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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110325028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-25
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Bezugs-Preis vnrch die VoU: l»»«h»lb Lxulichiaad« und d« d«Nch« Kolonien vienrllLdrl. »SS ^S, moxtl. l^i» autlchi. Poftbeyeüoeld. ferner >n «elaie», Dänen,aek. d« Donnustaale», ^lLllrn, Luormdnra, di>rdeelLN»e, <i»r» wegea, Letzereelch Ungarn, iitntzland, Lchweden, Schwei- u. Spanien. I» allen uvrigen Lrealen nur direkt durch die Äe,chäit«ttel1« de« «latlel «rhLtltich. La« tlertPger Dagedlan ericheiut 2 «al iLzlich, Soun. a. geicrla,« nur mor,ea«. ru>onne.u«ut»Lunavme: UuguNulplatz 8^ brr alleren Drägern, Arlralrn, Spediteuren and Annahmestellen, iowir Postämtern and Brreiträgrrn. Ltn,«l»«rk»n f«prei« der Morgen, mrägab« Kl der Ldendousgab« S Abend-Ausgabe. riMgrrTagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Aales und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Luzeigeu-Preis «a L««»»ta and Uargedun, »chchtfrta»-eigen artt Platzaorichrtfte» und t» der Udendautaa», im Preii« «rdähr. äiadarr auch Darrt, vetiaaegedihr L ^e p. Dauien» e^l. Postgedädr. gDOartatU» Aaktrta« kdmm« archl Mräck- ge-ogr» »erde». ASr »a« ätlchetneo an destiamrtea Dageu ent Plätze» wird kein« Garantie stdrrnommea. A--G^».«»»<ch»>«l »»«»»»«Platz 8, dm itmtlich«. AUtale» ». alle» Annoncen. Ptzpadätt»»«» da» I* *» n»d An« lande«. «a,Ma» «d «SekchtfrSPaAei S»da»»Gaaß»^ y>r»che>»rri l««ä 14«^ tä»ä Haapt-Ml iate Dreäde« Sarstrav «. 1 (Leteptzea äüLl. Nr. 84. Sonnndenü, üen 2S. MSr> isll. ISS. Zshrgsny. Dr. Droescher (Kons.), für das zweite (Kranken versicherung) Horn-Reus; (Natl.), das dritte (Un fallversicherung) Dr. Mugdan (Vpt.), das vierte Buch Nacken (Ztr.). Am 2. Mai beginnt nach dem Arbeitsplan des Seniorcnkonvents die zweite Lesung des Gesetzes werkes imPlenum und soll in zweiter und dritter Lesung bis Pfingsten endgültig er ledigt werden. In den weit überwiegenden Kreisen der Kommission teilt man die pessimistische Auffassung nicht, die Dr. Mugdan vor einigen Tagen in einer Auseinandersetzung mit dem Staatssekretär Dr. Delbrück im Plenum äußerte. Man ist davon überzeugt, daß das Werk in der Hauptsache in der nunmehr von der Kommission beschlossenen Fassung bis Pfingsten tatsächlich zur Verabschiedung gelangt. pulltllche Nachrichten. Der Reichskanzler Generalmajor. 0. Berlin, 25. März. (Prio.-Tel.) Wie ver lautet, ist der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg vom Kaiser zum Generalmajor L la suite der Armee befördert worden. Der Reichskanzler bekleidete bis her den Rang eines Majors und trug die Uniform des 1. Gardcdragonerregiments. Der Zeitpunkt dieser Auszeichnung läßt den Schluß zu, daß sie als Antwort auf die vom Kanzler so wacker abgeschlagene partikularische Alfacke des Herrn v. Heydebrand hingenommen werden soll. Sollte sich unsere Vermutung bestätigen, dann würde die Be förderung des Reichskanzlers in allen unitarischen Kreisen des deutschen Volkes nur mit großer Freude begrüßt werden können. Die französischen Winzerunruhen. Troyes, 24. März. (Tel.) Die Winzerausschüsse von Bar sur Seine und Bar sur Aube erklär ten, daß die Beziehungen zwischen Len Gemein den und der Verwaltung abgebrochen seien und erst nach Einbeziehung des Departements Aube in die Champagne wieder ausgenommen würden. Ttolypio bleibt. Petersburg, 25. März. (Tel.) Die Krisis ist beendet; Stolypin bleibt auf seinem Posten. In seinem Hause fand abends ein Ministerrat statt. Der Grund für sein Verbleiben im Amte liegt hauptsächlich in dem Ergebnis der gestrigen