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III »M 2 2. tt 2 r^ » 5^ rr «» ^ ^r. ^ kM?GZZ-? VKULZsWL§zZ ßE.HIH ^E-^LKZ' Zs 4»^ « — « Beiblatt zu: «enerai^MWetg«!, Cyeumitz. und z«: SächMcher L»«»»ote. — Rr. 4V. — VNobe* 1»»-. — Verla, von Alexander Wiede. Lheruuttz. Kcttenlast und Dornenpfad Folgt als Strafe böler That- Schamund Reue,Gram undNoth Folgt der Schuld bis in den Tod. Weise wägend soll allzeit Walten die Gerechtigkeit- Unschuld, die sich selbst vertraut, Hat auf festen Grund gebaut. Gelegenheit macht Diebe. An einem Maitage dieses Jahres verließ der Arbeiter Franz W. am frühen Morgen seine Wohnung, um plan- und ziellos durch die Straßen der Stadt Gera zu schlendern. Er hatte keine Eile, denn er war beschäftigungs los ; seine Akkordarbeit war zu Ende, und vor drei bis vier Tagen Zwischenzeit war neue nicht zu erlangen. Seine Stimmung ward dadurch nicht verbessert, dieweil das Geld nicht gerade üppig in seiner Tasche wucherte und vier verdienstlose Tage keine schöne Aussicht boten. Das Mailüfterl wehte an dem Tage just so milde, daß dem Manne vor Frost die Zähne klapperten. Begreiflicher Weise ward ihm dabei das Spazierengehen bald leid, und er trat in eine Destillation ein, theils aus Mißmuth, theils zum Zeitvertreib, bestellte sich eine halbe Literflasche Korn und begann über die Nichtigkeit und Ungerechtigkeit aller irdischen Einrichtungen zu philosophiren. Da er aber keine Gesellschaft fand und daS Räsonniren Einem bald langweilig wird, wenn man Niemanden hat, dem man seine unzufriedenen Gedanken auseinandersetzen kann und der Einem beistimmt, gab er's nach einer Viertelstunde ivieder auf, trank seine Flasche in raschen Zügen leer und wollte aufbrechen. Als er seinen Hut vom Nagel zu nehmen sich anschickte, siehe da fand sich das Wunder, daß sein alter schäbiger Filz in einen funkelnagelneuen schwarzen Fayonhut sich verwandelt hatte. Eigentlich war es nun zwar kein Wunder, sondern ging ganz mit rechten Dingen zu. Während nämlich W. in seine Gedanken versunken dasaß, war ein sehr eiliger Gast eingetreten. Hatte unruhig an einem Tische sitzend mit erkennbarer Hast ein Glas Rum getrunken und war dann im Geschwindschritt ivieder hinausgestürmt. Dieser hatte jedenfalls in der Eile die Hüte ver wechselt. Aber der brave Franz machte sich absichtlich keine komplizirten Gedanken, sondern nahm, was nach seiner Meinung ein freund liches Schicksal ihm bescheert hatte und verließ mit einem hochfeinen neuen Hute auf dem Haupte das Lokal. Zu einem neuen Hute gehörte nun aber auch ein neuer Ueberzieher, meinte er; den - konnte er ganz besonders gut brauchen, zumal da er gegenwärtig überhaupt keinen besaß und der nichts weniger als milde Lenzwind ihn in seinem dünnen Röcklein erzittern machte bis in'S Mark. Da kam ihm der Gedanke, ob sich ein Paletot nicht vielleicht auch auf so bequeme Art erlangen lasten möchte, wie ein Hut, und als sein Gewissen zu protestireu sich erlaubte, beschwichtigte er eS durch die un widerlegliche Vorhaltung, daß er ja schon als kaum vierzehn Jahre alter Schulknabe ganz in derselben Weise in Besitz einer schönen ilbernen Taschenuhr gelangt sei und dafür auch nicht eine Stunde habe fitzen müssen, ondern von einem milden Gericht nur mit einem Verweise bedacht worden sei, der doch eigentlich keine Strafe, sondern nur so eine Art Vermahnung sei. Das Gewissen schwieg darauf eingeschüchtert till, und er begab sich nach einem sehr requenten Lokale, wo er wirklich an einem Kleiderständer einen schönen kaffeebraunen Ueberzieher mit seidenem Futter fand, der ihm wie angemessen saß, und den er deshalb ohne weitere Förmlichkeiten annektirte. Nun fehlte zu seiner Ausrüstung blos noch ein Schirm. Den wollte er sich Nachmittags in einem Cafe holen, wo es, wie er meinte, am leichtesten sein würde, sich einen recht chönen auszusuchen. Zuvor speiste er mit großem Behagen in dem Gefühl, dm arbeitsfreien Tag nicht nutzlos verbracht zu haben, zu Mittag, und begab sich dann in das Cafv, wo er dm letzten Koup ausführen wollte. Aber dort verließ ihn lejder das Glück, das ihm bisher hold gewesen. Kaum hatte er unter den zahlreichen Schirmen seine Auswahl getroffen und sich zum Gehen gewandt, da fühlte er sich am Kragen gepackt und eine grobe Stimme rief: „Haben wir den Marder! Den Schirm stehen lassen, Bursche; das Uebrige wird sich finden; — ei, was seh ich, ist das nicht mein Ueberzieher, den der Spitzbube auf dem Leibe trägt? Das nenn' ich einm glücklichen Zufall! Heute stütz gestohlen und jetzt schon gefaßt! Na, warte, mein Söhnchen, Dir wollen wir daS Handwerk gründlich legen.« Da war nun alles Leugnen überflüssig. Der gute Franz that also das Gescheidteste, was er unter diesen Umständen thun konnte; er ließ sich ohne Widerstreben abführen und gestand seine Missethaten offen ein. Nur von der leichten Erwerbung des Hutes, die ihn doch eigentlich erst in die Patsche gebracht hatte, schwieg er vorläufig, denn danach wurde er nicht gestagt, und erst im Laus« der gerichtlichen Untersuchung »erschnappte er sich einmal, sodaß schließlich auch diese Sünde nicht ungerochen blieb. Sein mißlungener Versuch, sich auf thpW feile Weise nach und nach zu equipiren, kostete ihn sechs Monate Gefängniß Und dahei mußte er auch die schönen Sachen wieder herausgeben, was ihn bei dem ganzen Handel am meisten schmerzte. Ein feiner Gast. Man muß zu leben wissen, wenn in diesem irdisch«» Jammerchale ül auShalten soll. DaS ist das oberste des Handlungsgehilfen Max M. in 2 eines hoffnungsvollen jungen Mannes, der die Ueberzeugung hegt, daß er, wenn es etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit in der Welt gäbe, mindestens eine Rente von 20000 Mark pro Jahr bei totaler Ent bindung von jeder Arbeitspflicht haben müßte. Da ihm das mißgünstige Schicksal nur einm kargen Monatsgehalt von 90 M«ck vergönnt hat, den er obendrein noch durch eine 8—9 Stunden währende tägliche Arbeit sich sauer verdienen mnß, so sucht er diese Ungerechtigkeit gelegentlich auf eigme Hand auSzugleichcn, und dabei ist er zu seinem eigenen Unglück in seinen Mitteln nicht immer wählerisch. Am 29. Juli d. I. halte er wieder em- mal besonderen Anlaß, mit de» Schicksal zu hadern. Sein Geld war längst den Weg alles Geldes gegangen, und nirgends fand sich «me vertrauensselige Seele, die ihm auch nur einm lumpigen Thaler hätte pumpen wögen. „Da müssen wir uns halt selber helfen,« brummte er, als er Abends nach einem schmählich mißlungenen Versuche, von dem Prinzipal einen Vorschuß zu erlaugm, das Komptoir verließ. Und er hals sich selber. Ohne Zögern begab er sich in ein feines Restaurant, ließ sich einen Schoppen echt« .Rochen« und die Speisekarte Münzen und lehnte sich mit Grazie und Behagen auf seinem Stuhle zurück wie ein Mensch, der mit sich selbst und mit dem Stande seiner Verhältnisse' wohl znfrieden zu sein, alle Ursache hat. Mit Einem konnte er ja auch in der That allezeit zufrieden sein, daS war sein Appetit. Diesen zu stillen, betrachtete er jetzt als an genehme Aufgabe, der er sich mit Eifer und Veständniß unterzog. Auf sei«. Bestellung brachte ihm der Kellner nach einander ein Ms H-ch«,^B^H-ALLBSL.-SU