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Geschäftsstelle, Druck u. Beklag: Germania, A.-S, lllr Berlag und Druckerei, Filiale Dresden. DreSden-A. l. PollerslrabeN. FernnifmoiS. Polllcheckkonto Dresden ! r7oz. Baickkoicko: Stadtdank DreSven Nr. »Nt» Für christliche Politik und Kultur Hummer 1S7 — r«. Jah»»>«g Erscheint Linal wöchentlich mit den Illustrierten Gratisdetlagen ÜDle Welt" und .Für unser» kleinen Leute', sowie den Text- keilageu »Ünter-altung und Wisse»', »Kirche und Welt', »Die Welt der Frau', »Aerztlicher Ratgeber", »Literarische Beilage", iFilmrundschau". Monatlicher Bezugspreis S.- Mk, einschl. Bestellgeld. Sinzelnummer 10 SonutaguunuiierKO Haichtschriftleitek l T». G, DeSezh», Dresden, So»»r«g. -«n 14. Augttfi 1-27 «»zeig en-reif«> Die lgespaltene Petttzetl« SO FamUiew- auzeigrn und Stelleng^nche KO 4. Dt« PetttreNamezetl«, «g Millimeter breit, 1 «». OsfertengebiHr KO »f, bei Ueber» senduiig durch die Post außerdem Portozuschlag. Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie ^rstmnng v, Anzeigen-Aufträge» u. Leistung v. Schadenersatz. Geschäftlicher Teil: Artur Lenz, Dresden. Kirche und Skaal in -er Tschechoslowakei Hie unter dem Koalitlonskabknett geplante Neuregelung (Von unserem Prager Mitarbeiter) Magister Johann Hus l)at bekanntlich 1925 an sei nem Jahrestag (6. Juli) die tschechoslowakische Parla- mentsmaschine lahmgelegt. Der Hustag wurde danials zuin erstenmal als staatlicher Gedenktag gefeiert. Neben den freisinnigen tsä)echischen Parteien beteiligt sich auch die offizielle Tschechoslowakei unter dem Protektorat des Repu-blikprästdenten und dem Ehrenpräsidium des Mini sterpräsidenten an der feierlichen Huskundgebung. An dem Amtssitze des Republikpräsidenten, der Burg, wehte nicht die Staatsflagge, sondern die weiße Husfahne mit dem roten Kelch, Die Feier war dadurch über das Na tionale zu einer Kundgebung gegen den Katholizismus ge stempelt. Und das in einem Staate, in welchem sich immer noch mehr als Dreiviertel der Bewohner zum Katholizis mus bekannten, Als Protest gegen diese Beleidigung des Vatikans und aller Katholiken dieses Staates hatte noch am gleiäsen Tage Nuntius Mar maggi Prag verlassen. Diese Mreise wurde aber nicht lediglich durch die Teilnahme der offiziellen Tschechoslowakei an der Hus feier veranlaßt. Die Ursachen hierfür lagen iveiter zu rück. Nach Gründung des Staates ivar es klar gewesen, daß die kirchlichen Verhältnisse infolge der durch den Umsturz geänderten Lage einer Neuregelung bedurften. Daher entschloß sich der hl, Sluhl zur Errichtung einer päpstlichen Gesandtschaft in Prag, damit es der tsüsecho- slowakischen Regierung leichter werde, die schwebenden Fragen im Einvernehmen mit ihm zu regeln. Fünf Jahre aber weilte der päpstliche Gesandte in Prag, ohne daß es den verschiedenen Regierungen, die der Staat während dieser Zeit aufzuweisen hatte, eingefallen wäre, sich um dieses Einvernehmen zu bemühen. Die Politik des Außenministers war unverkennbar gegen den Vatikan gerichtet. Hand in Hand damit ging eine maßlose Hetze der tschechischen Sozialistenpresse gegen den Nuntius, so- daß sich im Frühjahr 1925 sogar das Diplomatenkorps vveranlaßt gesehen hatte, beim Außenminister Dr. Benesch ernste Vorstellungen gegen solche Verunglimpfung seines Doyens zu erheben. So war denn seit dem 6. Juli 1925 die offizielle Ver bindung zwischen dem Vatikan und der tschechoslowa- kisä>en Regierung unterbrochen. Der Konflikt führte zu nächst innerhalb der allnationalen