom 8. Mat verwiesen, durch das gegen 17 Eisenbahnbcamte, die zugleich führende Mitglieder verschiedener Eisenbahnergewerkschaften sind, Gefängnisstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Fahren — im ganzen 73 Jahre Gefängnis — verhängt worden find. Tie deutsche Regierung legt gegen diese terro ristische Maßnahmen erneut Verwahrung ein. . Was gibt es Aeues? - — Der Reichstag ist in die Pfinastferien gegangen, f ohne daß die Regierung eine Erklärung über die außenpolr- : tische Lage abgegeben hat. -- Di« deutsche Regierung hat an die Regierungen i vo« Paris, London und Brüstel «ine scharfe Protestnote m der Frage der EisenbahnerauSweisungen seitens der LHeinlandkommtssion gerichtet. Deutsches Reich. — Berlin, den 17. Mai 1923 i ° Ter fällige Wiederherstell« ngsschatzweKscl i 1 Werte von ungefähr 58 Millionen Goldmark ist, wi."l die Frankfurter Zeitung meldet, wie seine Vorganges pünktlich zur Einlösung gebracht worden. Es bleiLA nunmehr noch ein letzter Wechsel von ebenfalls ungsstchs 58 Millionen Goldmark. ° Parteispaltungen in Oldenburg? Die Vor'^ reitungen für die oldenburgische Landtagswahl nehme:; allmählich Formen des Kampfes an. Tie Bildung «ine? neuen sozialdemokratischen Gruppe Patzer — Danz, ? — Zimmermann hat eine Bewegung hervorgermen, die Anhänger im ganzen Lande gewinnt. Verschied ; Gewerkschaften sympathisieren bereits. Man will r ' die Landtagswahl in Oldenburg eine eigene Liste a' ! stellen. Auch in gewissen Zentrumskreisen besteht d, ck Wunsch einer gesonderten Liste. Diese Bestrebungen j sind nichts anderes, als eine Scheidung zwischen Linkst i und Rechtsrichtungen der beiden Parteien. Die Neu> bildungen riefen in politischen Kreisen den Gedaukeni wach, daß beim neu zu wählenden Landtage mit e' i ss Sprengung der alten Koalition gerechnet werden ko ° Belgiens Verzicht auf Beschlagnahme Vents esk . Eigentums. Tie Handelskammer zu Bochum teilt rik- daß nach authentischen Feststellungen die belgische Ver- , zichterklärung auf Beschlagnahme des deutschen Eiger. - j tums (§ 18 der Anlage zum Friedensdiktat) wörr'ü O mit der anderer Staaten, z. B. Englands, überc - i stimmt und baß sie daher als endgültig aufgefaßt wer-ä den muß. Belgien hat demnach auf eine Beschlagnahmet des deutschen Eigentums und der deutschen Guthaben, die ihm an sich auf Grund des 8 18 der Anlage zum Friedensvertrag möglich wäre, verzichtet. ° Nenderung der Preußischen Mietbestimmnngev. Am Donnerstag findet im preußischen Wohlfahrts ministerium eine Besprechung mit den Vertretern der Städte und der beteiligten Verbände statt, in der übeck die von verschiedenen Seiten gewünschten Aenderunxcir der preußischen Ausführungsbestimmungen zum Reicks mietengesetz verhandelt werden soll. Bon Metern wohl wie von Vermietern sind lebhafte Klagen übe,? die Unklarheiten und Unzweckmäßigkeiten der preußi-j fchen Mietbestimmungen erhoben worden, und eS ist! anzunehmen, daß das Wohlfahrtsministerium in mcU reren Punkten wesentliche Blenderungen vornehmen Neue Tariferhöhung bei der Eisenhahn. Persanentarife 100, Gütertarife 40 Prozent! Eine neue Erhöhung der Eisenbahntarife ist in ! der letzten Sitzung des Reichseisenbahnrats in Aus sicht genommen worden. Ter Ausschuß war einhellig : der Ansicht, daß rechtzeitig für Deckung der notwendi- ! gen Ausgaben durch Tariferhöhungen gesorgt werden müsse. Während für dte Personentarife eine j Erhöhung von 100 v. H. zum nächstmögliche« ! Zeitpunkt in Anbettacht der ganzen Lage für erfor derlich gehalten wurde, war der Ausschuß der An sicht, daß die Gütertarife in solchem Ausmaße er höht werden müßten, daß auch die durch die bevor- ! stehenden Gehalts-, Lohn- und Kohlenpreiserhöhungen i verursachten Mehrausgaben alsbald Deckung finden, j Ter Umfang der G ütert ar i.fer h ö h u n g, der vo« ! dem Zeitpunkt ihres Inkrafttretens abhängt, läßt sich ! heute noch nicht übersehen, müßte jedoch auf Grund der heutigen Preisverhältnisse schon über 40 v. H. sein. Für den Ausgleich unbilliger Härten kommt eine neue Güterklassifikation mit ihren langwierigen Vor« ! arbeiten nicht in Frage. Härten sollen jedoch mit den § vorhandenen Mitteln vermieden werden. Keine Tarifermäßignng für Braunkohle. Zu Beginn der Sitzung wurde die Frage be- ' handelt, ob ein allgemeines wirtschaftliches Bedürf- nis für eine Frachtermäßigung der Braunkohle gegen über der Steinkohle anzuerkennen sei. Nach den Rese- , raten der Sachverständigen kam der Ausschuß mit 12 ' gegen 2 Stimmen zu dem Ergebnis, daß sine Tarif- j ermäßigung für Braunkohle nach wie vor aus allgs- mein wirtschaftlichen Erwägungen nicht durchgeführt werden könne. , SandeiSnachiWen. Perlin» MkeKerWe vom 16. Mai. — Devisenmarkt: Das Geschäft war nicht übe» mäßig groß, jedoch zeigte sich Kaufneigung, sodaß sämt liche Kurse auch weiterhin anzogcn. — Effektenmarkt: Tie heutige Börse zeigte nicht > das lebhafte Geschäft der letzten Taac und die Tm-