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Mchnih-IeitW Verantwortlicher Redakteur: Cärl Ikhne in Dippoldiswalde, Nr. 31 Dienstag, den 13. März 1888 Das Hinscheiden unseres ruhmreichen und geliebten Heldenkaisers Wilhelm hat eine Erschütterung in allen Theilen des Vaterlandes und weit über dessen Grenzen hinaus erzeugt, die beispiellos dasteht in der Geschichte. Selbst unsere westlichen Nachbarn, dem rein menschlichen Gefühle der Bewunderung seiner Re genten- und Heldengröße nachgebend, äußern ihre Theilnahme in sie selbst ehrender Weise. Waren in den entscheidenden Stunden des Kaisers heiße Gebete emporgestiegen zum Herrn des Lebens, so sind zahllose Thronen geflossen — auch aus den Augen ernster Männer, als die Trauerkunde durch die Lande flog, daß er uns genommen für immerdar. Aber warum klagen wir also? Ist es nicht urewiges Gesetz, daß unser Leben siebzig Jahre währe, und wenn es hoch kommt, achtzig? Hatte ihm nicht Gottes Gnade ein reichliches Theil an Lebens lagen zugelegt, hatte sie ihn nicht frisch und gesund erhalten bis zur höchsten Stufe, die nur Einzelne erreichen? Hatte der Kaiser nicht selbst, besonders in den letzten 10 Jahren, jeden neuen Geburtstag als ein Gnadengeschenk Gottes hingenommen unv erwartet, es werde der letzte sein? Gewiß sind wir dem Höchsten dankbar für Das, was er unserem entschlafenen Kaiser gegeben, was er an ihm gethan; wir danken dem tobten Helden selbst freudig für Alles, was das Vaterland durch ihn empfangen. Wir werden es ihm nie vergessen, daß er den Jugendtraum der Edelsten und Besten unseres Volkes wahr gemacht hat, daß Deutschland einig und stark geworden ist durch ihn, und mit dankbarer Freude werden kommende Geschlechter von Kaiser Wilhelm erzählen, der jedem Deutschen ein leuchtendes Vorbild gewesen ist an Biedersinn und Vaterlandsliebe, an ernster Arbeit und Pflichttreue, an Gottesfurcht und echt demüthigem Christensinne. Das Alles wissen wir; es steht lebendig vor unserer Seele seine Person, seine Thal, die mit seinem Hinscheiden nicht vergehen, sondern fortzeugen wird Gutes und Segensreiches für sein Volk, und doch — Ja, hätte Gott den Heldenkreis vor Jahresfrist, selbst vor seinem 90. Ge burtstage, den er in körperlicher und geistiger Frische, umjubelt von ganz Deutsch land, feiern konnte, abgerufen: wir wären ihm den Tribut der Liebe und Dank barkeit nicht schuldig geblieben; aber unser Schmerz wäre gesänftigt gewesen durch die Gewißheit, daß er den seiner müden Hand entsinkenden Herrscherstab nieder legen könne in die Hand des an körperlicher und geistiger Rüstigkeit herangereiften Heldensohnes, des geliebten Kronprinzen Friedrich Wilhelm. So aber hatte heim tückische, lebenbedrohende Krankheit den Sohn von ihm gerissen, als das Ende nahte, und bange Sorge mußte die letzte Lebensstunde des scheidenden Kaisers erschweren. Der Tod eines blühenden Enkels, das schwere Siechthum, das den älteren Bruder desselben ergriffen hat, die Gefahr, die das Augenlicht der geliebten Tochter, der Großherzogin von Baden, bedroht, vor Allem aber die sinkende Hoff Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadkLHe zn Dippoldiswalde und Irauenstein * Reinhardtsgrimma. Am 10. d. M., Vor mittags 8 Uhr, ist die 11 Jahre alte Marie Sickert, Tochter des hiesigen Einwohners und Handarbeiters Friedrich Sickert, muthmaßlich infolge Abrutschens von dem an dem Dorfbach entlang führenden Wege in letzteren gefallen und in demselben ertrunken. Nach langem Suchen wurde der Leichnam aufgefunden und da der Tod der Unglücklichen augenscheinlich schon längere Zeit eingetreten sein mußte, der hiesige Arzt, Herr moä. xraot. Biesold, außerdem geschäftlich aus wärts war, wurde von Anstellung der voraussichtlich ohne Erfolg gewesenen Wiederbelebungsversuche abgesehen. K Glashütte, 10. März. Durch das anhaltende Thauwetter und den gestern sich einfindenden warmen Regen sind alle Gebirgsbäche stark angeschwollen, eben so ist die Müglitz schon gestern Abend an verschiedenen