Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189709220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-22
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
v«i««»»rc ?jür Dresden vietteljährlich: 2 Mark 50 Pf., bei den Kaifer- lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». Ferner -Anschluß: Nr 1295. Dresdner Journal. Ankünsttgungsgebü-re«: FLr den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 90 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition dc- Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr 20. Ferllspr.-Anschluß: Nr 1295. D 220 Mittwoch, den 22. September abends. 1897. Kestelsungen auf das „Dresdner Journal" für das vierte Vierteljahr werden zum Preise vou 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, wo auch Ankündigungen zur Be- sörderuug au unser' Blatt angenommen werden und wo, ebenso wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Personenhauptbhf.), Herrn Kaufmann Simon, Cirkusstr.24 (Ecke Pillnitzer Straße), Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 2 und Frau verw. Siegmeier, Alaunstr. 19, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. AMT' Wir ersuchen unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. König!. Expedition des Dresdner Zournals. Amtlicher Teil. Dresden, 22. September. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachsen, ist beute Vormit tag 6 Uhr 40 Minuten von Lindau hier wieder ein- getrofsen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß derAmtshauptmann v. Schröter zu Meißen den ihm von Sr. Majestät dem Könige von Siam verliehenen Orden vom Weißen Elephanten 4. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor der vereinigten Stadttheater zu Leipzig Max Staegemann die nach- bezcichneten ihm verliehenen Ordensdekorationen, näm lich den Kaiserlich Russischen Staniülausorden 2. Klasse, den Kaiserlich Oesterreichischen Orden der Eisernen Krone 3. Klasse und das Ehrenkrenz des Königlich Württembergischen Kronenordens annehme und trage Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberregisseur am Stadt theater zu Leipzig Albert Goldberg das ihm von Si. Majestät dem Könige von Württemberg verliehene Ritterkreuz l. Klasse des Friedrichordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Schriftsteller und Drama turg Carl Crome-Schwiening zu Leipzig das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg ver liehene Ritterkreuz 1. Klasse des Fricdrichordens an nehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kunstmaler Moritz Walther Peter zu Leipzig Lindenau die ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt verliehene Ju biläumsmedaille anuehme und trage. Erneunuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» MintfteriumS bc» K«ltu» «Nb öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die Neben- schulstclle in Go-perSgrün. Kollator: das König! Mini sterium de» Kultus und öffentlichen Unterricht- Einkommen: neben freier Wohnung und Gartennutzung lOOO M Gehalt, bis zum Eintritt der Alterszulagen ISO M persönliche Zulage; außerdem 40 M. für den Turnunterricht und 4S M für den Handarbeitsunterricht an die Frau des Lehrers, falls sie diesen erteilen kann. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und AmtSsührungS- zeugnisse bis zum 6. Oktober bei dem König! Bezirkeschul- inspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen; — die neu- gegründete 7. ständige Lehrerstelle zu Mügeln b. Pirna. Kollator: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht-. Die Stelle gewährt als Ansangsgehalt ein jähr liches Einkommen von 1300 M. einschließlich 260 M. WohnungS- geld und steigt durch Zulagen bis aus 265» M. Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bis zum 7. Oktober an den KSnigl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lehmann zu Pirna einzureichen Nichtamtlicher Teil. Die Betrachtungen über auswärtige Politik die in den letzten Tagen wegen Mangels an Stoff beinahe zu versiegen drohten, werden in den gestern von den Kaisern Österreich-Ungarns und Deutschlands gewechselten Trinksprüchen wieder reiche Nahrung finden. Aber Neues werden sie nicht enthalten können. Bestätigen doch die Worte der beiden Kaiser nur eine Thatsache, die allen Verständigen längst über jeden Zweifel erhaben ist: das unerschütterliche Fort bestehen des mächtigen, friedenschützenden Dreibundes, eines Bundes, von dem gar nichts Besseres gesagt werden kann, als die bekannten Worte, daß er noch heule geschaffen we> den müßte, wenn er noch nicht bestehen würde. Natürlich hindern diese Erwägungen alle Friedensfreunde nicht, mit großer Freude die Worte zu hören, die gestern die beiden verbündeten mächtigen Monarchen miteinander gewechselt haben. Die Be- grüßungsworte Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph lauteten folgendermaßen: „Jnnigst erfreut über den Besuch, den Mir Ew. Majestät abzustatten die Güte haben, gereicht cs Mir zur besonderen Genugthnnng. Ew. Majestät diesmal in Meiner ungarischen Haupt- und Residenzstadt willkommen zu heißen Ich begrüße in Eurer Majestät den treuen Freund und Bundesgenossen, deu beharrlichen Mitarbeiter au dein großen Friedeu-werke, dem unsere besten Kräfte immerdar gewidmet sein mögen, und. von der Gleichartigkeit der Gesinnungen überzeugt, die uns bei dieser erhabenen Aufgabe leiten, leere Ich Mein Glas aus das Wohl Eurer Majestät mit Lem Rufe: Seine Majestät Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Daraus antworteten der Deutsche Kaiser in folgender Rede: „Mit Gefühlen tiefsten Tankes nehme Ich Ew. Majestät so herzlichen WillkommenSgruß entgegen Tank der Einladung Ew Majestät habe Ich diese herrliche Stadt besuchen können, deren großartiger Empfang Mich geradezu überwältigt hat. Mit sympathischem Interesse verfolgen Wir daheim die Geschichte des ritterlichen Ungarnvolkes, dessen Vaterlandsliebe sprichwört lich geworden ist, das in seiner kampseSrcichen Vergangenheit Gut und Blut für die Verteidigung des Kreuzes zu opfern nicht gezögert hat Namen wie Zriny und Szigeth lassen noch heute das Herz eine» jeden deutschen Jünglings höher schlagen Mit sympathischer Bewunderung haben Wir tue Fe,er des tausendjährigen Geburtstages begleitet, den das getreue Ungar volk, um seinen geliebten König geschart, in überraschender Herrlichkeit gefeiert hat. Die stolzen Baudenkmäler geben Zeugnis von seinem Kunstsinn, während die Sprengung der Fesseln LeS Eisernen ThoreS dem Handel und Verkehr neue Wege eröffnete und Ungarn als gleichberechtigt unter die großen Kulturvölker einreihte. Was Mir aber während Meines Aus- enthalte- iu Ungarn, und zumal bei Meinem Empfange in Buda-Pest deu tiefsten Eindruck macht, das ist die begeisterte Hingabe des Ungarn an Ew. Majestät erhabene Person Aber nicht nur hier, sondern in Europa, und vor allem bei Meinem Volke erglüht dieselbe Begeisterung sür Ew Majestät, deren auch Ich Mich teilhaftig zu nennen erkühne, indem Ich nach Sohnes Art zu Ew Majestät al» Meinem väterlichen Freunde ausblicke Dank Ew Majestät Weisheit besieht Unser Bund, zum Heil Unserer Völker geichlossen, fest und unauflöslich und hat Europa den Frieden schon lange bewahrt und wird es auch fernerhin thun. Die begeisterte Hingebung sür Ew. Majestät, besten bin Ich gewiß, lodert auch heute in den Herzen der Söhne Arpads, wie da mals, als sic Ew Majestät großem Ahnherrn „moriumur pro rsjr» nostro" zuriesen Diesen Gefühlen Ausdruck gebend, wollen Wir alles, waS Wir für Ew Majestät zu fühlen, denken und bitten vermögen, in den Ruf zusammenlassen, den jeder Ungar bis zum letzten Atemzuge ausruft: „kljen a Kiraly!" Alle Nationen w«rden also weiter rechnen müssen mit dem Dreibunde, wenn anders sie richtig rechnen wollen. Aber auch noch ein anderes Axiom der politischen Dis kussion erweist sich täglich mehr als zutreffend, nämlich das vom englisch-russischen Gegensatz. Das zeigt sich jetzt ganz besonders deutlich an dem Verhalten der russischen Presse »ngcsichls der Schwierigkeiten, die den Engländern in Indien erwachsen sind. Mit aller Offenheit sprechen sich die als Stimme der öffent lichen Meinung maßgebenden russischen Zeitungen dahin aus, daß der Augenblick für russisches Ein greifen in die afghanisch-indischen Verhältnisse ge kommen sei. Jetzt hat sogar das anerkanntermaßen dem russischen auswärtigen Ministerium als Sprach rohr dienende Blatt, die „PeterSburgSkija Wjedo- mosti", das Wort ergriffen und folgendes ausgeführt: „WaS Rußland betrifft, so kann sich diese» der gegen wärtigen Sachlage im nordwestlichen Indien gegenüber unmög lich gleichgiltig verhalten. Darauf weist schon die Thatsache hin, daß England während der letzten Jahre nur daraus auS> gegangen ist, uns zu schaden . . Man muß stets aus das Schlimmste gefaßt fein; wir müssen erwarten, daß es den Eng ländern hauptsächlich dank dem freundschaftlichen Verhalten des Emirs von Afghanistan;?) nach großen Anstrengungen gelingen wird, den Aufstand niederzuwerjen. Wird nun aber nicht durch ihren Erfolg ihr Ansehen bei den Bergstämmen, die an unserer afghanischen und indischen Grenze leben, mächtig gehoben werden? Die Engländer werden alsdann die unumschränkten Gebieter in jenen Gegenden sein, und selbst der Emir von Afghanistan wird sich auf seinem Throne nicht sicher fühlen; Lie Besieger der Swat-, Orakzai- und Asridistämme werden in Kabul ihre Gesetze diktieren, weil sie an der Grenze Asghanistans keine sie zurückhaltende Macht vorsindeu werden; die acht Millionen Afghanen werden daS Schicksal der dreihundert Millionen Hindus und aller unter der indischen Regierung stehenden Mohammedaner teilen. Denn die Eng länder werden sich wohl kaum mit der Niedcrwersung des Aus standes zufrieden geben. Sie werden ihren Sieg in ganzem Umfange ausiutzen, und die schmachvollen Vorgänge in Tschitral, dessen Besetzung eigentlich eine Verletzung de» PamirvertrageS ist, werden sich anderweitig wiederholen Ter gegenwärtige Ausstand ist ja nur durch die aggressive englische Politik hervorgeruscn worden: indem die Engländer alle kleinen Stämme unterwerfen, umzingeln sie Afghanistan wie mit erneur Ringe, aurd wer weiß, w.lch« Folgen sür diese- Land ein künftiger Thronwechsel haben wird, wenn Abdurrahman, dieser erfahrene Politiker und charakterstarke Mann, den Schau platz verläßt Die Engländer haben ja solche Augen blicke stets dazu benutzt, um dynastische Wirren hervorzurufen. Die thatsächlichen Absichten der Eng länder gehen aus Ler kürzlich erfolgten schriftlichen Mitteijung an den Emir hervor, daß die englischen Truppen genötigt sein werden, asghanisches Gebiet zu betreten. ErstenS liegt hierin eine ungeheure Frechheit, fast ein caeu, belli, woraus hervorgeh«, wie sehr die Engländer gewohnt sind, den Emir von oben herab zu behandeln; zweiten» hat das Versprechen, da» eigentliche Territorium wieder verlassen zu wollen im Munde der Engländer k.inen Wert; — Beispiel: Ägypten; Prinzip: dsuti possicksuts». . . . Rußland muß da her gegen die jetzigen englischen Bewegungen gegen den Nord westen Indien» Maßregeln ergreifen, da diese Bewegungen zu jeder Zeit einen agressiven Charakter annehmen können. Gleich viel, wie sich der Emir von Afghanistan zu der Sache verhält, mir unsererseits dürfen eine Ansammlung englischer Truppe» in unserer nächsten Nachbarschast nicht zulassen, ohne Vorsichts maßregeln zu ergreifen; der Übergang der englischen Truppen aus asghanisches Gebiet muß einen ent sprechenden Vorstoß unsererseits gegen Herat und das Pamirplateau zur Folge haben." Tas ist eine Sprache, nach der man beinahe an nehmen müßte, als habe man sich an russischer maß gebender Stelle entschlossen, die große Abrechnung mit England in Mittelasien beginnen zu lassen. Was ein solcher Entschluß bedeuten würde für die Weltpolitik, braucht kaum näher ausgeführt zu werden. Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt — Am 2t. d. MtS.: „Der Freischütz". Romantische Oper in drei Akten von Friedrich Kind. Musik von Carl Maria v. Weber Am gestrigen Abend stellte sich Hr. Konrad als ein neues Mitglied der Hofbühne vor Er sang die Partie des Max und gab darin mit sehr wohllautender, aber noch nicht frei klingender Stimme eine gesanglich be friedigende, musikalisch sichere Ausführung Er zeigte in der Phrasierung und namentlich in der Behandlung kantabler Stellen gute Schule und verriet auch in der schauspielerischen Haltung, obwohl seine Anfänger schaft nicht zu verkennen war, docb keineswegs die Thatsache, daß er gestern überhaupt zum ersten Male aus der Bühne stand Es werden, in Anbetracht der natürlichen Begleitumstände eines Debüt», weitere Leistungen abzuwarten sein, um über die Tragkraft und Kernigkeit der Stimme, die in den hohen Tönen Glanz und Schmelz zu entbehren scheint, zu einer festen Meinung zu gelangen Für mittlere lyrisch-sentimentale Rollen steckt aber jeden falls ein brauchbarer Sänger in Hrn Konrad. Die von Hrn v Schreiner mit Eifer geleitete Aus führung macht sonst keine Bemerkungen nötig. Erwähnt sei nur, daß Frau Wittich gestern in Gesang und Spiel eine besondere Wärme entwickelte P Altpreußische Criuneruugen. Der gleiche Name kann, wie bekannt, sehr verschiedene Dinge bedeuten und die Überschrift „Altpreußische Er innerungen" wohl gar den Glauben erwecken, daß von der Zeit die Rede sein solle, in der die altheidnischen Preußen den eindringenden Deutschherren noch trotzig widerstanden oder in der sich, Jahrhunderte später, ein evangelisches Herzogtum Preußen auf den Trümmern Les Ordensstaates erhob Indes ists nicht fo gemeint, die „Erinnerungen aus dem alten Preußen", einer Autobiographie des im Jahre 1844 verstorbenen preußischen Generals Carl v. Malachowski entnommen und von dessen Enkel, dem Oberstlieutenant D v. Malachowski, bearbeitet (Leipzig, Fr. Wilh Grunow 1897), behandeln vielmehr die Zeit, in welcher der Name Preußen längst auf die ganze Monarchie der Hohenzollern übertragen war, und sind Er innerungen aus den ersten Jahrzehnten unseres Jahr hunderts, vor und nach Jena, aus der Regierungszeit Friedrich Wilhelms III Der Bearbeiter ist es, der mit historisch geschärftem Blick den tiefgehenden Unterschied der Zeiten sieht und würdigt; der Verfasser