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AuMhal-Zeitung. Lage-latt fkp die Stadt A«e «ad Umgebung «rs«'tn« tüglich Rachmittag«, außer an Sonn- u. Feiertagen. - PreiS p» Monat sre. in« Hau« 20 Psg., au«w«rt« 25 Psg. — Mit der, Sonntagsbeilage: „Der Zcitspiegel" 5 tzfg. mehr. — Bei der Post abgeholt »ro Bierteljahr 1 Mk. — Durch dm Briefttüger 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. ! Berantwortlicher Redakteur: Ernst Funk«, Ane (Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Inserat« die einspaltige Peützeile 10 Psg., amtliche Inserate die CorpuS-Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Ausnahme 25«/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten m. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend chdiherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten mnd Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Nr. 7b. Gonntag, den 11. Juni 1899. des Deutsche* Reichstes 88. Sitzung vom 8. Juni, 1 Uhr Tagesordnung: Fortsetzung der 2. Lesung JnvälidenversicherungSgesetzes. — Die Paragr. 67 bis '78 werden nach den KommissionSbeschiüssen an genommen. — In Paragr. 74 (Verfahren vor dem Schiedsgericht) beantragen die Abgg. Albrecht und Gen. (Soz.) einen Zusatz, nach welchem der Renten- bitverber in der Wahl der von ihm zu bestellen- den Bevollmächtigten nicht beschränkt sein soll. Die mit Stimmenmehrheit gefällten Entscheidungen sol len k»en Parteien innerhalb drei Wochen nach der Verkündigung zugestellt werden. — Ein Teil des ÜnttatziS Albrecht und Gen., welcher die Zustel- tungssrist festsetzt, wird angenommen, im übrigen derselbe abgelehnt. — Der dadurch abgeänderte Paragr. 74 gelangt zur Annahme. Bet Paragr. 74b (Reichsversicherungsamt, dessen AufsichtSbesugnisse) bestätigt Direktor im Reichsamt de- Innern v. Woedtke, daß das Reichsverstcherungs- ätflt'die Befugnis habe, die Geschäftsführung der Versicherungsanstalten zu prüfen und Abstellung ttwaiger Mängel zu verlangen. ^Paragr. 74b wird unverändert angenommen, ebeüso der Paragr. 74o bis 86. — Zu Paragr. 87 Micd folgende Resolution des Abg. Gras Bernstorff- Aelzen (Welfe) angenommen: „An den Herrn Retchs- Nnzler das Ersuchen zu richten, bet der Auszahlung det Renten ein einfacheres Verfahren einsühren zu wollen". — Paragr. 87 wird angenommen, ebenso Vit Paragr. 88 bis 101. — In Paragr. 102 (Ein- tetlvng der Quittungskarten) beantragen die Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) statt 52 BeitragSwo- chen zu sagen 53 mit der Bezeichnung der Kalen derwoche versehene Felder. Direktor v. Woedtke sagt Vereinfachung des Mqrkenklebens zu. Dem Anträge könne aber der / Bundesrat nicht zu stimmen. " Der Antrag Albrecht wird abgelehnt. Paragr. 102 unverändert angenommen. — Gleichfalls an- genommen werden die Paragr. 103 bis 121. — Paragr. 122 regelt die Streitigkeiten zwischen Ver- ficherungSorganen, Versicherten oderArbeitgebernusw Ssbg. Lehr (nl.) beantragt einen Zusatz, durch . welchen Streitig! iten, deren Entscheidung von grupdsätzlicher Bedeutung erscheint, auf Antrag des H-rstandeS der Versicherungsanstalt dem Reichs- «.»DcsjcherungSamt zur Verhandlung und Entschei- oLustg überwiesen werden sollen. ' Geh^ Rath Dr. Kauffmann kann ein Bedürf- uiS>i dafür nicht anerkennen und bittet um Ableh- 'üunet des Antrages. Der Antrag Lehr wird angenommen, desglei- xhert -er damit abgeänderte Paragr. 122 und ser- '4ie^ di« Paragr. 123 bis 128. Paragr. 129 handelt von der VermögenSver- ,jH>qltung,, Paragr. 129 wird angenommen, ebenso iiiPäragr.; 130. -- Hinter Paragr. 130 hat die Kom- mKrtflion als Paragr. 