Abstimmung im Neichsrat über die Ein führung von Semstwoinstitutionen in den West gouvernements. Einbruch in ein portugiesisches Munitionslager. Lissabon, 25. März. (Tel.) Gestern abend wurde Las Munitionslager der Militärschule erbrochen auf gefunden. Alarmnachrichten aus dem fernen Osten? London, 25. März. (Tel.) „Evening Standard" teilt mit, ein führendes Handelshaus der City habe ein Telegramm aus Ostasicn erhalten, daß man d e m- nächst den Ausbruch eines Krieges zwischen Rußland und China erwartet. Bei Lloyds Versicherungsgesellschaft sei gestern die Versicherung gegen Len Ausbruch von Feindselig keiten zwischen Rußland und China während der nächsten vier Wochen von 5 auf 10 Guineen für 100 gestiegen. «US Leipzig unkt Umgegend. Leipzig, 28. März Wetterbericht der König!. SSchs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Sonntag, den 26. März. Nord Westwinde, veränderliche Bewölkung, kühl, zeitweise Niederschlag. Pöhl berg: Nacht» starker Nebel, schwach« Schneedecke nur auf dem Berge, Schneetief« 10 Zenti meter. Glänzender Sonnenaufgang: Himmels färbung gelb. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel; gute Schlittenbahn bis in die Täler; starker, anhaltender Reif, Bäume stark mit Rauhfrost behangen. Schnee tiefe 250 Zentimeter. * Ordenswesen. Aus Anlaß des 50jährigen Ec- schäftsjubiläums der Firma Meißner L Buch wurde dem Inhaber, dem Geh. Kommerzienrat Ju lius F. Meißner das Offizierskreuz vom Albrechtsorden verliehen. Die Dekoration wurde vom Herrn Kreishauptmann Frhrn. o. Burgs dorff überreicht. * H. Realschule. Heute fand unter außerordent lich zahlreicher Beteiligung der Anhänger die feier liche Entlassung der 65 Abiturienten der Anstalt statt. Nach Phil. Nicolais gemischtem Chorgesange „Zieht in Frieden eure Pfade" nahm Kurt Keil mit herzlichen Dankesworten von den Lehrern und Mitschülern Abschied und richtet« Hel mut Junghanß im Namen der auf der Schule ver bleibenden Schüler einen Abschiedsgruß an die Schei denden. Hierauf ertönte Friedrich Silchers Chor gesang „So nimm denn meine Hände", wiederum unter der meisterhaften Leitung des Herrn Ober lehrers Reiße. Der Direktor der Anstalt, Studienrat von Brause, entließ nunmehr die abgehenden Schüler in tiefbewegten Worten, im Anschluß an Schillersche Gedichte mit den drei ernsten Anfragen: „Tuen Sie das Gute um des Guten willen. Arbeiten Sie und verzweifeln Sie niemals auf Ihrem Lebenswegei Streben Sie immer nach dem Höchsten und seien Sie sich immer bewußt, daß das Körperliche nur den einen Teil des Menscl-en ausmacht, daß der Mensch teil hat an der geistigen Welt, der er in unermüdlichem Streben wert zu werden versuchen soll." Der Gesang des dreistimmigen Knabenchors „Nun zu guter Letzi" von Mendelssohn-Bartholdy schloß die erhebende Feier. * Kirchweih-Festgottesdieust in der Luthertirche. Am morgigen Sonntag Lätar«, den 26. März, feiert die Luthcrkirche die 25. Wiederkehr ihrer Kirchweihe. Der Bau der Lutherkirche wurde bekanntlich als ein Geschenk Les Luther-Jubeliahres im Jahre 1883 be schlossen. Lätare 1886 wurde sie eingeweiht. Zu dem Festgottesdienste 'chlO Uhr sind Glieder und Freunde der Lutherkirche herzlich eingeladen. * Platzmusik. Sonntag, den 26. März findet die militärische Platzmusik auf dem Schmuckplatze an der Montb^straße vor dem Dieustwohngebäud« des kom mandierenden Generals durch das Musikkorps des König!. Sachs. Infanterieregiments Nr. 107 statt. Beginn 11 Uhr 30 Min. vormittags. Musikprogramm: 1) „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", Hymnus von Beethoven; 21 Ouvertüre zur Oper „Die weiße Dame", von Boteloteu; 3) ,Lug der Frauen zum Münster" aus der Oper „Lohengrin", von Wagner; 4) Hellafest und Kinderreigen aus „Die Königs kinder", von Humperdinck; 5) Fantasie aus der Oper ,„Zar und Zimmermann", von Lortzing; 6) „Die Parade der Zinnsoldaten, von Jessel. Zur Lage üer LlbMikkahrt. Die letzthin veröffentlichten Jahresabschlüsse der Elbschiffahrtsgesellschasten haben mit erschreckender Deutlichkeit erkennen lasten, in welcher gefahr vollen Lage sich dieser wichtige Zweig unseres Verkehrswesens befindet. Die in früheren Jahren gesammelten Reservefonds sind vollständig aufgezehrt, die Abschreibungen auf das niedrigste Maß herabgesetzt, dazu beziffern sich die Verluste auf starke Prozentsätze des Aktien kapitals. Diese Verluste wurden verursacht, obwohl der Wasterstand befriedigend war und den Schiff fahrtsbetrieb fast während des ganzen Jahres ge stattete. Auch die beförderten Gütermengen waren .ziemlich bedeutend, wenngleich sie den Erwartungen wohl nicht durchgehends entsprochen haben. Die Ur sache des überaus schlechten Geschäftsganges bildet« das Ueberangebot an Kahnraum und der dadurch bewirkte Tiefstand der Frachten, zu dem die vor drei Jahren erhöhten Löhne für die Schiffs bemannung in schroffem Gegensätze stehen. Die Frachten waren großenteils gegen den normalen Stand um 150 bis 200 Pr-H. gesunken. Die Klein- schiffer übernahmen Frachten um jeden Preis, um nur überhaupt Geld in die Finger zu bekommen und ihre Bootsleute bzw. die Zinsen ihrer Schiffshypo- cheken bezahlen zu können. Zn die äußerst billigen Frachten wurden Ufergeld, Schleusengebühren, Hafen abgaben und dergleichen einfach mit hineingerechnet, d. h. sie wurden vom Schiffsführer statt vom Waren empfänger getragen. Diese Tatsache legt übrigens die Frage näher, wer etwa di« projekttetten Schiff fahrtsabgaben zu tragen hätte, falls diese wirklich einmal Gesetzeskraft erlangen sollten. Vielleicht lasten sich Herr Ministerialdirektor Peters und seine Ab gabenfreunde hierüber einmal von Sachverständigen belehren. Was nun die Zukunft der Elbschiff- fahrt betrifft, so liegen zurzeit noch nicht die min desten Anzeichen für ein« Besserung der Verhältnisse vor. Die vorhandene Ueberproduktion an Schiffen würde noch für lange Zeit ein Ueberangebot von .Kahnraum bewirken, auch wenn die Schiffswerften ihren Betrieb erheblich einschränken würden. Ob sich etwa die Möglichkeit bietet, nach Fertigstellung des Rhein-Hannooer-Kanals oder desGroßschiffahrtsweges Berlin-Stettin einen Teil der Elbflotte auf diese Verkehrswege abzustoßen, ist zweifelhaft, denn dabei kommen die Schleusenvcrhältniste wesentlich in Be ttacht. Am sichersten würde wohl eine Besserung der Elbschiffahrtsverhältniste durch ein Kartell aller an der Elbschiffahrt Beteiligten herbeigeführt werden können. Man darf aber nicht verkennen, daß es leichter ist, ein solches Ziel vorzuzeichnen, als es in die Praxis hinüberzuführen. Den Schiffahrtstreiben den stehen die Verfrachter gegenüber, welche von einer Bindung der Frachten nichts wissen wollen, weil sie aus dem starken Wettbewerb der Schiffer und dem dadurch bewirkten Tiefstand der Frachten erheb liche Vorteile ziehen wollen. Als vor einigen Jahren die Schifsahrtsverhältniste konsolidiert werden sollten und eine lose Vereinbarung unter den Schiffahrts treibenden bereits zustande gekommen war, haben die Verfrachter alsbald eine Konkurrenzgesellschaft ins Leben gerufen, an der sie wenig Freude gehabt haben, denn auch diese hatte Jahr für Jahr starke Verluste zu verzeichnen. Auf der anderen Seite erfreuten sie sich aber billiger Frachten. Nach diesen Erfahrungen können sie sich selbst nicht mehr der Erkenntnis ver schließen, daß es am zweckmäßigsten ist, die Elb schiffahrt im Wege der Vereinbarung auf gesund« Grundlagen zu stellen. Jur Lsnütsgsmshl in Leipzig-Lsnü. Man schreibt der „Natl. Korr." aus Sachsen: „Wohin es führt, wenn in einem Lande wie dem Königreich Sachsen, die beiden großen liberalen Gruppen, Nationalliberale und Fortschrittler, sich im Wahlkampf bekämpfen, lehrt die Landtagswahl in Leipzig-Land. Wenn, wre es natürlich der heutigen politischen Situation angepaßt gewesen wäre, die bei den liberalen Gruppen sich auf einen Kandidaten ge einigt hätten, wäre dieser in die Stichwahl und da mit in den Landtag gekommen. Jetzt haben sich beide Gruppen durch ihre Zersplitterung aus- geichaltet und damit dem rechtsstehenden Kan didaten Aussicht auf den Sieg verschafft. Wenn die beiden großen Parteien in gleicher Weise bei d«n be vorstehenden Reichstagswahlen verfahren wer den, dürfte der Erfolg fern, daß kein liberaler Abgeordneter in den Reichstag einzieht, zum mindesten aber die Aussichten des Liberalismus so zusammenschrumpfen, daß auch eine Rückwirkung auf die Landcspolitik und die Haltung der Regierung ihm gegenüber nicht ausbleiben wird. Es ist deshalb zu hoffen und zu wünschen, daß die Bemühungen, sür das Königreich Sachsen eine taktische Verständi gung der beiden großen liberalen Parteien herbei zuführen, doch am letzten Ende noch von Erfolg be gleitet sein werden. Jedenfalls soll solche Bestrebung auch in den einzelnen Wahlkreisen energisch unter stützt werden, damit nicht durch das Voranstellen oft kleinlicher, persönlicher Differenzen der gesamte Libe ralismus vielleicht auf Jahre hinaus in den Hinter grund gedrängt und zur parlamentarischen Einfluß- losigkeit verurteilt wird." Das sind ganz dieselben Gedanken, die wir bei Be sprechung des Wahlergebnisses in Leipzig-Land und auch schon öfter vorher ausgesprochen Haven. Wenn man nur aber endlich einmal damit rechnen könnte, daß sie verwirklicht würden! Sdlchiutz üer Kommillionsderstung über Sie Reichsverücherungsorünuny. In einer nur zweistündigen Sitzung gelang es am Freitag der Reichsvcrsicherungskommission, den Nest des dritten Buches über die Eewerbeunfallverstche- rung, landwirtschaftliche und Seeunfallversicherung, das vierte Buch über die Invaliden- und Hinter bliebenenoersicherung, das fünfte Buch über die Be ziehungen der Versicherungsträger zueinander und zu anderen Verpflichteten, sowie das sechst« und letzte Buch über das Verfahren in der Ausgleichlesung zu erledigen. Durch die neuen Kompromißbeschlüste wurden die Beschlüste zweiter Lesung nicht mehr wesentlich geändert. - Damit ist nunmehr die ganze Reichsversicherungsordnung mit ihren 1754 Para grap h e n in der Kommission indreiLesungen durchberaten. Die Lesung der Berichte soll mög lichst noch vor den Osterferien stattfinden. Berichterstatter sind für das erste Buch (gemeinsame Vorschriften), fünfte und sechste Buch Das Grüne «uw. Roman von August Weißt. ,'Zj (Nachdruck -'erbot-m.) Der Polizeirat hielt dem Kommissär das Schreiben hin. Der Kommissar glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Aber es war kein Zweifel möglich. Das Papier war einer seiner Briefe an den geheim nisvollen Domino, der ihn vor einer Stunte erst auf dieses Haus aufmerksam gemacht hatte. Was hatte jene vornehme Frau mit diesem Ar beiter zu tun? Wie kam einer ihrer Prioatbriefe in die Tasche des Ermordeten? Der Kommissar zuckte mit den Achseln und sagte: „Ja, ich muß zugeben, «s ist ein Teil eines Briefes, den ich vor vier Tagen abgeschickt habe." „An wen?" „An eine Dame, Herr Polizeirat, die ich heute abend gesprochen habe, aber von Angesicht zu An gesicht nicht kenne. Es ist mir unerklärlich, wie der Brief in die Tasche dieses Mannes kommt. Zur Orientierung bitte ich Sie, Herr Polizeirat, «inen Augenblick mit mir auf den Gang zu kommen." Doktor Specht erzählte dem Polizeirat rasch, was sich auf der Reboute zugetragen, und schloß: „Nach der ganzen Art jener Frau kann ich nicht be greifen, wie sie mit diesem Manne, der zweifellos den unteren Volksschichten angehört, in Verbindung ge standen haben mag." „Dafür wird sich wohl ein« Erklärung finden. Festzuhalttn sind zwei Momente. Erstens: der Do mino lenkte Ihre Aufmerksamkeit auf dieses Haus mit einem Hinweis auf die Spionageaffäre; zweitens ist der gefundene Brief ein Beweis, Laß Beziehungen zwischen den beiden Personen bestanden haben. Diese Anhaltspunkte werden sich für uns noch als sehr wert voll erweisen, denn der Mann da drinnen — schauen Sie sich ihn einmal genau an — macht auf mich einen ganz merkwürdigen Eindruck. Und dann der elegante Herr, mit dem er gesehen wurde, und der spurlos ver schwunden ist? Na, wir werden fa sehen. Wir sprechen noch darüber. Jetzt müssen wir hier fertig werden." Der Polizeirat schickte nach dem Qmrttiergeber. Herr Müller, ein Tischlermeister, trat ängstlich vor den Polizeirat. „Sie, Herr Müller, als Sie ins Zimmer kamen, war's da licht oder finster?" „Finster, bitte, Herr Kaiserlicher Rat. Aber die Lampen hat noch g'raucht." „Wissen Sie das bestimmt?" „Freilich. Man hal s ja g'rochen, und ich hab' ganz deutlich den Docht ein bißl glimmen g'sehen. Wie ich später die Lampen anzünd't hab', war der Zylinder noch warm." „Seit wann hatte denn der Strebinger bei Ihnen gewohnt?" „Da muß ich erst im Meldezettel nachschauen." Müller suchte den Zettel hervor. „Am fünften ist er eingezogen." „Wann war der Diebstahl bei Holmhorst?" fragte der Polizeirat leise den Kommissar. „Am vierten abends." Der Polizeirat nickte. „Woher kam der Strebinger?" „Er war zuq'reist, hat er g'sagt." „So . . . Bezüglich der Lampe erinnern Sie sich genau? Der Docht war also nicht herunter geschraubt?" „Nein, bestimmt nicht!" „Es ist gut, Sie können gehen!" Müller verließ das Zimmer. „Daraus folgt, meine Herren", sagte der Polizei rat, daß nach dem Morde noch jemand im Zimmer gewesen sein muß. Es ist ausgeschlossen, daß Adolf Strebinger vor seiner Ermordung die Lampe selbst ausgelöscht hat. Der Kopf mußte scharf beleuchtet ge wesen sein, als von der Straße aus geschossen wurde. Jener Mann, der Zeuge des Mordes war, hat die Lampe ausgeblasen." » „Pardon", wandt« der Chef des Agenten-Jnftituts Georg Schulz ein, „ist es nicht möglich, daß der Luft- zum beim Oeffnen des Fensters die Lampe aus gelöscht hat?" „Dann müßte er wohl auch sonstwo Unordnung angestiftet haben, llebrigens glaube ich, daß der Fremde guten Grund hatte, Finsternis zu verbreiten, ehe er seinen Weg durch jenes Fenster nahm. Viel leicht war er ein Komplice des Mörders. Auffällig ist jedenfalls, daß er aus dem Fenster sprang, anstatt Lärm zu schlagen. Herr Doktor, bitt«, verfolgen Sie diese Spur weiter. Es handelt sich um einen elegan ten blonden Herrn mit Stadtpelz und Monokel, den der Avachtmann Stolzengruber hier im Zimmer ge sehen hat. Er muß Zeuge des Mordes gewesen sein. und entfloh aller Wahrscheinlichkeit nach durch jenes Fenster. Dort wäre also die Spur aufzunehmen." * * * Doktor Specht untersuchte zunächst das Fenster. Er konnte nichts Auffälliges entdecken. Dann öffnete er es und leuchtete hinab. Die Spuren des Aufsprunges waren deutlich sichtbar. Doktor Specht winkte einen Detektiv herbei und begab sich in den Gatten. Dom Fenster liefen die Spuren direkt zum andern Ende des Gartens. Das Gangbild zeigte