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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monatl. 2NM. frei Haus, bet Postbestellung l,8ü RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer 10 Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu leder Zeit Be- „ Leuer-, an-eo-t. -- . stellungen entgegen. Im Kalle höherer Gewalt oder Wochenblatt sUk WllsVlUff U. Umgegend sonstiger Bciriebsstorun- . gen besteht kein Anspruch — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Wer ein Sinnbild von Ostern haben will, der mutz in die erwachende Natur hinausgehen. Wer Ostern aber wirklich sehen möchte, wer der alle menschliche Ohnmacht überwindenden Geisteskraft begegnen will, die wir Ostern nennen, der mutz die Bibel aufschlagen und das gewaltige 15. Kapitel des ersten Korintherbriefes lesen bis zu seinem triumphierenden Schluß: „Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich, und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wißt, datz eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn." Wir haben wieder eine neue Empfindung für das Lebendige in alten Worten bekommen. Darum bedarf es keiner weiteren Vermittlung: Dies Wort atmet jenen Heroismus, dessen wir deutschen Menschen jetzt dringen der denn je bedürfen. Es ist das Wort eines Mannes, der andere entflammen kann, weil er selbst entflammt ist zu jeder Arbeit, zu jedem Kampf um ein ganz hohes Ziel, entflammt durch eine Wirklichkeit, die von seinem ganzen Wesen Besitz genommen hat. Es sei aber sofort gesagt: Nicht wo eben nur eine gleiche Begeisterung für irgendein Ziel zu finden ist, wie sie Paulus um seines Zieles willen erfüllte, nicht da können wir schon von Ostern reden, sondern nur da ist Ostern, wo das Ziel und die Kraft um des Zieles willen die gleichen sind, bei Paulus wie bei den Menschen der Gegenwart. Das Ziel des Apostels war das „Werk des Herrn". Der Herr ist ihm der auferstandene Christus. Der Herr hat ein Werk an den Menschen. Und zu diesem Werke steht der lebendige Gott. Das Werk aber kann nur sein, was Christus in seiner Erdenzeit gepredigt hat, wofür er gelitten hat und gestorben ist, was er meinte, als er sein „Vollbracht!" am Kreuze sprach: Die Königsherrschaft Gottes über alle Welt. An diesem Werke arbeitet der lebendige Gottesgeist, um dies Werk kämpft der heilige, überweltliche Gotteswille. Mitarbeiter an diesem Werke, Mitkämpfer um dieses Zieles willen zu sein, das ist Auf gabe und Würde, das ist Last und Not der von Christus Ergriffenen. Christ sein, heißt: dies Ziel erkannt haben: heißt: an diesem Werk stehen; heißt: in diesen Kampf hineingerissen sein. Auch für uns Heutige liegen die Wurzeln echten Ostererlebnisses in der gleichen Tiefe. Das bedeutet: Wir müssen das Ziel bejahen und wir müssen die Kraft be jahen. Wir müssen uns zu dem „Werk" bekennen, müssen den Willen Gottes zu seiner Königsherrschaft auch für unser Leben und für unsere Welt anerkennen. Wir stehen heute wieder so fest auf der deutschen Erde, wie seit Jahrhunderten nicht. Wir haben um ganz großer irdischer Ziele willen soviel Kraft des Leibes und der Seele nötig, wie kaum je ein deutsches Geschlecht. Wir sind von einem so einheitlichen Willen durchströmt, wie es in der Geschichte unseres Volkes noch nie gewesen ist. Zu all dem rufen wir auch die tiefsten seelischen Kräfte zu Hilfe, die nur aus der Religion sich zu entfalten ver mögen. Wenn nun aber das Christentum heute wie am ersten Tage zu nichts anderem als zu dem überweltlichen und überzeitlichen Totalanspruch des in Christus geoffen barten Gotteswillens sich bekennt, werden nicht dadurch unsere tiefsten Erwartungen enttäuscht? Werden wir da nicht gezwungen, ob wir wollen oder nicht, uns nach einer Frömmigkeit umzusehen, die uns nähere, lebenswirklichere Ziele zeigt, die unsere seelischen Kräfte unmittelbar da einsetzen läßt, wo wir sie brauchen für Volk und Vater land? Es sind sicherlich nicht die schlechtesten Geister, die heute so Anstoß am echten Ostererlebnis nehmen. Wir haben für seine Zweifel eine Antwort bereit, die niemals eine Verlegenheitsanwort sein wird für den, der wieder eine Ehrfurcht hat, eine Ehrfurcht vor der Geschichte: Das Auferstehungskapitsl der Bibel ist wie eine Burg, wie ein Dom, auf einem Pfeiler ruhend. Alles, was seitdem das echte Christentum im Geist und in der Kraft Gottes an Gutem, Gesundem, Gottgewollten in die Welt gesielt> hat, alles, was wir christliche Kultur zu nennen gewöhm sind, ist solch eine Burg, ist solch ein Dom. Seine Pfeiler steigen aus der Tiefe des Menschentums auf, seine Mauern umhegen und umfrieden alles Menschenleben, seine Türme weisen auswärts in ewige Höhen. Sein Grundstein aber bleibt unbeweglich. Solange er unange tastet bleibt, hat's um den Bau keine Not, wieviel Sturm . ihn umwittern, wieviel Schwachheit und Sünde sich an ihn heranwagen mag. Der Grundstein aber ist dieser: „Christus ist aüferstanden!" Dies bleibt jedoch so lange unverstanden, solange der einzelne Mensch nicht an sich ganz persönlich die Tragkraft und die Schwungkraft echter Ostergewißheit erfahren hat. Jeder muß sich sein eigenes Leben zimmern wie einen Bau. Ob es eine Hütte oder ein Schloß wird, ob eine Werkstatt oder eine Gelehrtenfinbe, 'st nicht das Entschei dende über Wert oder Unwert des Baus Fest muß er sein! Schicksale sind Stürme, die zum Leben des Menschen gehören wie zum Leben der Natur. Es fragt sich aber, wer stärker ist, das Schicksal oder der Mensch. Oft hat eine LttSW -ZüsMMNwst Mitte M SchliOtunasverhandlungen sollen fortgesetzt werden. Der Beschluß der Restlocarnomächte in Gens. Die Restlocarnomächte hielten am Karfreitag eine mehrstündige Sitzung ab, in der — nach einer Ver lautbarung — entsprechend der englischen Auffassung beschlossen wurde, daß die Schlichtungsverhandlungen fortgesetzt werden sollen. Der englische Außenminister wurde beauftragt, wiederum mit der deutschen Regierung in Verbin dung zu treten, um die Klarstellung einiger Punkte des deutschen Planes herbeizuführen. Eine neue Zusammenkunft der Locarno mächte wurde für Mitte Mai anläßlich der ordentlichen Tagung des Völkerbundsrates vorgesehen. — Eine für Freitag abend anberaumte Sitzung diente lediglich der Ausarbeitung einer gemeinsamen Mitteilung über die in der Karfreitagssttzung gefaßten Beschlüsse. Amtliche Verlautbahrung der Rest- Loearnomächte über ihre Besprechungen Genf, 11. April, lieber die Besprechungen der Locarno mächte wurde am Freitagabend nach 11 Uhr folgende gemein same amtliche Verlautbarung ausgegebcn: Die Vertreter Belgiens, Frankreichs, Englands und Ita liens sind am 1b. April 1936 in Genf zu einem Meinungs austausch zusammengetreten. Sie nahmen Kenntnis von der Absicht, die die deutsche Regierung in Punkt 6, 4, 5, 6 nnd 7 ihres Memorandums vom 31. März 1936 zum Ausdruck gebracht hat. Sie stellten fest, daß die deutsche Regierung zur Wieder herstellung des für die Verhandlungen über neue Verträge unerläßlichen Vertrauens leinen Beitrag geliefert hat, der so fortige allgemeine Verhandlungen und die Anwendung von Artikel 7 der sogenannten Londoner Vorschläge vom 19. März ermöglicht hätte. Sie sind jedoch der Auffassung, daß es erwünscht ist, alle Schlichtungsgelegcnheiten völlig auszuschöpfen; zu diesem Zweck ist die Aufklärung einer Anzahl von Punkten des deutschen Memorandums in erster Linie notwendig, insbesondere der jenigen, die im französischen Memorandum erwähnt sind. Die Vertreter Englands werden zu diesem Zweck mit der deutschen Regierung in Fühlung treten. Insbesondere werden sie sich erkundigen, welche Bedeutung die deutsche Regierung den von ihr vorgeschlagcnen zweiseitigen Verträgen gibt und wie diese Verträge sich im Rahmen der kollektiven Sicherheit oder des gegenseitigen Beistandes, wie er in der Bölkerbundssatzung vor gesehen ist, ciufügen würden. Die Vertreter Frankreichs machten alle Vorbehalte für den Fall des Eintritts irgendwelcher materieller Veränderungen in der Lage der Rheinzone während der in Frage stehenden Er örterungen. Für den Fall irgendwelcher derartiger Verände rungen beschlossen die Vertreter der vier Regierungen, sich so fort zu versammeln. Sic nahmen Kenntnis von der Tatsache, daß die Fühlungnahme zwischen den Generalstäben, wie sie im Abschnitt 3 der Londoner Vorschläge vorgesehen ist, am 15. April beginnen soll. Sie beschlossen, dem Völkerbund den französischen Friedensplan für eine eingehende Prüfung vorznlegen. Die Zustimmnng der deutschen Regierung soll cingcholt werden für eine gleiche Vorlegung des deutschen Memorandums an den Völkerbllndsrat, vorbehaltlich der Bemerkungen in Abs. 3 oben. Sic werden auf jeden Fall wieder in Genf während der nächsten Tagung des Völkerbundsrates zusammentrcten. Der Vertreter Italiens hat seine Stellungnahme namens feiner Regierung Vorbehalten. Eine italienische Anfrage an die Rest- Locarnomächte. Genf, 11. April. Der italienische Vertreter hat bei Be ginn der Locarnobesprechungcn am Karfreitag im Auftrage seiner Regierung folgende Erklärung abgegeben: Hütte bester gehalten als ein Schloß. Oft hat ein schlichter Geist bester bestanden als ein auf geistig hoher Warte Stehender. Gesund muß der Geist sein, auf unzerstör barem Grunde muß sein Haus ruhen. Hier ist die Grund lage, die nie versagt, solange sie selbst nicht von irgend welchem Unglauben unterminiert ist: „Christus ist auf erstanden!" Und nun sollen wir an diesem Osterfest nicht weiter grübeln und fragen, nun sollen wir uns von dem „Nicht vergeblich" des Apostels mitreißen lassen. Wir werden Menschen werden, die fest, unbeweglich stehen im Werk des Herrn. Dorthinaus geht der Weg vom echten Ostererleb nis des Christen zu deutschen Ostern. „Als Unterzeichner des Locarnopaktes und in seiner Eigen schaft als Garant hat sich Italien in langen Jahren stets zu seiner Unterschrift bekannt. Nachdem eine Krise in der Rhein landfrage cingetrcten war, hat Italien an den Konferenzen in Paris und London teilgenommen, wobei es die Zurückhaltung bewahrt hat, die ihm durch die besonderen Bedingungen, in denen es sich augenblicklich befindet, auferlegt wird. Italien sieht sich nunmehr gezwungen, darauf hinzuweiscn, daß bei allen kürzlich ergangenen offiziellen Verlautbarungen der bri tischen Negierung Italien offensichtlich ignoriert worden ist. Meine Regierung hat mich daher beauftragt, an jede der hier vertretenen Mächte die Frage zu richten, ob die Anwesen heit Italiens erwünscht erscheint und ob seine Mitarbeit an dem Werl des europäischen Wiederaufbaues auf der Grund lage eines neuen Locarno erwünscht wird. Sollte dies nicht der Fall sein, so hat Italien keinerlei Grund, irgendwelche Gefahren und Verantwortlichkeit zu übernehmen, und cZ müßte sich Vorbehalten, sein weiteres Verhalten entsprechend einzurichten." Der deutsche Botschafter in London, von Hoesch Einem Herzschlag erlegen — Beileids telegramm des Führers. Der deutsche Botschafter in London, Leopold von Hoesch, ist am Karfreitag vormittag 10 Uhr Plötzlich im Alter, von 54 Jahren an einem Herzschlag verschieden. Der Führ e r uUd Reichskanzler hat den Schwestern des Verstorbenen telegraphisch sein aufrichtiges Beileid übermittelt. Wie aus Kreisen der deutschen Botschaft mitgeteilt wird, kam der plötzliche Tod Hoeschs völlig unerwartet. Das Befinden des Verstorbenen hatte zwar schon seit einigen Tagen zu wünschen übriggelassen; infolge der Überanstrengungen der letzten Wochen fühlte Botschafter von Hoesch sich müde und abgespannt. Allen seinen Freunden und Besuchern, die ihn in den letzten Tagen ge sehen hatten, war sein angegriffenes Aussehen ausgefallen, doch schien kein Anlaß zu besonderen Besorgnissen gegeben, da der Botschafter keinerlei Klagen über sein Befinden äußerte. Der Tod erfolgte, als Hoesch im Begriff stand, sich zum Frühstück zu begeben. Der Diener hörte ihn rufen und fand ihn bereits sterbend vor. Botschafter von Hoesch erfreute sich in englischen Kreisen wie in der deutschen Kolonie weitgehender Beliebtheit. So hat Hoeschs Tod auch überall lebhafte Anteilnahme ausaelöst. Der Chef des Foreign Office, des englischen Auswärtigen Amtes, Sir Robert Vansittart, sprach der deutschen Botschaft das Beileid der britischen Regierung aus. Die Botfchaftsgeschäfte werden vorläufig von Botschaftsrat Fürst Bismarck weitergeführt werden. * Das Deutsche Reich hat in Hoesch einen seiner be- fähigsten Diplomaten verloren, der bei allen großen außenpolitischen Entscheidungen der Nachkriegszeit an her vorragender Stelle als Botschafter in Paris und später in London beteiligt war. Botschafter von Hoesch trat im Jahre 1907 in den auswärtigen Dienst ein und war an den deutschen diplo matischen Vertretungen in Peiping, Paris und London tätig. Bei Ausbruch des Weltkrieges stellte er sich als Reserveoffizier seinem Regiment zur Verfügung. Von 1915 ab wurde er wieder für den diplomatischen Dienst augefordert und der Gesandtschaft in Sofia, später der Botschaft in Konstantinopel zugeteilt. Ende 1918 kam er als Legationsrat nach Oslo und im Jahre 1920 nach Madrid. Im Jahre 1921 wurde er als Botschaftsrat an die Botschaft in Paris versetzt, wo er bis zum Jahre 1932 blieb, von 1924 ab als deutscher Botschafter. Seit Sep tember 1932 war Herr von Hoesch Botschafter in London. Starke Anteilnahme in London. Die Nachricht von dem plötzlichen und völlig unerwar teten Tod des Botschafters von Hoesch hat in London tiefstes Bedauern ausgelöst. König Eduard, der sich zurzeit auf Schloß Windsor befindet, war einer der ersten, die von dem Hinscheidcn des deutschen Botschafters unterrichtet wurden. Er drückte sogleich sein tiefstes Bedauern aus und übermittelte, dem deutschen Botschaftsrat, Fürst Bismarck, auf telephoni schem Weg sein Beileid. Das halbamtliche Nachrichtenbüro Reuter meldet, daß die vielen Freunde, die Botschafter von Hoesch in London besessen habe, durch die Todesnachricht tief erschüttert seien. Die Nachrichtenagentur Preß Association schreibt: Botschafter von Hoesch gehörte zu der langen Reihe her vorragender deutscher Diplomaten, die ihr Land am Lok von At. James vertreten Laben,