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SlhimbniM Tageblatt und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5V Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Mittwoch, den 6. April 1881 79. 1881 fällige Schulgeld ist spätestens bis zum 2V. dieses Monats an hiesiger Rathsexpeditionsstelle Das auf das erste Schulkassenverwaltung Waldenburg, den 5. April 1881. *Waldenburg, 5. April 1881. gegenüber stehen. Die Zurückweisung des Beschlusses der Großmächte würde für Griechenland einen Italien. Das italienische Budget pro 1880 weist 28 Mil gelegenheiten jede Gefahr ej meiden. Die scheint, daß türkisch-zriechis theil ausbeut! Griechenland! der Mächte zö rung sich wei anzunehmen, § wärtige Unters . fügen. Würde die griechische Regie gern, die jetzt gemachten Vorschläge so würde das Land ohne jede aus- tützung dem mächtigeren Gegner allein Zur politischen Lage. In Afrika ist Frankreich etwas in die Klemme gerathen. Die tunesischen Grenzstämme haben einen räuberischen Einfall auf das algerisch französische Gebiet gemacht. Der General For- ganol, der mit der Abwehr desselben beauftragt worden, hat sie zwar in einem ersten Treffen über die Grenze zurückgeworfen; aber man erwartet ihre Rückkehr und den Angriff aller benachbarten Stämme jeden Augenblick. Die französischen Truppen waren von dem 11stündigen Gefecht erschöpft, und man hatte eilends Verstärkung herbeirufen müssen. Wie es scheint, war der französische Befehlshaber ange wiesen, nicht die tunesische Grenze zu überschreiten. Es fragt sich, ob man unter den jetztigen Umstän den diese Anweisung wird aufrecht erhalten können. Das französische Prestige ist offenbar in jenen Ge genden sehr gefährdet. Die meisten Pariser Blätter verlangen eine energische Action, da man, wie die Sachen stehen, aus einem Ueberlritt der französischen Truppen auf tunesisches Gebiet nicht mehr den Schluß ziehen könne, daß die Republik in der Regent schaft mit Annectirungsplänen umgehe. Man muß freilich, fügen einige Journale hinzu, sorgfältig über legen und eher zehn Mal, als ein Mal das Recht auf seine Seite bringen. Der Ministerrath am 2. d. hat lange überlegt, jedoch ist über seine Beschlüsse nichts Zuverlässiges bekannt geworden. Die Regie rung wird es jedenfalls versuchen müssen, bei dieser Gelegenheit nicht nur an der Grenze zu operiren, sondern zugleich der Feindseligkeit, die von der Um gebung des Bey ausgeht, Herr zu werden. Die günstige Wendung, welche die griechische Angelegenheit in den letzten Tagen genommen hat und welche für manche Kreise etwas überraschend gekommen ist, muß natürlich zu der Frage anregen, wodurch solche in erster Linie herbeigeführt worden ist. Wir glauben nicht fehlzugehen, wenn wir an nehmen, daß die Katastrophe in St. Petersburg und der erfolgte Thronwechsel ganz wesentlich dazu bei getragen Haben, die Situation zu klären und manche politische Velleitäten zu beseitigen, durch welche der europäische Frieden noch bis in die letzte Zeit hinein bedroht schien^ Kaiser Alexander III. hat in un zweideutigster Deise erklärt, solchen Velleitäten keinen Vorschub leisten zu wollen und sich gegen die krie gerischen Gelüste Griechenlands in bestimmter Weise ausgesprochen. Der neue Czar wünscht sich für den Augenblick nur der Reorganisation der inneren An gelegenheiten fiußlands zu widmen, und, um das voll und ganz thun zu können, ist es nothwendig, ' ' siuier Complication »ach außen zu ver- Pforte wurde dadurch in eineungleich bessere Lage gebracht, und sie konnte sich um so eher zu einen l freiwilligen Opfer entschließen, da sie nicht zu fürch len brauchte, daß die ganze Frage doch nur den Anfang vom Ende bedeuten sollte. Wie durch die Hal/lung Rußlands die Gefahr beseitigt ,die großbulgarischen Tendenzen den chen Conflict zu ihrem eigenen Vor- e» könnten, so wird dadurch auch lgezwungcn werden, sich dem Willen moralischen und nationalen Selbstmord bedeuten. Der Gewinn, welchen Griechenland durch die neue Grenzregulirung erringen wird, ist ein sehr bedeu tender, und es würde Thorheit sein, wollte die griechische Bevölkerung diesem sicheren Gewinn ent sagen, um einer ungewissen Zukunft entgegen zu gehen. Selbst in dem sehr unwahrscheinlichen Fall eines günstigen Ausganges würden die gebrachten Opfer doch kaum im Gleichgewicht zu dem mehr zu erzielenden Vortheil stehen. *Waldenburg, 5. April 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Deutschtend hat kürzlich von dec Pforte eine hübsche Genugthuung erhalten. Der bekannte Afrikareisende vr. Rohlfs wurde im Sommer 1879 beim Antritt einer neuen Expedition in das Innere von Afrika auf türkischem Boden ausgeplündert. Dem deutschen Botschafter in Konstantinopel ist es nun gelungen, die gebührende Entschädigung dafür zu erlangen; sie erhielt von der Pforte den Betrag von 20,000 Francs ansbezahlt. Der Hamburger Senat soll, ehe er seinen An trag wegen Einsetzung einer Vertrauensmänner- Commission an die Bürgerschaft richtete, durch Ver handlungen mit dem Reichskanzler folgende Haupt punkte einer vorläufigen Verständigung in der Zoll anschlußfrage festgestellt haben: 1) Zugeständniß der Beibehaltung eines beschränkten Freihafens, 2) Uebertragung der Zollverwaltung innerhalb des Hamburgischen Gebietes an die Hamburgischen Be hörden, 3) Möglichkeit der Existenz und Fortent wickelung einer Export-Industrie, im zukünftigen Freihafen, 4) Anerkennung, daß die bestehenden Zollregulative auf dem Hamburgischen Verkehr ab solut unentwendbar sind und durch erhebliche Modi- ficationen demselben angepaßt werden müssen, 5) Antrag an den Bundesrath und Reichstag um pe- cuniäre Unterstützung vom Reiche, entsprechend den nothwendigen, außerordentlich beträchtlichen Auslagen. Nach der „Börsenhalle", die den Senatskreisen nahe steht, versteht man in Berlin unter dem zukünftigen Freihafengebiet die Beschränkung auf den Theil des städtischen Elbufers von der Eisenbahnbrücke strom abwärts einschließlich Quaianlagen, ausschließlich des Venloer Bahnhofs, am jenseitigen Elbufer von der Brücke bis zum Steinwärder, letzteres eingeschioffen. Im II. Berliner Wahlkreis hat sich ein „Wahl- comitö der antifortschrlttlichen Parteien" gebildet, welches folgenden Wahlaufruf erlassen hat: „Wodurch find unsere Zustände so zurückgekommen? Durch das verderbliche Wirken dreier Mächte: Durch die Fortschrittspartei, durch das herzlose Großkapital, durch das christenthums- und deutsch-feindliche Ju denthum. Diese drei beuten den Staat aus, saugen den Volkswohlstand auf, befeinden und hemmen die Regierung in ihren wohlwollenden Absichten. Aus allen deutschen und christlichen Parteien ist daher ein Comilö zusammengetreten, um den Wahlkampf gegen die vateilandslose, jüdische Fortschrittspartei, wie gegen die Socialdemokratie, die auf den Umsturz des Staates ausgeht, vorzubereiten." lionen Lire Ueberschuß auf. Eine Erhöhung der Einnahmen ergab sich speciell bei solchen Budget titeln, welche den ökonomischen Landesfortschritt be weisen. Das definitive Budget für 1881 schließt mit einem Ueberschuß von 15 Millionen ab. Der Ueberschuß ist geringer als 1880, eine Folge der geringeren Ergebnisse der Mahlsteuer und eine Folge der aus Vorsicht gegenüber dem Jahre 1880 ver anschlagten geringeren Einnahmen. Italien gedenkt an der Münzconferenz theilzunehmen, auf der es eine Uebereinstimmung zu erzielen hofft, um dem Silber die analoge Wichtigkeit wie dem Golde im Verkehre beizulegen. England. In der englischen Armee wird die körperliche Züchtigung abgeschafft. An Stelle derselben sollen wegen Trunkenheit und Insubordinations- Vergehen folgende „summarische Strafen" treten: Der Delinquent kann in Eisen gelegt werden. Auf dem Marsche kann er an einen Wagen oder ein Pferd angebunden werden, so daß er gezwungen ist, im Schritt mitmmarschiren. Um seine Entweichung zu verhindern, dürfen ihm Handschellen, aber keine Fesseln angelegt werden. Ferner kann der Delin quent gezwungen werden, ein Extragewicht zu tragen, doch darf seine Gesundheit nicht darunter leiden. Die Armee-Disciplin-Bill pro 1881 verfügt, daß summarische Todesurtheile, die über Soldaten ver hängt werden, nicht eher vollstreckt werden dürfen, bis sie von dem Höchstcommandirenden bestätigt worden. In Clogher (Grafschaft Mayo in Irland) fand am Sonnabend ein Zusammenstoß zwischen Volk und Polizei statt. Letztere feuerte, wobei 3 Per sonen gelödtet und 32, darunter 4 gefährlich, ver wundet wurden. Rußland. Die Einführung politischer ausländischer Blät ter ist in Rußland verboten worden. Der neue Kaiser scheint in der Beamtenwelt tadulL rL8L machen zu wollen. Die Enthebung qes Kriegsministers Miljutin von seinem Posten und die Entfernung des Großfürsten Konstantin von der Oberleitung der Marine ist in Kürze zu erwarten. Mit dem Kriegsminister stürzt auch die Kriegspartei. Großfürst Konstantin muß zurücktreten, weil er persönlich seit langer Zeit mit dem gegen wärtigen Kaiser auf dem schlechtesten Fuße steht. Auch soll unter seiner Verwaltung die Marine trotz enormer Kosten keine Fortschritte gemacht haben. Gegen seine Verwandten, die nicht ganz reinlich dastehe», zeigt sich der Kaiser gleicherweise uner bittlich. Sein Vetter, der wegen des famosen Diamantendiebstahles verbannt worden, hat kürzlich von seinem Verbannungsorte Twer ein Gesuch an den Kaiser gerichtet um die Erlaubniß, nach Peters burg kommen und den sterblichen Ueberresten des Zar Alexander II. seine Verehrung abstatten zu dürfen. Der Kaiser antwortete darauf in einem offenen Telegramme, in welchem er den Großfürsten sehr unglimpflich behandelt und ihm die Erlaubniß, nach Petersburg zu kommen, rundweg abschlägt. Asien. Kronprinz Rudolf hat in Jerusalem 21 Depu tationen, darunter auch zwei von Nonnen, empfangen. Auch eine Deputation von sieben hochbetagten öfter-