die charakteristischen Merk mal« eine Mannes in raschem Laufen. Sowohl das Verhältnis des Balleneindruckes zur Tiefe des Fersenbildes als auch die Schrittweite von 135 Zenti metern bewiesen ganz deutlich, daß es dem Unbekann ten ganz gewaltig darum zu tun gewesen sein mußte, möglichst rasch aus dem Hause zu kommen. Dottdr Specht schickt« den Agenten zum Quartier geber mit dem Auftrage, Leim kocben zu lassen, da er einen Abguß des Fußbildes Herstellen wollte. Inzwischen ging er nochmals langsam die Strecke ab. All« Spuren zeigten Len Abdruck eines schmalen kleinen Schuhes mit dünnen Sohlen und niederen Absätzen. Das paßte ja zu dem Bilde, das der Wacht- mann Stolzengruber von dem eleganten blonden Fremden gegeben, den er im Gespräche mit Stre binger gesehen. Doktor Specht suchte nun di« Stelle auf, an der der Flüchtling den Zaun überklettert hatte, und prüfte das ichneebehangene Geäst sorgfältig. Endlich stieg er selbst hinüber und studierte auf dem schmalen Fuß weg« die Fortsetzung der Spuren. Sie ließen sich um das Haus herum bi» zum Seitengäßchen verfolgen. Don dort liefen sie nicht rechts, der Krillhoferstraße zu, sondern in die ent gegengesetzte Richtung gegen die Silbinggasse, die auf den Gürtel mündet. Ecke der Silbinggasse befand sich ein kleiner Kaffee schank. Das Lokal mußte nicht besonders gut besucht sein; denn an der Tür stand di« Kellnerin und blickte gelanawcilr auf die Straße hinaus. Als sie den Kommissar, die Laterne in der Hand, des Weges kommen sah. trat sie neugierig auf di« Straße und sprach ihn an. „Haben S' was verloren?" „Freilich, samt möcbt' ich ja nicht suchen." „Js a Geld oder a Brief? Wann'» a Brief is — der Feuerbursch, der Fvanzl, hat vochin an g'funden. Js vielleicht der?" Doktor Specht griff nach dem offenen Briefe, dessen Adresse er sofort erkannt«. Im Kuvert stak die zweite Seit« j«ines Briefes an den geheimnisvollen Domino, die Ergänzung des abgerissenen Teiles, den man bei dein Ermordeten gefunden hatte. „Ja, der Brief gehört mir. Da haben S' ein kleines Trinkgeld!" Er gab dem Mädchen einen Gulden und fragte dann: „Kann ich den Franzi sprechen?" Ja, freili, kommen S' nur «imrl Das Mädchen, froh, einen so freigebigen Gast ge wonnen zu haben, stieß die Tür des Lokals auf. Schwer«, dicke, rauchige Luft schlug dem Kommissär entgegen. Ein paar verdächtige Gestalten saßen in der Ecke um einen Tisch herum und blickten scheu auf, als Doktor Specht eintrat. Die übrigen Tisch« waren unbesetzt. „Heut' hast aber lauter feine Gcist'l" grölte in tiefem Baß einer der Cchwerbetrunkenen dem Wirt zu. „Warten Sö vielleicht auch auf so an Otermobil?" Der Kommissar stutzte. „Halt's Maul!" schrie der Witt. „Was rebstt denn für blöde Sachen in dein' Schwammer." Der Besoffene fuhr wütend auf, indem er ein Glas erhob: „Wer hat an Schwammer? Bielleicht du — ver standen? I net. I waß, mit wem i red'. Der Herr is ja kaner von der Polizei!" „Sei stad, Poldl", mengte sich ein ariderer ins Ge spräch. Doktor Specht ging in den Hintergrund der Schenke und bestellt« «in« Kleinigkeit, wcchrenddessen das Mädchen den Franzi herbeiholte. „Wo haben Sie den Bries gefunden?" fragt« er „Um a neun« war'». I bin grab' ins G'schäft gangen. In der Silbinggasten i» er gstegen " Den zweiten Teil des Briefes hatte also vermut- lich f«ner Mann, der Zeuge des Mordes, auf d«r Flucht verloren. War er auch hier eingekehrt? Doktor Specht wandle sich an das Mädchen. „Richtig, weil ich grab' da bin. Mein Freund, wissen S', der blond« Herr im Pelz, der gegen neun Uhr hier war, hat der nix vergessen?" „I werd' den Herrn fragen."
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