tschechischen Regierung zu einer schweren Krise, zum Zerschlagen der Parlaments tagung. Von diesem Schlag konnte sich die alltschechische Regierungskoalition nicht mehr erholen: ihre Erschütte rung trug viel zu den frühzeitigen Parlamentsivahlen vom November 1925 bei, die ihr durch die Niederlage der So zialdemokraten den Rest gaben. Von Seiten des Katholizismus in der Tschechoslo wakei wurden keine Versuche auf Wiederherstellung der unterbrochenen Verbindung mit dem hl. Stuhle unter lassen. Naturgemäß mußte d'eser als der berufene Ver treter der katholischen Interessen auf Garantien seitens der offiziellen Tschechoslowakei bestehen, daß sich die Vor fälle vom 6. Juli 1925 nicht mehr wiederholen, daß die Husfeier sich lediglich auf die nationale Seite beschränke. Noch die Husfeier im vorigen Jahre ließ in dieser Hinsicht zu wünschen übrig. Durch die Bildung der tschechisch-deutschen Regierung wurde eine günstigere Sachlage geschaffen. Die Stellung der beiden Parteien, der Deutschen christlich-sozialen Polkspartei und der „lldova strana" (tschechische Volks partei), die 44 Mitglieder in der Regierungsmehrheit stell ten und die katholischen Interessen vertraten, wurde durch den nachträglichen Eintritt der slowakischen Polkspartei mit 23 Parlamentariern noch verstärkt. Sie entsandten in die Regierung 5 Minister, ein Drittel der Gesamtregie rung, die damit einen starken christlichen Einschlag erhielt. Die katholische Bevölkerung ohne Unterschied der Natio nalität erwartete nun die Wiederaufnahme der Beziehun gen der tschechoslowakischen Regierung zum Vatikan. Der Reichsparteide--'"-istlieb-sozialen Volkspar- Keule: Die Welt (Illustrierte Wochenbeilage) Die deutschen Sender (Funkbeilage) Unterhaltung und Wissen Kirche und Welt Turnen, Sport und Spiel Filmrundschau Vor dem Abschluß -es en-gütttgen Abkommens — Die grundsätzliche Meistbegünstigung gesichert Paris, 1». August. Der Abschluß des deutsch-französischen Handelsvertrages Ist nur »och eine Frag« von Stunden. Die Verhandlungen sind soweit gediehen, das; nur noch einig« loenige Aragen der^. Klärung bedürfen. Das Abkommen erstreckt sich, soweit bis her bekannt ist. aus die Erzeugnisse der grasten deuts«t)«n Exportindustrien, wie die des Maschinenbaues, der Elektrizi-i tat und der chemischen Industrie, ferner aber auch auf fast alle mittleren und kleineren Exportindustrien und die Landwirt« schast. Die französischen Interesse,, werden dadurch berück sichtigt, dast die französischen Erzeugnisse landwirtschaftlicher und industrieller Art einbezogen iverden, wobei besonders die Textilindustrie I» Betracht kommt. Der leitende Gesichtspunkt bei de» Verhandlungen war die Erlangung der beiderseitige,» Meistbegünstigung sür den beiderseitigen Wirtschaftsverkehr. Demgemäst wird Deutschland in den G«n»st des Minimal- tarises trete». Was die Laufzeit des Abkommens anlangt, so gilt als! Ziel, grundsätzlich der Wirtschaft der beiden Länder eine langfristige Dauer des Abkommens siri-er,zu stellen. Das Abkommen wird also diesmsal nicht de» Charakter eines Provisoriums, sonder» eines regelrechten Handelsvertratzes tragen. Die deutsch-französisch-» Wirtschasisverhan klun gen, die seit acht Wochen ununterbrochen vom frühen Morgen bis zum späten Abend dauern, haben an die Arbeits- und Nervenkraft der Delegierten hohe Anforderungen gestellt. Der vielfach oorausgesagte Abschlutz eines Abkommens hat sich immer wieder als allzu optimistische Hoffnung erwiesen. In, heutigen Stadium der