Stellen über ihre Ufer getreten und wächst noch dauernd. Ganz bedeutende Wassermassen bringt aber die durch die Stadt fließende, sonst so harmlose Prieß nitz, welche jetzt eine Geschwindigkeit von 4 Meter pro Sekunde hat. Der Hübelbrunne» im sogen. Grunde, dessen Wassergebiet nur ungefähr 15 Min. lang und 5 Min. breit ist, sendet so viel Wasser, daß die ziem lich große Schleuß«, welche sich auf dem Platze des alten Malzhauses befindet, das Wasser nicht alles fassen kann und die eine Straße der Stadt auf circa 300 Meter Länge überschwemmt hat. Seit dem Früh ling 1865, wo auch so plötzlich Thauwetter etntrat, hat der Hübelsbrunnen keine solchen Ueberschwemmungen angerichtet. Damals wurde die Rückwand des Malz hauses durchbrochen, die Straße mannstief ausge schwemmt, ebenso in der später abgebrannten Brauerei Apparate rc. beschädigt. ES 'liegt die Vermuthung nahe, daß zu dieser Waffermenge die Bergwäffer der alten Stollen in den Hirtenwiesen ein gut Theil bei tragen. nung auf die Genesung des würdigen Thronfolgers: wahrlich, armer, armer Kaiser, wir fühlen es, was die Kraft Deines Lebens gebrochen und Deine letzten Stunden erschwert hat. Diese Sorge beugt uns Alle so tief und schwer. Wohl steht das Gefüge des Staatslebens fest und sicher; die Achtung vor Gesetz und Recht fällt nicht dahin, wenn Gott den Regenten abrust; Kaiser Wilhelm hat wacker gearbeitet und gesorgt, daß wir nicht schutzlos dastehen ; unser Kaiser Friedrich Hai die Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue des entschlafenen Vaters ge erbt, er wird in den Stunden der Krankheit und Schwäche an dem jugendfrischen Sohne, dem Kronprinzen Wilhelm, eine Stütze haben; und der treueste Diener des entschlafenen Vaters, der willensstarke Kanzler des Reiches, unser Bismarck, er kann in solchen kritischen Zeiten Kaiser und Reich nicht verlassen, er wird es nicht thun: und doch die bange Sorge? — Gewiß, Deutschland wird mit GotteS Hilfe den schweren Schlag, den ihm der unerforschliche Rathschluß Gottes nicht erspart hat, überwinden, diese Hoffnung wollen wir festhalten; aber es wird ihn nur überwinden, wenn Alle, Jeder an seinem Theile, mithelfen; wenn Alle in dankbarer Erinnerung an Kaiser Wilhelms Werk in deutscher Treue und Einheit zusammenstehen; wenn sie nicht nur Land und Reich, sondern alle die Tugenden, die den deutschen Namen ehren: Biedersinn und Vaterlandsliebe, ernste Arbeit und Pflichttreue, Gottesfurcht und aufrichtige Demuth, in denen uns Kaiser Wil helm ein leuchtendes Vorbild gewesen ist, festhalten als ein theures, unveräußer liches Erbe. Ob das allerwärts geschehen werde, wer vermag es zu sagen? Darod Sorge zu tragen, ist nicht ungerechtfertigt. Doch, lassen wir auch hier das Pa nier der Hoffnung nicht sinken. Wenn irgend Etwas die letzten Lebensstunden des Kaisers erleichtert hat, so ist es die Einmüthigkeit gewesen, mit welcher alle Parteien bewilligt hatten, was dem letzten Reichstag zur Erhöhung unserer Wehr kraft vorgelegt worden war, so ist es die Gewißheit gewesen, daß Deutschland, Europa, ja die ganze Welt das herbe Geschick des Kaiserhauses mit der aufrich- tigsten Theilnahme begleitet haben. Wohlan denn, halten wir künftig ebenso zu sammen! Durch Einigkeit werden wir stark sein! Es murrt Mancher über sein Geschick: es sei nicht zu ertragen. Blickt hin auf das Kaiserhaus! Noth und Kummer verschonen Keinen, auch nicht die auf Erden am höchsten stehen. Bet allem Glücke war auch die Sorge und der Kummer vom Kaiserhause nie fern. Wozu darum Neid und Unzufriedenheit? Darin besteht die wahre Größe, daß man den Platz, wohin man gestellt ist, würdig behaupte und das Geschick trage, das die Vorsehung sendet. Sie wendet Alles zum Besten; so wird's auch hier sein! Möge der Allmächtige Deutschland in seinen Schutz nehmen, in seiner Gnade unserm Kaiser Friedrich Kraft und — Genesung verleihen, ja, Alles zum Besten lenken. 