dieser vor länger al« einem halben Jahrhundert niedergeschriebenen Denk würdigkeiten hat zu denen gehört, die bi« ans Ende ihrer Tage überzeugt blieben, daß „die preußische Armee von 1806, gut angeführt, ebenso siegreich gewesen wäre, wie die von 1813 " Begreiflich genug ist diese Anschauung bei einem tapferen Offizier, der sich bewußt war, vor wie nach Jena seine Pflicht und mehr al» seine Pflicht gethan zu haben, aber sie wirkt einigemal ungünstig auf die Charakteristiken und Urteile zurück, die General v Mala chowski über hervorragende Zeitgenoffen abgiebt Indes liegt der Wert des vortrefflichen kleinen Buches nicht in seinen Urteilen, sondern in den frischen, höchst lebendigen Schilderungen, ihr Reiz beruht, wie der Herausgeber ganz richtig bemerkt, „in dem Kolorit, das die Ereignisse, Zu stände und Personen jener Zeit durch den Bericht des Augenzeugen erhalten und das zum Verständnis mancher Erscheinungen so wesentlich beiträgt " Ein Blick auf diese Erinnerungen macht klar, durch welche Entfernung, mehr innerlich als zeitlich, wir bereits von den Tagen unserer Großväter getrennt sind und welche Fülle von Erlebnissen, die nicht gerade zu histori schen Vorgängen geworden sind, fort und fort versinkt Wer weiß heutzutage noch viel von Dingen, die vor noch nicht einem Jahrhundert die Zeitungen füllten und das Gesellschastsgespräch beherrschten! Die Erinnerungen des Herrn v. Malachowski frischen eine Menge von folcken Dingen auf und bilden daher eine hübsche Ergänzung zu den magern Grundzügen der Geschichtstabellen Wie schon der Name verrät, entstammte der Verfasser einer altpolnischen Familie, doch einer von denen, die schon unter Friedrich dem Großen, lange vor der Teilung Polens, die Heimat aufgegeben und eine neue Heimat im preußischen Heere gefunden hatten Sohn eine» preußi schen Husarenobersten, der 1794 während der Feldzüge am Rhein starb, Zögling der von Friedrich dem Großen neben dem Kadettenhaus gegründeten Academie militaire, sah er noch den Hof Friedrich Wilhelm» II. Zu der hohen Würde eine» Gefreiten und Stubenältesten gelangt, auch zum Pagen ernannt, hatte er „oft Gelegenheit die Königliche Familie zu sehen und war immer hoch erfreut, wenn bei gelegentlichen Ansprachen auch meines Vater» gedacht ward Gemeinsam mit einem Kameraden wurde ich bestimmt, während des Karnevals Leibpagendienste bei der Kronprinzessin, der späteren Königin Luise, zu ver sehen Die Toilette der Damen war zur damaligen Zeit so beschaffen, daß einige Geschicklichkeit de« Pagen dazu gehörte, beim Niedersitzen zur Tafel alles in gehörige Ordnung zu bringen. Die lange Schleppe mußte über die Stuhllehne gelegt, der Stuhl vorgeschoben, Fächer und Handschuh abgenommen werden rc Ich zog mich hierbei, wie beim Servieren, leidlich und ohne Unfall aus der Affaire. Es folgten weitere Pagendienste bei der Königin in Monbijou und in der Fasanerie im Tiergarten sowie auch bei der Königin Elisabeth Christine, der Witwe Friedrichs des Großen Die höchst ehrwürdige alte Dame erschien allemal kurz vor Beginn der Tafel im Speisesaal, um die Anordnungen zu mustern, redete auch und Pagen an: Na, Kinder, Ihr habt doch ordentlich gegessen; nun kührt Euch gut aus, als junge Edellcute müßt Ihr Am bition haben und nicht naschen — Nach unserer Ver- Ter erste deutsche Panzerkreuzer. Der am nächsten Sonnabend aus der Kaiser! Werst in Kic! stattfindrnLc Stopellaus de» PanzerkieuzerS „Ersatz Leipzig", bezeichnet einen bedeutsamen Abschnitt in Ler Entwickelung der deutschen Kriegsmarine Zwar besitzen wir bereits drei „Panzer kreuzer": „König Wilhelm", „Deutschland' und „Kaiser", aber diese Schiffe tragen ihre Bezeichnung mit Unrecht, und es war nur ein Notbehelf, als man diese 25 bis 30 Jahre im Dienste befindlichen, in jeder Hinsicht veralteten Panzer mit dem Namen „Panzerkreuzer" versah. Zwar »ragen sie Panzer, wenn auch veraltete, aber als Kreuzer im Sinne der modernen Seetaktik sind sie absolut unverwendbar, weil sie vermöge der ihnen mangelnden Geschwindigkeit und des geringen KohlensassungS- vermögens nicht im stände sind, Kriegsaufgaben zu erfüllen. Nur alS Flaggschiffe eines überseeischen Geschwaders, daS jedoch niemals in die Lage kommen dari, modernen Marinen gcgen- überzutrcten, können sie noch zeitweilig einmal zu Bedeutung gelangen. Panzerkreuzer für Kriegszwecke sind Liese Lrci Schisse nicht. Ein moderner Panzerkreuzer unterscheidet sich von einem Panzerschiff der Neuzeit, welches die höchste Gesechtskrast in Schutz- und Trutzwaffcn in sich vereinigen muß, dadurch, daß bei ihm, der an Größe dem Panzerschlachtschiff kaum Nachsicht, die Eigenschaften der Geschwindigkeit und des weiten Aktions- Vermögens, also des Zurücklegens großer Strecken unter Dampf, auf Kostcn feines Panzerschutzes bejonderS ausgebildet sind Er ist dadurch im stände, seindliche Kreuzer, die des Panzerschütze- entbehren, zu bekämpfen und deren RckognoSzierungsvcrfuchc gegen unsere Schlachtflotte zu vereiteln, mit feindlichen Panzer- jchiffen ein Feucrgesccht zu führen, da er fclbst schwere Schnell feuerartillerie führt, sich dem wirksamen Angriff eines ihm über legenen Panzers aber jederzeit vermöge seiner höheren Fahr geschwindigkeit entziehen kann Für Panzer älterer Konstruktion, die notgedrungenermaßen in allen Marinen im Ernstsalle hier und da noch mit Verwendung finden, ist der moderne Panzer kreuzer in vielen Fällen ein weit überlegener Gegner. Deutschland hat früher einmal, vor 25 Jahren, einen Panzerkreuzer besessen, die „Hansa". Es war dies ein 1872 vom Stapel gelassene- Holzschiff, welches mit Panzerung ver sehen wurde, 3600 Tonnen Deplacement, eine Maschine von 3000 Pferdestärken, 12 Seemeilen Fahrgeschwindigkeit, 8 Ge schütze in Kasematten und 897 Mann Besatzung hatte. Das Schiff führte vollständige Takelage, konnte also weite Entfern ungen ohne Zuhilfenahme feiner Maschine zurücklegen und hatie demgemäß, trotz geringen Kohlenvorrats, einen großen Aktionsradius. Dies machte das Schiff zur Verwendung auf überfeeifchen Stationen sehr geeignet, und es hat ganz vor treffliche Dienste geleistet. Heutzutage kann eine Macht mit einem folchrn Schiffe selbst den unbedeutendsten zentral- und südamerikanischen oder ostasiatischcn Staaten gegenüber nicht mehr mit irgend welcher Aussicht auf Erfolg auftreten; denn der Gefecht-wert eines solchen Schiffes ist derart gering, daß er modernen Schiffen kleinerer Art gegenüber, namentlich wegen der außerordentlich gestiegenen Leistungsfähigkeit der Artillerie, gar nicht mehr in Betracht kommt Alle Staaten, die irgendwo überfeeische Interessen zu vertreten haben könnten, sehen wir daher auch längst im Besitz von Panzerkreuzern, nur Deutschland machte bisher hierin e«ne Ausnahme. Der neue Panzerkreuzer, als Ersatz für die alte, unbrauch bar gewordene, vollgetakrlte .Leipzig" gebaut, entspricht seiner Bestimmung gemäß dem modernen SchiffStyp Hohe Fahr geschwindigkeit (19 Seemeilen per Stunde), starke Artillerie (24 cm und 15 cm Schnellseuergeschütze von panzerbrechender Wirkung in Panzerdrehtürmrn), Panzerschuy aller vitalen Teile (Maschine, Kessel, Munitions- und Torpedoräume) durch ein inneres horizontales Panzerdeck von 80 mm Stärke sowie Seitenpanzer von 20 cm Nickelstahl zum Schutz gegen direkte- Artilleriefeller und schließlich ein bedeutende- Kvhlenfassung-- vermögen befähigen da- Schiff sowohl zur Entsendung über den Ozean zur Vertretung deutscher Interessen exotischen Staaten mit moderner Kriegsmarine gegenüber, alS auch zur Kriegsührung in unseren heimischen Gewässern, zur Abwehr feindlicher Kreuzer von unferen Küsten bei ihren Erkundung-- führten gegen unsere Schlachtflotte, zu energischer Rekognos zierung gegen feindliche Panzerflotten und zum Schutz unserer Handelsschiffe gegen Zerstörung oder Wegnahme durch feindliche Kreuzer. Wenn Deutfchland im nächsten Jahre diesen jetzt vom Stapel laufenden einzigen Panzerkreuzer sertiggestellt haben wird, hat England deren 14, Frankreich 13, Ruß land 10, Spanien 7, Japan 7, Italien 5 und selbst »Österreich 2. Die bedeutende Steigerung der auf über 17 Mill. M sich stellenden Kosten des neuen Kreuzer- gegen über den Baukosten der durch ihn erfetzten Kreuzerfregatte „Leipzig" von nur 5 Mill M teilt Deutschland mit den anderen Marinen. Keine derselben hat sich aber durch diese au- der fortschreitenden Technik und den militärischen Anforderungen entspringende gesteigerte Kostensumme vom Bau von Panzer kreuzern abhalten laßen; entspricht ihr doch auch eine so außer ordentliche Steigerung des GcfechtswertcS, wie man ihn Kreuzern zu verleihen in früheren Zeiten für unmöglich hielt. (Marine-Politische Korrespondenz) sicherung, daß wir alles aufs beste zu machen suchen würden, folgte jedesmal der Befehl an den anwesenden Hofkonditor: Gebt den Kindern nach der Tafel Kuchen und Konfekt." Köstlich und charakteristisch sind die Erzählungen Malachowskis von seinem Eintritt in die Armee Er hatte es gegen den Widerspruch des Generals Rüchel durchgesetzt, bei der Waffe seiner Vorfahren, den Husaren, als Körnet einzutreten und war zu den in Schlesien garnisonierenden Schulz-Husaren kommandiert worden In Constadt meldete er sich beim Kommandeur des Regi ments, dem Obersten v. Prittwitz. „Dies war ein höchst origineller Mann: klein, mager, sehr beweglich, immer eine lange Pfeife im Munde unb fabelhaft gekleidet Nachdem ich meine gehorsamste Meldung angebracht hatte, schlug der Herr Oberst eine große Volte um mich herum, musterte mich von hinten und von vorn und geruhte zu bemerken, daß er selbst niemals so angezogen und frisiert gewesen wäre wie ich Auf meine kleinlaute Erwiderung, daß ich mir alle» nach dem Schnitt de» Leibhusaren-Reg»- ment« in Berlin hätte ansertigen lassen, hieß es: Na, das sind denn so die Kasseehusaren — effen Sie bei mir, guten Morgen! Zu den Kameraden zurückgekehrt, erzählte ich diesen mein Mißgeschick; e» wurde viel gelacht und mir der Rat gegeben, zu Mittag meinen Zopf näher an den Kopf binden zu lassen, mich glatter zu frisieren und zu pudern, vor allem aber ein paar höhere CziSmen an zuziehen, die mir freundlich angeboten wurden. So er schien ich zur Tafel Der Herr Oberst schlug wieder mehrere Volten um mich, blieb dann vor mir stehen und sagte: Wenn ich denn so per Exempel sehe, daß ein junger Mensch Ambition hat, so bin ich denn auch wieder sein Freund! Diesen Worten folgte ein Händedruck, und »ch darf sagen, daß der Oberst v Prittwitz, ein wahrer Ehrenmann, mir bi» an sein Ende ein Gönner und Freund geblieben ist" Die da malige altpreußische Armee hatte eine Menge von
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite