Suche löschen...
Dresdner Journal : 20.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-20
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 20.04.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^8S. Dienstag, Sen Sv, April 1875 AresdnerZMrml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. WMMAr«», M Itr^ctlivF ^orrrvLlL: ,d«n6»« ; LK-«, »«11» »»,«1-«—»»»rnu^kutt » » ! <s >«U» Vt« ».N.- »»>«»»: S«S So««, R«U»i S. /"Valuten L HL^sc/U, Bi»»«: L iSe^ott«, »r«»!»«: /. Lia»-«,', öLr»»»; F>. l^oiat, » »: L /«»-eA'»ot»« «. 0 L«vM«»,'»otie kueUU, Sa»S«S0o., »ürllt»: /»V,-W,/ L»»»«,«,: (7. Sav«, ^a/Me, S^U—A S O-, Sa«»« S 6b., L»»dv,: S H««i-««, VI«! H SPpat»» S»r»»»i«S«r» Hvt-l. Lip^ition ä« v»»«»» Z«WWO^ vr««ä«Q, NLi^rvtd»«^«»» Ta- L. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, den Ausbruch einer Viehseuche in der Türkei betreffend. Nach amtlicher Mittheilung herrscht gegenwärtig un ter dem Schaf- und Rindvieh« in der Gegend von R o- dofto in der Türkei eine verheerende, der Rinderpest ähnliche ruhrartige Seuche, und es ist deshalb beim Br- zuae von Vieh und Thierproducten aus jenen Gegenden größte Vorsicht geboten. I« Interesse der beteiligten Handeltreibenden und Viehwirthe wird dies andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, 14. April 1875. Ministerium des Innern. v. Rostitz Wallwitz. vr. Leuthold. nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Lelegraphische Nachrichten. KageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. München. Wien. Wiener-Neustadt. Paris. Kopenhagen. Chri stiani». Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. i« öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzial-Rachrichteu. (Bad Elster. Bautzen. Lö bau. Schwarzenberg. Burchardsdorf.) vermischtes. Statistik und Lolksmirthschaft. Sin gesandtes. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphischr Sitteruugskerichte. Inserate. Neapel, Sonntag, 18. Avril, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der deutsche Gesandte, Herr v. Keudell, ist heute auS Rom hier eingetroffen, in feierlicher Audienz vom König« empfangen worden und hat demselben ein eigenhändiges Schrei ben Sr. Majestät des Deutschen Kaiser« über reicht. Herr v. Keudell wurde zur Audienz vom k- Teremouieumrister abaeholt und in einem Hof wagen nach dem k. Patai« geleitet, woselbst er eine halbe Stunde bei Sr. Majestät dem Könige verweilte. Belgrad, Sonntag, 18. April, Nachmittag«. (W. T. B) Zur Feier de« heutigen Jahrestag« der Erhebung Serbien« im Jahre 1815 und der Uebergabe der Festungen an die serbischen Trup- pen i« Jahre 1867 hat heute Vormittag Fest- qottesdirnst iu den Kirchen und eine Parade der truppen, sodann ein großer Empfang beim Kür sten stattgefundr«. Zu Ehren de« Tage« find die auf Grund eine« fürstlichen Decret« geprägten neuen nationalen Silbermünzen in Cour« gesetzt worden. Für den Abend ist di« Illumination der festlich geschmückten Stadt in Aussicht genommen. Athen, Sonntag, 18. April, Morgen«. W. T. BI Der König Hst sämmtlichen Beschlüssen der Deputirtenkammer, die ihm zur Sanction un- terbreitet worden waren, seine Genehmigung er- theilt. Ein hiesige« Gymnasium, in welchem anläßlich der Differenzen zwischen der Minorität und Ma jorität der Deputirtenkammer Störungen der Ruhe stattgefundeu hatten, ist auf die Dauer eine« Mo nat« geschloffen worden. Tagesgeschichte. Dresden, 19. April. Se. Majestät der König haben Sich gestern Nachmittag '46 Uhr, begleitet von dem Generaladjutantrn Generallieutenant Krug v. Nidda, nach Zittau begeben und werden morgen Mittag von dort zurückerwartet. Nach der Rückkehr des König« werden Ihre königlichen Majestäten sodann noch mor gen (Dienstag) Ihren Frühjahrsaufenthalt in der Villa zu Strehlen nehmen. Atleyraphlsche Nachrichten. Zara, Sonntag, 18. April, Nachmittags. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser hat heute früh seine Reise von Knin nach Sinj fortgesetzt und in Urlika die Geistlichkeit, die BezirkSbcbörden und die Gemeindebehörden in Audienz empfangen. Auf der ganzen Fahrt wurde der Kaiser von der Be völkerung sehr enthusiastisch begrüßt. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Wien.) Verona. Sonntag, 18. April, Nachmittag« (W. T. B.) Ihre kaiserl und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzesfion des deutsche» Reichs und von Preußen (welche vor- gestern hier eingetroffen sind, bei ihrer Ankunft vom Präfecten empfangen und von der Bevölkerung aufs Freundlichste begrüßt wurden) reisen morgen nach Bologna und von da nach Florenz weiter. Dem vernehmen nach würde der Aufenthalt in Flo renz bis Ende diese« Monat« dauern und dann ein weiterer Aufenthalt in der Lombardei sich an- schließen. * Berlin, 18. April. Se. Majestät der Kaiser hat in voriger Nacht gegen 12 Uhr die Reise nach Wies baden angetreten. Vor dem Diner hatte S«. Majestät nochmals den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck em pfangen. In der Begleitung des Kaisers befinden sich der Generaladjutant Graf v. d. Goltz und die Flügel adjutanten Graf Lehndorff, Fürst Radziwill und Graf Arnim. In Wiesbaden ist der Kaiser, telegraphischer Meldung zufolge, heute Vormittag gegen 11 Uhr ein- getroffen und unter enthusiastischen Hochrufen der zahl reich versammelten Volksmenge nach dem Schlosse ge fahren. Die Stadt ist festlich geschmückt, das Wetter prachtvoll.—Ihre kaiserl. und kömgl. Hoheiten der Kron prinz und die Kronprinzessin sind, telegraphischer Meldung zufolge, vorgestern in Verona eingetroffen. Dieselben wurden bei der Ankunft vom Präfecten em pfangen und von der Bevölkerung, die sich sehr zahl reich eingefunden hatte, auf das Freundlichste begrüßt. — Die Arbeiten des Herrenhauses haben mit gestern vorläufig wiederum für mehrere Wochen ein Ende ge nommen (vgl. unten den Sitzungsbericht). Die Wieder aufnahme der Verhandlung ist voraussichtlich vor Ab lauf der nächsten drei Wochen nicht zu erwarten, jeden falls wird die nächste Sitzung erst dann stattfinden, nächst veröffentlicht werden. — In den RMctionsräw Staatsanwalts zu Posen eine Haussuchung nach I-. Berlin, 17. April. Beide Häuser des Landtags haben heute Sitzungen gehalten. Das Herrenhaus, dessen Sitzung gegen '412 eröffnet und bald nach l Uhr geschlossen wurde, beschloß zunächst die aus dem Hause der Abgeordneten zu ermattende Provinzialordnung einer besonderen Commission von 20 Mitgliedern und dieser auch die später eingehenden Gesetze, das Dotationsgesetz und das Gesetz über die Einrichtung der Verwaltungs- dem Manuskript des Posener Correspondenzattikels Statt, in welchem die Excommunication des Pfarrers Kick be sprochen war. Nach der „N. A. Z." ist dieselbe resul tatlos verlaufen. — In der Nacht zum 15. April ist, wie die „Voss. Ztg." berichtet, ein Einbruch in die Zionskirche verübt, und sind dabei eine goldgestickte Sammtaltardecke und zwei Teppiche entwendet worden. Außerdem haben die Diebe dir Thür« der Sacristei gr- waltsam