54. Jahrgang. Jnfer«te, welch- bei d« bedeutenden Auflage det «tatter «ine sehr »kl- same Verbreitung finden, «erden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile »der veren Raum berechnet. — La» bellarische und compkkirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einge sandt, im redaktion««» Weile, die Spaltenzeik« M Pf» Frauenstein, 11. März. Die Osterprü- fungen sollen in hiesiger Stadtschule in folgender Weise stattfinden: Montag, 19. März, früh 8—'/eil Uhr: la Knabenklasse (Herr Rektor Fiedler), V» 11—12 Uhr: IV. gemischte Klaffe (Herr Kantor Rößler), Nach mittags 2—4 Uhr: III. gemischte Klaffe (Herr Rektor Fiedler); Dienstag, 20. März, früh 8—'/«II Uhr: Ib Mädchenklaffe (Herr Kantor Rößler), '/,11 —12 Uhr: V. gemischte Klasse (Herr Lehrer Haupt), Nach mittags 2—4 Uhr: II. gemischte Klasse (ders. Lehrer). Die Prüfungen in den Kleinbobritzscher Schulklassen finden Mittwoch, 21. März, in denen zu Reichenau Donnerstag, 22. März, zu noch zu bestimmender Stunde statt. Die Prüfung der Fortbildungsschüler soll nächsten Donnerstag, 15. März, Nachmittags 4 Uhr, erfolgen. Das Kirchenexamen der diesjährigen Konfirmanden findet nächsten Sonntag, Nachmittags 2 Uhr, statt. — Durch das rasche, mit Regen verbundene Thau wetter sind die kolossalen Schneemaffen, die wir hier hatten, in kurzer Zeit bedeutend geschmolzen. In Folge dessen sind die Bobritzsch und Gimmlitz aus ihren Ufern getreten. So angenehm der Winter bei flotter Schlitten bahn ist, wenn diese in gewohnter Zeitdauer anhält, so unangenehm wird er, wenn er, wie der heurige, über die normale Zeit dauert und bei fürchterlichem Sturm und Kälte solche Schneemassen anhäust, daß dadurch sämmtlicher Verkehr tagelang lahm gelegt wird. Altenberg. Nach dem soeben zur Ausgabe ge-> langten Geschäftsberichte der Zwitterstocksgewerk schaft wurden die Ergebnisse unseres Zinnbergbaueö im abgelaufenen Geschäftsjahre außerordentlich un günstig beeinflußt durch den fast das ganze Jabr hin durch andauernden Mangel an genügendem Aufschlag wasser.!, Gegen die schon sehr niedrige Produktion des Jahres 1886 blieb im abgelaufenen die Zinn- - Dir „Wekßerth. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal! Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- 'fialten, Postböten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 11. März. Die Geflügelaus stellung bewährte besonders gestern ihre Zugkraft, in dem viele Hunderte von Stadt-, besonders aber Land bewohnern derselben ihren Besuch machten. Der Saal war zu Zeiten so gedrängt voll, daß eine ordentliche Be sichtigung der Thiere unmöglich war. Nachmittags fand die Verloosung statt, die Manchen einen hübschen Anfang zu einer Zucht brachte. Den Ehrenpreis der Stadt Dippoldiswalde, ein Ständer mit Trinkhorn und Gläsern, hat der Ausstellungsvorstand dem äußerst rührigen und geschickten Geflügelzüchter Reichert-Dres den, der bereits vier Mal mit dem 1. Preise hat aus gezeichnet werden können, zuerkannt. Da es den Prä- miirten freisteht, ihre Preise in baarem Gelbe oder in Gegenständen entgegen zu nehmen, so waren zu be liebiger Auswahl eine Anzahl Trinkgefäße nebst Kannen, Bierseidel und dergl. in der Mustknische ausgestellt, die in gleichem Werthe mit den betreffenden Preisen stehen. Pietätvoll waren die den Gabenraum schmücken den Fahnen sowie die Büste Kaiser Wilhelms mit Trauerflor umhüllt. — Wir wollen wünschen und hoffen, daß der Zweck des Vereins/ in immer weiteren Kreisen Sinn für die so nützliche Geflügelzucht zu er wecken, auch durch die 3. wohlgelungene Ausstellung erheblich gefördert werden wird. — Heute Montag, Mittags 12 Uhr, wurden wir durch Feuerlärm wiederum erschreat. Im Hause des Hrn. Fleischermstr. Hofmann, Kirchgasse Nr. 13, war in der Wohnung der Handarbeiterin Loßner von einer geistig etwas beschränkten Person Feuer in der Ofenröhre gemacht worden. Dadurch hatte sich ein Bett entzündet, das starken Qualm entwickelte. Durch herzueilende Nachbarn wurde das Feuer erstickt, so daß die Feuerwehr nicht viel Arbeit mehr fand und bereits >/,l Uhr wieder abrücken konnte.