Verhandlungen etwas über die Bedeu tung des bevorstehenden Abkommens sür die deutsche Wirt schaft zu sagen, wäre verfrüht. Doch darf man die Hoffnung aussprechen, daß es dem deutschen Export immerhin gelingen wird, aus dem Abkommen Vorteile zu ziehen. Der Stand der Verhandlungen ist, wie die Telegraphen- Union erfährt, etwa folgender: Die Verhandlungen über Metallsertigwaren, Lederwaren, Wirkwaren, Strümpse und >o weTker, Splelwaren und Mas find noch nicht beendet. Dagegen sind die gleichzeitig geführten Verhandlungen über chemische und elektrotechnische Waren und Maschinen so gut als beendet zu betrachten. Völlig abgeschlossen ist das Gebiet der Textilwaren, bis auf die oben erwähnten Wirkwaren. Es be- stehen neben den Differenzen auf den vier genannten Gebieten noch eine Reihe von Differenzen allgemeiner Art unter denen insbesondere die Frage bezüglich des Termins für den Eintritt der M e i st b e g ü n st i g u n g s k l a u s e l zu nennen wäre, ebenso wie die Frage der Aushebung des französischen Weinkantingents bzw. seiner Bemessung. Die Verhand lungen hierüber dauern noch an, gleichzeitig auch die Be sprechungen über die Sicherung des Vertrages sür die verein barte Laufzeit. Bisher ist man sich allerdings dahin einig ge worden, daß der Vertrag bis zum ersten April 1929 laufen soll. Eine weitere Schwierigkeit ist in dem von den Franzosen verlangten einseitigen Kündigungsrecht zu er blicken. Die von den Franzosen bei den Verhandlungen in den Vordergrund geschobenen Forderungen erstrecken sich, wie bekannt, auf die Frage der Einfuhr von Wein, Früchten und Frühgemüse nach Deutschland. Di« Frag« der Konsularvertretung Deutsch lands in Elsaß-Lothringen und die Frage des freien Handels in Marokko ist gleichzeitig als nicht erledigt zu betrachten. Bei den hier skizzierten noch vorhandenen Schwierigkeiten und nach der in Betracht zu ziehenden Zeitspanne, die für die Fixierung des Vertragsteries beansprucht werden mutz, erscheint es kaum denkbar, daß die Verhandlungen noch un Lause dieser Woche zu Ende gehen iverden. Wenn man sich nach den Hauptgründen der noch bestehenden Schwierigkeiten srügt, so wird man zu- sammenfassend folgende zwei Punkte hervorheben können: Erstens die einseitigen KUndigungsmöglichlciten des Vertrages durch die Franzosen und die damit verbundene gewisse Unsicherheit hinsichtlich seiner Lausdauer. Zweitens die Möglichkeit der Ver änderungen der Zollpositionen auf gewitzen Gebieten durch di« Franzosen während der Laufzeit des Vertrages, den man am besten als Jnterimsvertrag bezeichnet. tei stellte am 26. Mai l. I. mit Bedauern fest, daß bis heute das unerläßliche Einvernehmen zwischen Kirche und Staat in wichtigen Belangen gestört ist. Außenminister Dr. B e- nesch, die. einsam ragende Säule aus der alltschechischen Koalitionszeit, mußte sich übel oder wohl zu einer Aende- rung seiner Politik dem Vatikan gegenüber entschließen. Zur Sondierung der Unterlage für eine Negelun der schwebenden Fragen entsandte der hl. Stuhl vor eini ger Zeit den Untersekretär für außerordentliche Seel sorgeangelegenheiten, Msgr. Peter Ciriari, nach Prag. Da auch die diesjährige Husfeier sich streng im Rahmen einer tschechischen Nationalfeier abgespielt und damit der gute Wille, ein Einvernehmen zu finden, sich gezeigt hatte, war der Weg zu direkten Verhandlungen zwischen Prag und Rom geebnet. Der bevollmächtigte Minister Dr. Krofta, vor Ab bruch der Beziehungen Gesandter beim hl. Stuhl, später in Berlin, jetzt