130» bis s Bestimmungen ein- -i^efügt, nach denen den VerstcherungS-Anstalten die -Heftsgni- züstehen soll, für bestimmte Berufszweige Betriebsarten Schutzvorschrtften unter Straf- ^LndAhung zu erlassen. vbg^ Richter (frs. Vp.) beantragt Streichung ^tzheser. neu eingesügten Paragraphen. ' "A .Ubg. Singer (Soz.) bittet um Ablehnung des ^MWpHchen Antrages. Für seine Freunde seien dies« neuen Bestimmungen einer der wert« Bestandteile des Gesetzes WhatSsekretär Graf Posadowsky bittet dringend . M'VestiMmungen wieder zu stretchen. ' Abg. Gamp. (Rp.) entgegnet dem Abgeordneten ^Ginger. i ».Abg. Hitze (Ztr.) betont, die Versicherungsan» verdiene, genau dasselbe Vertrauen, wie die dstScküfSgenoffenschaft oder die Polizeibehörde. -(»r«. cAvst. Nichter (frs. Vp.) führt aus, der Abg. "Ähmtdt habe sich in der Kommission direkt gegen tzi, Bestimmungen erklärt. Sollt» «in andere« Mit« glied zunächst dafür gestimmt haben, so sei es ge schehen, weil man die Kommission in der 2. Lesung damit überrascht habe und eine Rücksprache mit der Fraktion nicht mehr möglich gewesen sei. (Ruf bet den Sozialdemokraten: Faule Redensarten!) Er, Redner verbitte sich solche Zwischenrufe. Den Nach, weis des Bedürfnisses habe der Abg. Singer über- baupt nicht zu erbringen versucht. An Arbeiter freundlichkeiten fehle es den Freisinnigen nicht, aber sie prüften, ob solche Vorschriften in dieses Gesetz hineingehörten. Das Stichwort von dem Mangel an Arbeitersreundlichkeit werde seiner Partei keinen Schaden thun. Man werde einsehen^ daß sie war nend ihre Stimme erhoben habe, als ein neuer Schritt vorwärts auf der schiefen Ebene in Frage gekommen sei, die zum Sozialismus .führe. (Sehr richtig!) Mit dem Begriffe Invalidität sei doch eigentlich alles umschlossen, was in den Rahmen der Medizinalpolizei gehöre. Er bitte im Interesse der Allgemeinheit und nicht zum wenigsten der Arbeiter selbst, diese Bestimmungen unbedingt abzu lehnen. (Beifall.) Abg. Lehr fnl.j e klärt, auch seine Freunde seien für Streichung der Kommissionsbeschlüsse. Abg. v. Loebell fkons.j giebt die gleiche Erklä rung ab. Abg. Fischbeck fsrs. Vp.j kann in der Einfügung dieser Bestimmungen nichts sehen, als eine Art sozialdemokratischer VerkegenheitSrnache, um nach deren Ablehnung wieder mit ihrer besonderen Arbei terfreundlichkeit paradieren zu können. Abg. Molkenbuhr sSvz:j befürwortet die Aufrecht erhaltung der Kommissionsbeschlüsse. In der Abstimmung werden die Paragr. 130» bis 130s abgelehnt. Morgen 1 Uhr : Fortsetzung der Beratung und Jnvalidenfondsgesetz, Kaiser Wilhelmkanal-Gebühren, Flaggenrecht für Kauffahrteischiffe. Schluß 6 Uhr. Air» «rllerr * Weitere KolonialerwerbunKen werden von der „Vossischen Zeitung" aus Madrid gemeldet. Deutsch land beabsichtigt von Spanien auch die Insel Fernando Po zu kaufen. Ob wahr, bleibt abzu warten. — Fernando Po ist die der Küste von Kamerun nächstgelegene der vier Guineainseln in der westasrikanischen Bai von Biafi.a. Sie ist 1998 Quadratkilometer groß mit .26 000 Einwohnern. Sie ist sehr gebirgig; ihr höchster Berg ist der Vulkan Clarence-Pic, der sich bis zu 2850 Meter erhebt. * Vor der Vertagung des Reichstages kommt noch die Vorlage betr. den Schutz Arbeitswilliger zur Beratung. Die Beringung soll bis zum 14. November dauern. * Die neue MilitärszerichtSordnvng tritt nach einer Erklärung des preußischen Kriegsministers am 1. Okt. 1900 in Kraft. * Eine Differenz zwischen Bremen und Rußland. In Bremen soll ein russischer Pope von der Polizei ungebührlich behandelt worden sein. Die Bremer Regierung bestreitet das und weigert sich deswegen, eine Genugtuung zu geben. Wie jetzt aus Bremen gemeldet wird, ha^r die russische Regierung ihren dortigen Vertreter Waßmann abberusen. Auch der russische Vtzekonsul Friedrich AcheliS hat sein Amt niederlegen rnüssem. * Der gemeinschaftliche gothatsche Landtag für Koburg und Gothn setzte die Beantwortung der Anfrage betreffend die Thronfolge seitens der Re gierung für Frettkig auf die Tagesordnung. * Reichstags-Ersatzwahl Gmden-Norden: Gras Kuyphusen (kems.) wurde mit 8302 Stimmen ge- wählt. Der «attonalltberale Gegenkandidat erhielt 7202 Stimmen. * Die Strafkammer zu Frankfurt a. M. verur- teilte den Zimmermann Georg Schmidt, der wäh rend des Braue.rauSstanveS einen arbeitswilligen Fahrbursche» beschimpft und mit Schlägen bedroht hatte, zn vier Psonaten Gifängnts. IS. Jahrgang. * Aus Berlin. Eine am Donnerstag Aden abgehalten e Versammlung der Bauarbeitgeher be schloß die ,rL»ev-.etne Aussparung aller Arbeiter, wenn nicht Mv piächsten Monitgg die Arbeit auf allen Bauten- «ufgenommen wird. * Wie die .Budapester Korrespondenz" pam S, Juni meldet, hatten die MinisterpräsidenteN G,ra( Thun und Kirlonwn Szell gestern Nachmittag «ine Besprechung. — t^raf Thv», Koloman Szell und GoluchowSki wurde'" gestern in besonderer Audren» vom Kaiser empfanden. Der Stand der Verhand lungen wird durch. <^oluchoit)skis Vermittelung für günstig gehalten. * Der Sultan soll schwer erkrankt sein. * DaS Ergebnis der Bloemfonreiner Konferenz hat in London große Enttäuschung verursacht. In- des ist man der Ansicht. de.iß sich doch noch ein Weg zur vollen Verständigung öffnen werde; keines- falls werde es zu kriegerischen Verwickelungen kom- men. * Aus Portorico herrscht starke Gährung gegen die Amerikaner. Man rechnet in Washington be- reiiS mit der Wahrscheinlichkeit eines Aufstandes. * Der neueste Zusammenstoß aus den Philippi, nen zwischen den Amerikanern und den Tangalen gewinnt nach den neuesten Nachrichten ein für die Amerikaner wesentlich ungünstigeres Aussehen: Bei Antipolo kam es zu einem mörderischen Kampfe, bei dem die Amerikaner starke Verluste erlitten. Bis jetzt sind bereits 300 Schwerverwundete in Manila eingebracht, während angeblich noch eine weit grö- ßere Zahl sich aus dem Schlachtfelde befindet, und größtenteils dem Feinde in die Hände gefallen sein wird. Die Lage sieht einer ernsten Krisis gleich. * In Alexandrien sind vorgestern 5 neue Er- krankungen an der Pest vorgekommen. * Das englische Oberhaus trat dem Beschlüsse des Unterhauses, Lord Kitchener ein Ehrengeschenk von 600000 Mark aus dem Staatsschatz« zu über- reichen, bei. * Aus Paris. In republikanischen Kreisen wächst die Unzufriedenheit mit der Haltung des Ministe riums Dupuy, dem Unentschlossenheit vorgeworfen wird. Die republikanischen Gruppen des Senats und der Kammer stellten Dupuy eine ssrist bis zum Montag zur Absetzung der Staatsanwälte Bertrand und Feuilloley, zur Versetzung ZurlindenS und zur Ernennung eines neuen unparteiischen Untersuchungs richters in den Angelegenheiten du Paty und Pel- lieux. Sollte Dupuy bis dahin keine Abhilfe schaf fen, so soll sein Sturz unvermeidlich sein. * Am Donnerstag wurde in der Ehescheidungs sache des ExmajorS Esterhazy aus Trennung der Ehe erkannt und Esterhazy als der allein schuldige Teil erklärt. * Von dem jetzt tagenden Friedenskongreß wird berichtet: Nachdem der größte Test der Delegierten der militärischen Kommission den Vorschlag Rußlands, bet der Bewaffnung der Heere keine neuen Modelle mehr einzuführen, abgelehnt hat, können die Arbei- ten dieser Kommission als gescheitert betrachtet werden. D e * i,r r s ch t « s. 8 Der in dem schlesischen Grenzorte Czeladz wohnhafte Grundbesitzer Schlosser Gzomba lebte mit seiner Frau in unglücklicher Ehe. Die Frau, verließ vor einiger Zett ihren Mann und kehrte nach ihrem vier Meilen entfernten HetmatSdorse Kozyglow zurück. Hier erhielt sie nun plötzlich den Besuch ihres Ehemannes; es kam zwischen den Bei den zu Streitigkeiten, in deren Verlauf di« kräftig« Frau ihren schwachen Mann dermaßen mir einem eisernen Gegenstände bearbeitete, daß er al-bald seinen Geist aufgab, 8 Der Lokomotivensührer des verunglückten Nachtschnellzuges bei Aarau ist verhaftet worden Nach den Zeugenaussagen soll er die drei Brems- pfiffe erst nach dem Passieren des Bahnhofe- geg« bin hab«n.