gesprengt, aber aus derselben nichts gestohlen. — Der Redacteur der „Germania", Thieme, wurde unter der Anklage, durch Zeitungsartikel sich der Ma jestätsbeleidigung und der Aufforderung zum Ungehor sam schuldig gemacht zu haben, zur Untersuchung ge zogen und gleichzeitig auf den Antrag der Staatsan waltschaft nach Beschluß des Stadtgerichts wegen der eventuellen Höhe der Strafe und wegen des Verdachts, daß er sich derselben durch die Flucht entziehen dürste, verhaftet. Minister des Innern Graf zu Eulenburg beiwohnten, genehmigte das Haus zunächst in dritter Berathung den Gesetzentwurf, betreffend die Gebühren der Anwälte und Advocaten, desgleichen ohne Discussion in dritter Be rathung die Gesetzentwürfe, betreffend die Gebühren der Advocaten, 'Notare, Scribenten und Wechsrlnotare im Bezirk des Appellationsgerichts zu Frankfurt a. M., und betreffend die Erhöhung der Gebühren der Gerichtsvoll zieher im Bezirk des AppellationsgerichtshvfrS zu Köln. Sodann tritt das Haus in die dritte Berathung eines Entwurfs für die Provinzialordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien u. Sachsen ein. Nachdem in der Gcneraldiscussion die Abgg. Ber ger und Heeremann gegen, Miquel und Frhr. v. We- dell-Vehlingsdorf für den Entwurf gesprochen, ergreift der Minister Gras zu Eulenburg das Wort, um d«n Gesetzentwurf dem Hause mit warmen Worten zur An nahme zu empfehlen, und erklärt, daß das Haus durch Ablehnung desselben einen groben politischen Fehler machen würde. Hierauf wird die Generaldiscussion ge schlossen und nach kurzer Specialdebatte das ganze Ge setz in namentlicher Abstimmung mit 240 gegen 103 Stimmen angenommen, wobei sich 7 Mitglieder der Abstimmung enthalten. Hierauf wird vom Hause fol gende, vom Abg. Virchow beantragte Resolution: „Die Staatsregierung aufzufordern, dem Landtage in der nächsten Session den Entwurf einer Landgemeindeord- nung voriulegen," gerichtshöfe zu überweisen. Sodann wurde, nachdem der Referent Graf zur Lipp« das Gesetz, betreffend die Wiederherstellung der Grundbücher des Grundbuchamtrs Stickhausen zur Annahme empsohlen, diesem Anträge vom Hause ohne jede Discussion entsprochen. Der dritte Gegenstand der Tagesordnung war die zweite Berath ung über den Gesetzentwurf, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch-katho lischen Bislhümer und Geistlichen. Ein Antrag des Barons v. Senfft-Pilsach, das Gesetz an eine besondere Commission zur Vorberathung zu überweisen, wurde als nach der Geschäftsordnung unzulässig abgelehnt. Bei der Generaldiscussion sprachen die Herren Frhr. v. Lands berg-Ossenbeck, Baron v. Senfft-Pilsach gegen und Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode für die Vorlage, worauf dir Generaldiscussion geschlossen wurde. In der Spe- cialdiscussion ergriffen zu § I das Wort Herr vom Rath für und Graf Brühl gegen die Vorlage. Die Rede des Lrtzttren gab zu einer Reihe von persönlichen Bemerkun gen der Herren Graf Bochholtz, vom Rath, Graf Udo Stolberg Veranlassung, aus die vom Grafen Brühl er widert wurde. Graf Bochholtz verwahrte sich insbeson dere als „Altkatholik", gegen die Unterstellung des Letz teren, daß seine Glaubensgenossen um Judaslohn zum Reiche hielten. Dann wurden 8 1 und demnächst auch die 88 2—5, letztere ohne Discussion nach den Be schlüssen der zweiten Lesung in der vom Abgeordneten hause beschlossene« Fassung angenommen. Dasselbe ge schah nach einer kurzen Erklärung des Grafen Hompesch mit § 6, und ebenso wurden die KK 7—16, sowie Titel und Eingang des Gesetzes ohne weitere Discussion an genommen. Die Petitionen, welche zu diesem Gesetz eingegangen, wurden durch diesen Beschluß als erledigt erachtet, und ward hierauf die Sitzung geschlossen. Die nächste Sitzung des Hauses ist unbestimmt (vgl. oben). Nach Beendigung der Sitzung wurde sodann noch die Commission zur Vorberathung der Provinztalordnung rc. gewählt; dieselbe besteht aus dem Herzog v. Ujest als Vorsitzenden, dem Grafen Jtzenplitz als dessen Stellvertre ter, dem Oberbürgermeister Becher (Halberstadt) als Schriftführer, Grafen Ziethen-Schwerin als dessen Stell vertreter und aus den Herren v. Kleist-Retzow, Rasch, v. Winterfeld, Brüning, Hobrecht, Herzog v. Ratibor, v. Wedell, Or. Elwanger, Graf Maltzan, Frhr. v. Maltzan, Graf Carmer, vom Rach, Graf Udo zu Stol berg-Wernigerode, v. Mirbach, v. Plötz und v. Voß. wrnn das Abgeordnetenhaus das Verfasiungsänderungs- gesetz durchberathen hat. Da nun dies Gesetz am Mon tag im Abgeordnetenhaus« die dritte Lesung passitt, so kann die Schlnßberathung desselben im Abgeordnetrn- hause frühestens am 10. Mai erfolgen. Dies wäre der Montag vor dem Pfingstfeste. Ob das Präsidium des «Herrenhauses es für geboten hält, noch in der Woche vor dem Pfingstfeste die Herrenhausmitglieder »usammen- uberufen, wird von dem Laufe der Verhandlungen ab- 1 äugen, welche von den Commissionen des Hauses ge flogen werden. Gewünscht wird allerdings, daß die Kommission für die Provinzialordnung ihre Arbeiten derart «schleunige, daß dieses Gesetz bis zu jener Zett zur Plenar- «rathung gelangen könne. Von officiosrr Seite wird lit großer Befriedigung constatitt, daß das Herrenhaus urch die Abstimmuung über das Sprrrgesetz «ntschie- ene Strllung zu dem Kampfe zwischen Staat und Kirche Genommen und zwar mit großer Majorität den Ten- benzen der Regierung zugestimmt hat. Man müsse schou deshalb auf das Abftimmungsverhältniß Gewicht Wn, weil dadurch eine Wendung der der Regierungs- Politik bisher feindlich gegenüberstehenden Fraction der Obersten Rechten bekundet wird. Unter den 29 Mit- Aiedern, welche gegen das Sprrrgesetz gestimmt haben, «finden sich 16 Katholiken und Polen und nur 13 Evangelische, welch« letztern 13 Mitglieder also den «nzrn Rest der einst so compacten und mächtigen Fraktion Stahl-Gerlach darstellten. Es sei also ersicht- lM, daß der größere Theil der Altconservativen unter dcku Eindruck« d«r neuestm feindseligen Schritte Roms vön der Nothwrndiakeit der Regierungspolitik sich über zeugt haben. — Wie die heutige „N. A. Z." meldet, HSt der Kaiser an seinem letzten Geburtstage eine aller- hKhste Ordre an das Staatsministerium erlassen, nach welcher der Plan, das Zeughaus in eine Ruhmes- hhlle der preußischen Armee umzuwandeln, auf Grund de« von der bezüglichen Commission entworfenen Pro- jeches in weitere Erwägungen gezogen werden soll. D«s Staatsministertum ist beauftragt, über die weitere Ansführung des Planes, sowie über dir Beschaffung der Geldmittel Vorschläge zu machen. — Die Berathun- gen der Enquetecommission für die Hebung der Pferdezucht sind nunmehr zu Ende geführt worden. Wie man hört, ist in jeder Beziehung Grund vorhan den, mit den Resultaten der Berathung zufrieden zu sein. Dieselben werden jetzt zusammengestrllt und dem - . ", , " In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhau- mpr der „Germania" fand vorgestern Nachmittag -s»— M den Criminalinspector, Pick auf RequMvn Feuilleton. Redigirt »»» Otto Banck. K. Hoftheater — Neustadt — 18. April. Ge- sammtgastspiel der Mitglieder deS Friedrich- Wilhrlmstädter Theaters in Berlin unter Leitung des Hrn. Directors Emil Neumann zum ersten Male: „Die Fledermaus", komische Operette in 3 Acten nach Meilhac und Halevy, bearbeitet von C. Haffner und R. Genö. Musik von Johann Strauß. Da dir Theaterzeit noch günstig, unser Bühnenper sonal vollzählig und spielfähig beisammen ist, das als Spectalität im Berliner Fttedttch-Wilhelmstädter Theater gepflegte Operngrnr« nicht der künstlerischen Aufgabe einer Hofbühn« zuarhört, so hat man mit diesem Ge« sammtgastspiel wohl hauptsächlich dem Amüsement des Publikums dienen wollen. Möge bei der Wahl seines Repertoires auch d«r gut« Geschmack berücksichtigt bleiben. Nachdem Johann Strauß durch sein großes Talent legitimer und beliebter Nachfolger seines berühmten Va ter« 25 Jahre dir Tanzwrlt beherrscht hatte, trat er unter die Opcrncomponisten, um auch Nachfolger und Nackahmrr Offenbach'« zu werden und dessen Opern« genr« Wienerisch hrimathlich zu pflegen. Wenn aber — nach Wienerischem Ausdruck — durch Erzeugung von etwa 300 Tanzcompositionrn die schöpferische Kraft ermüdet wurde — wir sich btt Johann Strauß längst (mit Ausnahmr des Walzer« „An der schönen blauen Donau") bemerkbar machte — so ist e« etwa« ru spät zu solchem Uebergange in eine neue, künstlerisch bedeutendere Muflkgattuna, auch wenn man ihn leicht nimmt und übersteht, daß Offenbach, al« Vorbild genommen, für sttn Operngenrr mit Grist und dramatischem Leben iu seltener Weise begabt ist. Strauß and zudem als sprcifischer Tanzcomponist seine Phantasie o frstgebannt in die Walzer- und Polkarhythmik mit hrer populär sinnlichen, heiter anmulhigen, hüpfenden Melodik, daß sie sich aus dieser begrenzten musikalischen Denk- und Formwcise mit aller Anstrengung nicht mehr herausfinden konnte. Auch die Sätze im langsamen Tempo und die eingcschobenen Verbindungsglieder der Hauptmotive zeigen mehr oder minder eine nur maskirtc Tanzphysiognomie. Stine Opern —Indigo", „DerCarue- val in Rom", „Die Fledermaus" — sind eben Strauß'sche Tanzmusik mit Gesang, Tanzopern, und öfter scheinen oie Tanzweisen zuerst entstanden und Worte nachttäglich angrpaßt zu sein. Aber der Reiz munterer, heiterer, lebenslustiger Melodik bleibt ihnen, populärer und ge fälliger in der Wirkung, als die mühsame Musik ge ringerer Talente, die mit langweiligem Ernst strebsam agiren. Und an einer geschickten und gewandten instru mentalen und auch gesanglichen technischen Behandlung fehlt es ihnm von Seiten des vielgeübten Tanzcompo- nisten nicht. Ihr Bühnrnleben wird freilich so kurz sttn, wir ihr musikalischer Gehalt gering; nachdem sie genugsam amusitt haben, verschwinden sie rasch und gründlich in den Archiven der Theater. Die „Fledermaus" ist zwar nicht in melodischer Er findung die frischeste der genannten drei Opern, aber in gewandter Gestaltung in Betreff der Technik und der theatralischen Wirkung vielleicht die bessere, wenn auch die kaleidoskopartige und musikalisch kurzathmige Zu sammenstellung von Walzer- und Polkamotiven darin nicht verlassen ist. Der erste Act steht gegen die beiden andern zurück. Das sehr hübsche und lustig belebte Walzerfinale des zweiten Acte«, das hier an rechter Stelle steht, würde, obwohl wie überall die dramatische Durcharbeitung und Steigerung fehlt, noch größeren Ef ¬ fect machen, wenn wir bis dahin nicht schon mit einer so beträchtlichen Zahl von Walzermelodien regalitt wären. Die Gesellschaft scheint zwar keine Mitglieder zu zu haben, welche durch individuelle Vollendung ihrer Leistung in diesem Genre besonders hervorragen, aber sie ist fettig und routinitt eingespielt und vereinigt mit einem raschen Ensemble zum Theil auch jtne belebende Lust an der Darstellung, die immer erfolgreich wirkt. Und einige Mitglieder bieten mehr durch eine überaus munter bewegliche, lebensfrohe, ost pikant und komisch pointitte Ausführung, die sich doch von zu starken! Uebergreifcn zum Possenhaften — wenigstens in dieser Vorstellung — fern hält: so die Soubrette Fräulein v.Csepesanyi, Hr.Swoboda und Hr.Brandt. Die gesanglichen Leistungen, denen deutliche und dem Aus druck entsprechende Behandlung des Text«« nicht fehlt, können für die Ansprüche der Musik als befriedigend gelten; Frl. Preuß tritt darin mit angenehmer Stimme vortheilhaft hervor. Das Sujet ist nach der sehr komischen und anmuthi- gen Posse ÜövoMon" wienerisch bearbeitet und hat dabei leider ganz erklecklich an Witz und Retz kingebüßt und an Trivialität gewonnen; es führt uns nicht in die gute Gesellschaft, bleibt aber mit gutem Tact in anstän diger Haltung, auch wenn es uns die Lustbarkeit der Demimonde zeigt. Jedenfalls bewahrt es uns unter den Textbüchern dieser bedenklichen Operngattung den Vor zug einer an sich hübsch componitten und nun Theil er götzlich durchgefühtten Handlung. C. Banck. Refibenztheater. Am 17. April trat Frl. Anna Heinsius vom landschaftlichen Thrater zu Graz in dem anziehenden, unverwüstlich wirksamen Alpengenre- bild „Das Versprechen hinter'« Herd" von Baumann auf. Wenn auch fast alle specielleren Theaterfreunde dieses Stück schon in mehr oder min derer Vorzüglichkeit gesehen haben und klar darüber sind, daß seine Hauptcharakteristik am besten in Wien und München vermöge der nöthigen Bekanntschaft mit den Gebirgssitten zur Ausführung gekommen ist und überhaupt ohne die virtuose Geläufigkeit im Dialekt, im Nationalgesang, im Jodeln und Juchzen nicht vollstän dig zur Wirkung gebracht werden kann, so bietet doch diese Piece einem strebsamen Talente gar manche aus giebige Chancen dar. Bei solcher Gelegenheit ist cs freundlich und tactvoll vom Publicum, das verhältnißmäßige Erreichen der sehr schwierigen Aufgabe der Nandlrolle dankbar ent gegenzunehmen, und diese Auffassung kam denn auch mit Recht der Gästin zu Gute. Ihre unbefangene, sich voll und frisch dem Gegenstände hingebende Persönlichkeit machte einen angenehmen Eindruck. Sie entwickelte in der Rede einen gesunden, herzlichen, oft sehr warmen Ton, der für die Schwächen des unausgebildeten Ge sanges entschädigt; ihre Gebcrde und Mimik mit dem fröhlichen Lachen unterstützt den Sinn ihrer Rede und zum Vvttheil der strebsamen Gesammtleistung wirkt keckes Bühnentemperament anregend mit. Man darf Frl. Heinsius vorläufig wenigstens als eine rathsame Jnterimsacquisition für das Soubrettenfach ansehen, wo bei noch die Aussicht auf Fortentwickelung eine mög liche Erweiterung verspricht. Herr Karl war mit sei nem Dialekt in der Pattie Michel Ouantner ganz am Platze. Dem kleinen Singspiel folgte in trefflicher Dar stellung der beliebte Schwank „Der liebe Onkel". Es sei hier darauf hingewiesen, daß der so reich be gabte erste Komiker des Restdenztheatcr«,. Hr. Alexander, am Mittwoch, den 21. Apttl, in der Gesangsposse von Berg und Kalisch „Einer von unsre Leut", den Isaak
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite