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Sächsische Elbzeitung Ständige Wockenbeilagen: ,Sss Leben im Bild Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung 71. ^akrgang Bad Zckandau, Donnerstag, den 14. stpril 1927 Nr. 88 Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht !)0 Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. 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Unter diesem Kreuze, dem furchtbarsten Denk- mal menschlicher Schuld, hat Johannes die tiefste Wahrheit, die kein Mensch aus sich selbst und aus dem eigenen Erkennen genommen hat, erfahren und uns hinterlassen: „Gott ist die Liebe". Und Iohannes fügt hinzu: „Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst gcliebct." Vollkommene Liebe wird in uns erweckt durch vollkommene Liebe, die wir empfangen. Diese empfangene Liebe ist so unschätzbar, das; unter allen Künstlern der Erde nach keiner eine Geschichte hat dichten, malen, dar stellen können, die an bewegender Kraft dem Leiden und der Tat unseres Herrn irgendwie zu vergleichen wäre; denn nichts reicht heran au die Größe des Heilandes, der auch den Undank baren, den Verkommenen und Befleckten seine Liebe erwiesen hat und am Kreuze sogar für feine Mörder beten konnte. Diese gekreuzigte Liebe stellt uns immer wieder vor die Frage: Tas lat ich für dich! Was tust du sür mich? Lavatcr hat einmal gesagt: „Eine einzige Tat der Selbstverleugnung bringt uns Gott näher und macht uns fester im Glauben als alle Bc- weise für das Dasein Gottes." Taten erwartet der Gekreu zigte von uns, Taten, die den Stempel seiner Liebe und Hin gabe tragen! Tas Werk Jesu ivaltet in den Ticscn unseres Lebens weiter als ein immer kraftvoller sich durchsetzender Of- scnbarungs- und Erlösungswillc, vertausendfacht in den Herzen aller Edlen, trotzend aller Verwirrung der Geisler; selbst Still stand und zeitweiliger Rückgang werden schließlich doch Kraft- erwecker zu neuem Aufstieg. Denn wir stehen in der Entwick lung; um uns ist Wachstum, vor uns liegt die Erfüllung und über uns leuchtet als ermutigende Verheißung das machtvolle „Es ist vollbracht!" Auch wir Menschen sollen Vollbringer werden, erfüllt von der Kraft unseres Heilandes. Was ein Mensch Großes gewollt Hal, alles, worin selbstlose, dienende Liebe lebt, und ivas dem Sinn der Gottheit abgclnuschl ist, steht unter dem Segen der Ewigkeit; das alles muß einmal durchdringen, wenn auch vielleicht in anderer Gestalt und in anderer Richtung, als der menschliche Gedanke es sich vorgestellt hat. Diesem Dienst, dieser selbstlosen Liebe leuchten die Worte Jesu voran: „Tcs Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für Viele." Die Erfüllung dieses Vor satzes bildete den Kern einer wiedergcborcnen Menschheit. Schon in dem Augenblick, wo Christus zur Kreuzigung überantwortet wird, oilcnvarl sich die neue Krall, die von Ihm durck alte Jahr hunderte hindurch nusgehl: Die aus Golgatha wettenden Schwa chen werden stark, die Schüchternen mutig, die Nikodemus und Joseph von Arimathln werden zu Gläubigen, die Weiber zu Bekennerinnen, ein Schächer zum Bekehrten, und das Volk, das unter dem Kreuz an seine Brust schlägt und schweigend heim- kehrt, wird ahnend inne, daß es eine Macht wider sich hat, vor der cs keine Flucht gibt. Diese Erfahrung bleibt genau die gleiche im Fortschritt der Zeilen und Jahrtausende: Die yimmlische Krast ist gerade dann nm größten, wenn sic zu unterliegen scheint! Auch aus Gol gatha, auf dem dunkelsten Hintergründe strahlt das Licht der Ewigkeit am hellsten: die Heiligkeit Christi wird an der schwer sten Probe vollendet — am Kreuze; die Liebe wird vollkommen — im Opserlodc. Diese Liebe, die sich erst an ihrem eigenen Gegensatz, der menschlichen Feindschaft, in ihrer ganzen Uner schöpflichkeit offenbarte, bahnt für Alle, die von ihr sich führen lassen, einen Zugang zum Höchsten. Niemand ivird die Macht dieser GoUcsliebc erfahren, der nlcht lebendig fühlt, wie tief sein eigenes Elend ist und wie not wendig er Versöhnung und Läuterung braucht. Die Welt bietet keine Gegengaben, die so verlockend wären, daß ein ernsthastcr Mensch schwanken könnte zwischen irdischer Vergänglichkeit und dem ewigen Ziel von Golgatha. Wie hojsnungelos wäre unser Dasein, wie erbärmlich unsere Schwäche, wie dunkel die Tiefe ohne das leuchtende Zeichen göttlicher Liebe! So gibt uns Karfreitag den Inbegriff des Lebens, das immer ein Kamps zwischen guten und bösen Einflüssen, zwischen Nei. gung und Pflicht sein ivird. Nicht Uebergebung, nicht Abkehr vom höheren Ziel, sondern rechte Selbsterkenntnis und Stär kung guter Willenskräfte bringen uns dem eigentlichen Daseins zweck naher. „Ohne die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis gibt cs kcinc Himmelfahrt der GoUcrkcnntnis!" Diese Gotterkcuni- nis, dieses gläubige Vertrauen ist die kostbarstc Gewiß, heit und der sicherste Wegweiser. Selbst jene Men schen, die in der Hast unserer Tage und in der Ucbcrschätzung irdischer Ziele ihren ganzen Glauben einem „Führer" und seinen verlockenden „Richtlinien" schenken, ersahren schließlich, wie nichtig menschliches Stückwerk ist. um wieviel unvergänglicher aber die ewige Wahrheit bleibt. Denn nur Einer unter uns war ein wirklicher Führer: Jesus Christus. Keiner hat so viel Segen ausgcbrcilcl wie er: keiner blieb so vollkommen unbcsteckt von der Welt; und keiner hat wie er, verklärt durch den Op crtod am Kreuze, so leuchtend den Weg zum ewigen Leben gewiesen. Er ist von Allen, die auf Erden wandelten, der Einzige, dem jeder Mensch in grcnzcüloscm Vertrauen folgen kann; der Einzige, dem uneingeschränkt die Bilic gilt: So nimm dcnn mcinc Hände und führe mich! Kantons Anttvottauf dteFünfmächtenole. Die Durchsicht der beschlagnahmten Papiere. Der Minister des Anstcren der Knntvnrcgicrnng, Aschen, wird die Forderungen der fünf Protokollmnchte aus Anlaß der Vorfälle bon Nanking in vier Einzclnvten beantworten. Die Mächte, deren Kriegsschiffe Nanking beschossen haben, werden eine Antwort erhalten, in welcher die Frage der Gewalttätigkeiten der nationalistischen Trnppcn umgangen nnd den Mächten der Vorwnrf gemacht wird, das« sic durch das Bombardement ohne jeden Grund Menschen getötet und die Häuser der Zivilbevölkerung zer stört haben. Italien nnd Frankreich sollen Noten erhalten, in denen die Zahlung von Schadcnsersa h z n - gesichert ivird. Auch die Note an Japan soll persön lich gehalten sein, nm zn versuchen, Japan von England und den Vereinigten Staaten zn trennen. Die nordchinesischen Polizeibehörden geben bekannt, das; die genaue Prüfling der kürzlich bei der Durchsuchung der Nebengebäude der Sowjctbotschaft beschlagnahmten Schriftstücke eine Anzahl von Tagen in Anspruch nehmen ivird. Dies ist, ivie erklärt ivird, zum Teil darauf znrück- zuführen, daß ciue große Anzahl von Papieren zivar sichergcstcllt wurde, aber iu der Hauptsache kaumleser - lieh ist, weil die SowjetbcanUcn sie iu Petroleum gctaucht hatte«, um sie zu verbreuuen. -I: Zurzeit befinden sich 171 f r c m d c K r i c g s s ch i f f c mit acht Admiralen in den chinesischen Gewässern. Von diesen Schissen entfallen ans England 76, auf Japau 18, auf Amerika 30, auf Frankreich zehn, ans Italien vier, auf Spanien, Portugal und Holland je eins. Dieses Flottcn- anfgcbot ist das stärkste, das je in China versammelt war. Japan mit der russischen Erklärung unzufrieden. Aus Tokio wird gemeldet, daß die russische Erklärung die japanische Negierung nicht zufrieden gestellt habe. Die japanische Regierung verlange nicht Worte, sondern Taten. Die Ab brechung der diplomatischen Beziehungen zu Peking sei gleich bedeutend mit einem Kriege mit China. Japan bleibt zurückhaltend. Berlin, 11. April. Gegenüber den von englischer Seite ausgehenden Gerüchten, daß Japan in der Mandschurei mobil mache, wird in einer Meldung aus Tokio , festgestellt, daß sich die japanischen Trnppensendungen nach der Mandschurei auf die regelmäßige Ablösung der durch das Boxer-Protokoll vorgesehe nen Garnisonen beschränke. * Zusammenziehung russischer Truppen an der chinesischen Grenze? Wie die Havasagcntur berichtet, haben die Nüssen an der chinesisch-russischen Grenze INI) MM Mann zusainmcngczogcn, um für alle Ueocrraschungcn vorbereitet zu sein. Erneute Generalstreikparole in Schanghai. Neuer englisch-chinesischer Zwischenfall. Loudon, 13. April. Nach Meldungen aus Schanghai hat die Arbeilergewerljchast als Gegenmaßnahme gegen die gestrigen Angriffe nationalistischer Truppen auf Gewerkschastsbeamte den Generalstreiksbesehl erlassen. Daraushin sind heule früh in Schang hai UM Mit) Industriearbeiter in den Streik getreten. Die Gewerk schaft erklärt, daß der Streik sich nicht gegen die Ausländer, sondern gegen die konservativen Nationalisten richte. In einer Baumwollspinnerei wurden 15M) Nichtstreikende von 5t> Streik posten angegriffen. Dabei wurden 2 Personen erschossen und 7 verwundet. Nach weiteren Meldungen wurde "das englische Kanonenboot „Woodcock" von den Chinesen beschossen. Das Feuer wurde er widert. Infolge der drohenden Haltung des chinesischen Pöbels, der wiederholt versuchte, die die internationale Niederlassung in Schanghai 'umgebenden Barrikaden niederzureißen, sahen sich die britischen Truppen heute verschiedentlich gezwungen, Schreck schüsse abzugeben. Bislang haben diese genügt, um jeden ernst haften Angriff zu verhindern. Die Stärke der englischen Truppen in China. London, 11. April. Chamberlain erklärte am Mittwoch im Unterhaus, daß die Gesamtstärke der in China befindlichen englischen Landtruppen 16 Bataillone Infanterie betrage. Ferner ständen in China rund 11 OM) Mann Marinesoldatcn zur Verfügung. , Für eilige Leser. * Die preußischen Anträge im Reichstag, die dahin gehen, daß in das Strafgesetzbuch dauernde Bestimmungen ausgenom men werden, die die öffentliche Beschimpfung der republikanischen Slaatsform bestrafen und weiter die Strafbarteil von Verbin dungen betreffen, die den Sturz der Republik bezwecken, wurden in namentlicher Abstimmung mit 37 gegen 3t) Stimmen ange nommen. * Reichsanßenminister Dr. Stresemann wird, wie verlautet, gegen das Urteil im Plauener Prozeß Berufung einlegcn. * Der Rcichsrai erklärte sich in seiner letzten Sitzung damit einverstanden, daß aus Anlaß der Feier des tausendjährigen Bestehens der Stadt Nordhausen silberne Dreimartstücke bis zlim Betrage von 3M) mm Reichsmark ausgeprägt werden dürfen. * Heftige Stürme haben im MiUclmcergebict schweren Schaden angenchlet. Besonders schwer betroffen wurde die marokkanische Küste. Zwei Transportschiffe sind gesunken; wobei 20 Personen der Besatzungen ertranken. Der Materialschaden ist sehr groß. * Aus Moskau wird gemeldet, daß ein Giilerzug bei dem Uebergneren des Flusses Seja (Sibirien) in den Fluß stürzte, da die Brücke cinbrach. 15 Mann sanden dabei den Tod. Das tstHetHoskowEslhe LevenSproviem. Von l)i. Rudolf Ergert- Egcr. Noch vor wenigen Jahren hätte man cs mit seincm sndcten- bculschcn Gewissen für unvereinbar gelinkten, die Möglichkeit eines dauernden Weiterbestandes der tschechoslowakischen Re publik überhaupt zu erörtern. Die schonungslosen Härten der tschechischen Herrschaft, die sich überstürzenden Gewalttaten gegen den Besitzstand der ungefragt dem neuen Staat ungegliederten nationalen Minderheiten, vor allem aber die noch offenkundige Unsicherheit der internationalen Beziehungen, alle diese Gründe konnten ciue andere Haltung als die striktester Verneinung der neuen MachtvcrhäUnissc, die 316 Miüioneu Deutsche zwangen, dem tschechoslowakischen Staat anzugehören, nicht rechtfertigen. Aehnlich wie man in Deutschland in weitesten Kreisen die lleber- zcugung hegte, daß cs ein Sichabfinden mit dem Versailler Ver trag von einem wahrhaft nationalen Standpunkt aus einfach nicht geben könnte, begnügte man sich zunächst in der sndcten- dcutschcn Politik von einer Zertrümmerung der Zwingburgen des Friedens von Saint Germain zu träumen, von einem Glücks fall, der dem Sudetcndeutschtum das vorenthaltene Sclbstbcstim- mungsrcchl, die freie Entscheidung über die eigene Staatszugc- hörigkcit ermöglichen würde. Da es zn dieser Zeit im sudeten- dculschcn Lager einschließlich der Sozialdemokraten nur eine nationnlpolitischc Aussassung gab, konnte man sich keine andere sudctendeutsche Zukunft denken als die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich, ein Ziel innigster nationaler Wünsche. Die Zeit hat im nationalen Denken des sudetcndeutschen Volkes, das sich seiner deutschen Volkszugehörigkeit schon in- solge der jahrzehntelangen Kämpfe gegen den tschechischen Er- oberungsdrang im alten Oesterreich iu einem Maße bewußt ist, wie vielleicht kein anderer deutscher Volksslamm, erzieherisch gewirkt und den politischen Sinn aus praktisch erreichbare po litische Ziele gelenkt. Atan lernte in den deutschen Gauen der tschechoslowakischen Republik erkennen, daß mit einer bloßen negativen Politik, die in einer grundsätzlichen Opposition zum Staate stände, dem Deutschtum in keiner Weise auch nur im geringsten etwas genützt, umsomehr aber geschadet würde. Ge währte man doch den tschechischen Machthabern mit der be tonten staatsfeindlichen Einstellung geradezu die Handhabe, und, international besehen, die moralische Rechtfertigung dafür, aus wohlverständlichcm Selbsterhaltungstrieb die Unterdrückung der deutschen Ctaatsseinde nicht nur sortzusetzen, sondern gegebenen falls mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verschärfen., Un ermeßlicher Schaden erwuchs auf diese Weise dem Deutschtum im Laude. Deutsche Beamte und Offiziere wurden entsernt, der wirtschaftliche Besitzstand der Deutschen auf jede erdenkliche Art geschmälert, die kulturellen Ansprüche waren auf reine Sclbsterhaltung angewiesen, und es wurde kaum ein Gesetz gc- schasfen, dessen Spitze sich nicht irgendwie gegen die Deutschen gerichtet hätte. Selbstverständlich wurden aus keinen Fall deutsche Wünsche, und wären sie auch noch so berechtigt ge wesen, erfüllt. Die deutschen Abgeordneten, obwohl 72 Mann stark und ein Viertel des gesamten Volkshauscs, vergeudeten ihre Kräfte in einer völlig nutzlosen Opposition, während dem Deutschtum ein Schlag nach den: andern im Staate versetzt wurde. Die Sachlage führte zwangsläufig zu einer Umstellung der sudetendeutschen Politik. So entstand dcr deutsche Aktiuismus, die politische Idee einer Realpolitik die mit den Methoden des Mitregierens und des Erregierens die Erhaltung und bessere Zukunft des sudeteudeutschen Elementes im Staate anstrebt. Daß sich eine solche Politik auf den Boden der vollen Anerkennung des Staates und der Erfüllung der Staatsnotwendigkciten stellen mußte, ist selbstverständlich. Die unüberbrückbar gewordcüen Gegensätze zwischen den tschechischen bürgerlichen und sozialistischen Parteien, die ini Dezember v. Is. zum Bruch der allnationaleu Regierungskoa- lition führten, ermöglichten es den Deutschen, in die Negierung einzutreten. Drei deutsche Parteien, dcr Bund der Landwirte, die Gewerbeparlei und die Christljchsoziale Volkspartei machten einen dicken Trennungsstrich zwischen sich und den übrigen deut schen Parteien, die teils, wie die Deutschnationalen in prin zipieller Opposition zum Staate verharrten, teils wie die deut schen Sozialdemokraten in einem Widerspruch zum herrschenden