Stellvertreter des Außenministers, weilt mit dem Ministerialrat Dr. Rostotschil, der auch als Vertreter des Außenministeriums beim Velehrader Unionskongreß teilgenommen, zu solchen Verhandlungen seit Anfang August in Rom, hatten mit Kardinalsekretär Gasparri be reits Beratungen und wurden vom hl. Vater in besonderer Audienz empfangen. Bei den Verhandlungen kommt nicht der Abschluß eines Konkordates in Betracht, auch nicht die Trennung von Kirche und Staat, sondern die „Regelung des Ver hältnisses zwischen Kirche und Staat", d. h. die Lösung einer Reihe kirchenpolitischer Probleme, die dringender Erledigung harren. Welches sind die Fragen? Vor allem die Frage der Ernennung kirchlicher Würdenträger. Nach dem öster reichischen Konkordat von 1855 stand das Recht zu zahl reichen Ernennungen dem Kaiser zu. Die tschechoslo wakische Republik behauptete, daß dieses Recht auf die Regierung als Trägerin der staatlichen Exekutivgewalt übcrgegangen, was vom Heiligen Stuhle bisher nicht an erkannt wurde. Daher konnten eine Anzahl von Bisäzos- stühlen nur provisorisch mit Apostolischen Vikaren besetzt werden, zahlreiche andere Dignitäten mußten unbesetzt bleiben. Da die Streitfrage durch den Obersten Venval- tungsgerichtshof zu ungunsten der Kirche entschiede», als« innerstaatlich eine causa finita geschaffen wurde, ist ein, Lösung nur durch diplomatische Verhandlungen möglich. Weitere Fragen der Verhandlungen sind die Rege lung der Diöz-esangrenzen, die durch den Umsturz vielfach sich nicht mehr mit den Landesgrenzen decken, die Er richtung eines slowakischen Erzbistums und neuer Diö zesen, Vereinbarungen kirchenoermögensrechtiicher Na tur usw. Die tschechisch-bürgerliche Presse, auch die freisin^ nige, gibt die amtlichen Berichte über die schwebenden Verhandlungen kommentarlos wieder. Anders die sozia listischen Blätter unter stiller oder offener Assistenz der deutschen hakenkreuzlerischen, liberalen und radikalen Presse. Der tschechische nationalsozialistische „Vecerni list" (Abendblatt) zum Beispiel zetert: „Es ist unmöglich, in einer solchen Frage Schweigen zu bewahren, über eine Frage, deren Beantwortung Hunderttausende aufrichtige Tschechoslowakei! erwarten, die nicht zugeben können, daß sich der Vatikan nach mittelalterlicher Art in unsere innerpolitischen Angelegenheiten einmischt und die Re präsentanten unseres Staates gröblich beleidigt <?)". Noch gröberes Geschütz führt die sozialdemokratische Pil sener Nova doba (Neue Zeit) auf: „Die Regierung der Kaolitionsmehrheit ist der Exponent Roms, sie regiert mit Rom und gegen das Volk . . . Der päpstliche Nuntius, der mit Schande beladen die Tschechoslowakei verließ, siegte mit Hilfe der Koatitionsmehrlfeil. Seine Schande wurde unter das fortschrittliche tschechische Volk geschleu dert, das sie fühlt und die es brennt, während der päpst liche Nuntius in absehbarer Zeit seinen Sieg durch den Einzug in Prag unter Beteiligung tschechoslowakischer Regierungsvertreter, die sich schon dieses Jahr an der Husfeier nicht beteiligten .feiern wird." Und nun bas Be,zeichnende! Die dentschnationale „Sudetendeutsche Tageszeitung" (Prag-Tetschen). die sich im Deutschen Reiche als die Vertreterin der sudetendeut schen Interessen anfzuspielen beliebt, bringt unter Fett druck diese tschechischen.Pressestimmen, bejammert, daßdas tschechisch-husitische Volksbewußtsein im Abflauen begrif fen zu sein scheine, ist bestürzt, daß Dr. Krofta nach Rom reist, um den „Bannfluch" zu lösen, freut sich an dem