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Freitag. Rr- O8. 14. Deeemöer 1855. ^Erscheint DÄtstag« und yMag«. Zu teMen durch »ll» P'ostanstal- ttn. Preis pro Quart. 10 Ngr. Weißeritz-Zeitmrg Dg Pf. für »A Zeil. VnechutU ^und in «k^k' Expeditionen^! 'angenommen^. Ein unterhaltende- Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Verantwortlicher Ncdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. AuK dem Gebirge. In diesen Tagen haben die OrtSbehörden, insbesondere aber die Vorstände dec Dorfgemeinden, ein ziemlich schweres Stück Arbeit zn erledigen gehabt und beziehenvlich noch zu erledigen. ES betrifft dies nämlich die, in Folge hoher Verord nung vom 10. Occhr. d. I. im Laufe dieses MonatS statlfindende Volks- und Viehzählung und die Be schaffung der Unterlagen für eine Productions- und ConsumtionS-Statistik, d. h. aller in Zahlengrößen rc. anzugebendcn Verhältnisse, welche bei dem Landwirth- schqstS- und Gewerböbetriebe in Betracht zu ziehen sind. Zu diesem Zwecke eben sind Listen zur Verthei- lung gekommen, welche anbefohlener Maßen mit möglichster Sorgfalt und größter WahrheitStreue ent weder durch die hierbei betheiligten Ortsbewohner selbst, ober unter ihrer Verantwortlichkeit von fremder Hand zu vollziehen und auSzusüllen sind. Daß unsere Königl. Sächs. Regierung nicht, wie »S andere Regierungen thun und beziehendlich zu thun genöthigt sind, besonders von ihr besoldete ZählungS- und Schätzungsbeamte mit Aufräumung dieser höchst umfänglichen Arbeit beauftragt hat, rührt, ihrer Er klärung nach, da her: Sie hat von dem dermaligen Bildungsgrade und der Willfährigkeit des sächs. Volks eine viel zu gute Meinung, als daß sie ihm die be zügliche Arbeit nicht selbst hätte wollen besorgen, sondern, Falls dies durch ihre Organe hätte geschehen müssen, den Vrrwaltungsaufwanb ihres Departements um ein paar Hunderttausend Thaler sich sollen erhöhen lassen. Dann würben nothwendig Alle zur Mitleiden- heit kommen, auch diejenigen Tausende, die ihre Listen selbst hätten ausfüllen können und wollen; so aber trifft die Auslage einer kleinen Vergütung nur Solche, dei denen der eine ober der andere dieser Fälle nicht vorliegt. UebrigenS ist eS ein allbekannter Erfahrungs satz: der Privatmann bekommt ein Stück Arbeit alle Mal billiger geliefert, als die Negierung. Wahrhaft erfreulich ist eS, anerkennen zu können, wie das Volk im Allgemeinen solches Zutrauen seiner Regierung Henn auch zu ehren weiß und demselben zu entsprechen sich bestrebt zeigt. Nicht wenige Bei spiele sind mir vorgekommen, daß ich auch von solchen Personen, hier und von auswärts, um Ausfüllung ihrer Listen angegangen worden bin, die im Hinblick auf ihre Bildungsstufe dies füglich selbst hätten ver richten können. Und eS war nicht etwa Bequemlich keit, waS sie davon abhielt, nein, zumeist die Be- sorgniß, eS möchte nicht sauber und accurat genug »««fallen. Mit Beschwichtigung des allerdings mir häufig be gegneten Mißtrauens, d. h. der Besorgniß, die Regier rung habe bei Aufstellung jener Nachfragen Bestelle- rungs'Ioder strengere Controlzwecke im Sinne, hat e«, wenigstens so weit meine Erfahrungen reichen, denn doch auch keine sonderliche Noth. Die staatSökonömischel^ Zwecke, welche der Regierung hierbei als leitende Idee vorschweben, sind dem gemeinen Manne, der überhaupt nicht so ganz leicht zu der Einsicht zu bringen ist, welches Interesse die Regierung dabei haben könne, wenn sie sich dermaßen um seine hauö- und land« wirthschaftlichen Angelegenheiten kümmere, freilich nur in seltenerm Falle faßlich und klar zu machen; eS würbe hierzu einer Art populärer, durch und durchs verständlich gehaltener Vorlesung bedürfen, wozu da- Material aus unfern wahrhaft volksthümlichen Schrif ten der Art immer schwer zusammen zu trageM sein dürfte. Am einfachsten und glücklichsten lös't m<M, meiner unmaßgeblichen Ansicht nach, diese Aufg-be ptwa durch nachstehende Ansprache: „Schon xinrm einfachen Haus- und Landwirthe geziemt es, von AueM und Jedem, was mit seinem HauS- und Wirthfchastswesen in näherer oder entfernter Beziehung steht, besönderS auch mit dem, was für dasselbe von vortheilhaftem oder nachtheiligem Einflüsse sein kann, genau sich be kannt zu machen, um nach Befinden abzuänbern, auS- zuscheiden oder zu ergänzen, überhaupt die bessernde, vervollkommnende Hand anzulegen, wo eS daS Be- dürfniß erheischt. Diese Verpflichtung nun, deren sich kein besonnener und stcrbsamer Mann entziehen darf, soll anders bei ihm nicht Alles „drunter und drüber" gehen, welche ihm aber nur im Kleinen obliegt: sie ist dieselbe in freilich ungleich größer» Verhältnissen, deren jede erleuchtete und volksfreundliche Negierung, und eine solche ist vorzugsweise die uns'rige, eingedenk ist. Von den verschiedenen Ministerien ist eS NUN insbesondere das deö Innern, welches sich in dem ob- bezeichneien Sinne mit staatSwirthschaftlichen Ange legenheiten zu befassen hat, dieselben überwacht, ordnet leitet und Alles zum Besten zu kehren bemüht ist; mir einem Worte, die Förderung deö allseitigen äußer lichen Wohls des StaatökörperS und seiner verschie denen Gliedmaßen als sein Strebziel betrachtet. Zu glücklicher Verfolgung desselben ist es denn nun eben eine , unabweiSliche Nothwenbigkeit, daß der Regierung über die Frage: Wie steht's im Lande? —7 näyHch.in den gedachten Beziehungen — allseitige und erschöpfende Aufschlüsse zu Händen stehen. In Ermangelung der selben, wie wollte sie ihrer hohen Aufgabe genügen? Mithin ehrende und dankende Anerkennung — und kern, mißtrauendes Wort — unserm Königl. Ministerium deö Innern, insofern es sich um solche Einzelheiten und zum Theil scheinbare Kleinigkeiten bekümmert: